Forum: Compiler & IDEs Atollic true Studio


von Atollicker (Gast)


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Hallo zusammen,
ganz einfache Frage:
kann jemand bestätigen dass Atollic truestudio mit Keil und IAR 
mithalten kann? oder um Ärger und Frust zu sparen soll man tief in die 
Tasche greifen.
Vielen Dank.
Gruß
New Atollicker

: Verschoben durch User
von Detlev T. (detlevt)


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Spezifiziere "mithalten".

Ich nutze Truestudio lite (also die kostenlose Version) unter Linux und 
bin sehr zufrieden damit. Projekte anlegen, compilieren, debuggen: kein 
Problem. Das ist eine gut funktionierende Zusamenstellung von 
Open-Source-Programmen (eclipse, gcc, gdb etc.)

Keil habe ich nur kurz ausprobiert. Damit kommt man meiner Meinung nach 
in der Regel schneller zur Lösung, wenn man zuvor eine längere 
Einarbeitungszeit investiert.

Wer eclipse und gcc schon kennt, ist wahrscheinlich bei Truestudio in 
jedem Fall besser aufgehoben.

Ich verwende aber (noch) kein RTOS. Die Unterstützung dazu kann ich 
weder beim einen noch beim anderen bewerten.

von Atollicker (Gast)


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Danke für die Infos.
Ich habe ein kleines Projekt für STM32F7 + FreeRTOS mit STM32CubeMX 
sowohl für Keil als auch für Atollic erstellt.
Erstaunlich die generierte Codegröße und der RAM-Verbrauch  ist fast 
gleich: Daumen hoch für Atollic truestudio (bzw. gcc).

Auch das Debugen funktioniert ohne Probleme. Für ein komplexen Projekt 
möchte ich gerne wissen ob man auf Atollic ohne bedenken drauf verlassen 
kann. Ich habe keine Lust mitten im Projekt frustriert sein und alles 
umstellen muss.

Gruß
Atollicker

von Detlev T. (detlevt)


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Atollicker schrieb:
> Für ein komplexen Projekt
> möchte ich gerne wissen ob man auf Atollic ohne bedenken drauf verlassen
> kann

Sollte so sein. Das ist ja alles, wie gesagt, kein originäres Atollic 
Gewächs, sondern bewährte Open-Source Software.

von Atollicker (Gast)


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Sonst keiner arbeitet professionell mit Atollic true studio? 
empfehlenswert für komplexe Projekte, ja nein?

von Dr. Sommer (Gast)


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Detlev T. schrieb:
> Ich verwende aber (noch) kein RTOS. Die Unterstützung dazu kann ich
> weder beim einen noch beim anderen bewerten.
Genau, man gibt das Geld nur dafür aus dass Atollic einen schönen 
Installer dafür gebaut hat. Die eigentliche Funktionalität gibts auch 
gratis indem man sich GCC & Co selbst installiert...

von Feia Wall (Gast)


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Atollicker schrieb:
> empfehlenswert für komplexe Projekte, ja nein?

Sehr empfehlenswert, denn Atollic True Studio telefoniert
fleissig nach Hause, und man weiss ja dass mit solchen
Hintergrund-Telefonaten nur Gutes getan wird.

von Hans (Gast)


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Atollicker schrieb:
> Sonst keiner arbeitet professionell mit Atollic true studio?
> empfehlenswert für komplexe Projekte, ja nein?

Ja, geht wunderbar.

73

von Johannes S. (Gast)


