Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Warum haben (Bipo-) "Transistorenfamilien" unterschiedliche Sperrspannungen?


von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

bei der Durchsicht etlicher Datenblatter üblichen Transistoren fällt mir 
immer wieder auf, daß A, B, C -Typen existieren, die abgestufte 
unterschiedliche Sperrspannungen vertragen. So z.B. TIP41, TIP42, BDV64, 
BDV65, BD436...442 und ähnliche. BC546...BC560 unterscheiden sich ja in 
Rauscharmut und Verstärkungsfaktoren ganz erheblich.

Aus den heutzutage üblichen PDF-Datenblättern geht nicht hervor, welche 
Unterschiede bestehen außer eben dieser Spannungsfestigkeit. Früher gab 
es die ausführlichen Wälzer von Valvo und Telefunken beispielsweise, wo 
seitenweise einige wenige Typen beschrieben waren.

Hat der Typ mit der niedrigeren Uce eine höhere Stromverstärkung? Kann 
er sonst irgend etwas besser?

Es muß einen Grund für die Abstufungen geben, sonst könnte man bei 15V 
immer die 100V - Typen verbauen und die Kataloge müßten nicht so viele 
unterschiedliche Typen enthalten.

Hat da vielleicht jemand genaueren Einblick und kann das mal bitte 
erklären?

mit freundlichem Gruß

von Bastler (Gast)


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Hallo

Das Wenige was mir dazu bekannt ist, das es wohl noch immer nicht 
möglich ist einen Transistor sicher mit genauen Daten zu produzieren.
Es werden also z.B. Wafer für einen BC54x produziert, und je nach genaue 
Daten des einzelnen Transistors (?) oder der Transistoren auf den 
jeweiligen Wafer(sind diese alle gleich genug?) dann der genaue Typ und 
die Verstärkungsgruppe zugewiesen - so schaffen es auch die "schwachen" 
Exemplare in den verkauf, eben halt als etwas "schlechterer" Typ.

Sicherlich gibt es noch andere Faktoren - mögen sich dazu die echten 
Spezialisten äußern.

Bastler

von ArnoR (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Hat der Typ mit der niedrigeren Uce eine höhere Stromverstärkung? Kann
> er sonst irgend etwas besser?

Er kann "alles" besser, man bezahlt halt für hohe Sperrspannung. Zur 
Verdeutlichung schaue man sich mal die Datenblätter echter 
Hochspannungstransistoren (Uces>=1kV) an und vergleiche die mit 
Niederspannungstransistoren.

von Uwe S. (winterschlaefer)


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Mir ist früher (1980) erzählt worden, in der Mitte des Wafers sind immer 
die besten Bauelemente (IC oder Transistoeren).Grund wäre die Belichtung 
der Wafer beim ätzen der Strukturen.In der Randzone würde das Licht 
stärker gebrochen und die Geometrie beeinflusst.Wie es heutzutage ist 
weiß ich nicht.
Jedenfalls hat mir diese Erklärung gereicht.

von hinz (Gast)


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Uwe S. schrieb:
> Wie es heutzutage ist weiß ich nicht.

Schon lange nicht mehr so. Man verwendet das hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Stepper_(Halbleitertechnik)

von der schreckliche Sven (Gast)


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Bei Transistoren (gilt auch für Dioden) bedeutet höhere Sperrspannung 
auch höheren Widerstand. Für beste Aussteuerbarkeit in einer 
Verstärkerschaltung wählt man also den Leistungstransistor mit der 
niedrigstmöglichen Sperrspannung.
Vor langer Zeit waren die C-Typen auch teurer.

Bei Kleinsignaltransistoren spielt die Aussteuerbarkeit nicht so eine 
große Rolle. Da stehen die Buchstaben A,B+C für die Stromverstärkung. 
Vor sehr langer Zeit waren auch da die C-Typen teurer.

Übrigens wäre es am allerteuersten, die einzelnen Chips von einem Wafer 
zu sortieren.

von Gerd E. (robberknight)


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Früher wurden diese Transistortypen extra einzeln entwickelt und auf 
bestimmte Parameter hin optimiert.

Was ich so gehört habe, ist es heute eher so daß ein Transistortyp 
hergestellt wird, und dann unter vielen verschiedenen Bezeichnungen und 
mit verschiedenen Datenblättern verkauft wird. Da die Prozesse heute 
deutlich besser sind als damals als die ursprünglichen Bezeichnungen und 
deren Haupt-Datenblattwerte festgelegt wurden, ist das möglich und wegen 
der höheren Stückzahl auch billiger.

