Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wirkungsgrad von Übertragern


von Uwe (Gast)


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Hallo zusammen,

ich würde gern den Wirkungsgrad eines Übertragers für ein DC/DC Wandler 
bestimmen, bin mir aber noch nicht sicher wie ich das anstelle. Die 
Verluste setzen sich ja zum größten Teil aus den Kupferverlusten und den 
Eisenverlusten zusammen. Kann das Messtechnisch ermittelt werden?

Also die Kupferverluste sind ja eigentlich nur der Widerstand der der 
Primär und Sekundärwicklung. Aber wie bekomme ich den die Eisenverluste 
heraus?

von Falk B. (falk)


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Hysteresekurve ausmessen.

von Ingo L. (corrtexx)


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Falk B. schrieb:
> Hysteresekurve ausmessen.
Mal einen Leerlauf- und Kurzschlussversuch machen. Leerlaufversuch 
liefert die Eisenverluste, Kurzschlussversuch die Kupferverluste.

von j.v. (Gast)


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Messe die Temperaturerhöhung im Betrieb und lass durch einen identischen 
Übertrager bei gleichen Einbaubedingungen einen so großen Gleichstrom 
fließen, bis er die gleiche Temperaturerhöhung zeigt. Damit kannst Du 
die Verlustleistung des Überträgers und somit auch den Wirkungsgrad 
bestimmen.

von Stefan F. (Gast)


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Beim DC/DC Wandler hast du auch beträchtliche Verluste in der Diode. Der 
Wirkungsgrad ist je nach Laststrom und Eingangsspannung sehr 
unterschiedlich.

von Uwe (Gast)


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Hallo,

die Verluste der Schaltung interessieren mich erstmal nicht, ich brauch 
nur die Verluste des Übertragers.

@Falk
mit der Hysteresekurve kann ich dann also noch die 
Ummagenetisierungsverluste bestimmen?

@Ingo
bei welcher Frequenz sollte ich das machen? Ich kenne das noch von den 
50Hz Trafos. Das wird dann einfach in der bestehenden Schaltung gemacht?

@j.v.
Wenn ich das tue habe ich doch nur in der Primärseite einen Strom 
fließen, da nur DC. Mir ist das nicht ganz klar was es bringen soll.

von j.v. (Gast)


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Uwe schrieb:
> Mir ist das nicht ganz klar was es bringen soll.

P = U x I, beide Größen (U und I) kannst Du mit einem Multimeter recht 
genau bestimmen und damit die Leistung berechnen.

Beide Übertrager werden bei gleicher Verlustleistung (egal wie sie 
erzeugt wurde) gleich warm.

Damit hast Du die reine Verlustleistung des Übertragers im 
Wandlerbetrieb ohne irgendwelche Verlustleistungen weiterer Bauteile 
bestimmt.

von Uwe (Gast)


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Verstehe ich, probiere ich gleich mal aus.

von voltwide (Gast)


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Hierbei bleibt zu berücksichtigen, dass im Betriebsfall der Trafo auch 
von benachbarten Teilen mit geheizt werden kann - was bei der 
anschließenden Gleichstrommessung eben nicht der Fall ist.
Ansonsten ist die Verlustbestimmung in einem Schaltwandler-Trafo eine 
recht komplizierte Angelegenheit:
Kernverluste bestimmt man, bei gegebenem Kern und gegebener 
Taktfrequenz, über die magnetische Flußänderung. Letztere ergibt sich 
aus Wickeldaten, Stromstärke und Kernquerschnitt.
Kupferverluste nehmen aufgrund von Stromverdrängung zu mit wachsender 
Frequenz, hier ist vor allen Dingen der proximity-Effekt zu betrachten.
Es soll Menschen geben, die so etwas über finite Elemente Analyse 
bestimmen können. Zu diesen Auserwählten gehöre ich nicht...

von Martin O. (ossi-2)


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>>Also die Kupferverluste sind ja eigentlich nur der Widerstand der
>>der Primär und Sekundärwicklung

Mitunter kommen noch Wirbelstromverluste hinzu, wenn das Magnetfeld 
(z.B. vom Luftspalt) den Wickelraum durchsetzt.

Bei einem Flyback Konverter führt dann z.B. eine "hohe" Streuung des
"Trafos" zu zusätzlichen Verlusten im Schalttransistor oder dem 
Snubber-Netzwerk. Je besser der TRafo (geringe Streuung) desto besser 
beim Flyback.

