Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Arbeitsrecht, Arbeitgeber, Recht: Eine Verständnissfrage


von X. A. (wilhem)


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Hallo liebe Freunde/innen,
ich möchte hier ein Problem schildern, welches mich persönlich betrifft. 
Es ist aber ein sehr sensibles Thema, daher werde ich sehr diskret sein 
und Pseudonyme statt Namen verwenden.
Also...

Herr Max Mustermann ist ein schöner, junger und mutiger Unternehmer, 
welcher eine Firma - eine StartUp im IT-Bereich mit dem Namen 
IchMacheSachen GmbH - vor einem Jahr aus eigenem Kapital gegründet 
hat. Herr Mustermann ist sehr ambitioniert und hat vor, einige 
interessanten und innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Ich 
leite die Entwicklungsabteilung in der Firma und bin auch ziemlich 
überzeugt von dem Vorhaben meines Chefs, also von Herrn Mustermann.
Als Leiter eines Projektes (welches mein Chef schnellstmöglich auf den 
Markt präsentieren will) habe ich alles getan, um aus dem Produkt das 
Beste daraus zu machen. Insbesondere die Einhaltung der in der 
europäischen Union geltenden Regel und Richtlinien liegt mir am Herzen, 
da ich sauber von meiner Seite sein will.
Gut. Nach der Einführung der neuen RED Richtlinien hat es sich in dem 
Funkbereich einiges geändert. So habe ich neulich erfahren, dass die 
Einhaltung der neuen Funknormen und die Durchführung der Tests für das 
Produkt zusätzlich Zeit und Kosten in Anspruch nehmen will. Und das ist 
nicht das, was Hr. Mustermann sich wünsch (und ehrlich gesagt, ich auch 
nicht). Ich befürchte aber, dass mein Chef alles möglich unternehmen 
will, um sich diese Extrakosten zu sparen. Darunter will er 
wahrscheinlich mich darum bitten, einige Features des Produkts bei 
der Funk-, elektrische Sicherheit-Prüfung zu schweigen oder einigermaßen 
zu vertuschen. Dies würde ich aber sehr ungern tun...

So...hier meine grundlegende Frage 1 : Ich weiß und mein Chef weiß 
bzw. ist durch mich ausführlich informiert worden. Auch wenn er es nicht 
wahrhaben will. Wir beide sind also bewusst, welche Normen einzuhalten 
sind. Sollte er Probleme in Zukunft mit den Behörden haben, könnte er 
mich anklagen (Rache für den Misserfolg) und so machen, als ob er nichts 
wusste?
Wie wehre ich mich gegen einen potentiellen Konflikt? Ich könnte ihn 
nicht nur mündlich sondern schriftlich per Email informieren und danach 
die Emails behalten, um vor dem Gericht (sollte es soweit eskalieren) 
nachzuweisen, dass er doch wusste. Dennoch könnte er die Emails auf dem 
Server löschen bzw. die Emails nichtig machen.

Ich habe auch gedacht zu kündigen (weil ich seine Einstellung aus 
moralischen Gründe nicht akzeptieren kann) und das Unternehmen 
verlassen. Frage 2 Sollten aber Probleme nach einiger Zeit  auftreten, 
könnte er sich nachträglich - also nachdem ich die Fa. verlassen habe - 
rächen und die Verantwortung der Nichteinhaltung der Normen auf mich 
schieben?

Ich finde meine aktuelle Situation ziemlich streßig, da, wenn ich 
bleibe, wird er mich verantwortlich für das ganze Projekt machen (und 
das obwohl ich ihm gesagt habe, was getan werden muss) und bei 
Misserfolg kündigen. Sollte ich aber selber gehen, dann könnte er die 
Verantwortung auf mich schieben. Und da ich nicht mehr in der Fa. 
arbeite, habe ich kaum Möglichkeiten, mich dagegen zu wehren.

