Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Ist es egal, was für eine Zenerdiode man für den IO Schutz eines µC verwendet, wenn nur die


von Nano (Gast)


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Zenerspannung stimmt?

Wie schnell schaltet so eine Z-Diode z.B. durch? Ist das relevant?

von Joe F. (easylife)


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Kommt drauf an...
...gegen was man den IO schützen will.

von Nano (Gast)


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Ich persönlich dachte da an elektrostatische Aufladungen und 
Anwendungsfehler beim Schaltungsdesign (Basteln).

von Joe F. (easylife)


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Nano schrieb:
> Ich persönlich dachte da an elektrostatische Aufladungen

ja

> und
> Anwendungsfehler beim Schaltungsdesign (Basteln).

nein. Mit Kurzschluss oder 230V anlegen bekommt man so gut wie alles 
kaputt.
Auch mit Z-Diode.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Joe und Nano.

Joe F. schrieb:

>> und
>> Anwendungsfehler beim Schaltungsdesign (Basteln).
>
> nein. Mit Kurzschluss oder 230V anlegen bekommt man so gut wie alles
> kaputt.
> Auch mit Z-Diode.

Was im Umkehrschluss nicht bedeutet, das man die Z-Diode getrost 
weglassen könnte, sie hat halt nur eine begrenzte Schutzwirkung - aber 
besser als nichts.

@Nano:
Setz Deine Z-Diode ruhig ein.

>> und Anwendungsfehler beim Schaltungsdesign (Basteln).

Aber überlege: Welche Leistung und welchen Strom verträgt die Z-Diode?
Wenn die Z-Diode überhitzt, legiert sie zuerst durch und verursacht 
einen Kurzschluss. d.h. die Spannung bricht zusammen und Dein Controller 
ist so gesehen erst einmal geschützt.*)

Aber es fliesst auch ein hoher Kurzschlussstrom, der 
Leitungen/Leiterbahnen /Gleichrichter ec. verbrennen kann. Darum muss 
dieser Kurzschlussstrom begrenzt bzw. angeschaltet werden. z.b. mit 
einer Sicherung.

Wenn es nicht zu schlimm war, kommst Du mit blauem Auge, d.h. Wechsel 
von Sicherung und Z-Diode davon.

Das ganze passiert übrigens nicht nur beim "Basteln". Es gibt auch 
Montagefehler bei der regulären Arbeit, und viele Schaltungen sind 
erschreckend schlecht gegen z.B. Verpolen oder rückwärts eingespeiste 
Leistung gesichert.


*) Das nächste Problem ist, wie die Spannung zusammenbricht. Wenn das zu 
langsam passiert, geht der Controller zwar möglicherweise nicht kaputt, 
macht aber im Delirium ein paar Sachen, die Du nicht erwartest, wie 
Ausgänge unwillkürlich Schalten, Mist in Speicher schreiben und sich im 
Takt verzählen. Dieses Verhalten kann Folgefehler haben.

Ein anderes Fass zum Aufmachen: Was passiert, wenn die Betriebspannung 
des Controllers verschwindet, aber an den Ausgängen noch eine externe 
Spannung zum Schalten ansteht? Hier könnten dann "Latch up" Effekte 
auftreten, weil sich die Ausgänge jetzt wie durchgeschaltete Tyristoren 
verhalten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Latch-Up-Effekt
Ein weiterer unangenehmer Effekt: Treiber wie ULN2003 schalten nicht 
richtig durch, wenn die treibende Spannung zu gering ist. Ein nicht ganz 
durchgeschalteter Transistor als Schalter macht aber viel 
Verlustleistung und brennt selber durch.

Aber man kann nicht alles auf einmal Lernen. Bau Du mal erst Deine 
Controller mit Z-Diode. Der Rest kommt später, wenn die Schaltungen 
komplizierter werden.
Um die Betriebsspannung und den Takt zu überwachen und gegebenenfalls 
abzuschalten, einen Reset zu erzeugen oder welche Maßnahmen auch immer, 
gibt es diverse ICs, aber natürlich kann man das auch "zu Fuss" mit 
diskreten Bauteilen erledigen. Auch mit diversen Komparatoren bzw. 
Timern lässt sich so etwas bauen.
Beispiele für ICs: MAX705-708, MAX813, LTC4365, MC3425, MIC2774 ec.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Olaf (Gast)


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> Wie schnell schaltet so eine Z-Diode z.B. durch? Ist das relevant?

All das kannst du im Datenblatt der von dir anvisierten Diode nachlesen. 
Einfach nachplappern auf Arduino-nivou ist nicht immer hilfreich.

Wenn du das machst und gleichzeitig mal das Datenblatt deines 
Mikrokontrollers liest dann wirst du Merken das Z-Dioden nicht helfen 
weil sie erst leiten wenn der Port bereits Geschichte ist.