Eines der wenigen Beispiele in denen ein Hersteller diese Vorgehensweise 
zumindest indirekt zugibt, sind die "Process designations" von Fairchild 
für deren JFETs:
http://www.onsemi.com/pub/Collateral/AN-6609.pdf.pdf

Da sieht man, daß z.B. aus Process 51 ein ganzer Haufen verschieden 
benannter JFETs rausfällt. Aber dieser P51 ist halt letztlich nur ein 
einziger Satz Masken und Verarbeitungsschritte. Früher wurden die 
einzelnen Transistoren vermutlich selektiert, ich glaube nicht daß die 
das heute noch machen.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

OK, danke. Ich sehe meine Vermutung bestätigt.

Mit freundlichem Gruß

von Possetitjel (Gast)


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Uwe S. schrieb:

> Mir ist früher (1980) erzählt worden, in der Mitte des
> Wafers sind immer die besten Bauelemente (IC oder
> Transistoeren).Grund wäre die Belichtung der Wafer beim
> ätzen der Strukturen.In der Randzone würde das Licht
> stärker gebrochen und die Geometrie beeinflusst.

Es gibt noch andere Faktoren. Die Diffusionsgeschwindigkeit
der Dotanten hängt stark von der Temperatur ab, weswegen
die Wafer in den Reaktoren i.d.R. erhitzt werden. Es ist
schwierig bis unmöglich, das absolut gleichmäßig
hinzubekommen. Auch die Gaskonzentration ist nicht überall
absolut gleich; all das sorgt für Toleranzen.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

hier in der Übersicht tauchen immer wieder die dreifach diffundierten 
Typen auf für HF oder HiFi-Amp-Anwendungen, aber manche sind auch für 
Schaltanwendungen gedacht. Nicht immer haben sie besonders hohe 
Sperrspannungen.

http://www.dl7avf.info/charts/semi/silt2.html

mit freundlichem Gruß

von Possetitjel (Gast)


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Christian S. schrieb:

> hier in der Übersicht tauchen immer wieder die dreifach
> diffundierten Typen auf für HF oder HiFi-Amp-Anwendungen,
> aber manche sind auch für Schaltanwendungen gedacht. Nicht
> immer haben sie besonders hohe Sperrspannungen.

Wofür oder -gegen ist das jetzt ein Argument?

Geht es Dir allgemein um die große Typenvielfalt (die heute
natürlich nicht mehr notwendig ist), oder geht es Dir speziell
um die Abhängigkeit anderer Parameter von der Sperrspannung?

Allgemein hat es wenig Sinn, nicht zwischen Transistoren aus
unterschiedlichen historische Epochen zu unterscheiden.
Legierungstransistoren, Mesa-Transistoren und Epitaxie-Planar-
Transistoren sind unter ganz unterschiedlichen technologischen
Voraussetzungen gebaut worden; der reine Blick auf die
Kennwerttabelle im Datenblatt gibt darüber keinen Aufschluss.

Es ist z.B. so, dass der pn-Übergang ein dreidimensionales
Gebilde ist, der ja irgendwo auch an die Chipoberfläche kommt.
Die Spannungsfestigkeit des Transistors hängt nicht nur vom
pn-Übergang im Chipinneren ab, sondern auch ganz wesentlich
von den Oberflächeneffekten. Die Oberfläche ist eine Störung
des Einkristalls, deswegen gibt es dort mehr Störstellen und
eine bessere Leitfähigkeit, was die Isolationsfähigkeit des
pn-Überganges in den Bereichen herabsetzt, wo er an die
"Erdoberfläche" tritt.

In der Anfangszeit der Halbleiterei hat man nur mittels
Diffusion dotiert. Später wurden Ionenimplanter eingesetzt,
mit denen "unmögliche" Dotierungspofile erzeugt werden konnten:
Bei der Dotierung durch Diffusion nimmt die Konzentration
streng monoton ab, je tiefer man in den Festkörper hineingeht;
bei der Ionenimplantation liegt das Maximum deutlich unter der
Oberfläche.

Auch die Reinheit der Substrate ist besser geworden, die
Vorbelegungsdotierung ist homogener geworden (verrückte Sache:
Neutronendotierung), und nicht zuletzt sind die Strukturgrößen
kleiner geworden. All das sind technologische Faktoren die den
Vergleich erschweren.

