Forum: Platinen 3D Daten aus Gerber


von Ddd D. (dds)


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Hi,

ich nutze beruflich ein Layout-Tool, das Standardmäßig keine 3D Daten 
exportieren kann, diese Funktion dazuzukaufen kostet im mittleren 
vierstelligen Bereich.
Meine Frage wäre nun, ob es die Möglichkeit gibt aus ODB+ oder Gerber 
Daten 3D Daten zu erzeugen? Am besten wäre natürlich umsonst, aber auch 
um Tips für kostenpflichtige Tools wäre ich dankbar, solang sie nicht zu 
teuer sind.

Grüße

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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In den Gerberdaten sind lediglich die Daten zur Platinenfertigung und 
Befruchtung enthalten. Nicht mal Bohrungen, noch viel weniger 
irgendwelche Bausteindaten. Insofern kann man daraus kein brauchbares 3D 
Modell herleiten.

von Onkel Balu (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Insofern kann man daraus kein brauchbares 3D
> Modell herleiten.

Das stimmt so nicht.
Es gibt durchaus Web basierende Programme die aus Gerberdateien eine
3D Darstellung einer nakten Platine ermöglichen.
Sieht dann auch aus wie echt.

von pegel (Gast)


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von Christian B. (luckyfu)


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Die LP selbst als 3D Modell darzustellen wird nicht das Problem sein. 
Bei den Bauteilen wirds schon komplizierter. Man muss dann vermutlich 
für jeden Bauteiltyp ein 3D Modell zuweisen. (Wie genau das geht / sein 
soll ist dann noch die Frage. Bauteile mit gleichem Footprint können 
durchaus unterschiedliche Höhen haben, die Frage ist, ob das eine Rolle 
spielt) Vermutlich für jede Platine aufs neue. Das wird mit zunehmender 
Platinenzahl und zunehmenden Bauteilen auf der Platine sehr schnell sehr 
teuer. (Wenn man die Arbeitszeit dazurechnet)

Vielleicht ist es günstiger einen Dienstleister zu suchen, welcher eure 
Layoutdaten direkt in ein entsprechendes Programm importieren kann und 
daraus die 3D Ansichten generiert.

Wenn es nur für ein oder 2 einfachere Platinen sein soll, wird das 
schonmal gehen. Andernfalls würde ich es nur verwenden um meinem Chef zu 
sagen: Hier, ich hab die geforderte 3D Ansicht (Wenn es eine Anforderung 
des Kunden an solch eine Anschicht gibt) und habe dafür X Stunden 
gebraucht. Eine weitere Platine ähnlicher Komplexität wird vermutlich Y 
Stunden dauern. Man kann sich dann halt ausrechnen, ob man einen 
Entwickler oder Praktikanten dafür abstellt oder ob es nicht irgendwann 
billiger ist, solch einen Zusatz zumindest für einen Arbeitsplatz zu 
erstehen.

Die nächste Frage ist, woher kommen die 3D Modelle? Das gängigste 
Austauschformat ist Step. Davon bekommt man heutzutage von fast allen 
Herstellern relativ problemlos für die jeweiligen Produkte eins zur 
Verfügung gestellt. Die sind dann auch deutlich detaillierter als das, 
was im Video gezeigt wurde.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@ ddd dddd (dds)

>Meine Frage wäre nun, ob es die Möglichkeit gibt aus ODB+ oder Gerber
>Daten 3D Daten zu erzeugen?

Nö. Woher sollen denn die 3D Informationen kommen? Bestenfalls kann man 
aus den Umrissen des Bestückungsdrucks eines Bauteils ein "Hochhaus" 
bauen. Dann hat man SEHR GROB was in 3D, das aber mit komplexeren 
bauteilen nix gemeinsam hat.

So schön 3D auch ist, so entbehrlich ist es für die meisten Platinen.

von Christian B. (luckyfu)


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Falk B. schrieb:
> So schön 3D auch ist, so entbehrlich ist es für die meisten Platinen.

