Forum: Haus & Smart Home Getrennter Schutzleiter --> Gehäuse unter Spannung, gibt es das noch


von noips (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe mal (schon lange her) gehört, dass bei manchen Geräten es wegen 
eines Netzfilters (je nach Ausführung) sein kann, dass das Gehäuse unter 
Spannung steht, wenn keine Verbindung zwischen Geräte-Schutzleiter und 
Schuko der Steckdose besteht z. B. wegen unterschiedlichen 
Steckerstandards. Stimmt es so? Gibt es heute noch viele Geräte, wo so 
etwas möglich ist?

von R. M. (Gast)


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Durch gestiegene EMV-Anforderungen (Stichwort Y-Kondensator) würde ich 
eher sagen, das ist heute der Normalfall.
Wobei der, hierdurch verursachte Ableitstrom eher nicht Lebensgefährlich 
ist. Einen Schreck, kann er aber schon verursachen.
mfG

von Harald W. (wilhelms)


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noips schrieb:

> Gibt es heute noch viele Geräte, wo so etwas möglich ist?

Ja, praktisch sämtliche Geräte mit Schaltnetzteilen und Netzfiltern.
Es liegt dann eine Spannung von ca. 115V an. Allerdings ist der
beim Anfassen fliessende Strom zwar fühlbar, aber so gering, das
er normalerweise ungefährlich ist.

von Adele (Gast)


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R. M. schrieb:
> das ist heute der Normalfall.

Es ist der Normalfall, dass der Schutzleiter unterbrochen ist und 
dadurch das Gehäuse Spannung führt?
Ich glaube, ich bin im falschen Film!

Normalfall und Aufgabe des Schutzleiters ist es eigentlich, dass er auf 
jeden Fall mit dem Schutzkontakt verbunden ist und dadurch verhindert, 
dass Spannung auf dem Gehäuse liegt.

von ZF (Gast)


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noips schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich habe mal (schon lange her) gehört, dass bei manchen Geräten es wegen
> eines Netzfilters (je nach Ausführung) sein kann, dass das Gehäuse unter
> Spannung steht, wenn keine Verbindung zwischen Geräte-Schutzleiter und
> Schuko der Steckdose besteht z. B. wegen unterschiedlichen
> Steckerstandards. Stimmt es so?
Y-Kondensatoren https://de.wikipedia.org/wiki/Entst%C3%B6rkondensator in
Verbindung mit unterbrochenem Schutzleiter führen zu einem kapazitiven 
Spannungsteiler mit Abgriff am Schutzklasse 1 Gehäuse.


> Gibt es heute noch viele Geräte, wo so etwas möglich ist?
Im normalen Alltag sind nur noch wenige Geräte SK 1 (z.B. Waschmaschine, 
Herd). Zudem ist Schutzleiterunterbrechung ein klarer Fehler und sollte 
nicht allzu häufig auftreten.

von noips (Gast)


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ZF schrieb:
> Zudem ist Schutzleiterunterbrechung ein klarer Fehler und sollte
> nicht allzu häufig auftreten.

Normalerweise nicht. Aber wer z. B. zum allerersten Mal eine 
Auslangdsreise mit eigenem Gerät macht und nicht von jemand auf die 
Steckerunterschiede aufmerksam gemacht wird, denkt nicht automatisch an 
dieses Problem (Sorgen gibt es auch andere genug bei Reisevorbereitung). 
Und schon haben wir einen solchen Fehler.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Adele schrieb:
> R. M. schrieb:
>> das ist heute der Normalfall.
>
> Es ist der Normalfall, dass der Schutzleiter unterbrochen ist und
> dadurch das Gehäuse Spannung führt?
> Ich glaube, ich bin im falschen Film!

Nö, das ist der Normalfall bei alle Geräten mit SK II und Metallgehäuse, 
z.B. der Löwenanteil aller Geräte der Unterhaltungselektronik.
Hat mit Film nichts zu tun :-P
Bei SK II muss der Berührstrom unter 250µA bleiben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzklasse_%28Elektrotechnik%29#Schutzklasse_II_.2F_Schutz_durch_doppelte_oder_verst.C3.A4rkte_Isolierung

von tinky (Gast)


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ZF schrieb:
> Zudem ist Schutzleiterunterbrechung ein klarer Fehler und sollte
> nicht allzu häufig auftreten.

Ein guter Anstreicher, der sämtliche Blenden von Schaltern und 
Steckdosen entfernt, um auch darunter die Wand (incl. Schutzkontakt) mit 
Farbe zu bekleckern, bekommt das aber locker hin.

von R. M. (Gast)


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Adele schrieb:
> Es ist der Normalfall, dass der Schutzleiter unterbrochen ist und
> dadurch das Gehäuse Spannung führt?
> Ich glaube, ich bin im falschen Film!