Eine halbleiterphysikalische Sache ist aber konstant geblieben:
Höhere Spannungen erfordern (tendenziell) dickere Sperrschichten,
und dickere Sperrschichten werden durch geringere Konzentration
der Dotanten erreicht -- was geringere Leitfähigkeit, d.h.
höhere Bahnwiderstände zur Folge hat. Das ist reine Physik.

Innerhalb derselben Technologiestufe sind die Abhängigkeiten
noch relativ überschaubar; es hat aber wenig Sinn, Transistoren
aus ganz verschiedenen Epochen direkt zu vergleichen.

von Possetitjel (Gast)


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Christian S. schrieb:

> Aus den heutzutage üblichen PDF-Datenblättern geht nicht
> hervor, welche Unterschiede bestehen außer eben dieser
> Spannungsfestigkeit.

Kommt darauf an; hängt auch vom Hersteller ab.

> Früher gab es die ausführlichen Wälzer von Valvo und
> Telefunken beispielsweise, wo seitenweise einige wenige
> Typen beschrieben waren.

Das Alter der Datenblätter spielt auch eine Rolle. Ältere
Datenblätter aus der Zeit, wo der jeweilige Transistor
noch topaktuell war, sind häufig ausführlicher; da wird
meistens auch darauf hingewiesen, was das Alleinstellungs-
merkmal genau dieses Transistors ist.

Spätere Datenblätter von Nachbauern sind fast wertlos; man
muss das Original finden.

> Hat der Typ mit der niedrigeren Uce eine höhere
> Stromverstärkung?

Innerhalb derselben Familie ist das häufig so, ja.

> Kann er sonst irgend etwas besser?

Er ist wahrscheinlich auch (etwas) schneller und rauscht
(etwas) weniger -- beides hängt an den geringeren Bahn-
widerständen aufgrund der höheren Dotierung.

Innerhalb derselben Epoche kann man solche Vergleiche
ziehen; bei unterschiedlichen Epochen geht das in die Hose.

> Es muß einen Grund für die Abstufungen geben, sonst könnte
> man bei 15V immer die 100V - Typen verbauen und die Kataloge
> müßten nicht so viele unterschiedliche Typen enthalten.

Vieles ist nur historisch bedingt -- aber eben leider nicht
alles. Es gibt auch substanzielle Unterschiede.

In der Tendenz hast Du aber Recht: Man kommt wahrscheinlich
mit ein paar Dutzend Typen an Bipolartransistoren aus.

Ältere Fairchild-Datenblätter sind da ganz unterhaltend --
dort sieht man, dass derselbe Chip in drei unterschiedlichen
Gehäusen drei unterschiedliche Typenbezeichnungen hat...

von Suchmaschine (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Hat da vielleicht jemand genaueren Einblick und kann das mal bitte
> erklären?

Japp, das dient allein der Speziesvielfalt

arbitrarisch bedeuten die Buchstaben nichts festes, sondern Varianten 
wahlweise sind Verstärkungsfaktor, Spannungsfestigkeit, Strom, Leistung 
und was den Normateuren sonst noch einfiel unterschiedlich.

Possetitjel schrieb:
> Innerhalb derselben Epoche kann man solche Vergleiche
> ziehen; bei unterschiedlichen Epochen geht das in die Hose.

kannst Du das bitte genau erläutern oder ist es eine Vermutung?

Christian S. schrieb:
> OK, danke. Ich sehe meine Vermutung bestätigt.

Welche Vermutung hat Dir wer bestätigt?

Possetitjel schrieb:
> Spätere Datenblätter von Nachbauern sind fast wertlos; man
> muss das Original finden.

Blödsinn. Seit jeher gab es für Typen parallel mehrere Hersteller, die 
die fest eingetragenen Normen bei JEDEC und PRO-ELECTREON / EECA 
einhalten müssen.

von Elektrofan (Gast)


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> Warum haben (Bipo-) "Transistorenfamilien" unterschiedliche Sperrspannungen?