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Atollic bzw. Eclipse ist sogar für grössere Projekte besser geeignet als 
für einfache Basteleien weil es so komplex ist. Das ist eben eine EWMS 
wie hier schon gesagt wurde und du suchst dir erstmal einen Wolf in den 
ganzen Einstellungen. Eclipse ist ein generisches Framework für 
Anwendungen mit vielen Fensterchen und nicht ausschliesslich für µC IDEs 
gebaut, daher ist da unendlich viel einzustellen und über AddOns 
erweiterbar.
Komplexere Projekte kann man in einem Workspace auch aufteilen in 
verschiedene Bibliothekprojekte und die eigentliche Anwendung mit diesen 
Verknüpfen. Mittlerweile ist die Verwaltung mit git auch fest drin, da 
gibt es auch einige PlugIns für. Und für Doku über Doxygen gibt es 
natürlich auch eingebaute Erweiterungen. Das wären Beispiele für 
erweiterte Features gegenüber 'einfachen' IDEs wie EmBitz.
Das bekommt man mit freien Versionen wie GnuArmEclipse auch hin, es ist 
nur etwas mehr Stückelei bis man alles zusammenhat. Und Atollic hat 
eigene Erweiterungen was das Debuggen angeht, das ist aber in der 
kostenlosen Version nicht alles mit drin.
Das 'nach Hause telefonieren' ist der ewig lange Programmstart der auf 
Updates prüft, das Upgrade auf die Kaufversion empfiehlt und News von 
Atollic anzeigt.
Ich habe noch eine mittlerweile sehr alte 5er Version auf dem Rechner, 
bei den Updates nervt(e) das man ein Riesenpaket von >1GB installieren 
musste das alle möglichen SDKs für verschiedene MCUs enthält.  Kann sein 
das das mittlerweile gesplittet wurde, das macht nur Sinn wenn man 
wirklich so Multikulti unterwegs ist.

von Atollicker (Gast)


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Vielen Dank für die Antworten.
Gruß

von Detlev T. (detlevt)


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Dr. Sommer schrieb:
> Genau, man gibt das Geld nur dafür aus dass Atollic einen schönen
> Installer dafür gebaut hat.

Falsch. Atollic lite ist kostenlos - inklusive Installer. Nur 
Zusatzfunktionen wie Profiling etc. in der Pro-Version, die von Atollic 
selbst stammen, kosten Geld, wenn man sie nutzen will.

Natürlich könnte man sich eine vergleichbare Umgebung selbst zusammen 
stellen. Nur wozu?

von Dr. Sommer (Gast)


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Detlev T. schrieb:
> Falsch. Atollic lite ist kostenlos - inklusive Installer.
Achja richtig, das war mal anders. Dann gehts ja noch.

Detlev T. schrieb:
> Natürlich könnte man sich eine vergleichbare Umgebung selbst zusammen
> stellen. Nur wozu?
Um proprietäre Software zu vermeiden. Oder weil man mit diesem 
Geschäftsmodell lieber nichts zu tun haben möchte, oder keinen 
Fragebogen beim Download ausfüllen möchte, oder nicht mit Werbung 
bombardiert werden möchte, ...

von Hans (Gast)


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Dr. Sommer schrieb:
> Detlev T. schrieb:
>> Natürlich könnte man sich eine vergleichbare Umgebung selbst zusammen
>> stellen. Nur wozu?
> Um proprietäre Software zu vermeiden. Oder weil man mit diesem
> Geschäftsmodell lieber nichts zu tun haben möchte, oder keinen
> Fragebogen beim Download ausfüllen möchte, oder nicht mit Werbung
> bombardiert werden möchte, ...

Die Frage war aber ob man damit ernsthaft entwickeln kann.

Wartung von IDE und Compiler Packages umgelegt in Geld sind aus meiner 
Sicht mit den Benefits von Atollic (also den Packages das sie 
Vertreiben) locker aufgewogen (die haben wirklich nette Debugger-Plugins 
und die Integration ist mittlerweile wirklich gut).

Aus meiner Sicht ist Atollic (also eigentlich Eclipse) IAR und Keil 
uVision um Lichtjahre voraus... wobei es meiner Meinung nach noch 
bessere IDEs gibt...

Zugegebenermaßen ist die IDE Geschmacksache... also ist die einzige 
ehrliche und ernstzunehmende Aussage die, dass Atollic (kenne nur die 
"Bezahlversion") auch vernünftig in einem professionellem Umfeld seinen 
Dienst tut.
Support war übrigens immer sehr gut. Durchaus vergleichbar mit Keil. Bei 
IAR kenne ich den Support nur von den 8-bittern... Ich würde aber 
behaupten, dass alle 3 auf Augenhöhe sind...

Übrigens ist nach wie vor die Hardware ein nicht zu verachtender Part... 
also besorg dir einmal ein paar Demo-Programmer... du wirst überrascht 
sein über die Geschwindigkeitsunterschiede von einem 
Compile-Program-Debug Cycle.

Den Compilder-War will ich nicht undertstützen... anmerken möchte ich 
aber, dass ARM direkt am GCC mitwirkt. Ernsthafte/Relevante 
Geschwindigkeitsunterschiede habe ich zwischen IAR, Keil und dem GCC 
noch nie feststellen können (sind ja alles ernsthafte Compilerbauer).

