Hallo, wie sehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt als FPGA/Hardware Enwtickler aus?
FPGA_Guru schrieb: > wie sehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt als FPGA/Hardware Enwtickler > aus? Wie gut bist du? Welche Erfahrungen hast du? Könntest du einfach mal definieren, was du wissen willst?
Hi, ich finde dein Frage nicht genau genug. Ich treffe jetzt einfach paar Annahmen um es klarer zu machen. Bei dir vor Ort wohl schlecht, weil der FPGA Markt in Deutschland in wenigen Hotspots wirklich da ist. Hättest du gefragt, wie der Markt für Web Entwickler ist, dann wohl eher gut - auch bei dir vor Ort. Dafür verdient der FPGA Entwickler nach paar Jahren sicher 80.000€ und mehr, während der Web Entwickler bei seinen 50.000€ stehen bleibt. Natürlich kann man sich über die Zahlen jetzt streiten, aber ich wollte die Richtung klar verdeutlichen.
Wo wären denn die Hotspots? Das wäre im Hinblick auf mein Masterstudium schon interessant zu wissen, da man so dann auch gleich seinen Studienort rechtzeitig festlegen kann. Man hört ja auch immer mal wieder dass viele Freelancer sind und das wäre für mich keine Option, da ich Festanstellung bevorzuge.
Was lernt man eigentlich im Studium zu FPGAs? Ich mache das jetzt seit einiger Zeit als Hobby und weiß einfach nicht ob ich da einem frischen Uniabsolventen ebenbürtig bin oder die diese bevorzugt eingestellt werden. Die Frage ist also was muss man denn können um einen ersten Job im Bereich FPGA zu bekommen? Vielleicht will ich das nach dem Referendariat machen ...
Gustl B. schrieb: > Was lernt man eigentlich im Studium zu FPGAs? Ich mache das jetzt seit > einiger Zeit als Hobby und weiß einfach nicht ob ich da einem frischen > Uniabsolventen ebenbürtig bin oder die diese bevorzugt eingestellt > werden. > Die Frage ist also was muss man denn können um einen ersten Job im > Bereich FPGA zu bekommen? > Vielleicht will ich das nach dem Referendariat machen ... Es kann schon sein, dass Du einem Uniabsolventen ebenbürtig bist was die Kenntnisse angeht. Allerdings ist es eine anspruchsvolle Tätigkeit, für die gerne Leute mit Uni-/FH-Abschluss genommen werden. Diese haben durch den erfolgreichen Abschluss des Studiums gezeigt, auch komplexere schwierige Dinge zu verstehen. Mit einer Hobbytätigkeit hast Du kein Zeugnis auf Papier, was dir sowas bescheinigt. Und deshalb sind Deine Chancen auch viel schlechter.
Rolf schrieb: > Und deshalb sind Deine > Chancen auch viel schlechter. Unsinn. Es gibt nichts besseres als einen Hobbybastler in der Firma zu haben. Ein Uni-Absolvent hat nicht unbedingt was drauf. Ein Hobbybastler auch nicht unbedingt. Aber, wenn es ein Hobbybastler schafft, sich in Eigenarbeit in die Thematik FPGA einzuarbeiten und damit was zu realisieren, ist die intrinsische Motivation kaum mit einem Uni-Abschluss zu überbieten. Was hilft es "hochpotente" Leute mit einem Uni-Abschluss da sitzen zu haben, die keinen Bock haben und/oder keinen Plan haben. Der eigentliche Lernprozess beginnt erst nach dem Studium...
FPGA_Guru schrieb: > Hallo, > > wie sehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt als FPGA/Hardware Enwtickler > aus? Ohne Uni-Abschluss wirst du gleich aussortiert. Die Firmen wollen Profis und keine Frickler haben!
Gustl B. schrieb: > Ich mache das jetzt seit einiger Zeit als Hobby Es gibt Spezialisten, die machen Dinge als Hobby und sind darin besser als ausgelernte Master. Aber sie können es nicht so einfach nachweisen. Und implizit sortiert ein durchschnittlicher Personaler einen "Selfmademan" aus, wenn ein "Master" gesucht wird. Rolf schrieb: > ... Leute mit Uni-/FH-Abschluss ... Diese haben durch den erfolgreichen > Abschluss des Studiums gezeigt, auch komplexere Dinge zu verstehen. Das kann ich nicht in allen Fällen 100% nachvollziehen. Offenbar können sich auch einige mit "Auswendiglernen" durch das Studium mogeln... > Und deshalb sind Deine Chancen auch viel schlechter. Zumindest wenn man bei einem "Konzern" einsteigen will. Du müsstest einen Einstieg in einem kleinen Betrieb anpeilen, wo du den Abteilungsleiter direkt überzeugen kannst. Und dann später mit dessen Zeugnis und Referenzen einen Einstieg woanders probieren. futureperfect schrieb: > Ohne Uni-Abschluss wirst du gleich aussortiert. > Die Firmen wollen Profis und keine Frickler haben! Und ein frischer Master direkt vom Gymnasium über die Hochschule ohne jegliche Berufs- und Projekterfahrung gilt dann als "Profi"? Das ist aber ein sehr kurzsichtiges Denken...