Das geht so:
Die werden getestet (Parameter Sperrstrom).
Und dann eingruppiert.

von Bernd B. (bbrand)


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Was mich in dem Zusammenhang interessiert:
Es gibt ja etliche Transistoren, von denen mehrere Varianten verfügbar 
sind, z.B. BC337-16, BC337-25 und BC337-40. Laut Datenblatt 
unterscheiden sich diese lediglich in den Verstärkung (hFE). Der Preis 
ist im Allgemeinen auch gleich.
Normalerweise würde ich dazu tendieren, immer die Variante mit der 
höchsten Verstärkung zu nehmen. Was für Gründe gibt es denn eigentlich, 
in einer Schaltung einen Transistor mit einer geringeren Verstärkung 
einzusetzen?
Beim Einsatz als Schalter dürfte es keine Rolle spielen und beim Betrieb 
als (rückgekoppelter) Verstärker würde ich auch sagen, je höher die 
Verstärkung desto besser.

von Harald W. (wilhelms)


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Gerd E. schrieb:

> Da sieht man, daß z.B. aus Process 51 ein ganzer Haufen verschieden
> benannter JFETs

Die "51-iger" werden ja auch von Ausserirdischen gebaut.
https://de.wikipedia.org/wiki/Area_51

von Harald W. (wilhelms)


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Suchmaschine schrieb:

>> Hat da vielleicht jemand genaueren Einblick und kann das mal bitte
>> erklären?
>
> Japp, das dient allein der Speziesvielfalt

Ja, bei den Menschen gibts ja auch unterschiedliche Farben,
obwohl es dafür eigentlich keinen triftigen Grund gibt.

von michael_ (Gast)


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Bernd B. schrieb:
> Beim Einsatz als Schalter dürfte es keine Rolle spielen und beim Betrieb
> als (rückgekoppelter) Verstärker würde ich auch sagen, je höher die
> Verstärkung desto besser.

Gerade als Schalter spielte es eine Rolle.
Je höher die Stromverstärkung, desto flacher die Schaltflanken.
Damals, als Rechner noch von richtigen Menschen gelötet wurden, war das 
maßgebend.
Schalttransistoren hatten niedrige Kollektorspannung (25V) und 
Stromverstärkung ca. 40.

von Suchmaschine (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Ja, bei den Menschen gibts ja auch unterschiedliche Farben,

bei den frühen Germaniumtransistoren gaben unterschiedliche Farben die 
Verstärkung an.

von Elektrofan (Gast)


Angehängte Dateien:

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Schalttransistoren hatten niedrige Kollektorspannung (25V) und
Stromverstärkung ca. 40.

Es gab/gibt auch andere. Mit ein paar 100V, s. Anlage.

von michael_ (Gast)


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Und es gibt Anwendungen, die nur mit niedriger Stromverstärkung gehen.
Aus der Erinnerung, Blinkgeber mit kompl. Transistoren.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

"Hat der Typ mit der niedrigeren Uce eine höhere Stromverstärkung? Kann 
er sonst irgend etwas besser?"

Dies war meine implizit ausgedrückte Vermutung. Antwort war: "diejenigen 
mit niedrigerer Uce seien in allem besser"

Werde mich später nochmals melden zu den umfangreichen Ausführungen...

Mit freundlichem Gruß

von Axel S. (a-za-z0-9)


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michael_ schrieb:
> Je höher die Stromverstärkung, desto flacher die Schaltflanken.

Ich kann den Sinn in diesem Satz nicht erkennen. Magst du deinen 
Gedankengang mal erläutern? Sollte ja eher anders herum sein.

von michael_ (Gast)


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Ist lange her.
Ich glaube, das hängt mit dem Ausräumen/Umladen der Ladungsträger 
zusammen.
Also das Frequenzverhalten.
Alles natürlich innerhalb eines Types.

Bsp.:
Man hat Transis von einem Wafer.
Und ein Schalter bei 100MHz.
Da ist es besser -A anstatt -C Typen zu verwenden.

Heute ist das kein Thema mehr. Aber damals, 1970, wurden sie an der 
Grenze der Frequenz betrieben.
Dazu kam noch neg. Basisvorspannung und Basisstromüberhöhung.

Langsame Computer konnte jeder bauen.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

 "oder geht es Dir speziell um die Abhängigkeit anderer Parameter von 
der Sperrspannung?"

Mir geht es eigentlich gar nicht um den Vergleich der Typen aus 
verschiedenen Epochen. Natürlich sind mir früher die Begriffe in den 
alten Büchern immer wieder begegnet, wie Planar- Epitaxial, 
Spitzen-Transistor. Hinzu kommt, daß mir die alten Typen (BC.., BD..., 
TIP...) noch geläufig sind.