Wenn die 3D Modelle stimmen (was die vom Hersteller zur Verfügung 
gestellten normalerweise tun, ich hab jedenfalls noch kein Fehlerhaftes 
bekommen) gibt es 3 durchaus sinnvolle Verwendungen, wofür ich es auch 
regelmäßig nutze:
1. schon beim Anlegen des Bauteils sieht man gleich, ob das erstellte 
Footprint zu dem Bauteil passt. Gerade bei exotischen Bauteilen ist das 
manchmal nicht unbedingt immer 100% eindeutig. Da ist so eine 
Kontrollmöglichkeit sehr sinnvoll.
2. Beim Platzieren kann ich so die Packungsdichte erhöhen, da ich z.B. 
kleinere Bauteile in den Courtyard größerer Schieben kann, wenn dort 
mechanisch nichts stört.
3. Mechanische Prüfung: Ich kann, so es das System unterstützt, die 
fertig geroutete Platine als Step Datei ausgeben und den 
Mechanikkonstrukteuren zur Verfügung stellen. Die können diese dann 
Ihrerseits in ihr 3D Modell des Gerätes einbauen und so nicht nur die 
Position der Anschraubpunkte sondern auch z.B. Höhe und Ausrichtung 
bestimmter Bauteile erkennen, die z.B. durch eine Frontplatte schauen 
müssen. Dadurch ist eine Kontrolle sehr viel einfacher und mit weniger 
Fehlern möglich, da man schon auf den Ersten Blick sieht, ob es passt. 
ein Geeignetes System vorrausgesetzt, kann man so sogar die korrekt 
gefaltete Starrflex Platine ins Gehäuse einbauen)
Andersherum kann ich mir kleinere Gehäuse auch direkt als Step Datei ins 
System ziehen und meine Bauteile entsprechend platzieren. Der Online DRC 
schlägt dann bei Kollisionen direkt Alarm.
Es hat also durchaus mehrere Technisch sinnvolle Anwendungen. Alle 
beruhen aber darauf, daß man bei der Einbindung der Modelle diese 
entsprechend kontrolliert. Wenn man ein fehlerhaftes Modell hat stimmen 
alle darauf aufbauenden Annahmen nicht mehr.

von Falk B. (falk)


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@Christian B. (luckyfu)

>> So schön 3D auch ist, so entbehrlich ist es für die meisten Platinen.

>Wenn die 3D Modelle stimmen (was die vom Hersteller zur Verfügung
>gestellten normalerweise tun, ich hab jedenfalls noch kein Fehlerhaftes
>bekommen) gibt es 3 durchaus sinnvolle Verwendungen, wofür ich es auch
>regelmäßig nutze:
>1. schon beim Anlegen des Bauteils sieht man gleich, ob das erstellte
>Footprint zu dem Bauteil passt.

Dafür brauche ich kein 3D.

>Es hat also durchaus mehrere Technisch sinnvolle Anwendungen.

Das habe ich nicht bezweifelt. Nur behaupte ich, daß die Masse der 
Bastler und auch viele Profis nicht diese hohe Level an Packungsdichte 
und mechanischer Einpassung braucht. Nicht jeder entwickelt Laptops etc.

>Alle
>beruhen aber darauf, daß man bei der Einbindung der Modelle diese
>entsprechend kontrolliert. Wenn man ein fehlerhaftes Modell hat stimmen
>alle darauf aufbauenden Annahmen nicht mehr.

Eben. Und da liegt schon ein Problem. Bei vielen Bauteilen ist der 
Zusatzaufwand für das 3D Modell eher nervig.

von Christian B. (luckyfu)


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Falk B. schrieb:
> Dafür brauche ich kein 3D.

Natürlich kann man sich auch ein Muster kommen lassen und das Footprint 
1:1 ausdrucken. Das dauert aber definitiv länger, als das Step Modell zu 
beschaffen und auf das Bauteil zu platzieren.

Falk B. schrieb:
> Nicht jeder entwickelt Laptops etc.

Ich auch nicht.
Aber ich entwickle Elektronik die auch mal in Handstücke passen muss. Da 
ist die Form der Elektronik an den verfügbaren Raum, der nach dem 
Designer und den einzubauenden Medienverbindungen noch vorhanden ist, 
gebunden. Da gibt es dann nette Volumenmodelle von. Dort hilft es 
ungemein, wenn ich schon beim Platzieren sehe, daß ein hoher Elko z.B. 
2mm weiter Mittig sein muss.

Früher musste man dann an solchen Stellen die Prototypen freidremeln, da 
ein Leiterplattenwurf nunmal ca. 8 Wochen dauert. Das muss nun nicht 
mehr sein.

Falk B. schrieb:
> Bei vielen Bauteilen ist der
> Zusatzaufwand für das 3D Modell eher nervig.