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Gustl B. schrieb: > Was lernt man eigentlich im Studium zu FPGAs? Unterschiedlich. Manche haben nur VHDL Syntax im Studium, bei anderen kommt digitale Schaltungstechnik,Computerarchitektur, Systemtheorie, Digitale signalverarbeitung, codierungstheorie, Netzwerktechnik, Sensorik, Automatisierungstechnik und digitale Nachrichtentechnik hinzu. Je nach Branche sind Fachkenntnisse aus diesen Bereichen auch für den FPGA Entwickler nötig. > Ich mache das jetzt seit > einiger Zeit als Hobby und weiß einfach nicht ob ich da einem frischen > Uniabsolventen ebenbürtig bin oder die diese bevorzugt eingestellt > werden. Meines Erachtens (ich bin Dipl.-Ing. ET) ist jeder Quereinsteiger der selbstständig ein FPGA-Hardwareprojekt durchgezogen hat jedem Absolvent der das nur aus dem Studium kennt meilenweit überlegen. Es kann aber trotzdem bedeuten das Nicht-Quereinsteiger bevorzugt zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden. > Die Frage ist also was muss man denn können um einen ersten Job im > Bereich FPGA zu bekommen? Du musst zum VG eingeladen werden und dort alle Praxisfragen überzeugend beantworten. Du musst deine Erfahrung/Projekte/Vorgehensweise gut präsentieren. Auf die Frage wie man eine Schaltung ans Spielen bringt muss der Absolvent die Antwort mit "Ich würde ..." beginnen. Du dagegen kannst sagen "Ich habe das so und so gemacht" - das überzeugt.
Drill Master schrieb: > Unterschiedlich. Manche haben nur VHDL Syntax im Studium, bei anderen > kommt digitale Schaltungstechnik,Computerarchitektur, Systemtheorie, > Digitale signalverarbeitung, codierungstheorie, Netzwerktechnik, > Sensorik, Automatisierungstechnik und digitale Nachrichtentechnik hinzu. > Je nach Branche sind Fachkenntnisse aus diesen Bereichen auch für den > FPGA Entwickler nötig. Würde sagen, dass dies eine sehr ausführliche Antwort darstellt. Es bringt nix allein die VHDL Synthax zu beherschen, wenn man sich nicht für all diese Bereiche interessiert und/oder hier nix drauf hat. Ingo L. schrieb: > Der eigentliche Lernprozess beginnt erst nach dem Studium... Das trifft es eigentlich sehr gut. Natürlich kann man sich im Studium durchmogeln. Die, die es wirklich wollen, schaffen das Studium. Es ist auch gut so, denn die Hintergründe und die Menschen sind sehr verschieden. Und die Überflieger/Leistungsträger/Uni-Absolventen - bitte jetzt einfach die Schnauze halten;-) Ohne Studium fehlen in den o.g. Bereichen die Grundlagen, wenn man sie nicht i-wo anders mitbekommen hat. Natürlich kann man HW nach Datenblättern/Application Notes entwickeln und für ein gewisses Level mag das auch ausreichen, aber richtige und nachhaltige Entwicklung sieht anders aus. my 2 cents
Ola schrieb: > Ohne Studium fehlen in den o.g. Bereichen die Grundlagen, wenn man sie > nicht i-wo anders mitbekommen hat. Natürlich kann man HW nach > Datenblättern/Application Notes entwickeln und für ein gewisses Level > mag das auch ausreichen, aber richtige und nachhaltige Entwicklung sieht > anders aus. Also ich erlebe oft Absolventen die allein nach ihren Studiumsmitachriften entwickeln und bspw. völlig überfordert sind ein Gerät für die EMV Prüfung vorzubereiten. Viele Appnotes stellen Vorlesungsmitschriften bezüglich praxisrelevante Grundlagen locker in den Schatten und viele an der Uni gelehrte sogenannte Grundlagen wie die Dirichlet-Bedingung interessiert bei der praktischen Spektrumanalyse niemand. Steve Wozniak hat erst nach Konstruktion des apple ii seinen abschluss gemacht, Steve jobs nie?
Drill Master schrieb: > Also ich erlebe oft Absolventen die allein nach ihren > Studiumsmitachriften entwickeln und bspw. völlig überfordert sind ein > Gerät für die EMV Prüfung vorzubereiten. Viele Appnotes stellen > Vorlesungsmitschriften bezüglich praxisrelevante Grundlagen locker in > den Schatten und viele an der Uni gelehrte sogenannte Grundlagen wie die > Dirichlet-Bedingung interessiert bei der praktischen Spektrumanalyse > niemand. Steve Wozniak hat erst nach Konstruktion des apple ii seinen > abschluss gemacht, Steve jobs nie? Sorry, aber sehr an den Haaren herbei gezogen das Ganze. Erscheint mir sehr blauäugig. Mir erschließen sich viele Gebiete aus dem Studium sogar 5 Jahre nach dem Berufseinstieg erst und ich kann jetzt erst so richtig los legen. Ich habe nix als überflüssig empfunden, auch wenn ich manche Sachen nicht gerne gemacht habe. Der Sinn der ganzen Übung ist doch, in die Denke reinzukommen überhaupt. Addieren und Subtrahieren musstest Du doch wohl oder übel auch erst lernen. BTW Ich will Techniker oder Facharbeiter nicht abwerten, auch bei mir im Büro sitzen welche die gehörig was auf dem Kasten haben.
Hier wird wieder alles durcheinander geworfen: Bastelwissen ist sicher wichtig, aber es ersetzt nicht das Wissen der Hochschule. Das braucht man beides, um in der Elektronik starten zu können. Das Dritte ist die Erfahrung. Wie aber will man denn ohne ein technisches Grundverständnis und die Mathematik um die Elektronik herum irgendetwas bauen? FPGAs sind doch keine Sonderbausteine der Elektronik, sondern ganz schnöde Digitalschaltungen. Klar kann sich ein Bastler ohne Studium was beibringen, aber wer braucht denn das? Und wer bezahlt dfür?
Mar. W. schrieb: > Klar kann sich ein Bastler ohne Studium was beibringen, aber wer braucht > denn das? > > Und wer bezahlt dfür? Sogenannte Frickelbuden oder Klitschen, allerdings bezahlen die auch nicht viel!
