Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik EMI Filter- Vorsorglich oder bedarfsgerecht?


von Stephan (Gast)


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Hallo!

Ich arbeite derzeit an Schaltungen, in denen auch OP Verstärker ihren 
Dienst tun. Im Prinzip problemlos.
Nur- Es gibt ein so reichhaltiges Angebot von sympathischen, günstigen 
EMI Filtern: zweibeinig, dreibeinig vierbeinig,...

Beispiele:
https://www.reichelt.de/Filter/BNX012-01/3/index.html?ACTION=3&LA=2&ARTICLE=89627&GROUPID=3175&artnr=BNX012-01&SEARCH=%252A
https://www.reichelt.de/Filter/DSS6-NE52A-222/3/index.html?ACTION=3&LA=2&ARTICLE=89634&GROUPID=3175&artnr=DSS6+NE52A+222&SEARCH=%252A
https://www.reichelt.de/Filter/BLM21PG-300/3/index.html?ACTION=3&LA=2&ARTICLE=89685&GROUPID=3175&artnr=BLM21PG+300&SEARCH=%252A

...was dazu einlädt, auch im eigenen Schaltkreis ein bissel EMI zu 
filtern. Nur, welche Filter (-frequenzen) machen an welchen Stellen 
vorsorglich Sinn?

Gruß
Stephan

: Verschoben durch Moderator
von Mark S. (voltwide)


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Offensichtlich hast Du kein EMV-Problem.
Das ist schon mal eine prima Voraussetzung.
Du hast somit völlig freie Wahl bei den EMV-Filtern, sie werden weder 
nützen noch schaden.

: Bearbeitet durch User
von hänschen (Gast)


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Ungterdrücken die gleichzeitig Gleich- und Gegentakt-Störungen ?

Wo willst du die genau einbauen ?
In die Versorgungsleitungen der OPVs ?

von Ochjo (Gast)


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Stephan schrieb:
> ...was dazu einlädt, auch im eigenen Schaltkreis ein bissel EMI zu
> filtern. Nur, welche Filter (-frequenzen) machen an welchen Stellen
> vorsorglich Sinn?

Beispiel:
Man speist einen Schaltregler, und befürchtet, dieser würde HF-Störungen 
bei <100MHz asymmetrisch auf der Zuleitung erzeugen. In dem Fall kann 
ein dreibeiniges PI-Filter mit passender Frequenz möglicherweise Sinn 
ergeben.

Beispiel2:
Man hat eine Stromversorgung über Kabel, und man befürchtet symmetrische 
Störungen im Bereich <10MHz. Dann kann eine Gleichtatkdrossel Sinn im 
oberen µH-Bereich Sinn machen, aber nur, wenn die Versorgung galvanisch 
getrennt ist (z.B. ein Netzteil ist).

Beispiel3:
Man hat eine Mixed-Signal-Platine, und muss sich die Stromversorgung mit 
dem Digitalteil teilen. In dem Fall kann ein PI-Filter in der Versorgung 
sinnvoll sein, um die HF vom Digitalteil draußen zu halten.

Probem:
Es gibt derartig viele verschiedene Fälle, dass allgemeine Daumenregeln 
keinen Sinn machen.
Ohne zu wissen, welche konkreten Empfindlichkeiten oder Emissionen 
bestehen, ist das ziemlich sinnlos.

Blind einbauen ist doppelt sinnlos bis kontraproduktiv, das sollte klar 
sein.

von voltwide (Gast)


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Ja, da kann ich nur zustimmen. Die einzige "pro-aktive" Maßnahme die mir 
zu dem Thema einfällt betrifft Störfestigkeit gegenüber 
Handyeinstrahlung. Da helfen SMD-Ferrite oder auch Widerstände von ein 
paar hundert Ohm unmittelbar an den IC-pins.

von Clemens L. (c_l)


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Filter-Hersteller wie Murata veröffentlichen Information, warum man ihre 
Produkte einsetzen sollte:

Noise Suppression Basic Course: 
http://www.murata.com/en-us/products/emc/emifil/knowhow/basic
Digital Equipment: 
http://www.murata.com/~/media/webrenewal/support/library/catalog/products/emc/emifil/c33e.ashx?la=en-us
Power Supply Noise Suppression and Decoupling for Digital ICs: 
http://www.murata.com/~/media/webrenewal/support/library/catalog/products/emc/emifil/c39e.ashx?la=en-us

Stephan schrieb:
> welche Filter (-frequenzen) machen an welchen Stellen vorsorglich Sinn?

