Forum: Offtopic Germany = Made in Germany ?


von Gustav K. (hauwech)


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Hallo,

heute ein Besteck von WMF in Händen gehalten und war etwas irritiert, 
dass da nur "WMF Germany" eingeprägt war. Daraufhin habe ich es wieder 
zurück gelegt, denn es fehlte mir das "Made in ...".

Ein deutsch klingender Name gefolgt von den Wort Germany begegnet mir 
immer wieder. Rechtlich gesehen beziehen sich die Händler/Importeure 
offensichtlich auf den eigenen Standort in Deutschland, die Sachen im 
Vertrieb sind jedoch 100%ige Chinaprodukte. Der Kunde jedoch ist geneigt 
zu glauben, er kauft ein Produkt aus deutscher Fertigung.

Im Netz finden sich einige Urteile, dass diese Praktik irreführend sei. 
Trotzdem wird genau diese Irreführung in großem Stil praktiziert. Haben 
die Händler/Importeure keine Bedenken, sich eine Abmahnung einzuhandeln 
- oder bei einer Klage gar Schadenersatzpflichtig zu werden? Denn 
Firmen, die in Deutschland teuer produzieren, erleiden ja einen Schaden, 
weil Kunden ein Importprodukt kaufen, von dem sie meinen, es sei 
ebenfalls "Made in Germany" - nur eben preiswerter. Der Preisunterschied 
liegt ja nicht selten bei 10:1.

Es grüßt euch
Gustav

Beitrag #5166864 wurde vom Autor gelöscht.
von Bernd G. (Gast)


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Und was stand auf der Verpackung als Herkunft?

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Dazu gab es kürzlich erst einen Beitrag im WDR, IIRC bei Markt. Da ging 
es um Töpfe von Fissler. Die billigen mit Kennzeichnung "Germany" kamen 
aus China, nur die teuren waren wirklich "Made in Germany".
Continental schreibt auf den Reifen wenigstens etwas ehrlicher "Tyres 
engineered in Germany".

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Curby23523 N. (Gast)


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WMF fertigt bereits auch zum Großteil in Fernost.

von Der M. (mhh)


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http://www.swp.de/geislingen/lokales/geislingen/finanzinvestor-kkr-verkauft-wmf-an-seb-13014127.html

Nicht ganz chinesisch geworden, in Produktion und Zukauf aber dann 
sicher doch etwas.

von Joe F. (easylife)


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WMF hat den Löffel abgegeben.

: Bearbeitet durch User
von Andrea B. (stromteam)


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Joe F. schrieb:
> WMF hat den Löffel abgegeben.

mit dem sich die Heuschrecken fett fressen.

von Sebastian L. (sebastian_l183)


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Was soll ein Hersteller mit Sitz in Deutschland und Fabrikation 
ausserhalb der EU dann sonst aus seine Ware schreiben?
WMF steht für das Produkt ein. WMF ist verantwortlich. WMF hat seinen 
Sitz in Deutschland.
Damals (R) hiess der Laden Würtembergische Metallwaren Manufaktur.
Das war einmal.

Auf einem Mercedes muss ja auch nicht "financed by Quatar - Wir kaufen 
mehr als nur Fussball" draufstehen.

von Soul E. (Gast)


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Sebastian L. schrieb:

> Auf einem Mercedes muss ja auch nicht "financed by Quatar - Wir kaufen
> mehr als nur Fussball" draufstehen.

Dafür steht auf jedem Bauteil neben dem "Made in Germany" die 
VDA-Länderkennung. Z.B. "HU" für Herstellerland Ungarn.

von Gustav K. (hauwech)


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Bernd G. schrieb:
> Und was stand auf der Verpackung als Herkunft?

Habe ich nicht drauf geachtet. M.E. aber auch nicht so wichtig, denn die 
Verpackung landet eh sofort auf dem Müll. Was bleibt, ist die Prägung 
auf dem Besteck.

Sebastian L. schrieb:
> Was soll ein Hersteller mit Sitz in Deutschland und Fabrikation
> ausserhalb der EU dann sonst aus seine Ware schreiben?

Stimmt im Prinzip auch wieder. Nur verstehe ich unter "Hersteller", dass 
eben genau dort (beim Hersteller) hergestellt wird. Heute besteht ein 
Hersteller oft nur aus paar Hanseln, die in einem Büro sitzen und per 
Fax die Produkte in China ordern.

Thorsten O. schrieb:
> Die billigen mit Kennzeichnung "Germany" kamen
> aus China, nur die teuren waren wirklich "Made in Germany".

Dann hatte ich das richtige Bauchgefühl: Wenn nicht explizit "Made in 
Germany" draufsteht, dann ist auch nicht "Made in Germany" drin.