Wie komme ich die Situation am besten in den Griff?
Danke

von (prx) A. K. (prx)


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Erwartest du in solchen Fragen wirklich kompetente Antwort in einem 
Forum juristischer Laien? Ab zum Anwalt.

von Bürovorsteher (Gast)


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Du bist für den Job ungeeignet.

von X. A. (wilhem)


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A. K. schrieb:
> Erwartest du in solchen Fragen wirklich kompetente Antwort in einem
> Forum juristischer Laien? Ab zum Anwalt.

Ich erwarte ein paar Tipps.

von oszi40 (Gast)


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Langsam würde ich ein paar Zeilen Dokumentation zum Projekt schreiben. 
Dabei auch die offenen Fragen und deren mögliche Auswirkungen KURZ 
dokumentieren. Wenn Du ein paar Wochen später alles gelöst hast, 
schreibst Du den neuen Stand Deiner Meilensteine hinzu. Öfter bekommt 
Chef eine Papier-Kopie, damit er den Stand besser nachvollziehen kann 
(falls Du mal krank bist).

von Possetitjel (Gast)


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Dave A. schrieb:

> Sollte er Probleme in Zukunft mit den Behörden haben,
> könnte er mich anklagen (Rache für den Misserfolg) und
> so machen, als ob er nichts wusste?

Weil Richter ja extrem dumm sind, nicht wahr, und nicht
wissen, dass ein Chef in einer Machtposition ist. Darauf
würde kein Richter kommen...

> Wie wehre ich mich gegen einen potentiellen Konflikt?

Dokumentieren.

> Ich könnte ihn nicht nur mündlich sondern schriftlich
> per Email informieren und danach die Emails behalten, um
> vor dem Gericht (sollte es soweit eskalieren) nachzuweisen,
> dass er doch wusste.

Richtig.

> Dennoch könnte er die Emails auf dem Server löschen bzw.
> die Emails nichtig machen.

Das kommt besonders gut, weil im Geschäftsverkehr zahlreiche
Dokumentationspflichten existieren...

> Ich habe auch gedacht zu kündigen (weil ich seine Einstellung
> aus moralischen Gründe nicht akzeptieren kann) und das
> Unternehmen verlassen. Frage 2 Sollten aber Probleme nach
> einiger Zeit  auftreten, könnte er sich nachträglich -
> also nachdem ich die Fa. verlassen habe - rächen und die
> Verantwortung der Nichteinhaltung der Normen auf mich
> schieben?

Das kann und wird er tun -- aber das hilft ihm nur, Dich
vor Deinem Nachfolger schlechtzumachen. Im Kontakt mit Kunden
und Behörden hilft ihm das genau gar nicht, denn er ist für
das verantwortlich, was in seinem Unternehmen passiert.

Meines Wissens ist der genaue Wortlaut einer Kündigung nicht
vorgeschrieben. Du könntest also
1. Deine Gründe in der Kündigung aufzählen,
2. eine beglaubigte Kopie der Kündigung anfertigen lassen,
   bevor Du sie abschickst, und
3. die Kündigung amtlich zustellen lassen.

Dann wird es ETWAS kompliziert für ihn, Dich für die
Missstände verantwortlich zu machen, deretwegen Du gekündigt
hast.

> Ich finde meine aktuelle Situation ziemlich streßig, da,
> wenn ich bleibe, wird er mich verantwortlich für das ganze
> Projekt machen (und das obwohl ich ihm gesagt habe, was
> getan werden muss) und bei Misserfolg kündigen.

Das ist zweifelhaft, denn das ist nicht so leicht, wie sich
der Laie das vorstellt. (Dennoch verstehe ich Deine Situation.)

> Sollte ich aber selber gehen, dann könnte er die Verantwortung
> auf mich schieben. Und da ich nicht mehr in der Fa. arbeite,
> habe ich kaum Möglichkeiten, mich dagegen zu wehren.
>
> Wie komme ich die Situation am besten in den Griff?