Ich nehme an, Du meinst die verlängerten Werkbänke? Da hocken oft die gescheiterten Existenzen und Quereinsteiger herum, die es in ihrem eigentlichen Bereich zu nichts gebracht haben! Bestes Beispiel sind die Maschinenbauer, die in den 90ern in großer Zahl die Hochschulen stürmten, weil die in den 80ern noch boom hatten und sich zu diesem Studium entschlossen! Die wurden hinterher alle IT-ler, haben bei SAP im Hinterzimmer gesessen und Datenblätter programmiert. Manche haben es auch zu Banken geschafft. Nach dem Ende der IT-Blase 2002 sind die alle arbeitslos geworden. Manche rennen heute noch als Oracle-Spezialist herum. Die meisten sind aber Ü50 und beim Arbeitsamt! Bei den FPGA-Jobbern sehe Ich auch immer mehr ehemalige Programmier, die kein Auskommen mehr im C-Umfeld haben und sich jetzt als FPGA-Programmierer tummeln. Das ist aber ab einem gewissen Punkt sehr kritisch bis unmöglich. Sobald es an Kernproblem der Elektronik geht, sind die Autodiakten schnell überfordert und wenn es wiederum an die Lösung mathematischer Themen gibt, der FPGA also rechnen muss, sind sogar manche Elektroniker überfordert. Ganz schlimm sind die Physiker, wie Ich unlängst erst wieder feststellen musste, die sich das selber beigebracht haben: Die können weder Elektronik noch kennen sie IT, Programmierstile und -methoden. Die Frickeln lauter obskure Sonderlösungen zusammen, die schlecht sind, keiner versteht und Resourcen ohne Ende brauchen, finden das aber ganz toll, was sie da geleistet haben. Ola schrieb: > Ohne Studium fehlen in den o.g. Bereichen die Grundlagen, wenn man sie > nicht i-wo anders mitbekommen hat. Das sind solche klassischen Uni-Absolventen! Die können Quantentheorie in und auswändig aber sind nicht fähig, eine einfache Lösung für einfaches Problem zu bringen und das was die machen dürfen, sind größtenteils einfache Aufgaben. Physiker machen sogar mehr Probleme, als sie lösen, weil sie unpflegbare Software schreiben, normale Lösungen umgehen und Umsetzungen wählen, die praktisch dann Probleme aufwerfen.
Na dann bleibt es eben ein Hobby. Danke für die ausführlichen Antworten.
Ingo L. schrieb: > Aber, wenn es ein Hobbybastler schafft, sich in > Eigenarbeit in die Thematik FPGA einzuarbeiten und damit was zu > realisieren, ist die intrinsische Motivation kaum mit einem > Uni-Abschluss zu überbieten. Was hilft es "hochpotente" Leute mit einem > Uni-Abschluss da sitzen zu haben, die keinen Bock haben und/oder keinen > Plan haben. Der eigentliche Lernprozess beginnt erst nach dem Studium... Also dem muss ich wiedersprechen: Uni Absolventen hatten immerhin die "intrinsische" Motivation dafür sich mit Höherer Mathematik 1 bis 3, Theoretischer Informatik/Elektrotechnik, Systemtheorie usw. Jahre lang auseinanderzusetzen und aufgrund des sehr fordernden Studiums, einfach keine Zeit dafür großartige private Projekte zu realisieren. Zumindest wenn sie die Regelstudienzeit nicht extrem überschreiten wollen. Der Bastler setzt sich allerdings nur mit den für ihn interessanten Themen auseinander und vernachlässigt die langweiligen Grundlagen. Klar, man braucht nicht alles aus dem Studium aber was man schließlich braucht und was nicht, kann man als Anfänger doch gar nicht wissen und selbst wenn, wer hat schon die Zeit dafür sich so viele Grundlagen selbst anzueignen? Das würde Jahre dauern und in dieser Zeit wäre erstmal nichts mit Basteln. Da ist ein Studium jawohl der logische Schritt. Du hast natürlich recht damit dass ein Absolvent erstmal eingearbeitet werden muss und noch lange keinen Mehrwert generiert, aber ihm Einsatz oder Motivation abzusprechen halte ich aus oben genannten Gründen für verkehrt.
Lothar M. schrieb: > Es gibt Spezialisten, die machen Dinge als Hobby und sind darin besser > als ausgelernte Master. Aber sie können es nicht so einfach nachweisen. Vortrag und Demo zu eigenem Projekt ist sehr gern gesehen. Kunden-Referenz als Freelancer auch.
-gb- schrieb: > Na dann bleibt es eben ein Hobby. Danke für die ausführlichen > Antworten. Eine gute und vernünftige Entscheidung, mein Glückwunsch!
Passt schon schrieb: > Hi, > > ich finde dein Frage nicht genau genug. Ich treffe jetzt einfach paar > Annahmen um es klarer zu machen. Bei dir vor Ort wohl schlecht, weil der > FPGA Markt in Deutschland in wenigen Hotspots wirklich da ist. Hättest > du gefragt, wie der Markt für Web Entwickler ist, dann wohl eher gut - > auch bei dir vor Ort. > > Dafür verdient der FPGA Entwickler nach paar Jahren sicher 80.000€ und > mehr, während der Web Entwickler bei seinen 50.000€ stehen bleibt. > > Natürlich kann man sich über die Zahlen jetzt streiten, aber ich wollte > die Richtung klar verdeutlichen. Was denn nun? Meinst du die zwei, drei FPGA Experten mit 15 Jahren Erfahrung die gesucht werden? Mittlerweile lassen doch sogar die kleinsten Kackbuden ihre Projekte von Chinesen oder Indern machen oder lassen einfach Simulink zu VHDL konvertieren. Wartet ab, bis HLS flächenddeckend benutzt wird. Jeder Informatiker ist dann FPGA Experte und der teure ETler mit seinen Grundlagen (VLSI, Digitale/Analoge Schaltungen, ICs, Rechnerarchitektur etc. pp.) ist somit nicht mehr nötig. Alles viel, viel günstiger. Da braucht es keine richtigen FPGA Leute vor Ort.