Wenn du Beispiele sehen willst: Application Guide: 
http://www.murata.com/~/media/webrenewal/support/library/catalog/products/emc/emifil/c35e.ashx?la=en-us

Wie du siehst, sind Störungen von/zu Digital-Schaltungen i.A. 
gefährlicher.

von Stephan (Gast)


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Ochjo schrieb:
> Beispiel:
> ...
> Beispiel2:
>...
> Beispiel3:
>...

Seeehr cool, danke. Hast Du eine Quelle für mehr Beispiele und 
Berechnungsgrundlagen? Habe mir ein Buch gekauft (Joachim Franz, EMV) 
aber für die praktische Anwendung scheint mir das nicht geeignet.


Ochjo schrieb:
> Blind einbauen ist doppelt sinnlos bis kontraproduktiv, das sollte klar
> sein.

Das ist leider kein bisschen klar.  Kann ein Filter "unterfordert" sein?

von Stephan (Gast)


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Clemens L. schrieb:
> Wenn du Beispiele sehen willst: Application Guide:

Sehr geil. Danke!

von Ochjo (Gast)


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Stephan schrieb:
> Ochjo schrieb:
>> Beispiel:
>> ...
>> Beispiel2:
>>...
>> Beispiel3:
>>...
>
> Seeehr cool, danke. Hast Du eine Quelle für mehr Beispiele und
> Berechnungsgrundlagen?

Nein. Das waren Beispiele aus der Praxis.

Konkret läuft das so (Beispiel Schaltregler):
Man hat einen Peak bei der EMV-Abstrahlung, beispielsweise um 100MHz. 
Durch kreatives probieren stellt man fest, ein Schaltregler ist schuld. 
Außerdem stellt man fest: Abgestrahlt wird das über die Zuleitung, 
asymmetrisch (also nur an +).

Abhilfe ist z.B: ein PI-Filter aus Kerkos und Bead vor dem Regler. Bei 
100MHz braucht man Kondensatoren, die bei 100MHz noch leitend sind 
(kuckt man Frequenzgang im Datenblatt). 1nF COG sind da oft noch gut, µF 
oder 100nF oft nicht mehr.
Das Bead kann ein 600E @ 100MHz sein, oder auch weniger. Wichtig ist ein 
scharfer Blick auf den Frequenzgang - Ferrite gibt mit stark 
unterschiedlichen Eigenschaften. Man muss schon einen herauspicken, der 
auch günstig für den Bereich ist. Wie hochohmig das sein muss, ist in 
der Praxis eher herumprobiererei.

Aber man sieht schon: Dass man eine Maßnahme setzen kann, setzt schon 
voraus, dass man Quelle, Art und Frequenzbereich der Störung kennt. 
Exakt Berechnen tut man da nicht so viel.

Präventive Maßnahmen beruhen dann meistens auf Erfahrung. Ich empfehle 
dazu: Selber messen, oder die Messungen begleiten. Und nicht nur Peaks 
bekämpfen, die über dem Grenzwert sind, sondern allen nennenswerten 
nachgehen.

Was "Kontraproduktiv" angeht:
Ein sinnloses Filer kostet Geld und hat einen Spannungsabfall / verzerrt 
oder dämpft das Signal etwas und verkompliziert das Layout.

PS:
Billiger als EMV-Maßnahmen ist ein gescheites Layout. Das bringt 
wirklich viel.

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