73

von Til S. (Firma: SEGGER) (til_s)


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Wie eigentlich schon von den anderen erwähnt muss man hier zwischen 
Compiler und IDE unterscheiden. Der GCC Compiler hat gegenüber z.B. IAR 
was Codegröße und Geschwindigkeit angeht stark aufgeholt, so das man die 
Unterschiede vernachlässigen kann.
Ob man Eclipse mag oder nicht ist auch persönlicher Geschmack. Viele 
Hersteller nehmen Eclipse als Grundlage für Ihre eigene IDE und da muss 
man zugeben, das Atollic TrueStudio einer der besseren Implementierungen 
ist. Ich habe schon viele grausame Eclipse IDEs gesehen ;-).

Der Vorteil von GCC ist, dass man auch später die IDE wechseln kann, 
ohne seinen Code ändern zu müssen. D.h. ich kann mich jederzeit 
entscheiden, ob ich mit Eclipse, MakeFiles oder Tools wie SEGGER 
Embedded Studio arbeiten möchte.

GCC hat aus meiner Sicht zwei Sachen, die nicht so perfekt sind. Das ist 
zum einem die Standard Library (NewLib) und zum anderen der Linker (GCC 
Linker Map Files sind nicht wirklich übersichtlich).
Deswegen gibt es in Embedded Studio eine eigene Standard Library und an 
einem eigenen Linker wird auch schon gearbeitet ;-):
https://blog.segger.com/the-segger-linker-replacing-the-gnu-linker/

Kurz gesagt: Atollic/GCC kein Problem, aber Alternativen gibt es auch:
https://www.segger.com/products/development-tools/embedded-studio/

von Detlev T. (detlevt)


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@Til S.
Ich habe mir Embedded Studio kurz angesehen, werde aber erst einmal bei 
Truestudio bleiben. "Eigene Library" und "eigener Linker" schreckt mich 
eher ab. Da befürchte ich, nicht so simple auf andere Plattformen 
wechseln zu können, wenn ich dort erst einmal ein Projekt gestartet 
habe.

Vor allem ist aber die sehr restriktive Lizenz für die kostenlose 
Version, die für mich nicht akzeptabel ist. Firmware für ein 
Openhardware-Projekt, eine Library für andere verfügbar machen - geht 
nicht, nicht einmal als Source-Code.

Trotzdem Interesse halber, da Segger ja Debugger herstellt und vertreibt 
(J-Link). Wie sieht die Unterstützung fremder Debugger-Hardware aus, 
z.B. ST-Link? Das wird sicher Leute interessieren, die diese IDE 
einsetzen wollen.

von Feia Wall (Gast)


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von Til S. (Firma: SEGGER) (til_s)


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Detlev T. schrieb:
> "Eigene Library" und "eigener Linker" schreckt mich
> eher ab. Da befürchte ich, nicht so simple auf andere Plattformen
> wechseln zu können, wenn ich dort erst einmal ein Projekt gestartet
> habe.

Wieso abschrecken? Eigene Library bedeutet einfach nur eigene C Standard 
Library. Du kannst deinen C Code dann natürlich auch mit jedem anderem C 
Compiler bauen und natürlich auch mit jeder anderen Standard Library wie 
z.B. NewLib.

Detlev T. schrieb:
> Vor allem ist aber die sehr restriktive Lizenz für die kostenlose
> Version, die für mich nicht akzeptabel ist. Firmware für ein
> Openhardware-Projekt, eine Library für andere verfügbar machen - geht
> nicht, nicht einmal als Source-Code.

Hast du vielleicht an der Lizenz etwas falsch verstanden (oder wir 
schlecht beschrieben ;-) )? Embedded Studio ist für non commercial 
kostenlos und wieso solltest du deine Projekte als Source Code nicht 
veröffentlichen dürfen!?

Detlev T. schrieb:
> Trotzdem Interesse halber, da Segger ja Debugger herstellt und vertreibt
> (J-Link). Wie sieht die Unterstützung fremder Debugger-Hardware aus,
> z.B. ST-Link? Das wird sicher Leute interessieren, die diese IDE
> einsetzen wollen.