Nur zur Klarstellung:
Gemeint war natürlich, wenn der SL unterbrochen ist (was natürlich 
nicht der Normalfall sein sollte), dann liegt Spannung am Gerät an.
Ist durch Streukapazitäten eigentlich unvermeidlich, außer man hat 
amerikanischen Wechselstrom, mit 2 genau gegenphasigen Außenleitern.
https://de.wikipedia.org/wiki/Einphasen-Dreileiternetz

von Adele (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Nö, das ist der Normalfall bei alle Geräten mit SK II und Metallgehäuse,
> z.B. der Löwenanteil aller Geräte der Unterhaltungselektronik.
> Hat mit Film nichts zu tun :-P

Schutzklasse II bedeutet "verstärkte oder doppelte Isolation"
Diese Schutzisolation muss auch mit dem Symbol (2 Quadrate ineinander) 
gekennzeichnet sein.
Wenn ein vorhandener Schutzleiter unterbrochen ist, dann ist das 
eindeutig ein Fehler.

von Adele (Gast)


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R. M. schrieb:
> Nur zur Klarstellung:
> Gemeint war natürlich, wenn der SL unterbrochen ist (was natürlich
> nicht der Normalfall sein sollte), dann liegt Spannung am Gerät an.

Da sind wir einer Meinung :-)

von No (Gast)


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noips schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich habe mal (schon lange her) gehört, dass bei manchen Geräten es wegen
> eines Netzfilters (je nach Ausführung) sein kann, dass das Gehäuse unter
> Spannung steht, wenn keine Verbindung zwischen Geräte-Schutzleiter und
> Schuko der Steckdose besteht z. B. wegen unterschiedlichen
> Steckerstandards. Stimmt es so? Gibt es heute noch viele Geräte, wo so
> etwas möglich ist?

Das stimmt so überhaupt nicht und ist verboten!

von noips (Gast)


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OK, Notebook-Netzteile und Stekcernetzteile sind wohl SK 2, 
Waschmaschine und Herd nimmt man eher selten mit auf die Auslandsreise.

von ZF (Gast)


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noips schrieb:
> Normalerweise nicht. Aber wer z. B. zum allerersten Mal eine
> Auslangdsreise mit eigenem Gerät macht und nicht von jemand auf die
> Steckerunterschiede aufmerksam gemacht wird, denkt nicht automatisch an
> dieses Problem (Sorgen gibt es auch andere genug bei Reisevorbereitung).
> Und schon haben wir einen solchen Fehler.

Hast du ein SK1 Gerät mit Y Kondensatoren welches du mit auf Reisen 
nimmst?

von ZF (Gast)


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Ups, warst selbst schneller.
:-)

von Peter II (Gast)


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von Peter II (Gast)


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ZF schrieb:
> Hast du ein SK1 Gerät mit Y Kondensatoren welches du mit auf Reisen
> nimmst?

Notebook Netzteil? Siehe letzte Beitrag.

(ob die Y Kondensatoren kann ich nicht sagen)

von Chris F. (chfreund) Benutzerseite


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Nachbarn hatten das mal, dass die Waschmaschine dauernd statisch geladen 
war während sie lief. Das war richtig spürbar.

Bei denen war auch der PE nicht mit der Steckdose verbunden und man 
konnte das damit reparieren.

von Jörg (zwischenfrequenz)


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Peter II schrieb:
> Notebook Netzteil? Siehe letzte Beitrag.
>
> (ob die Y Kondensatoren kann ich nicht sagen)

Haben sie, deshalb der Schukostecker. Zu klären wäre, ob sie PE mit GND 
verbunden haben, ansonsten gäbe es kein berührbares Teil auf PE-Niveau 
und damit keine Gefahr (wohl aber EMV Probleme). Ausnahme: Mehrere 
Geräte über Mehrfachsteckdosenleiste und PE Unterbrechung in 
Energieflussrichtung vor der Leiste.

von Harald W. (wilhelms)


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Chris F. schrieb:

> Nachbarn hatten das mal, dass die Waschmaschine dauernd statisch geladen
> war während sie lief. Das war richtig spürbar.

Ich vermute, das auch hier das bei Waschmaschinen typische Netzfilter
der "Übeltäter" war. Gerade bei Waschmaschinen ist der korrekte
Anschluss des SL aber sehr wichtig und sollte regelmäßig überprüft
werden, weil in der Nähe meist geerdete Metallteile (Wasserhähne)
sind und man zusätzlich oft feuchte Hände hat.

von Feldkurat K. (feldkurat)


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Vor Allem ist das Bedienperrsonal angehalten, viel elektrolythaltige 
Getränke zu sich zu nehmen, um den Körperwiderstand gering genug zu 
halten.
Nur dann ist gewährleistet, daß ein beherztes Zupacken genügt, den 
FI-Schmutzschalter auszulösen.

-Feldkurat-

von noips (Gast)


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Jörg H. schrieb:
> Haben sie, deshalb der Schukostecker.

