Forum: HF, Funk und Felder Wirkung von Kabelschirm wenn Schirm nicht angeschlossen wird


von Stefan (Gast)


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Hallo, wie der Name des Threads schon sagt, beschäftige ich mich zur 
Zeit recht intensiv mit geschirmten Kabeln zum Einsatz der Verbesserung 
der EMV in Störfeldstärkemessungen. Speziell interessiert mich das 
Verhalten eines geschirmten dreiphasigen Motorkabels mit welchem ich 
elektromagnetische Wellen abschirmen möchte. Beim Anschluss des Schirms 
gibt es ja verschiedene Möglichkeiten. Mich interessiert speziell die 
Wirkung des Schirms, wenn der Schirm auf keiner Seite angeschlossen 
wird. Kann dieser Schirm elektromagnetische Wellen, die vom Kabel 
ausgesendet werden, abschirmen?

Hier die genauen Eckdaten meines Beispiels:

Störfrequenz auf dem Kabel: 40 MHz (Wellenlänge 7.5 m)
Länge des Kabels: 3 m

Das bedeutet die Kabellänge kommt in den Bereich der Wellenlänge. Wie 
ist eure Einschätzung? Was wäre wenn das Kabel deutlich länger wäre 
(z.B. 50 m)? Ab einem bestimmten Verhältnis Kabellänge/Wellenlänge 
müsste die elektromagnetische Welle ja (ähnlich einer Metallplatte) vom 
Kabelschirm reflektiert werden. Gibt es kostenlose Simulationsprogramme 
(elektromagnetische Feldsimulatoren) für solche Anwendungen?

Viele Grüße
Stefan

von L. N. (derneumann)


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ist das dann nicht eine wundervolle antenne? xD

von Christian K. (Gast)


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Nicht angeschlossenen Schirm kannst Du auch weglassen. Warum?  Weil er 
keinen Strom führen kann. Weder Niederfrequent noch hochfrequent.
Nicht angeschlossenes Metall kann höchsten Wirbelströme führen, die 
spielen hier aber überhaupt keine Rolle.

Einseitig angeschossener Schirm kann nur kapazitative Ableitströme 
führen. D.h. es ergibt sich nur eine E-Feld Schirmung, wirksam nur für 
(niedrige) Frequenzen deren Wellenlänge viel höher wie die Kabellänge 
ist, und daher hauptsächlich mit E-Feld strahlen. Für Wellenlängen die 
kürzer als z.b, das 10 fache der Kabellänge sind, muß der Schirm 
beidseitig aufgelegt werden, damit der Schirm auch Ströme führen kannn.

Der Schirm wirkt nicht durch irgendwelches Voodoo seines Geflechts, 
sondern dadurch, das Du von außen immer den Summenstrom jeder im Schirmm 
liegenden Ader + den Schirmstrom siehst. Das ist die grundsätzliche 
Funktion jeder Abschirmung. Umschließt der Schirm oder ein leitfähiges 
Gehäuse komplett alle Hochfrequenten Stromanteile, so sieht man von 
außen in jeder Perspektive den Summenstrom Null. Damit kannst du auch 
die Schirmströme berechnen oder simulieren.

von Stefan (Gast)


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Christian K. schrieb:
> Nicht angeschlossenes Metall kann höchsten Wirbelströme führen, die
> spielen hier aber überhaupt keine Rolle.

Also ich hätte jetzt behauptet, dass diese Wirbelströme durch ihr 
eigenes Magnetfeld das Magnetfeld der auftreffenden elektromagnetischen 
Welle kompensieren und somit zu einer Schirmwirkung führen. Oder liege 
ich da falsch?

Bei der Reflexion einer elektromagnetischen Welle an einer Metallplatte 
tritt ja auch genau dieser Effekt auf. Und bei solch einer Metallplatte 
kommt ja auch eine Schirmwirkung zustande ohne dass die Enden der Platte 
miteinander verbunden sind.

von Christian K. (Gast)


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Für Wellenlängen, im Bereich der Dicke (Querschnitt) des Schirmes, hast 
Du recht. Aber Frequenzen im mehrstelligen GHz Bereich sind bei Motoren 
nicht das Problem.

von Thomas (kosmos)


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Wenn man den Schirm auf beiden Seiten auflegt, kann es passieren das man 
sich dadurch einen neuen Strompfad konstruiert, der Strom dann also über 
den Schirm fließt und dann dauerhaft neben deiner Signalleitung läuft. 
Also genau das was man verhindern will.

Man könnte hier zumindestens die Enden mittels Kondensator auflegen um 
Gleichströme blocken.

Ich würde den Schirm nur an einer Seite bzw. in der Mitte auflegen so 
verkürzt man nochmals die Ableitstrecke.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Hier ging es um einen Motoranschluss. In diesem Fall sollen keine 
Signale übertragen werden und ein Schutzleiter mit dem Querschnitt der 
Außenleiter ist die Regel. Zu dem ist dieser betriebsmäßig nicht 
stromführend. Die durch beidseitiges Auflegen zu erwartenden 
Mantelströme sollten folglich bei 3m Leitungslänge vernachlässigbar 
sein.
Allerdings ist mir nicht klar inwieweit  ein Motor bei 40MHZ stören soll 
wenn er nicht gerade ein Bürstenmotor ist. Dann aber entstört man direkt 
die Bürstenanschlüsse mit einen Y Kondensator.

Geschirmte Leitungen zum Motoranschluss sind für FU gesteuerte Motoren 
sinnvoll, wobei die Taktfrequenz bis in die 100kHz gehen und Oberwellen 
bis zum 1 stelligen MHz Bereich zu erwarten sind 40MHz halte ich imho 
für etwas überzogen?

Namaste

von Hp M. (nachtmix)


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Winfried J. schrieb:
> 40MHz halte ich imho
> für etwas überzogen?

Dioden können am Ende ihres Sperrverzuges sehr abrupt abschalten und 
dabei reichlich Oberwellen erzeugen.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Naja, zum ersten arbeiten moderne FU mit HexFET Schaltern,zum anderen 
sind die Induktivitäten so groß, das es mir immer noch schwer faellt zu 
glauben,dass sich da etwas auf 40 MHz tut. Vorstellbar hingegen ist,dass 
die Selektivität von Antenne und Vorstufe eines RX hinreichend grottig 
sind, dass selbige zugescmatzt werden.
Stichworte Bandbreite Güte Großsignalfestigkeit.

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