Hase L. Hase schrieb: > Wartet ab, bis HLS flächenddeckend benutzt wird. > Jeder Informatiker ist dann FPGA Experte und der teure ETler mit seinen > Grundlagen (VLSI, Digitale/Analoge Schaltungen, ICs, Rechnerarchitektur > etc. pp.) ist somit nicht mehr nötig. Auch dann werden es die wenigsten schaffen einen C64 als FPGA zu realisieren. Dazu brauchts halt eine Anpackermentalität die eon angestellter Büroinformatiker nicht hat, da muss schon ein Mädel aus einem Kuhdorf kommen das sich alles selbst beibringt: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Jeri_Ellsworth
Ingo L. schrieb: > Unsinn. Es gibt nichts besseres als einen Hobbybastler in der Firma zu > haben. Ein Uni-Absolvent hat nicht unbedingt was drauf. Mit welchen Leuten hast Du denn zu tun, dass Du so eine Meinung entwickelt hast? :D > Was hilft es "hochpotente" Leute mit einem > Uni-Abschluss da sitzen zu haben, die keinen Bock haben und/oder keinen > Plan haben. Und woher kommt dies? Du vergleichst hier jetzt nicht zwei 27-Jährige, von denen der eine nach der mittleren Reife begonnen hat und jetzt 10 Jahre im Job ist, während der andere gerade von der Uni kommt? Und woher kommt eigentlich diese Vorstellung, dass Absolventen der Uni nicht Basteln? > Der eigentliche Lernprozess beginnt erst nach dem Studium... Was das Basteln angeht, beginnt er lange VOR dem Studium. Bei mir begann der im Alter von 8 Jahren mit dem ersten Kosmosbaukasten und setzte sich bis zum Beginn des Studiums über 10 Jahre lang fort. Vor meiner ersten Vorlesung hatte Ich schon unzählige Schaltungen aufgesteckt, gelötet und konstruiert sowie Platinen geätzt. Dasselbe beim Computer: Lange bevor Ich das erste mal an der Uni C-Programmieren hatte, habe Ich schon in Basic und Assembler Telespiele und Synthesizer geschrieben. Damit hatte Ich einen ziemlichen Vorsprung in der Praxis, gegenüber anderen, die vielleicht erst im- oder nach dem Studium anfingen, sich praktisch mit Elektronik auseinanderzusetzen. Das alles ist aber trotzdem Bastelwissen auf dem Niveau von Technikern - da darf man sich nichts vormachen. Das sind die ersten Hürden, die man nehmen muss und die auch keine großen Kenntnisse erfordern oder bringen. Was Du an der Hochschule lernst, ist was komplett anderes! Da macht auch das Thema "FH oder Uni" keinen Unterschied. Abgesehen von den Laboren die da laufen, ist da alles Theorie, was da kommt und die ist aber das Wichtige: Bis auf wenige Ausnahmen ist diese nämlich so komplex, daß man sie sich nicht selber im Eigenstudium beibringen kann - schon gar nicht durchs Basteln. Von einigen einfachen Zusammenhängen mal abgesehen, sind die mathematischen Verfahren und Methoden einfach viel zu abstrakt, als dass sie sich durch das Selberprogrammieren und Selberbasteln ergäben. Im Gegenteil: Ohne das Wissen, das viele andere vor einem entwickelt haben, bleibt man immer in einem kleinen Hamsterrad. Viele dieser Verfahren sind auch in FPGAs durchaus von Belang: Je mehr Mathematik ins Spiel kommt, desto wichtiger ins der richtige Ansatz. Da habe Ich einige Beispiele parat, wo man durch etwas andere Ansätze enorm Resourcen und Aufwand sparen kann, wenn man etwas mehr Hirnschmalz einsetzt. Da beim FPGA quasi nichts vorgegeben ist, besteht auch eine hohe Dynamik in der Qualitität der Umsetzungen. Viele haben gar keine Vorstellung von dem, was es da alles gibt, angefangen von komplexen Tranformationen wie Möbius, über Multi-Prozessmanagement mit Semaphorhierarchien bis hin zur abstrakten Analyse von Testmustermengen. Ohne die Entwicklung entsprechender Denkstrukturen und Beschreibungsformen, kriegt man nicht einmal das Konzept hingeschrieben, geschweige denn, dass man ein VHDL dafür entwerfen könnte um es im Simulator zu checken. Insbesondere bei verschachtelten Rechnungen wie Iterationen, bei denen unterschiedliche Signale auf Struktur- und Zeitebenen infolge von Delays, Iterationstiefe etc gleichzeitig in pipelines liegen gibt es Techniken, die man nur sehen und entwickeln kann, wenn man aus anderen Bereichen Anleihen macht, die man von irgendwo her kennt. Da helfen einem dann auch MATLAB und IPs nicht mehr weiter, weil man zunächst ja die Idee bräuchte, wie man etwas bauen will. Hinzu kommen zahllose Elektronikprobleme, sobald man die Logikebene verlässt und auch die sind ohne tiefes Detailverständnis nicht zu begreifen oder zu lösen. Das Hochschulwissen deckt das auch bei Weitem nicht ab, versetzt einen aber sehr wohl in die Lage, es zu verstehen.
hansi schrieb: > Der Bastler setzt sich allerdings nur mit den für ihn interessanten > Themen auseinander und vernachlässigt die langweiligen Grundlagen. Das ist wohl der entscheidende Satz! Ob er die Grundlagen vernachlässigt, mag nicht pauschal stimmen, aber in jedem Fall baut er das, was er kann und ihm Spaß macht. Vernachlässigt werden dabei die oft unangenehmen Details der Dokumentation, der Planung und des in-die-Nische-treibens bis zur totalen Funktion. Daran kranken auch die vielen open source Projekte, sei es FPGA oder CPP. Alles schnell hingehauen aber nicht im Detail benutzbar, weil an den Erfordernissen des Marktes vorbei, sondern in Eigenregie nach gusto optimiert. Man muss aufpassen, dass man beim egoistischen Basteln nicht zu sehr in eine 1-Mann-Schiene gerät und am Ende nur Dinge kann, die man noch alleine überschauen kann. Irgendwann musst Du anfangen, die Basteltechnik - vor allem beim Programmieren - gegen Planung auszutauschen. Nur dann lassen sich große Projekte managen und auch pflegen sowie im Team bearbeiten.