D. h. die SK 1 Netzteile habe den Schukostecker nur zur Entstörung?


> Zu klären wäre, ob sie PE mit GND
> verbunden haben,

hab gerade 2 unterschiedliche durchgemessen, haben die nicht. In welchen 
Fällen könnte es sinnvoll sein die DC-Seite zu erden?

> Ausnahme: Mehrere
> Geräte über Mehrfachsteckdosenleiste und PE Unterbrechung in
> Energieflussrichtung vor der Leiste.

Vestehe ich nicht, was gibt es in diesem Fall?

von ZF (Gast)


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Antworte mal unangemeldet:

noips schrieb:
> Jörg H. schrieb:
>> Haben sie, deshalb der Schukostecker.
>
> D. h. die SK 1 Netzteile habe den Schukostecker nur zur Entstörung?
Ein Eurostecker darf 2,5A, reicht also aus Sicht der Leistung für ein 
Notebooknetzteil. Und selbst wenn es nicht reichen würde ginge 
Konturenstecker statt Schuko. Aus Kostensicht wäre es unsinnig dem 
Netzteil ein dreipoliges Kabel zu verpassen wenn man es nicht bräuchte.

>> Zu klären wäre, ob sie PE mit GND
>> verbunden haben,
>
> hab gerade 2 unterschiedliche durchgemessen, haben die nicht. In welchen
> Fällen könnte es sinnvoll sein die DC-Seite zu erden?
Ist ein kompliziertes Thema. Vernetzte geerdete Geräte können Ärger 
wegen Signalverfälschung durch Erdschleife machen. Im IT Bereich in 
Kurzform: Besser nicht, wenn nicht nötig.

>> Ausnahme: Mehrere
>> Geräte über Mehrfachsteckdosenleiste und PE Unterbrechung in
>> Energieflussrichtung vor der Leiste.
>
> Vestehe ich nicht, was gibt es in diesem Fall?
Sind mehrere SK1 Geräte an eine Steckdosenleiste angeschlossen, liegen 
alle Geräte-PE auf dem selben Potenzial. Ist der Stecker der 
Steckdosenleiste nicht mit Erde verbunden wird eine Berührungsspannung 
an einem der Geräte auf alle an der Leiste angeschlossenen verschleppt.

von noips (Gast)


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Danke für die Antworten!

ZF schrieb:
> Im IT Bereich in
> Kurzform: Besser nicht, wenn nicht nötig.

Sollte man dieses Netzteil aber als Versorgung eines Messgerätes 
(leitendes Gehäuse) missbrauchen, so wäre es wohl sinnvoll, PE auf Masse 
zu führen, oder? Sonst könnte das Gehäuse über das Messsignal (wenn 
hohes Potential auf Signal) unter gefährlicher Berührungsspannung 
stehen.

von Achim H. (anymouse)


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noips schrieb:
> Sollte man dieses Netzteil aber als Versorgung eines Messgerätes
> (leitendes Gehäuse) missbrauchen, so wäre es wohl sinnvoll, PE auf Masse
> zu führen, oder?

Dann sollte das Messgerät aber auch für den Betrieb mit einem beliebigem 
Netzteil ohn PE-Durchverbindung ausgelegt sein, und das hier:

noips schrieb:
> Sonst könnte das Gehäuse über das Messsignal (wenn
> hohes Potential auf Signal) unter gefährlicher Berührungsspannung
> stehen.

schon konstruktiv ausschließen -- sprich keine niederohmige Verbindung 
zwischen Gehäuse und Messsignal.

von ZF (Gast)


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noips schrieb:
> Sollte man dieses Netzteil aber als Versorgung eines Messgerätes
> (leitendes Gehäuse) missbrauchen, so wäre es wohl sinnvoll, PE auf Masse
> zu führen, oder? Sonst könnte das Gehäuse über das Messsignal (wenn
> hohes Potential auf Signal) unter gefährlicher Berührungsspannung
> stehen.

Genau! Deshalb ist bei den meisten netzbetriebenen Oszilloskopen PE = 
GND.

von noips (Gast)


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Ich habe jetzt bei einem Netzteil (Deutronic ETC70H) mit absichtlich 
unterbrochenem Schutzkontakt die Spannung zwischen Schuko Steckdose und 
Schuko Netzteil gemessen. Diese liegt interessanterweise je nach Polung 
des Netzsteckers entweder bei ca. 70V oder aber bei ca. 170V AC. Wie ist 
das zu erklären? Ich bin von einem symetrischem Aufbau des Netzfilters 
ausgegangen.

von Martin S. (led_martin)


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noips schrieb:
> Ich bin von einem symetrischem Aufbau des Netzfilters
> ausgegangen.

Netzfilter sind üblicherweise symmetrisch aufgebaut, der Rest des 
Netzteils aber nicht, da gibt es Unsymmetrien im Aufbau der Schaltung, 
und zusätzlich können Bauteiletoleranzen noch Unsymmetrien, in 
eigentlich symmetrische Schaltungsteile, reinbringen.

Mit freundlichen Grüßen - Martin

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