Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Eingangswiderstand Differenzverstärker


von Michael (Gast)


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Ich möchte den Einfluss des Eingangswiderstandes einer OPV Schaltung 
(Differenzverstärker) auf die davor geschaltete Schaltung berechnen.

Wir haben eine Brückenschaltung und der Differenzverstärker soll die 
Differenzspannung messen. Natürlich wäre ein Instrumentationsverstärker 
hier besser, rein aus Interesse würde ich aber gerne diese Schaltung 
berechnen...

Wie könnte das funktionieren? Der Eingangswiderstand ist doch jeweils 
abhängig von der anliegenden Spannung? Ich könnte also eine Spannung 
berechnen, dann den Eingangswiderstand, der wiederum die Spannung 
verändert, daher muss ich einen neuen Widerstand berechnen... usw usf...

Wo liegt mein Denkfehler?

: Verschoben durch Moderator
von Jens G. (jensig)


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>Wo liegt mein Denkfehler?

Darin:

> Der Eingangswiderstand ist doch jeweils abhängig von der anliegenden
> Spannung?

: Bearbeitet durch User
von Michael (Gast)


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Was ist dann deiner Meinung nach der Eingangswiderstand?

von Michael (Gast)


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Ich habe den Eingangswiderstand des negativen Einganges zum Beispiel so 
berechnet:

Zuerst die Spannung Up am Pluseingang berechnen.

Up = Ue2*R2/(R1+R2)

Beim idealen Opamp ist die Spannung Um am Minuseingang gleich der 
Spannung am Pluseingang.

Um = Up
Um = Ue2*R2/(R1+R2)

Folglich ist der Eingangsstrom

Ie1 = (Ue1-Um)/R1

Ie1 = (Ue1 - Ue2*R2/(R1+R2))/R1

Re1 = Ue1/Ie1

Re1 = Ue1/((Ue1 - Ue2*R2/(R1+R2))/R1)

Re1 = Ue1*R1/(Ue1 - Ue2*R2/(R1+R2))


Das heißt, der Widerstand ist abhängig von den angelegten Spannungen?

von Noch einer (Gast)


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Gibt verschiedene Beispiele, bei denen du keinen einfachen 
Eingangswiderstand hast. Da würde ich auch nicht von Eingangswiderstand 
sprechen. Stattdessen wie z.B. im Datenblatt eines Transistors das 
Diagramm mit Spannung/Strom beschriften.

Also: Der Eingangsstrom am invertierenden ist von den Widerständen und 
der Spannung am nicht-invertierenden Eingang abhängig - da kann man 
schlicht und einfach keinen einfachen Eingangswiderstand angeben.

Entweder du legst die Schaltung so an, dass du die die Abweichungen 
ignorieren kannst, oder du lässt die Strom/Spannung Kennlinie von einem 
Programm wie Spice berechnen. Das rechnet dann ein paar hundert mal im 
Kreis, bis es stabile Werte bekommt.

von Georg (Gast)


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Noch einer schrieb:
> Der Eingangsstrom am invertierenden ist von den Widerständen und
> der Spannung am nicht-invertierenden Eingang abhängig - da kann man
> schlicht und einfach keinen einfachen Eingangswiderstand angeben

Was für ein kompletter Unsinn. Da sind einfach 2 Widerstände 1 kOhm 
gegen GND, also: Eingangswiderstand 2 kOhm. Die Spannung am NI-Eingang 
wird ja durch diesen Spannungsteiler bestimmt, und der Eingang des OpAmp 
ist hochohmig.

Ob die 2 kOhm für die Brücke eine unzulässige Belastung sind muss man 
halt ausrechnen, auch dafür genügt das Ohmsche Gesetz. Prinzipiell hat 
so ein Differenzverstärker keine hochohmigen Eingänge (natürlich könnte 
man 10 statt 1 kOhm verwenden), wenn man das braucht muss man 
Pufferverstärker davorschalten (Instrumentenverstärker).

Georg

von Günter Lenz (Gast)


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Wenn man von einem idealen OPV ausgeht (macht man ja
normalerweise um die Zusammenhänge besser zu verstehen),
sind die Eingänge unendlich hochohmig, dann bestimmen nur
die außen angeschlossenen Widerstände den Eingangswiderstand.
Dann hat in deiner Schaltung der +Eingang 2kOhm und der
-Eingang 1kOhm. Wenn die Eingangswiderstände symetrisch
sein sollen müßtest du die Widerstände am -Eingang auf
2kOhm erhöhen.

von Noch einer (Gast)


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> 1 kOhm gegen GND

Nur wenn der nicht-invertierende auf GND liegt. Die Spannung am 
NI-Eingang dieser (eher unsinnigen) Schaltung hängt ebenfalls von der 
Eingangsspannung ab.

von Georg (Gast)


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Günter Lenz schrieb:
> Dann hat in deiner Schaltung der +Eingang 2kOhm und der
> -Eingang 1kOhm

Ich gebe auf.

