Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug LCR Meter geschenkt bekommen. Wie misst man richtig damit ?


von SohneMann (Gast)


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Hallo,

aus einer Werkstattauflösung hat mein Vater mir ein PEAKTECH 2170 LCR 
Meter mitgebracht.

Die Gebrauchsanleitung habe ich mir schon durchgelesen.
Hier im Forum sind ja auch viele Beiträge zu LCR Metern.

Wie misst man mit einem LCR Meter richtig ?
Es hört sich blöd an. Ein Kondensator mit der Aufschrift 100 nF hat 
einmal 100 nF, dann drücke ich auf die "Freq." Taste und das Messgerät 
zeigt nun 469 nF an.
Dann sind da noch Werte wie ESR usw. die das Gerät mir anzeigt, mit 
denen ich nix anfangen kann.

Kennt jemand ein Tutorial zum richtigen Messen mit dem LCR Meter ?

Hört sich blöd an, aber ich habe nun mal so ein Gerät hier und kann mit 
den Werten nix anfangen.

Mit 14 hat man nicht viel Taschengeld und ich hole eine Menge Teile zum 
Basteln aus Geräten vom Sperrmüll oder darf auf dem Wertstoffhof hier 
und da mal eine Platine aus dem Container mitnehmen, wenn da 
interessante Teile drauf sind.

Mit dem LCR Meter hoffe ich dann die ausgebauten Elkos und Spulen zu 
prüfen.
Auch kann ich dann ja die Werte messen, wenn ich weiß wie man das 
richtig macht.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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SohneMann schrieb:

> Es hört sich blöd an. Ein Kondensator mit der Aufschrift 100 nF hat
> einmal 100 nF, dann drücke ich auf die "Freq." Taste und das Messgerät
> zeigt nun 469 nF an.

Das ist allerdings seltsam.

Die Induktivität von Spulen ist in der Tat extrem frequenzabhängig,
aber das ein Kondensator solche Kapazitätsunterschiede haben soll,
wäre nicht erklärlich.

> Dann sind da noch Werte wie ESR usw. die das Gerät mir anzeigt, mit
> denen ich nix anfangen kann.

ESR – Effective Serial Resistance; ein in Reihe mit der Kapazität
gemessener Widerstandsanteil, der beim Umladen Verluste verursacht.

Ist inbesondere wichtig bei Kondensatoren, die mit großen
Impulsströmen belastet werden (bspw. in Schaltnetzteilen), da diese
Ströme am ESR Verluste verursachen, die zur Erwärmung führen.

von SohneMann (Gast)


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Aha ...

Deshalb reden hier bei Schaltnetzteilsachen so viele von ESR und Elkos 
die warm werden.

Kann das Messergebnis von dem Kondensator so sein weil das Gerät 
vielleicht kalibriert werden muß?
Die Batterien waren ganz leer und ich habe einfach neue Batterien 
reingemacht und losgemessen.

Ich gehe nun mal ins Bett.

Morgen ist die erste Stunde frei aber ich muss noch Deutsch Hausaufgaben 
machen.

Nach der Schule morgen löte ich mal die PC Netzteilplatine hier 
auseinander und spiele ein wenig mit dem Messgerät herum.

Wenn ich dann noch was wissen will melde ich mich.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

SohneMann schrieb:
> Kann das Messergebnis von dem Kondensator so sein weil das Gerät
> vielleicht kalibriert werden muß?

Das kann sein...
Evtl. auch einfach ein Anschlussfehler, Bedienungsfehler oder entweder 
das Bauteil oder Messgerät haben eine Macke...

HAst du die Bedienungsanleitung für das Gerät?
Da dürfte das meiste drin abgehandelt werden.

Wenn nicht:
Die ist im Netz zu finden, auch in deutscher Sprache:
https://www.manualslib.com/download/1233285/Peaktech-2170.html

Gruß
Carsten

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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SohneMann schrieb:
> Nach der Schule morgen löte ich mal die PC Netzteilplatine hier
> auseinander und spiele ein wenig mit dem Messgerät herum.

Bitte unbedingt als erstes sicherstellen, dass die Ladekondensatoren
darin entladen sind.

Diese werden im Betrieb auf reichlich 300 V aufgeladen.  Normalerweise
haben sie Entladewiderstände, die die Restladung innerhalb einer
kurzen Zeit vernichten (verheizen) sollten.  Aber erstens könnte noch
genug Restladung vorhanden sein, dass es deinem LCR-Meter schadet,
und zweitens würde der Ausfall so eines Entladewiderstands kaum
bemerkt werden.  Man sollte also beim Öffnen stets bis zum Beweis des
Gegenteils davon ausgehen, dass die Dinger auf 300 V aufgeladen sind.
Vor jeder Arbeit also kurzschließen mit dickem Draht oder besser mit
einem niederohmigen Widerstand.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Erst mal die Webadresse von Peaktech zum Gerä:
http://www.peaktech.de/produktdetails/kategorie/lcr-messer/produkt/peaktech-2170.html

Ich habe das auch und benutze in der Firma auch gelegentlich ein altes 
Hewlett-Packard-Gerät mit fast identishen Messmöglichkeiten.