Wobei "Made in Germany" mit Vorsicht zu genießen ist: Laut einem 
juristischen Text sei es ausreichend, wenn "wesentliche Teile der 
Wertschöpfungskette" in Deutschland erbracht wurden. Man könnte also 
theoretisch den Schnitt einer Hose hier designen, die Hose für 3 Euro in 
China nähen lassen und sie dann hier als "Made in Germany" für 149 Euro 
auf den Bügel hängen.

von Lutz H. (luhe)


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Gustav K. schrieb:
> wesentliche Teile der
> Wertschöpfungskette" in Deutschland erbracht wurden

Zählt der Import und der Verkauf zur Wertschöpfungskette?

von Jan H. (j_hansen)


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Lutz H. schrieb:
> Gustav K. schrieb:
> wesentliche Teile der
> Wertschöpfungskette" in Deutschland erbracht wurden
>
> Zählt der Import und der Verkauf zur Wertschöpfungskette?

Interessante Frage. Ansonsten: Hose in Bangladesch kaufen (Wert 3€). 
Markenetikett in Deutschland anbringen => Wert verzehnfacht

von Gustav K. (hauwech)


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Jan H. schrieb:
> Markenetikett in Deutschland anbringen ...

Wo gibt es Markenhosen für 30 Euro ?

von H-G S. (haenschen)


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Sind die Maschinen mit denen sie die Pfannen/Bestecke in China 
herstellen aus Deutschland ?

von Karsten U. (herr_barium)


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H-G S. schrieb:
> Sind die Maschinen mit denen sie die Pfannen/Bestecke in China
> herstellen aus Deutschland ?

Diese einfache Frage können Dir bestimmt Hunderte hier innerhalb weniger 
Minuten beantworten. Ganz bestimmt.

Kopf schüttel

von Patrick J. (ho-bit-hun-ter)


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Hi

H-G S. schrieb:
> Sind die Maschinen mit denen sie die Pfannen/Bestecke in China
> herstellen aus Deutschland ?

Das vll. nicht - aber das 'Original', nach Dem die Werkzeuge für die 
Stanzen gebaut wurden, dürfte wohl 'von hier' gewesen sein - und 
Original :)

Irgendwo muß auf dem Weg zur Fälschung ja mindestens ein Original 
gewesen sein ...

MfG

Herr B. schrieb:
> Kopf schüttel

Da gab's vor vielen Jahren Mal einen lesenswerten Blog - hat aber wohl 
mehrfach den Betreiber gewechselt und wurde dann schnurstracks an die 
Wand gesetzt.
Könnte Mal schauen, ob sich Da was getan hat ... 12. August 2014 ... ne.
(http://www.kopfschuettel.de/ - die ganz alten Beiträge sind echt 
knuffig)

... ich schweife ab ...

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von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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der Handel darf in weiten Bereichen verarschen

z.B. ist "Echt Bernstein"
für zusammengeschmolzenen Schleifstaub erlaubt.

von Michael B. (laberkopp)


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Gustav K. schrieb:
> Im Netz finden sich einige Urteile, dass diese Praktik irreführend sei.
> Trotzdem wird genau diese Irreführung in großem Stil praktiziert. Haben
> die Händler/Importeure keine Bedenken, sich eine Abmahnung einzuhandeln

Nein.

Da unsere unternehmergeschmierte Regierung die Gesetze so geschaffen 
hat, daß betrogenen Kunden nicht klagen können, sondern nur 
Konkurrenten, und sowieso alle deutschen Firmen unter einer Kartelldecke 
stecken, muss sich niemand vor Klagen und Schadenersatzzahlungen 
fürchten.

Richte deinen Dank an die korrupte Politik.

● J-A V. schrieb:
> der Handel darf in weiten Bereichen verarschen

Richtig.

Gustav K. schrieb:
> Man könnte also
> theoretisch den Schnitt einer Hose hier designen, die Hose für 3 Euro in
> China nähen lassen und sie dann hier als "Made in Germany" für 149 Euro
> auf den Bügel hängen.

Nicht nur theoretisch, sondern handelsüblich.

Dumm ist der, der 149 EUR dafür bezahlt, weil er so strunzdumm und nicht 
vom Fach ist, daß er die Qualität der Hose nicht beurteilen kann, 
sondern Polyacryl kauft.

Gustav K. schrieb:
> Der Preisunterschied liegt ja nicht selten bei 10:1.

Kaufe halt das Produkt für 1 und lass die Produkte für 10 im Laden 
liegen.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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> Sebastian L. schrieb:
>> Was soll ein Hersteller mit Sitz in Deutschland und Fabrikation
>> ausserhalb der EU dann sonst aus seine Ware schreiben?
>
> Stimmt im Prinzip auch wieder. Nur verstehe ich unter "Hersteller", dass
> eben genau dort (beim Hersteller) hergestellt wird. Heute besteht ein
> Hersteller oft nur aus paar Hanseln, die in einem Büro sitzen und per
> Fax die Produkte in China ordern.