Jürgen S. schrieb: > hansi schrieb: >> Der Bastler setzt sich allerdings nur mit den für ihn interessanten >> Themen auseinander und vernachlässigt die langweiligen Grundlagen. > Das ist wohl der entscheidende Satz! > > Ob er die Grundlagen vernachlässigt, mag nicht pauschal stimmen, aber in > jedem Fall baut er das, was er kann und ihm Spaß macht. Diese limitierte Problemlösungsvermögen zeichnet aber ebenfalls den Hochschulabsolventen aus. Der setzt sich nur mit den Themen auseinander, die an der Uni als "Grundlagen" und "prüfungsrelevant" deklariert worden und vernachlässigt oft Lektionen aus der Praxis und schnödes Handwerker-KnowHow wie es sich in AN finden lässt. Das nennt sich dann "Fokussierung auf schnellen Hochschulabschluss" und schafft so die Lücken auf dem Arbeitsmarkt in denen ein "alter Hase" seine Brötchen verdient.
Natuerlich gibt es eine Chance. Falls es einen Arbeitgeber gibt, der jemanden einarbeiten kann, und will. Denn, etwas VHDL gesehen zu haben reicht nicht ganz fuer ein erfolgreiches Projekt. Mein Tip. Bewerben und das Ziel im Auge behalten. Allenfalls einen anderen Job vorher machen. In der Zwischenzeit alle FPGA Veranstaltungen besuchen. Irgendwann geht's dann schon.
Jürgen S. schrieb: > Ob er die Grundlagen vernachlässigt, mag nicht pauschal stimmen, aber in > jedem Fall baut er das, was er kann und ihm Spaß macht. Würde er immer nur das machen was er schon kann würde er nie etwas Neues lernen. Das mag für manche Bastler stimmen, klar, für mich ist das Basteln aber eine Methode um Neues zu lernen. Ich habe keinen wirklichen Anwendungsfall für FPGAs, die finde ich spannend und suche mir daher Herausforderungen.
Das birgt aber die große Gefahr, dass man Wege geht, die andere schon gegangen sind, ohne dass man es weiß und damit oft einen schlechten Weg erwischt und Falsches lernt. Und: Man kriegt nur das hin, was der eigene Kopf hergibt. Der aber muss trainiert werden und zwar mit Themen und Methoden, die er sich selber nicht ausdenken kann. Nun ist es freilich so, dass jeder alles lernen kann, wenn er sich Zeit nimmt, aber man muss damit in Berührung kommen und nur, wer ständig mit komplexen Aufgaben betraut ist, wächst auch daran. Wer aber wird mit komplexen Aufgaben beauftragt? Das ist in aller Regel der, der schon was Komplexes geleistet hat und dies hat er meistens im Vorprojekt getan. Dreht man diese Uhr immer weiter auf den Anfang zurück, dann nimmt dies seinen Beginn mit einer gesunden Grundlagenausbildung und dem Einstieg in eine berufliche Position, die man aufgrund dieser Ausbildung bekommen hat. Noch konkreter gesagt, bekommt man diese Position, weil man sich gegen die anderen durchgesetzt hat, weil die Noten besser sind, weil man besser gelernt hat, weil man fleißiger war und/oder mehr Potenzial hat. Der Uni-Absolvent ist also im Beruf nicht etwa deshalb besser, weil er 30% Ausbildungsvorsprung gegenüber dem FH-ler hat, von denen nach Jahren immer weniger über wäre, sondern deshalb, weil er die fordernden Aufgaben bekommen hat und diese ihn eben fördern! Das ist dasselbe wie im Leistungssport: Du kannst noch so viel Talent haben, ohne einen guten Trainer und Verein wirst Du nichts und stagnierst. Das allein bringt so wenig wie der Uni-Titel oder das Abi. Es sind aber die Talente, in welche investiert wird und die sich die Trainer holen, um sie zu nutzen, wobei der "Ausgenutzte" dann profitiert und seinen Abstand gegen die anderen weiter ausbauen kann. Wer z.B. bei Bayern München trainiert, kommt in einem einzigen Jahr weiter, als in 5 Jahren bei einem Regionalligisten. Das ist mal Fakt. Und Fakt ist auch: Wer nur daheim im Garten trainiert, der mag zwar gut rennen und treten können, aber der kommt im Leben in keine Bundesliga, weil er sich nichts von Topleuten abschauen kann - sich nicht an ihnen aufbauen kann und es auch keinen Trainer gibt, der ihm Fehler vorrechnet und oder Spielzüge zeigt. Mit Bezug zum ersten Satz oben, ist es dann auch eine Frage des frühen Anfangens und des effizienten Lernens: Wer erst mit 14 in die Fußballschule geht, der hat nicht nur 10 Jahre lang ineffizient gespielt und Zeit vertrödelt und damit großen Rückstand, sondern eben auch Spielweisen an sich, die man ihm erst abgewöhnen müsste. Daher bleiben Autodidakten und Bastlern viele Wege verschlossen. Sie werden erst gar nicht im Spitzenclubs aufgenommen und spielen nur dann nur auf den Nebenplätzen. Und genau wie im Leistungssport sind die frühen Jahre wichtig, weil das Gehirn in den frühen Jahren am meisten Lernen kann und sich aufeinander aufbauendes Wissen exponentiell vergrößert. Daher: Maximale Schulausbildung, maximale Hochschulausbildung, Maximaler Freizeiteinsatz