Die L und C Werte hängen stark von der eingestellten Messfrequenz ab, 
bei 10 und 100 kHz bekommt man oft abweichende Anzeigen gegenüber den 
niedrigen ab 50 Hz.
Ich stelle es üblicherweise bei L und C auf Serienschaltung RL bzw. RC, 
die Werte sind mir am anschaulichsten.

: Bearbeitet durch User
von max (Gast)


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erwarte nicht zuviel von dem peaktech teil. aber nen popeligen 100uf 
kondensator aollte das teil schon einigermassen richtig anzeigen.

von Kuno (Gast)


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max schrieb:
> aber nen popeligen 100uf

Der "popelige" 100µF hat aber 100nF :-)))

von Wolfgang (Gast)


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SohneMann schrieb:
> Wie misst man mit einem LCR Meter richtig ?
> Es hört sich blöd an. Ein Kondensator mit der Aufschrift 100 nF hat
> einmal 100 nF, dann drücke ich auf die "Freq." Taste und das Messgerät
> zeigt nun 469 nF an.

Hast du die richtigen Meßstrippen dazu?

Kelvin-Klemmen sind z.B. eine Möglichkeit für die richtige Verbindung 
zum Prüfling.

von Mani W. (e-doc)


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Wolfgang schrieb:
> Hast du die richtigen Meßstrippen dazu?
>
> Kelvin-Klemmen sind z.B. eine Möglichkeit für die richtige Verbindung
> zum Prüfling.

Ja, man kann ja alles auf die Spitze treiben:-)

Eine Kondensatormessung lässt sich mit guten Krokoklemmen und kurzen
Messleitungen leicht durchführen, wenn nicht gerade pF gemessen 
werden...

von SohneMann (Gast)


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Hallo, hier bin ich nochmal.

Die Anleitung zu dem Gerät war dabei.
Die Messstrippen auch. Da sind so spitze Zangen an den Messstrippen und 
ein Stecker für "Guard".
Ich habe mal neue Batterien reingemacht und nach der Anleitung dieses 
Kalibrieren durchgeführt.

Der 100 nF hat nun bei 100kHz ziemlich genau 99,5nF und bei 1 kHz etwa 
102 nF.

Ein Kumpel hat sich in einem Elektronikladen so ein Induktionsheizding 
zum Basteln gekauft.
Da lag eine Spule dabei mit 10 Windungen Draht die 2mm dick sind.

Im Physikunterricht haben wir gelernt:

Also müsste diese Spule mit 20 Windungen 19 mm Durchmesser in der Mitte 
des Drahtes und 21 mm lang dann fast 1,21 µH haben.

Das Meßgerät zeigt bei niedrigen Frequenzen 1 µH an und bei 100 kHz 
1,03µH.
Das ist doch schon mal ein gutes Ergebnis.
Oder ist das schlecht, weil da so viel Abweichung von dem Rechenwert ist 
?

Wir haben dann an diesem Induktionsdingens mal weitergeschaut.
Das ding sieht mit den Spulen und den Kondensatoren untendrunter so aus, 
wie diese ZVS Dinger die Amazon oder eBay im Angebot haben.

Auf Instructables haben wir eine Anleitung gefunden, wie so ein ZVS 
Dingens da funktionieren soll. Wenn die 0,33µF Kondensatoren unter der 
Platine da wirklich für das Schwingen sind, dann müsste da dieser 
Parallelschwingkreis ja bei ungefähr 190 kHz funktionieren.

Ich finde die Funktion nicht wie man Bruchstriche mit Latex zeichnet 
sonst hätte ich die Rechenformel die ich meine hier hingeschrieben.

Der Kumpel geht in die Berufschule. Da haben die ein Oszilodingsbums 
(Name fällt mir nicht ein.) und da will der die Frequenz mal mit messen.

Wenn die Messung richtig war dann werde ich aus den PC Netzteilteilen 
mal die raussuchen die man wie in der Instructables Anleitung für so ein 
Induktions ZVS Ding braucht.

Dann kann ich endlich auch mal die Sachen nachbauen aus der Elektor oder 
der ELV für die man Spulen braucht.

von Mani W. (e-doc)


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SohneMann schrieb:
> Ich habe mal neue Batterien reingemacht und nach der Anleitung dieses
> Kalibrieren durchgeführt.
>
> Der 100 nF hat nun bei 100kHz ziemlich genau 99,5nF und bei 1 kHz etwa
> 102 nF.

Super, dass es jetzt funktioniert!

Perfekt...

von nachtmix (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> ESR – Effective Serial Resistance; ein in Reihe mit der Kapazität
> gemessener Widerstandsanteil, der beim Umladen Verluste verursacht.

Nein, nicht "effective" sondern "equivalent".