„Hersteller“ jede natürliche oder juristische Person, die ein
Produkt herstellt beziehungsweise entwickeln oder herstellen lässt und 
dieses Produkt unter ihrem eigenen Namen oder ihrer eigenen Marke 
vermarktet.

Der Hersteller hat die Verantwortung für ein Produkt.

Die paar Hanseln im Büro müssen haften - ob sie nun via Fax oder email 
in China ordern ist egal. Sie haften für das was sie verkaufen. Wenn die 
Kinderkaputzenpullover mehr als 12cm lange Bändchen haben - ärgerlich - 
dann müssen die zu Lasten des Herstellers vom Markt. Der Asiat, der das 
genäht hat ist das erstmal egal.

Zudem:
Wenn man nicht gerade eine S.E. (Europäische Gesellschaft) hat, dann 
kann man keine eigene Fabrik andernorts in der EU betreiben.
Ausserhalb der EU kann kein europäischer Hersteller eigene Fabriken 
betreiben.

Ein Händler hat dagegen bei vielen Produkten keine Produkthaftung. Wenn 
der Hersteller sagt "ist in Ordnung" (aka: CE Kennzeichen), dann braucht 
der Händler nicht mehr viele Fragen stellen.
Klebt der Händler aber sein eigenes Logo und Markenname drauf wird er 
Hersteller und steht voll in der Haftung.


> Dann hatte ich das richtige Bauchgefühl: Wenn nicht explizit "Made in
> Germany" draufsteht, dann ist auch nicht "Made in Germany" drin.

Aber auf Bauchgefühl setzt doch "Made in Germany" an. Ein hohles 
Marketing.

> Wobei "Made in Germany" mit Vorsicht zu genießen ist: Laut einem
> juristischen Text sei es ausreichend, wenn "wesentliche Teile der
> Wertschöpfungskette" in Deutschland erbracht wurden.
David Ricardo ("komparativer Kostenvorteil") ist jetzt bald 200 Jahre 
tot. Heckscher & Ohlin sind auch tot. Die Weltwirtschaft lebt weiter.


> Man könnte also
> theoretisch den Schnitt einer Hose hier designen, die Hose für 3 Euro in
> China nähen lassen und sie dann hier als "Made in Germany" für 149 Euro
> auf den Bügel hängen.

China wäre zu teuer ;-). Bangladesh, Vietnam, hat niedrigere 
Lohnstückkosten.
Es müssen ja nicht 149 EUR sein. Markenhosen kann man auch für EUR 29 
und darunter kaufen. Das sind dann nur andere Marken wie etwa "Janina", 
"Identic" "COS" oder "Weekday".

von Oliver S. (phetty)


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Gustav K. schrieb:
> Wo gibt es Markenhosen für 30 Euro ?

Vermutlich in Bangladesh.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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in den USA

von Stefan D. (reverse)


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oder in den niedriglohnländer wie Deutschland , 11 € für eine Jeans :) , 
auch wenn die durch den Büroalltag nach einem Jahr zum Putzlappen wird, 
immernoch günstiger als so eine 100€ Hose die nach 1-3 Jahren durch ist

von Gustav K. (hauwech)


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Stefan D. schrieb:
> 11 € für eine Jeans

selbst bei kik kostet die NoName Hose üblicherweise 14,99 EUR. Bei einem 
EK von 3 EUR ist aber auch einiges verdient. Ob 'ne Hose für 59,99 EUR 
dann 4x so lange hält, sei mal dahingestellt. Aber welches Mädel will 
schon jahrelang in der gleichen Hose rumrennen.

von Patrick J. (ho-bit-hun-ter)


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Hi

Gustav K. schrieb:
> Aber welches Mädel will
> schon jahrelang in der gleichen Hose rumrennen.

Genau - ohne Hose sieht's gleich besser aus ... und wech ...

;)

: Bearbeitet durch User
von Andrea B. (stromteam)


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Patrick J. schrieb:
> Genau - ohne Hose sieht's gleich besser aus

oftmals nicht.

Ich bin oft in Schulen unterwegs, was für Mädels sich da in viel zu enge 
Kleidung zwängen, da will man den Rest nicht wissen.

von Jörg P. R. (jrgp_r)


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Gustav K. schrieb:
> Aber welches Mädel will
> schon jahrelang in der gleichen Hose rumrennen.

Meine Frau hat schon seit knapp 29 Jahren die Hosen an. :-)

Andreas B. schrieb:
> Ich bin oft in Schulen unterwegs, was für Mädels sich da in viel zu enge
> Kleidung zwängen, da will man den Rest nicht wissen.

Stimmt, da bekommt Presswurst eine neue Bedeutung.

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