in das Thema und dann Start beim Bundesligisten. Heißt auf Deutsch: Abi + Uni + Hobbyelektronik und dann rein in eine Firma mit Potenzial, die Freiräume gibt und gleichsam anspruchsvolle Aufgaben stellt. In dem Zusammenhang muss man kritisch hinterfragen, wie es mit einem Start bei einem sogenannten "Krauterer" oder gar einem Zeitarbeiter / Dienstleister bestellt ist und welche Chancen man dann noch hat. Und man muss sich auch fragen, wie weit es für Ingenieure sinnvoll ist, lange an der Uni zu sein, zu studieren, zu promovieren, um nicht zu sehr vom Elfenbeinturm geprägt zu sein. Basteln und Programmieren kann da gfs ein Gegengewicht sein, ja, aber es muss ein erfolgsorientiertes Basteln sein. Ich habe neben dem Studium gegen Geld industriell "gebastelt" und das unterschied sich letztlich doch sehr von den selbstgestellten Heimaufgabe, weil es kundenorientiert geschah und nicht motivationsorientiert. Das ist nämlich der große Unterschied und den sehen wir auch im Sport: Feierabendkicken zum Spaß und Rennen an der eigenen subjektiven Leistungsgrenze, die eine Wohlfühlgrenze ist - das macht jeder! Sich aber vom Trainer über das Limit jagen zu lassen, dass die Muskeln brennen und dann im Erschöpfungszustand trotzdem noch aufnahmewillig für Kritik zu sein, um sich zu verbessern und dann noch die Motivation aufzubringen gegen Wetter, Schmerz, Eintönigkeit und Langeweile trotzdem Tag für Tag nach Plan zu trainieren - das können eben nur wenige, denn das erfordert richtig Biss! (Ist übrigens auch so eine Erfahrung, die junge Menschen mal machen sollten, dann ist Stress im Studium ein Spaziergang.) Du brauchst also Talent, die richtige Förderung und den Willen mehr zu tun als andere. Im Leistungssport ist es darüber hinaus noch so, dass Du von alledem etwas mehr brauchst, als Deine Mitbewerber, weil die auch richtig reinkloppen! Wenn wir das Alles jetzt wieder auf die Elektronik und FPGAs übertragen, dann braucht das kluge Köpfchen zunächst möglichst schnell und effektiv die soliden Grundlagen, dann die sehr gute Förderung, um qualitativ zu wachsen und schließlich Einsatz und Motivation, mehr zu machen, als andere - vielleicht auch über das normale Maß hinaus.
Bitwurschtler schrieb: > Diese limitierte Problemlösungsvermögen zeichnet aber ebenfalls den > Hochschulabsolventen aus. Einige vielleicht, die Regel ist das sicher nicht. > Der setzt sich nur mit den Themen auseinander, die an der Uni als > "Grundlagen" und "prüfungsrelevant" deklariert worden und vernachlässigt > oft Lektionen aus der Praxis und schnödes Handwerker-KnowHow wie es sich > in AN finden lässt. Die Praxis sollte er in der Firma erlernen, daher habe Ich das Beispiel mit "dem guten Einstieg" gebracht. > Das nennt sich dann "Fokussierung auf schnellen > Hochschulabschluss" und Das mag allerdings seit Bologna in der Tat der Fall sein und Ich habe auch starke Hinweise darauf, dass das so ist. Sehr starke sogar ;-) Trotzdem ist das IMO kein Automatismus, der zwanghaft geschehen muss, denke Ich. > schafft so die Lücken auf dem Arbeitsmarkt in > denen ein "alter Hase" seine Brötchen verdient. Da allerdings ist was dran :-)
Jürgen S. schrieb: > Das birgt aber die große Gefahr, dass man Wege geht, die andere schon > gegangen sind, ohne dass man es weiß und damit oft einen schlechten Weg > erwischt und Falsches lernt. Und: Man kriegt nur das hin, was der eigene > Kopf hergibt. Der aber muss trainiert werden und zwar mit Themen und > Methoden, die er sich selber nicht ausdenken kann. Also auch Hobbybastler gucken mal über den Tellerrand und informieren sich was es schon so gibt und was Andere so machen. Unter anderem in Foren wie diesem, aber nicht nur. Es gibt echt viele Beispiele der Hersteller. Ich wüsste nicht was man da sonst noch groß lernen könnte. Ein paar Spezialanwendungen, aber am Ende verwendet man das FPGA doch weil es um eine eigene Anwendung geht die man so nicht einkaufen kann. Da bringt es nicht viel wenn ich gelernt habe mit externem RAM zu arbeiten oder mit Bildverarbeitung wenn meine Aufgabe aber was ganz anderes ist, z. B. einen herstellerspezifischen Display Anschluss nach VGA zu wandeln. Da genügen Grundlagen und alles was man dann für diese Aufgabe braucht muss man sich neu aneignen. Jürgen S. schrieb: > Die Praxis sollte er in der Firma erlernen, daher habe Ich das Beispiel > mit "dem guten Einstieg" gebracht. Nun, da lernt man aber nur das Gebiet in dem diese Firma tätig ist. Wenn die viel mit Bildverarbeitung macht dann lernt man das, aber nicht viel drum rum und kann am Ende vielleicht nichtmal selber einen FIFO oder so schreiben weil einem das alles in der Firma der Coregen oder Matlab abgenommen hat.