Was hilft sind Dioden gegen die Betriebsspannung und die hat der 
Hersteller deines Controllers in der Regel bereits eingebaut. Es liegt 
nun an dir ueber Widerstaende dafuer zu sorgen das die dabei umgesetzte 
Leistung den Port nicht schadet. Das sollte allerdings kein Problem 
sein. Wenn man das gemacht hat dann koennte man ueber einen Grobschutz 
mit Dioden nachdenken und dann eventuell einen weiteren Widerstand 
(Sicherung?) der diese Dioden schuetzt und einen Kondensator die Flanke 
begrenzt. Und wenn das immer noch nicht reicht weil du allerhochste 
Ansprueche hast dann kommt danach noch eine Funkenstrecke. Wie das im 
einzelnen auszusehen hat haengt natuerlich stark vom gewuenschten Schutz 
und von den Signalen ab. Es gibt nicht die einfache Loesung die man 
immer nur kopieren kann. Ein Schalteingang fuer einen Taster ist was 
anderes wie sagen wir mal ein USB-Port.

Olaf

von Wolfgang (Gast)


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Nano schrieb:
> Ich persönlich dachte da an elektrostatische Aufladungen und
> Anwendungsfehler beim Schaltungsdesign (Basteln).

Dann wäre wohl zusätzlich ein Widerstand zur Strombegrenzung  angezeigt 
- sonst kann die Zener-Diode schnell Geschichte sein.

Übrigens gibt es µC, die bereits eingebaute Schutzdioden an den IO-Ports 
haben. Die leiten gegen VDD bzw. Gnd ab. Guck mal ins Datenblatt. Der 
"Knick" der Kennlinie einer Zener-Diode ist im dritten Quadranten 
erheblich schlechter definiert, als bei einer VDD-seitigen Schutzdiode.

von Georg (Gast)


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Bernd W. schrieb:
> Wenn die Z-Diode überhitzt, legiert sie zuerst durch und verursacht
> einen Kurzschluss. d.h. die Spannung bricht zusammen und Dein Controller
> ist so gesehen erst einmal geschützt.*)

Garantiert ist das nur bei Suppressordioden, die speziell für diesen 
Zweck gedacht sind, normale Zenerdioden sind deshalb und aus anderen 
Gründen weit weniger geeignet zum Schaltungsschutz.

Georg

von Dietrich L. (dietrichl)


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Eine Lösung mit Zenerdiode am µC-Eingang hat ein wesentliches Problem: 
wenn der µC nicht versorgt wird (Vcc=0), hilft die Zenerdiode nichts.

Richtig sicher ist erst folgendes:
1
               D1
2
            +--|>|--------+-- Vcc
3
            |             |
4
 >---+--R1--+-----R2------)-- I/O
5
     |      |             |
6
    SD      +--|<|--+     ZD
7
     |         D2   |     |
8
 >---+--------------+-----+-- GND
9
10
SD = Suppressordiode, wenn größere Störleistungen
11
     "vernichtet" werden müssen
12
ZD = Zenerdiode, falls die Last an Vcc kleiner ist
13
     als der Ableitstrom über D1

von Nano (Gast)


Angehängte Dateien:

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Dietrich L. schrieb:
> Eine Lösung mit Zenerdiode am µC-Eingang hat ein wesentliches
> Problem:
> wenn der µC nicht versorgt wird (Vcc=0), hilft die Zenerdiode nichts.
>
> Richtig sicher ist erst folgendes: ...

Ich habe das mal in KiCad eingezeichnet.

Aber eine Frage habe ich noch, habe ich die Zenerdiode richtig herum 
eingezeichnet? Die Richtung geht leider aus deiner ASCII Zeichnung nicht 
hervor.

von Boris O. (bohnsorg) Benutzerseite


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Ich würde nicht so kategorisch schützen, sondern eine konkrete 
Problemstellung bearbeiten. Eine bidirektionale TVS-Diode und ein 
Serienwiderstand ist schon eine Menge Schutz. Allerdings würde ich die 
TVS-Diode an den PIN hängen und den Serienwiderstand als PTC ausführen. 
Die gibt es mit definierten Halteströmen von bspw. 20mA und Auslösestrom 
von 50mA. So ist die TVS-Diode nicht überfordert.

Die meisten Mikrocontroller haben bereits die gezeigten Schutzdioden 
integriert und ich finde es Verschwendung, da einfach noch mal ein 
MiniMELF o.ä. draufzupacken. Ist der PIN ohnehin für ein MOSFET-Gate 
zuständig und mit einem Serienwiderstand versehen, wobei das 
ausschließlich übers PCB angeschlossen ist, braucht es das absolut 
nicht.

Wer 230V schalten will und gern auf der sicheren Seite bleibt, der nimmt 
vielleicht ein Relais o.ä., statt direkt elektrisch zu verbinden. Auch 
ein Thyristor-Gate ist nur ein kleiner Sprung für eine Transiente.

Vielleicht legst du das irgendwie auf einen IO-Bereich um, eher modular 
denken. Dann kannst du einen Mikrocontroller als Basismodul um 
verschiedene Erweiterungen ergänzen. Die betreffende Schutzschaltung 
kommt dann in das Erweiterungsmodul.

Einen riskanten ATTiny würde ich schlichtweg in einen Sockel stecken und 
bei Ausfall austauschen. Das ist billiger, als 1-2cm² Platinenfläche. 
Für Durchsteck brauchst du deutlich mehr.

von HildeK (Gast)


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Nano schrieb:
> Aber eine Frage habe ich noch, habe ich die Zenerdiode richtig herum
> eingezeichnet?

Ja.

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