Forum: Platinen "Bestes" Ätzmittel?


von Maximilian M. (Gast)


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Hallo,

Es gibt ja einige verschiedene Ätzmittel mit ihren eigenen Vor- und 
Nachteilen. Bisher habe ich nur Natriumpersulfat benutzt, welches jedoch 
ziemlich teuer und wenig ergiebig ist. Jetzt würde mich interessieren, 
welches Ätzmittel eurer Meinung nach das Beste ist.

Folgende kenne ich:

- Natriumpersulfat: Sehr sauberes Ergebnis, meines Wissens nach keine 
"Überätzung" möglich; teuer, wenig ergiebig, muss erwärmt werden

- Eisen(III)-chlorid : Relativ günstig, einfach selbst herzustellen 
(müsste ausrechnen, ob es sich lohnt), relativ schnell; nicht 
durchsichtig, Überätzung möglich?, (Flecken)

- Wasserstoffperoxid + Salzsäure: Relativ günstig, sehr schnell; 
aggressiv, Überätzung möglich?

- Kupfer(II)-chlorid: Extrem günstig, wiederverwertbar, einfach 
herzustellen; Überätzung möglich?

Im Allgemeinen wäre mir ein vergleichbar sauberes Ergebnis wie beim 
Natriumpersulfat wichtig und die geschützten Bereiche sollten nicht 
direkt weggeätzt werden, wenn man die Platine 5 Minuten zu lange ätzt.

Freue mich auf eure Antworten.

Grüße,
Nestade

von Der Andere (Gast)


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Jonas K. schrieb:
> wenn man die Platine 5 Minuten zu lange ätzt.

Es gibt Wecker!

von Typ (Gast)


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Jonas K. schrieb:
> - *Natriumpersulfat*: Sehr sauberes Ergebnis, meines Wissens nach keine
> "Überätzung" möglich; teuer, wenig ergiebig, muss erwärmt werden

"teuer"? Wo kaufst du das denn? Bei meinen Ätzungen ist das Ätzbad 
locker eine Größenordnung billiger als das Platinenmaterial und da nutze 
ich meistens schon Chinakram.

Überätzung ist auch da möglich, aber 5 Minuten zu lang ist ja auch eine 
Ewigkeit

Ich bleibe bei Naps und wenn du mit dem Ergebnis zufrieden bist, 
solltest du das denke ich auch.

Es ist vergleichsweise ungefährlich, macht keine Flecken, wird nicht alt 
und fließend warmes Wasser kann ich auftreiben, selbst in meinem Kuhkaff 
:)

von Maximilian M. (Gast)


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Typ schrieb:
> Jonas K. schrieb:
>> - *Natriumpersulfat*: Sehr sauberes Ergebnis, meines Wissens nach keine
>> "Überätzung" möglich; teuer, wenig ergiebig, muss erwärmt werden
>
> "teuer"? Wo kaufst du das denn? Bei meinen Ätzungen ist das Ätzbad
> locker eine Größenordnung billiger als das Platinenmaterial und da nutze
> ich meistens schon Chinakram.
>
> Überätzung ist auch da möglich, aber 5 Minuten zu lang ist ja auch eine
> Ewigkeit
>
> Ich bleibe bei Naps und wenn du mit dem Ergebnis zufrieden bist,
> solltest du das denke ich auch.
>
> Es ist vergleichsweise ungefährlich, macht keine Flecken, wird nicht alt
> und fließend warmes Wasser kann ich auftreiben, selbst in meinem Kuhkaff
> :)

Hi,

Okay, gerade gesehen, dass es bei eBay 5kg für ~40€ gibt - das geht ja.
Hat mich nur mal interessiert, wie die anderen Ätzmittel im Vergleich zu 
Natriumpersulfat abschneiden. Vor allem das Kupfer(II)-chlorid und 
Eisen(III)-chlorid wären interessant.
Aber im Endeffekt probier ichs wohl einfach mal selbst aus.

Grüße,
Nestade

von Matthias L. (limbachnet)


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Du kannst mit JEDEM Ätzmittel zu viel wegätzen, meistens an den Rändern 
der Leiterbahnen. Das nennt sich aber nicht Über-, sondern Unterätzung, 
weil das Ätzmittel von der Seite unter dem Ätzresist weiterätzt.

Je nach verwendetem Ätzresist können die Ätzmittelchen aber auch 
allmählich durch den Resist hindurchsickern und die Kupferoberfläche der 
Leiterbahnen anätzen.