Beitrag #5177362 wurde vom Autor gelöscht.
von Al3ko -. (al3ko)


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Grundsätzlich schöner Ansatz, j.v.
Eine Frage meinerseits:

j.v. schrieb:
> P = U x I, beide Größen (U und I) kannst Du mit einem Multimeter recht
> genau bestimmen und damit die Leistung berechnen.
Ein Übertrager kann kein DC, da er irgendwann sättigt aufgrund der 
Volt-Second Balance.
Und überhaupt, würden mit dem DC Ansatz lediglich die DC Kupferverluste 
für eine Temperaturerhöhung sorgen. Der ohmsche Widerstand bei 0Hz ist 
in der Regel gering im Vergleich zum AC Widerstand. Mir stellt sich 
entsprechend die Frage, wie viel Strom im Endeffekt benötigt wird, um 
eine vernünftige Temperaturerhöhung zu erreichen, so dass die 
Messtoleranzen wenig Einfluss haben.

Magst du ein wenig näher erläutern, wie genau der DC Ansatz bei einem 
Übertrager funktionieren kann?

Gruß,

von Al3ko -. (al3ko)


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voltwide schrieb:
> die so etwas über finite Elemente Analyse
> bestimmen können. Zu diesen Auserwählten gehöre ich nicht...

Dowell's Equation bringt meist hinreichend Informationen bezüglich des 
AC Widerstandes in magnetischen Bauteilen.

Erst bei Litze und Hotspots aufgrund von Airgaps wird es kompliziert, 
und FEA hilft weiter. Ansonsten braucht man sowas nicht unbedingt.

Gruß,

von Pandur S. (jetztnicht)


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Zum DC Betrieb des Uebertragers. Eines identischen Uebertragers. Der 
Trick dabei ist mit einem linearen Powersupply die DC Stroeme gemess den 
AC Effektivwerten fliessen zu lassen und die Erwaermung zu vergleichen. 
Ja, damit misst man ausschliesslich die ohmschen Verluste.

von Elektrofan (Gast)


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> Wirkungsgrad von Übertragern

Eisen- und Kupferverluste.

Ein Klassiker.     ;-)

von der schreckliche Sven (Gast)


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Uwe schrieb:
> Kann das Messtechnisch ermittelt werden?

Ach du meine Güte, denkt ihr kompliziert.
Ja, man kann es messen.
Einfach an der real existierenden Schaltung im Betrieb nachmessen, was 
vorne reingeht, und was hinten rauskommt. Aus der Differenz den 
Wirkungsgrad berechnen, das war doch die Frage.

von Al3ko -. (al3ko)


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der schreckliche Sven schrieb:
> Ach du meine Güte, denkt ihr kompliziert.
> Ja, man kann es messen.
> Einfach an der real existierenden Schaltung im Betrieb nachmessen, was
> vorne reingeht, und was hinten rauskommt. Aus der Differenz den
> Wirkungsgrad berechnen, das war doch die Frage.

Na, dann schreib mal auf, wie man das im laufenden Betrieb misst.

von Martin O. (ossi-2)


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"Einfach an der real existierenden Schaltung im Betrieb nachmessen...."

Gute Trafos haben Wirkungsgrade über 95%. Jetzt betreiben wir den Trafo 
mal mit 500kHz (ist jetzt nicht abartig hoch). Die Strom/Spannungsformen 
sind dreieck- bzw. rechteckförmig. Um diese genau zu messen brauchen wir 
bestimmt ne Bandbreite von 5MHz. Bei dieser müssen wir Spannungen und 
Ströme jeweils primär und sekundärseitig messen, inkl der Zeitbeziehung 
(Phase) zwischen ihnen. Wenn wir pro Größe 1% Genauigkeit erreichen, 
machen wir, da es 4 Größen sind, schon 4% Fehler. Ok, wir erhöhen die 
Genauigkeit auf 0.1%, ist ja so "einfach"......

Und der (numerische-) Mathematiker hat noch gewarnt: Vorsicht bei der 
Differenz großer Größen (Eingangs-Ausgangsleistung=Verluste)

von der schreckliche Sven (Gast)


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Kein Problem:
Bei einem DC-DC Wandler kann man Eingangs - und Ausgangsleistung ganz 
simpel mit dem Multimeter bestimmen. Die Leistungshalbleiter sitzen auf 
Kühlkörpern mit bekanntem Wärmewiderstand. Mittels Temperaturmessung 
lässt sich deren Verlustleistung bestimmen. Der Rest bleibt im 
Übertrager. Wer es genau nimmt, berücksichtigt noch Snubber-Widerstand 
und Leiterbahnen. Und wem die Rechnerei zu viel wird, freut sich, wenn 
er sich an seinem Wandler nicht die Finger verbrennt

von Martin O. (ossi-2)


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Zu "ist einfach" und "kein Problem"

Spätestens wenn man Wirkungsgrade über 1 misst wird man entweder etwas 
kritischer der eigenen Messung gegenüber  oder man wandert ins "Over 
Unity" Lager ab.....

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