Georg

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Michael schrieb:
> Der Eingangswiderstand ist doch jeweils abhängig von der anliegenden
> Spannung?

Wie Günter schrieb, sind die Eingangswiderstände konstant:

Günter Lenz schrieb:
> Dann hat in deiner Schaltung der +Eingang 2kOhm und der
> -Eingang 1kOhm.

Alerdings ist der Eingangsstrom am negativen Eingang zusätzlich abhängig
von der Eingangsspannung am positiven Eingang, und das macht die Sache
schwierig.

von Michael (Gast)


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Noch einer schrieb:
> Also: Der Eingangsstrom am invertierenden ist von den Widerständen und
> der Spannung am nicht-invertierenden Eingang abhängig - da kann man
> schlicht und einfach keinen einfachen Eingangswiderstand angeben.

Vielen Dank für den einzigen hilfreichen Beitrag hier!! :)
glg

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael schrieb:
> Ich möchte den Einfluss des Eingangswiderstandes einer OPV Schaltung
> (Differenzverstärker)
...
> Wo liegt mein Denkfehler?

1. die Schaltung heißt Subtrahierer. Der Name Differenzverstärker 
ist bereits für eine andere Schaltung [1] vergeben. [2]

2. es sind ingesamt 3 Potentiale im Spiel: GND und die beiden Eingänge 
des Subtrahierers. Darum wird ein Widerstand nicht reichen, um den 
Einfluß des Subtrahierers auf die davor liegende Brücke zu modellieren. 
Es sind insgesamt 3 Widerstände. Und du kannst sie wahlweise als Dreieck 
oder als Stern betrachten.


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Differenzverst%C3%A4rker

[2] ja, mir ist klar, daß Differenzverstärker eine gültige 
Beschreibung der Funktion des Subtrahierers wäre. Blöderweise ist es ein 
bereits vergebener technischer Begriff und wenn man den anders (vulgo: 
falsch) verwendet, dann fördert man damit in erster Linie 
Mißverständnisse. Siehe auch den Begriff Geschlecht im Gender-Diskurs.

von Michael (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Michael schrieb:
> Ich möchte den Einfluss des Eingangswiderstandes einer OPV Schaltung
> (Differenzverstärker)
>
> ...
> Wo liegt mein Denkfehler?
>
> 1. die Schaltung heißt Subtrahierer. Der Name Differenzverstärker ist
> bereits für eine andere Schaltung [1] vergeben. [2]

Weder hilfteich, noch informativ. Danke für die Bemühung.

von Peter R. (pnu)


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Bei der Bereechnung geht man von u=0 und i=0 bei den beiden Eingängen 
aus Masse aus. (als näherungsweise Rechenhilfe)

Da der Opamp sehr hohe Verstärkung hat und nur endliche Ausganggspannung 
am Ausgang, ist  Ue zwischen den beiden Ausgängen: unendlich/uaus  = 
Null.
Da aber der Opamp über seine Rückkopplung immer dafür sorgt, das ue- = 
ue+ ist, ist das wie eine Verbindung der beiden Widerstände mit 1kOhm, 
denn wenn beide Widerstandsenden die gleiche Spannung haben, ist das so, 
als seien sie verbunden.
 Auch wenn einer der beiden Ströme nach Masse und der andre zum Ausgang 
fließt, der Opamp sorgt dafür, dass kein Strom zu den Eingängen E- und 
E+ abzweigt.

Von der Diagonale der Brücke her gesehen ist also der Widerstand 2kohm.

mach doch eine Simulation: Einen der Brückenwiderstände 90 anstatt 100 
Ohm.

Dann lass die Diagomalspannung bei 2kOhm an der Diagonale ausrechnen und 
auch die Diagonalspannung bei Verwendung der OPamp-Schaltung.

: Bearbeitet durch User
von Johannes (Gast)


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Noch einer schrieb:
> Also: Der Eingangsstrom am invertierenden ist von den Widerständen und
> der Spannung am nicht-invertierenden Eingang abhängig - da kann man
> schlicht und einfach keinen einfachen Eingangswiderstand angeben.

Kommt drauf an, wie man den Eingangswiderstand definiert!

Eine Möglichkeit ist, den Eingangswiderstand aufzuteilen in einen 
Gegentakt-Widerstand:

R_diff = (U1 - U2) / (1/2 * (I1 - I2))

und einen Gleichtaktwiderstand:

R_cm = 1/2*(U1 + U2) / (I1 + I2)

Der Gegentaktwiderstand wäre in deinem Beispiel 2 kOhm, weil hier beide 
Widerstände in Reihe sind und der Gleichtaktwiderstand wäre 1 kOhm, weil 
jeder einzelne Eingang 2 kOhm hat und beiden Eingänge in diesem Fall 
parallel liegen.