Beide Effekte wirken sich natürlich bei eher langsam ätzenden Mitteln 
weniger aus, weshalb dir Natriumpersulfat am saubersten erscheint - es 
ätzt halt langsamer...

Die beiden Mittelchen Kupferchlorid sowie Salzsäure mit 
Wasserstoffperoxid hast du üblicherweise gemeinsam im Einsatz. Das 
Kupferchlorid entsteht aus der Salzsäure und dem weggeätzten Kupfer, das 
Wasserstoffperoxid bringt den für die Reaktion nötigen Sauerstoff in die 
Lösung, aber das ginge auch anders (z.B. durch Einblasen von Luft per 
Sprudelstein o. dgl.).

Ich bevorzuge EisenIII im Winter, weil es in einer simplen Glasschüssel 
(Ikea-Auflaufform) bequem auf dem Herd etwas angewärmt werden kann, 
recht schnell ätzt und dabei nicht stinkt. Man sollte eben nicht 
kleckern, weil die braunen Flecken sehr hartnäckig sind und beim 
Umgießen der wiederzuverwendenen Lösung in der Edelstahlspüle empfiehlt 
sich auch sofortiges uund gründliches Nachspülen - das Zeug korrodiert 
nämlich auch Edelstahl.

Im Sommer geh' ich zum Ätzen in den Garten und bevorzuge dort die 
Salzsäure/Kupferchlorid. Das Zeug stinkt nun mal nach Chlor, deshalb 
draußen. Dafür ist es durchsichtig, man kann den Ätzfortschritt besser 
sehen als bei EisenIII.

Bei beiden Lösungen passiert es einfach nicht, dass ich 5 Minuten zu 
lange ätze, weil ich einfach daneben stehen bleibe. Die Ätzerei dauert 
ja nur ein paar Minuten und die Platine muss im Ätzbad ohnehin bewegt 
werden.

von Michael B. (laberkopp)


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Jonas K. schrieb:
> - Natriumpersulfat: Sehr sauberes Ergebnis, meines Wissens nach keine
> "Überätzung" möglich; teuer, wenig ergiebig, muss erwärmt werden

Natürlich Überätzung möglich. Zwar behaupten manche Hersteller, es wäre 
"Feinätzkristall" aber die Ergebnisse sind nicht besser als andere auch, 
wie weit 'unterätzt' wird hängt vor allem von der Geschwindigkeit und 
der Badbwegeung ab, Sprühätzen unterätzt besonders wenig. Problem: 
Grundstoff nicht ewig lagerfähig, Lösungen gasen aus weil Peroxid 
zerfällt.

> - Eisen(III)-chlorid : Relativ günstig, einfach selbst herzustellen
> (müsste ausrechnen, ob es sich lohnt), relativ schnell; nicht
> durchsichtig, Überätzung möglich?, (Flecken)

Das schnellste Ätzverfahren von allen bei 70 GradC
http://www.prowet.co.kr/download/board06/120177308463302.pdf
Seit Eisen(III)chlorid als Lösung verkauft wird im Prinzip ewig 
lagerfähig ohne in der Flasche zu verklumpen, gast auch nicht aus.

> - Wasserstoffperoxid + Salzsäure: Relativ günstig, sehr schnell;
> aggressiv, Überätzung möglich?

Günstig vor allem deswegen, wenn man Kupfer zurückgewinnt, was bei den 
anderen Verfahren nicht sinnvoll geht, was aber der Privatmann sowieso 
nicht macht. Ansonsten langsamer als Eisen(III)chlorid und schwieriger 
weil Badparameter wie Redoxpotential überwacht werden müssen. Teuer weil 
es schnell zerfällt, also nicht lange aufhebbar ist sondern immer wieder 
aus neu gekauften Grundstoffen angesetzt werden muss.

> - Kupfer(II)-chlorid: Extrem günstig, wiederverwertbar, einfach
> herzustellen; Überätzung möglich?

Prinzipiell dasselbe wie Wasserstoffperoxid und Salzsäure, nur anderer 
Name. Auch bei Wasserstoffperoxid+Salzsäure ätzt das Kupferchlorid, das 
der dumme Hobbychemiker aber nicht verher reingetan hat. Das stammt dann 
von kleinen Mengen Kupferoxid der Platine, die zuerst abgelöst werden, 
und weil man vorher ungeduldig auf den Start der Reaktion wartete und 
immer mehr Peroxid hinzugegegebn hat, legt dann die sich selbst 
verstärkende Reaktion heftig los.

http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.6

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