Super, jeder kennt uns nur für den J-Link lach. Wir machen aber noch 
ein bisschen mehr wie z.B. unser eigenes RTOS embOS und die ganze 
Middleware ;-).
Fremde Debugger Hardware wird nicht direkt unterstützt aber du kannst 
aus einem on-board ST-Link einen J-Link machen:
https://www.segger.com/products/debug-probes/j-link/models/other-j-links/st-link-on-board/

Damit kann man Embedded Studio auch mit diesen ganzen günstigen 
Discovery und Nucleo Boards benutzen.

von Detlev T. (detlevt)


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@Til S.
Grundsätzlich würde ich es bevorzugen, wenn Mitarbeiter einer Firma sich 
als solche zu erkennnen geben, wenn sie ein Produkt ihrer Firma 
anpreisen.

Til S. schrieb:
> Wieso abschrecken? Eigene Library bedeutet einfach nur eigene C Standard
> Library.

Ich musste da an die Java-Implementierung von Microsoft denken. Die 
hatten aus strategischen Gründen neue Funktionen in den "Standard" 
eingeführt, so dass Programme, die diese benutzt haben, nur noch unter 
Windows liefen. Daher mein Misstrauen. Ich will mich nicht an eine Firma 
binden, das gilt auch für den Linker.

Til S. schrieb:
> Hast du vielleicht an der Lizenz etwas falsch verstanden (oder wir
> schlecht beschrieben ;-) )?

Open-Hardware heißt nach meinem Verständnis, dass ich freistelle, was 
andere damit machen. Das schließt auch eine kommerzielle Nutzung durch 
diese ein. Ich sehe nicht, dass diese Möglichkeit von der Lizenz gedeckt 
ist. ("to develop, debug, program, or manufacture a commercial product 
(or parts thereof)")

Til S. schrieb:
> aber du kannst
> aus einem on-board ST-Link einen J-Link machen:
Danke für diese Möglichkeit. Ich nutze das schon für mein Microchip (fka 
Atmel) D20 XPro-Board. Funktioniert prima - mit GDB unter Truestudio. 
;-)

von Til S. (Firma: SEGGER) (til_s)


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Detlev T. schrieb:
> @Til S.
> Grundsätzlich würde ich es bevorzugen, wenn Mitarbeiter einer Firma sich
> als solche zu erkennnen geben, wenn sie ein Produkt ihrer Firma
> anpreisen.
Ja, sorry, dachte das wäre klar gewesen. Ich wollte hier auch weniger 
Marketing betreiben sondern ein paar Tipps geben (ja ok, letztlich ist 
das wohl auch Marketing bzw. Win-Win Situation, ich hoffe das ist ok).


Detlev T. schrieb:
> Ich musste da an die Java-Implementierung von Microsoft denken. Die
> hatten aus strategischen Gründen neue Funktionen in den "Standard"
> eingeführt, so dass Programme, die diese benutzt haben, nur noch unter
> Windows liefen. Daher mein Misstrauen. Ich will mich nicht an eine Firma
> binden, das gilt auch für den Linker.

Ok, verstehe ich aber das trifft hier nicht zu. Das würde hier ja schon 
aus technischer Sicht keinen Sinn machen.

Detlev T. schrieb:
> Open-Hardware heißt nach meinem Verständnis, dass ich freistelle, was
> andere damit machen. Das schließt auch eine kommerzielle Nutzung durch
> diese ein. Ich sehe nicht, dass diese Möglichkeit von der Lizenz gedeckt
> ist. ("to develop, debug, program, or manufacture a commercial product
> (or parts thereof)")

Müsste man nochmal genau checken aber ich sehe hier auch nicht so das 
Problem. Open-Hardware kannst du ja bauen, verkaufen und verschenken, 
wie du möchtest. Damit hat Segger erstmal nichts zu tun. Wenn du jetzt 
für diese Open-Hardware Software entwickelst und diese nicht verkaufst 
oder irgendwie damit Geld verdienst ist das auch ok. Wenn jetzt eine 
andere Firma deine Software nimmt und das mit Embedded Studio baut 
braucht diese Firma natürlich eine Embedded Studio Lizenz. Damit hast du 
aber nichts zu tun.
Allgemein gibt es immer Grenzfälle, bei denen Lizenzmodelle nicht zu 
100% passen. Das ist ganz normal. Im Zweifelsfall einfach mit uns reden 
;-).

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