Der tatsächliche Eingangswiderstand ist dann eine Überlagerung dieser 
beiden Widerstände.

Wenn z.B. am nichtinvertierenden Eingang 5 V anliegen und am 
invertierenden Eingang liegen 2 V an, dann ist die differenzielle 
Spannung 3 V und der differentielle Strom ist 3 V / 2 kOhm = 1,5 mA.

Die Gleichtaktspannung beträgt 3,5 V, also fileßt ein Gleichtaktstrom 
von 3,5 V / 1 kOhm = 3,5 mA.

Der Strom am invertierenden Eingang ist dann:
I_inv = 3,5 mA - 1,5 mA = 2 mA

und der Strom am nicht-invertierenden Eingang ist:
I_ni  = 3,5 mA + 1,5 mA = 5 mA

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Michael schrieb:
>> Ich möchte den Einfluss des Eingangswiderstandes einer OPV Schaltung
>> (Differenzverstärker)
>>
>> ...
>> Wo liegt mein Denkfehler?
>>
>> 1. die Schaltung heißt Subtrahierer. Der Name Differenzverstärker ist
>> bereits für eine andere Schaltung [1] vergeben. [2]
>
> Weder hilfteich, noch informativ. Danke für die Bemühung.

Falls du mal auf den Gedanken kommen solltest, die Eigenschaften oder 
Dimensionierung eines Subtrahierers nachzuschlagen, dann wird dir 
sofort klar werden, daß es enorm hilfreich ist, wenn du mit dem 
richtigen Suchbegriff suchst.

Andererseits war mein zweiter Punkt eigentlich derjenige, der dich zum 
Thema weiterbringen sollte. Anscheinend hast du den schlicht nicht 
begriffen.

von Josef (Gast)


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Michael schrieb:
> Wo liegt mein Denkfehler?

Du gehst wahrscheinlich davon aus dass der Widerstand zwischen zwei Pins 
bestimmt werden kann, indem der Widerstand Re1 von Pin1 nach Masse und
der Widerstand Re2 von Pin2 nach Masse addiert werden.

Also:
Re1 = Widerstand Pin1 nach Masse
Re2 = Widerstand Pin2 nach Masse

Widerstand zwischen Pin1 und Pin2 = Re1 + Re2

Das ist falsch, wie man durch einfache Gegenbeispiele sieht.

1
 Pin1 o-----R1------
2
                   |  
3
                   |---R3-----Masse
4
 Pin2 o-----R2-----|

(Masse kann hier ein beliebiger Referenzpunkt sein.)

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Josef schrieb:
> ... einfache Gegenbeispiele ...
>
>  Pin1 o-----R1------
>                    |
>                    |---R3-----Masse
>  Pin2 o-----R2-----|
>
> (Masse kann hier ein beliebiger Referenzpunkt sein.)

Das ist der von mir genannte Stern. Es gibt eine äquivalente Dreieck- 
Variante mit je einem Widerstand vom Eingang nach GND und einem dritten 
zwischen den beiden Eingängen. Die Werte der Widerstände im Dreieck 
lassen sich relativ einfach direkt aus der OPV-Schaltung ablesen.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Nehmen die vier Widerstände der Brücke unabhängig voneinander beliebige
Werte an, oder gibt es da Einschränkungen, die gewinnbringend genutzt
werden können?

Von Vorteil wäre bspw., wenn zwei übereinanderliegende Widerstände der
Brücke konstant und bekannt sind.

Wenn für jeden der beiden Brückenzweige der Mittelwert der Leitwerte des
oberen und des unteren Widerstands konstant und bekannt wäre, könnte das
ebenfalls genutzt werden.

Sind die Brückenwiderstände klein genug, kann man durch eine geeignete
Dimensionierung der Widerstände des Subtrahierers die Belastung gering
halten, so dass das Ergebnis zumindest näherungsweise stimmt.

Eine allumfassende Lösung wird es aber ganz sicher nicht geben, sonst
wäre der Instrumentenverstärker nicht erfunden worden.

von Sebastian S. (amateur)


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Der "einfache" OP ist für eine Brücke nicht geeignet.

Zum einen sollte der Eingangswiderstand möglichst hoch sein um die 
Brücke nicht aus dem - eventuellen - "Gleichgewicht" zu bringen.
Zum anderen sollte den Eingangswiderstand gleich sein, was ja beim 
normalen Differenzverstärker nicht der Fall ist.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Yalu X. schrieb:
> Eine allumfassende Lösung wird es aber ganz sicher nicht geben, sonst
> wäre der Instrumentenverstärker nicht erfunden worden.

Der Vorteil des Instrumentenverstärkers ist vor allem der konstant hohe 
Eingangswiderstand.


Sebastian S. schrieb:
> Der "einfache" OP ist für eine Brücke nicht geeignet.

Das kommt auf die Brücke an. Und auf die Meßaufgabe.

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