Wie oben schon genannt, kann man beim bloßen Blick ins Datenblatt 
anscheinend nicht erkennen, worin sich Unter-Typen A, B, C in den 
sonstigen Parametern außer der Sperrspannung noch unterscheiden. Darüber 
sagen sie nichts aus.

Halbleiterphysik ist (leider) gar nicht mein Thema, deshalb sehe ich die 
Bauteile eher als Blackbox mit magischem Inhalt an. Deren Anwendung ist 
schon kompliziert genug.

So. Wenn ich mir Schaltbilder von diversen Audio-Verstärkern ansehe und 
vergleiche, fällt auf, daß in etlichen Fällen die BC546...BC560 im 
Eingang verwendet werden, in anderen Designs für höhere Spannung werden 
2N5401 / 2N5550 mit 150V Sperrspannung als Differenzverstärker 
verwendet. Sie haben weniger Verstärkung als die BC-Typen, Rauschmaß und 
Stromstärke sind ähnlich.

Beispielsweise bei einem Toshiba 2SA1943 triple diffused sind 230V 
Sperrspannund angegeben, Ft von beachtlichen 30 MHz und eine möglichst 
gleichmäßige, stromunabhängige Verstärkung von ca 100-fach.

Beispielsweise ein MJ11293 mit perforiertem Emitter (Multi-emitter?), 
250V Sperrspannung und bis zu 7 MHz GBW.

Beispielsweise MJL4281 für bis zu 350V, GBW bis zu 35 MHz und einer 
Verstärkung über 100 bei fast stromunabhängigem Verstärkungsverlauf.

Ich möchte eben lernen, wie man diese vielen verschiedenen Typen 
einschätzt.
Falls alles egal wäre, könnte ich ja denjenigen auswählen, der am 
leichtesten erhältlich ist und am wenigsten kostet, dabei noch 
selbstmontierende Eigenschaften hat...

Mit freundlichem Gruß

von Possetitjel (Gast)


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Christian S. schrieb:

> Mir geht es eigentlich gar nicht um den Vergleich
> der Typen aus verschiedenen Epochen.

Das ist mir klar -- aber das kannst Du gar nicht vermeiden.
Es ist ja wichtig zu wissen: War dieser Transistor DAMALS
etwas Besonderes, oder ist er es HEUTE immer noch?

> Wie oben schon genannt, kann man beim bloßen Blick ins
> Datenblatt anscheinend nicht erkennen, worin sich
> Unter-Typen A, B, C in den sonstigen Parametern außer
> der Sperrspannung noch unterscheiden. Darüber sagen sie
> nichts aus.

Das hängt vom konkreten Datenblatt ab. Es gibt gute und
ausführliche Datenblätter (ältere Fairchild-Blätter etwa)
und auch welche, die gelinde gesagt eine Unverschämtheit
sind.

> Ich möchte eben lernen, wie man diese vielen verschiedenen
> Typen einschätzt.

Dann wirst Du wohl oder übel Deine Black-Box-Denkweise
ablegen müssen :)

Welche Parameter wichtig sind, hängt von der gewählten
Schaltung ab -- und das wiederum hängt von der Aufgabe
ab.

Mir ist klar, dass Dich das nicht befriedigt, aber die
Weltformel, die den Universalschlüssel zum Transistorglück
bietet, gibt es nicht.

Es ist ja schon ein Unterschied, ob Du eine Schaltung komplett
selbst entwickeln willst/musst, oder ob Du für eine gegebene
Schaltung potenzielle Ersatztypen ermitteln willst.

Ermitteln geeigneter Ersatztypen setzt m.o.w. eine Schaltungs-
analyse voraus. Heißt: Grundschaltung erkennen, Art ihrer
gegenseitigen Verkopplung erkennen, erreichbare Grenzwerte
erkennen, Ruhepunkt (=Arbeitspunkt ohne Signal) analysieren.

Jetzt kannst Du auf die einzelnen Transistoren losgehen.
Normalerweise sind in jeder Stufe immer nur wenige Kennwerte
wirklich wichtig -- der Trick ist, zu erkennen, WELCHE das
sind. Häufig gibt die Art der Grundschaltung schon einen
Hinweis.
Ich gehe dabei grob nach den Vierpolparametern vor, also
Eingangskennwerte, Übertragungskennwerte, Ausgangskennwerte,
Rückwirkung.

Wenn Du für jede Stufe die Schlüsselkennwerte identifiziert
hast, kannst Du (relativ) leicht Ersatz bestimmen, weil Du
dann ja weisst, worauf Du achten musst.