Gustl B. schrieb: > Nun, da lernt man aber nur das Gebiet in dem diese Firma tätig ist. Das hat man immer, die Frage ist, mit welchen Methoden wird gearbeitet und was ist denn genau das Thema? Geht es darum, eine kleine GUI fürs Windows zu schreiben, die ein Gerät bedienen hilft, oder ein Multi-Client-System für verschiedene System im Team zu entwickeln. Für den Anfänger ist es am Wichtigsten, dass er in ein gut sortiertes Team reinkommt, das strukturiert arbeitet. Zudem geht es ja nicht nur um technische Themen sondern auch um das allgemeine Zusammenarbeiten, das Planen, des Screening, die Dokumentation - da gibt es ja bekanntlich sehr große Unterschiede ... > kann am Ende vielleicht nichtmal selber einen FIFO oder so schreiben das sind genau die Sachen, die man jederzeit zu jedem Punkt irgendwann nachlesen und ohne Hilfe verstehen kann. Ich dachte bei meinen Gedanken mehr an solche Themen wie Schulung des Abstraktionsvermögens und Entwicklung der Transferleistung. Daran hapert es doch. Die Leute lernen etwas, verstehen es aber nur halb, weil es von der viel simpleren Praxis nur oberflächlich abgefragt wird. Nehmen wir mal ein Beispiel: 1) Eine FSM in einer CPU macht in C sequenziell entweder keine oder maximal eine von N möglichen Transitions. M FMSs für parallele Kanäle machen quasiparallel (d.h. geordnet sequenziell eine oder keine von N Tansitions). 2) Demgemäß macht eine FSM / machen M FSMs in C++ eine oder keine pseudoparallel (d.h. ungeordnet sequenziell in beliebiger Reihenfolge) Transisions / machen M Tansisions. Dabei ist die Anordnung der Zeit gegen die Kanäle nicht von Belang, da das OS die parallelen FSMs beliebig steuert und dies arbeiten können wie sie wollen. Beiden gemein ist, dass immer nur eine oder keine Transition abgearbeitet wird. 3) Baut man das in VHDL für eine FSM, wird auch wieder eine oder keine Transision durchgeführt. Möchte man nun M FSMs mit N möglichen Fällen haben, dann benötigt man im einfachsten Fall eine parallele Struktur auf M hart codierten FMSs die alle jeweils zu jedem Zeitpunkt eine Transition ausführen (oder nicht). Jetzt überführe man das in eine pipeline, in der nicht M FSMs exisitieren, sondern nur eine pipeline besteht, die die M FSMs mit ihren N möglichen Fällen abbildet so, sodass zu jedem Zeitpunkt alle Transitions stattfinden können (oder nicht) - jeweils mit genau dem üblichen einen Takt pipeline-Versatz, damit Platz gespart wird, um die Chipfläche auszunutzen. Man formuliere allgemein die wesentlichen Entwurfsregeln für die pipeline, bestimme das minimale größte Delay = Länge der pipeline, sowie das maximale kleinste Delay, sowie das Hauptkriterium, ab wann diese Architektur Sinn macht. waiting ...
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Jürgen S. schrieb: > Ich dachte bei meinen Gedanken mehr an solche Themen wie Schulung des > Abstraktionsvermögens und Entwicklung der Transferleistung. Daran hapert > es doch. Die Leute lernen etwas, verstehen es aber nur halb, weil es von > der viel simpleren Praxis nur oberflächlich abgefragt wird. Und sowas lernt man in einer Firma? Das glaube ich nicht. Ich verstehe deine Pipeline nicht. Jürgen S. schrieb: > sodass zu jedem Zeitpunkt alle > Transitions stattfinden können (oder nicht) Die kann also zu jedem Zeitpunkt parallel alle möglichen Transitionen gleichzeitig ausführen? Warum sollte man in FSMs denken und das dann in eine Pipeline umbauen, geht das nicht einfacher? Diese Art von Aufgaben klingt sehr nach Uni, ist theoretisch abstrakt. Ja, vielleicht gibt es Firmen die solche Aufgaben lösen, aber ich vermute die meisten Leute die mit FPGAs arbeiten machen das nicht so.
Ja ja, man braucht unbedingt Dr. Titel für FPGA Entwicklung. Mir wird schwach von dem Blödsinn. Besonders wenn deutsche Firmen solche komplexe Projekte wie Schrittmotorsteuerung in überdimensionierten Chip reinfrickeln. Oder glue logic für eine Schnittstele aus 80er entwickeln. Es geht in der Industrie nicht um etwas Zeitgemäßes, sondern um Probleme die Geld bringen. Ich würde lieber convolution neural networks in Stratix 10 implementieren und ein bisschen forschen, aber keiner will das bezahlen. Bezahlt werde ich für branchenspezifische Multikanal PWM Lösung. Da braucht man keinen Uni Abschluss, jeder Bastler kriegt es hin. FPGA Entwicklung ist kein Rocket Science mehr wie es in Zeiten von Stratix II war. Simulatoren sind fast perfekt, Tools können Benutzerfehler ausbügeln.