1. Dringendst mit einem Fachanwalt reden.
2. Bewerbungen schreiben.

von Justus S. (jussa)


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Dave A. schrieb:
> Herr Max Mustermann ist ein schöner, junger und mutiger Unternehmer,

alleine dieser Anfang lässt einen den Thread doch nicht ernst nehmen...

von pumba (Gast)


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Justus S. schrieb:
> Dave A. schrieb:
>> Herr Max Mustermann ist ein schöner, junger und mutiger Unternehmer,
>
> alleine dieser Anfang lässt einen den Thread doch nicht ernst nehmen...

Du hast recht, über die sexuelle Komponente dieses 
Abhängigkeitsverhältnisses sollten wir unbedingt auch reden. Wenn der 
Richter euch als Pärchen sieht, könntet ihr beide ein Problem bekommen.

sg

von Peter (Gast)


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Frage(n):
Wie alt bist du?
Und ist das deine erste Stelle als Entwicklungschef?
Frisch von der Uni? Berufserfahrung, nicht vorhanden?

Sag deinem Chef klip und klar, so wird es gemacht (nach den neuen 
Richtlinien) und nicht anders!
Was sind das den für bescheuerte Fragen? Beim ersten Anzeichen von 
Gegenwind direkt die Flinte ins Korn zu werfen?
Uhuhuh Konfilkt - Hilfe, ich könnte ja anecken, daß ist ja Böse 
Buhuhuhu. Ich kann meinem Chef nicht mehr den Bauch pinseln, der hat 
mich dann nicht mehr lieb.
Leben wir im Weichspülgang? Kann niemand mehr Konflikte ausfechten? Aber 
ja ich vergaß, anecken und eine eigene Meinungen haben, die nicht zum 
Mainstream gehören ist ja verpönt...

Das mache ich grundsätzlich mit meinem Chef bzw (internen) Kunden für 
dich ich etwas entwickeln soll.
Die sagen mir, was sie wollen, was Sie für Vorstellungen haben und wie 
Sie es gerne hätten, und ich sagen Ihnen was geht und was so nicht geht.
Natürlich gibt es am Anfang großese Gemecker, aber was soll's? Am Ende 
funktioniert es & alles wird Gut und alle sind glücklich. Es liegt in 
meiner Verantwortung, daß sich die Projektnutzer am Ende nicht selbst in 
die Luft sprengen und andere Tests und Experiment nicht gestören werden 
durch EMV etcpp. Sonst gibt es nämlich richtigen Ärger.

Und dann, mein Chef wird sich an mir rächen?? Herrgott, wenn das 
Betriebsklima so aussieht, wäre ich schon längst weg!!

PS
Ich bein kein Entwicklungschef!

von X. A. (wilhem)


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Justus S. schrieb:
> Dave A. schrieb:
>> Herr Max Mustermann ist ein schöner, junger und mutiger Unternehmer,
>
> alleine dieser Anfang lässt einen den Thread doch nicht ernst nehmen...

Der Thread ist ernst gemeint.
schöner will auf keine besondere Beziehung mit meinem Chef hindeuten. 
Ich wollte nur meinen Chef nicht schlecht reden.

von X. A. (wilhem)


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Super
Danke für die Tipps!!!!

Das mit der Kündigung klingt sehr vernünftig.

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Also das Übliche im Geschäft. Der Scheffe will schnell und billig, der 
Entwickler wills ordentlich fertigmachen.
Noch was zu den Abnahmeprüfungen: Da wird das Szenario getestet welches 
ihr vorgibt. Der Trick ist doch daß man die kritischen Betriebszustände 
im Handbuch abfängt. also z.B. max. 3m USB-Kabel, weil sonst die 
Abstrahlung gerissen wird. Es wird auch nicht alles so heiß gegessen wie 
gekocht.

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