Die tatsächlichen nicht idealen Eigenschaften eines physisch 
existierenden Kondensators werden oft als Reihenschaltung eines idealen 
Kondensators C, eines Widerstands ESR, und einer Induktivität ESL 
modelliert.
Evtl. berücksichtigt man auch noch den parallel geschalteten 
Isolationswiderstand, der dafür sorgt, dass sich ein Kondensator 
allmählich entlädt.
Oft kann man den Isolationswiderstand aber ignorieren, da er bei einem 
guten Kondensator sehr groß ist und die Zeitkonstante R*C im Bereich von 
Stunden, Tagen, u.U. (bei EPROMs) sogar Jahren liegt.

Der ESR hingegen ist wichtig, denn er verursacht als ohmsche Komponente 
bei einem (Wechsel-)Stromdurchgang Verluste und führt zur Erwärmung des 
Kondensators.
Ausserdem kann der Scheinwiderstand eines Kondensators auch bei hoher 
Frequenz nicht kleiner als der ESR werden.
Deshalb sind für den ESR möglichst geringe Werte im Bereich Milliohm 
anzustreben.

Die Induktivität ESL schliesslich ist zu einem erheblichen Teil durch 
die Bauform bedingt.
Ebenso wie schon jedes simple Stück Draht eine gewisse (meist sehr 
geringe) Induktivität hat, hat auch ein Kondensator allein schon 
aufgrund seiner mechanischen Größe etwas Induktivität; meist im Bereich 
weniger Nanohenry. Ungünstige Anordnung der Innereien kann diesen Wert 
aber  deutlich vergrößern.

Auch für den ESL ist ein möglichst geringer Wert anzustreben, denn aus 
den Produkt L*C ergibt sich die Resonanzfrequenz des Kondensators.
Oberhalb dieser Frequenz wirkt das ganze Bauteil nicht mehr als 
Kondensator sondern als Induktivität, d.h. mit steigender Frequenz 
steigt auch der Scheinwiderstand.

https://en.wikipedia.org/wiki/Equivalent_series_resistance

von nachtmix (Gast)


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SohneMann schrieb:
> Oder ist das schlecht, weil da so viel Abweichung von dem Rechenwert ist
> ?

Nein, das ist schon ok.
Die angegebene Formel stimmt nur für eine sehr lange Spule, die hier 
aber nicht vorliegt.
Zur Berechnung kurzer Spulen gibt es tabellierte Korrekturfaktoren.

von Martin O. (ossi-2)


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"Deshalb sind für den ESR möglichst geringe Werte im Bereich Milliohm
anzustreben"

Das gilt natürlich eher im Bereich hoher Ströme, z.B. (Schalt-)Netzteile 
etc. Bei einem einfachen 1uF Koppelkondensator für NF ist der ESR 
relativ belanglos. Der ESR kann stark frequenzabhängig sein.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Es soll auch Schaltregler geben, die bei zu gutem ESR des Eingangs-C 
überschwingen und ihre max. zulässige Betriebsspannung überschreiten.

So ein LCR-Messgerät kann nicht zaubern. Wenn im Zeigerdiagramm (R,XC,Z 
oder R,XL,Z) zwei Pfeile wesentlich länger sind als der dritte, dan wird 
das Messergebnis ungenau. Hier hilft die umschaltbare Frequenz, um XC 
und XL zu ändern.

von SohneMann (Gast)


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Hallo Christph Kessler,

bei dem zweiten Teil Deines Beitrages, da reicht der Physikunterricht 
bisher noch nicht aus.

3 Pfeile in 3 Richtungen: Verstanden
R ist doch immer gleich.
XL und XC hat der Lehrer immer mit der Frequenz ausgerechnet.
Z: ???

Gibt es im Internet was wo ich über die Gafen was nachlesen kann?

Am Dienstag hat mein Kumpel gesagt, wir haben falsch gerechnet oder die 
Kondensatoren sind nicht genau.

Das Induktionsdings wird bei 196,45 kHz schwingen haben die gemessen.
Die Spannung an der Spule würde Rechteckig wenn man eine 12er Schraube 
ganz in die Spule steckt.
Dann geht auch die Frequenz runter.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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SohneMann schrieb:
> Z: ???

Betrag des komplexen Widerstands

> Gibt es im Internet was wo ich über die Gafen was nachlesen kann?

Bestimmt.  Du kannst mal unter dem Stichwort „Zeigerdiagramm“ suchen.

von Hp M. (nachtmix)


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SohneMann schrieb:
> Die Spannung an der Spule würde Rechteckig wenn man eine 12er Schraube
> ganz in die Spule steckt.
> Dann geht auch die Frequenz runter.

Ja und?
Ich habe noch nie davon gehört, dass man mit 12er Schrauben ein 
elektrisches Meßgerät beurteilen kann.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrischer_Widerstand#Wechselstromwiderstand
das wird leider immer gleich hoch theoretisch mit komplexer Rechnung 
vorgeführt.
Das Messgerät misst Z und Phi, anzeigen soll es aber R und X. Wenn Phi 
nahe an Null Grad oder nahe an 90 Grad liegt, wird die Umrechnung 
ungenau.

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