Bei fast allen kann ich diese beim Hersteller direkt, ohne Angabe 
irgendwelcher Daten, herunterladen. Ab und an dauert es etwas länger, 
das sind aber zum Glück Ausnahmen. Aber selbst wenn das Step Modell erst 
nach 3 Tagen per Mail einfliegt kann ich derweil ja mit dem Bauteil 
arbeiten. Ist das Step Modell dann da dauerts nur wenige Seunden es auf 
das Footprint zu setzen und die schon platzierten Bauteile upzudaten.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@Christian B. (luckyfu)

>> Dafür brauche ich kein 3D.

>Natürlich kann man sich auch ein Muster kommen lassen und das Footprint
>1:1 ausdrucken.

Häää? Ich rede von normalen Bauteilen, wo der Footprint im Datenblatt zu 
finden ist.

>> Nicht jeder entwickelt Laptops etc.

>Ich auch nicht.
>Aber ich entwickle Elektronik die auch mal in Handstücke passen muss. Da
>ist die Form der Elektronik an den verfügbaren Raum, der nach dem
>Designer und den einzubauenden Medienverbindungen noch vorhanden ist,

Schon klar, das meinte ich damit.

von Rudolph R. (rudolph)


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Falk B. schrieb:
>>Natürlich kann man sich auch ein Muster kommen lassen und das Footprint
>>1:1 ausdrucken.
>
> Häää? Ich rede von normalen Bauteilen, wo der Footprint im Datenblatt zu
> finden ist.

Erstmal muss das Datenblatt da gut sein und korrekt, ich hatte oft genug 
schon richtig miese "Zeichnungen".
Besonders schön sind ja immer "Zeichnungen" mit diversen Maßen deren 
Beziehung zueinander man sich irgendwie zurecht reimen muss.
Mir fällt da auch besonders ein namentlicher Hersteller ein dessen 
Datenblätter ich da echt zum kotzen finde. Fertige Footprints haben die 
dann natürlich auch nicht.

Dann muss man das immer noch prüfen und früher habe ich das gemacht 
indem ich das ausgedruckt und das Bauteil drauf gelegt habe.
Heute binde ich einfach das .step in mein Footprint ein und kann direkt 
sehen wo was klemmt.
Ich habe auch schon Footprints anhand der 3D Daten angelegt.

Nur in einem Punkt muss ich Christian B. ja leider widersprechen, ganz 
so lax ist das mit .step Modellen noch lange nicht, es gibt noch genug 
Hersteller die nicht mal auf Nachfrage was heraus rücken.
Zuletzt bin ich da mit einer CAN-Drossel bei TDK gescheitert.
Und oft genug ist die Qualität der Modelle auch nicht so toll, etwa bei 
Steckern die komplett einfarbig grau sind, also alles, Körper und Pins.

Ich schaue da gerne mal bei 3Dcontentcentral.de rein.

Sehr schön ist natürlich, wenn ein Hersteller gleich passende Footprints 
mit 3D-Modellen anbietet, Würth hat zum Beispiel sehr viel für Altium 
und auch schöne Modelle dabei - darum schaue ich erstmal bei denen.
Von Schaltern über Drosseln bis FFC-Stecker haben die richtig viel.

von Christian B. (luckyfu)


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Rudolph R. schrieb:
> Und oft genug ist die Qualität der Modelle auch nicht so toll, etwa bei
> Steckern die komplett einfarbig grau sind, also alles, Körper und Pins.

Das ist nervig, das gebe ich gern zu, aber zum kontrollieren obs passt 
stört das erstmal nicht. Wenns einem nicht gefällt kann man die Step 
Modelle auch mit entsprechenden Programmen umarbeiten. Ab und machen wir 
das auch, weils einen SVB z.B. als 12polige Variante als Step file gibt, 
man sie aber als 20polige benötigt.

Man kann aber sagen, daß die Versorgung mit passenden Step Files in den 
letzten Jahren deutlich besser geworden ist. Sicher ist noch Luft nach 
oben, aber die Verfügbarkeit steigt.

Falk B. schrieb:
> Häää? Ich rede von normalen Bauteilen, wo der Footprint im Datenblatt zu
> finden ist.

Leider ist das nicht immer so einfach wie bei einem 0603 Widerstand. 
Schon bei SVB kann es kompliziert werden, wenn man abseits der 2,54mm 
Pfostenleiste unterwegs ist.

Gerade ungünstige Konturen, wie sie manche SVB nunmal haben, sind gern 
mit irgendwelchen murksigen Bemaßungen versehen. Teilweise fehlen auch 
Maße, sodaß ein gewisser Interpretationsspielraum entsteht. Und nicht 
zuletzt ist manchmal auch nicht gleich ersichtlich, ob das Footprint in 
Top oder Bottom Darstellung abgebildet ist.

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