> Falls alles egal wäre,

Die Kunst besteht ja eben darin, zu erkennen, wann alles
egal ist und wann nicht... :)

> könnte ich ja denjenigen auswählen, der am leichtesten
> erhältlich ist und am wenigsten kostet, dabei noch
> selbstmontierende Eigenschaften hat...

Naja, generell gesehen sind die Transistoren heutzutage
ziemlich gut. Manches, was 1980 noch missionskritisch war,
kann heute jeder Standardtransistor.

von Zeno (Gast)


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Uwe S. schrieb:
> In der Randzone würde das Licht
> stärker gebrochen und die Geometrie beeinflusst

Was Du da ansprichst nennt man Verzeichnungsfehler. Richtig gute 
Objektive haben aber so geringe Verzeichnungsfehler, das sich diese im 
nutzbaren Bildfeld nicht auswirken.
Es gibt 2 (3) Verfahren zur Belichtung.
- direkt auf den Wafer mit Waferstepper, dar dann Chip für Chip 
belichtet
- Kontaktbelichtung von einer Schablone (ähnlich wie 
Leiterplattenfertigung)
  dabei wird werden alle Chips auf dem Wafer mit einem Schlag belichtet, 
d.h.die Schablone ist ein 1:1 Abbild des Wafers. Die Schablone selbst 
wird mit einen Schablonenstepper Chip für Chip belichtet.

Beim Stepprozeß wird Chip für Chip immer jeder Chip komplett belichtet, 
d.h. die Chips sind identisch, evtl. auftretende Verzeichnungsfehler 
gibt es nur innerhalb eines Chips. Ob alle Chips gleichmäßig 
ausbelichtet werden hängt von derQualität des Substrates ab, also wie 
gleichmäßig der Fotoresist aufgebracht ist. Am Wafer- bzw. 
Schablonenrand ist der Resist meist etwas dicker, allerdings wird dieser 
Bereiche nicht mit Nutzstrukturen belichtet.

Das dritte Verfahren ist Belichtung mit Elektronenstrahlen. Da hier die 
Strukturen vom Elektronenstrahl gezeichnet (belichtet) werden, gibt es 
systembedingt keine Verzeichnungsfehler wie bei der optischen Variante. 
Die Qualität des Fotoresists ist aber auch hier entscheidend.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

danke für die Ausführungen.


Die Details zur Halbleiterherstellung dürfen an dieser Stelle nicht 
fehlen...  vielleicht ist somit etwas Licht in die Blackbox zu bringen.


MfG

von Possetitjel (Gast)


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Christian S. schrieb:

> Die Details zur Halbleiterherstellung dürfen an dieser
> Stelle nicht fehlen...

:)

> vielleicht ist somit etwas Licht in die Blackbox zu
> bringen.

Eher unwahrscheinlich.
Vierpoltheorie ist da nützlicher.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

die Vierpoltheorie habe ich noch nie auf real existierende Bauteile 
angewendet. Bisher diente sie nur auf dem Papier. Also steht mir 
diesbezüglich die Premiere noch bevor.

MfG

von Possetitjel (Gast)


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Christian S. schrieb:

> die Vierpoltheorie habe ich noch nie auf real
> existierende Bauteile angewendet. Bisher diente sie
> nur auf dem Papier.

Schwer zu glauben. "hfe" ist auch ein Vierpolparameter :)


> Also steht mir diesbezüglich die Premiere noch bevor.

Hmm.

Mir ist aufgefallen, dass ein wichtiges Stichwort in der
Diskussion noch fehlt: Das Vierpol-Ersatzschaltbild
(vorzugsweise ein dynamisches Kleinsignal-Ersatzschaltbild).

Auch wenn es recht "unmodern" ist, empfehle ich als
Einstieg das Giacoletto-Ersatzschaltbild (über das online
leider wenig zu finden ist). Siehe z.B. hier:

https://www.hft.tu-berlin.de/fileadmin/fg154/HFT/Skript/HFTI/BPT.pdf

Entscheidend für das Gesamtverständnis sind letztlich zwei
Teilfragen:

1. Wie beeinflussen Herstellungstechnologie und Arbeitspunkt
   die Elemente des Ersatzschaltbildes?

2. Wie hängen die Schaltungseigenschaften von den Elementen
   der Ersatzschaltung ab?

Vielleicht hilft das weiter.

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