bin seit 15 Jahren FPGA-Entwickler -- meine Meinung: Ich habe zwar im Studium viel mit FPGAs gemacht (eher mir selber alles beigebracht und Gefallen daran gefunden), aber ich denke, dass ich auch ohne Studium hier wäre, nur vielleicht mit einem anderen Gehalt :-/ Ohne Interesse daran, mit nite-to-five Mentalität, und nur mit Abarbeiten gestellten Aufgaben wird es schwer. In Gesprächen mit anderen "FPGA-Entwicklern" wird es einem erfahrenem Projektleiter/FPGA-Entwickler schnell klar, was der andere drauf hat. Es ist immer eine Ballance zwischen "schnell reinhacken" und "Checkliste abarbeiten, Code-Review, never-ending Meetings". Jobmäsig habe ich schon Vieles gemacht -- von komplexesten Designs bis kleinen SPI-ADC Geschichten. Und jedes Mal habe ich was Neues dazu gelernt. Aber das alles reicht nicht aus, um wirklich gut zu sein! Man muss sich dafür interessieren und begeistern können! Wenn man nicht außerhalb des Tellerrands schaut, wird man nicht besser. Und ja, dazu gehört auch sich mit HLS auseinanderzusetzen, auch wenn es einem Klar ist, dass es nie eingesetzt wird, weil z.B. zu teuer... Oder mit Stratix 10... oder... oder... oder. Oft ist das doch so, dass der Kunde oft gar nicht weiß, was da alles möglich ist. Ja, einfache FPGA-Aufgaben können auch die Chinesen/Inder machen (so wie jemand weiter oben geschrieben hat). Aber wer soll diese Aufgaben formulieren? Wer ist für das Systemdesign verantwortlich? Genau! Ich bin es! Die Chancen als FPGA Entwickler sind durchschnittlich! Die Chancen als ein überragender FPGA Entwickler sind aber hervorragend! :-) Die wichtigste Sache, die ich je gelernt habe -- durch Kunden, Foren, andere Firmen -- ich werde immer gut zu tun haben! :-) Ach ja, was für FPGA Entwickler gilt, gilt für Hardwareentwickler umso mehr :-o
Gustl B. schrieb: > Diese Art von Aufgaben klingt sehr nach Uni, > ist theoretisch abstrakt. Nicht unbedingt. Ich habe das in diesen thread auch nur gebracht, um die Sicht darauf zu lenken, daß FPGA-Entwicklung eine große Bandbreite hat. Eine immer größer werdende sogar. Gustl B. schrieb: > Und sowas lernt man in einer Firma? Nein, es ist ein Beispiel für die Anwendung gelernten Wissens, hier konkret dem Thema Multithreading und der Transferleistung, spezifische Implementierungsoptionen auf FPGAs zu sehen und zu nutzen und was Neues zu erdenken, was es ja geben muss, aber noch keiner gebaut hat / zu haben scheint. > Ich verstehe deine Pipeline nicht. Der Einzige, der bisher auf Anhieb kapiert hat, was das ist, ist ein Entwickler bei Intel, der es mit den multithreading-Architekturen in den Mehrkernern verglichen hat. Die machen dort wohl was Ähnliches. > Die kann also zu jedem Zeitpunkt parallel alle möglichen Transitionen > gleichzeitig ausführen? Ja, es ist eine "ausgerollte" state machine, in der jeder Übergang nicht nur in Software stattfinden kann, sondern real existiert. Die pipeline läuft für die Prozesse, welche gerade keine Transition machen, quasi im Leerlauf, d.h in dem Takt passiert für diesen Kanal nichts, im nächsten Takt ist der andere Kanal dran, in dem die Transition ausgeführt werden kann, wenn dessen Bedingungen es erfordern. > Warum sollte man in FSMs denken und das dann in eine Pipeline umbauen Weil es Systeme gibt, in denen z.B. 256 Informationskanäle reinkommen, in denen eine FSM immer mal was tut oder nicht, man aber nicht 256 FSMs aufbauen will, weil die zu viel Platz brauchen und nur alle Nase lang mal (beim neuen Data Enable) was tun. Umgekehrt reicht die Zeit zum Multiplexen aber auch nicht aus, weil die Taktraten nicht passen und man höchsten einen Teil der Kanäle packt und trotzdem parallelisieren muss. Die multichannel-fsm ist quasi eine Mischung aus den beiden Extremen "voll parallel" und "voll sequenziell", also einfach alle Zustände aller Kanäle zu multiplexen und die FSM einmal arbeiten zu lassen. Statt das aber von Aussen zu tun, wird sie von "innen" rotiert. Nehmen wir ein Beispiel einer FSM, die alle Micosekunde Daten bekommt und zwischen 3 und maximal 10 Takten braucht, um komplett zu arbeiten, z.B. was durchzurechnen und welche 50 slices belegt. Das Extrem 1 wären 12800 slices mit FSMs, die nicht zusammengefasst werden können, weil sie alle zu unterschiedlichen Zeiten was anderes tun könnten, die aber eben nur jede Microsekunde für ein Takte aktiv sind. Das Extrem 2 wäre eine FSM, die nacheinander ihre 3-10 Takte für 256 Kanäle macht und bei einem 50MHz FPGA so etwa 60us maximal benötigt. Also braucht man z.B. 256/64 = 4 solche Rotierenden FSMs. Bei höherer Taktrate weniger, bei höherer Datenrate mehr. In meinem Beispiel würde die FSM mit z.b. 4 möglichen Zweigen etwa insgesamt M+N+1 = 24 Takte lang sein und könnte damit ohne Probleme mit 2MHz rotieren, also sogar doppelt soviele Kanäle schaffen, wie nötig. Sie wäre nach Nyquist damit sogar echtzeitfähig und könnte die Kanäle asynchron abtasten. Da die MCFSM Verwaltung benötigt und Zwischenspeicher belegt, braucht sie grob den 5-10fachen Platz. Man kann noch etwas Platz sparen bei mehr Verwaltung sodass es in etwa auf 300 slices hinaus lief(e). Das ist erheblich mehr, als die 50, aber nur ein Bruchteil dessen, was die 12800 oben gekostet hätten. Dafür rennt sie eben physikalisch mit jedem FPGA-Takt einmal und bezogen auf die Nettodatenrate mit etwa 30% logischer Aktivität. Akstrakt gedacht wird ein Teil der Zeit, des Nichtstuns in Raum umgewandelt. Um auf die gestellten Fragen zurückzukommen: Das Kriterium Nummer 1 ist die Zahl der Kanäle: Diese muss größer, als die Anzahl der sich durch die Umsetzung ergebenden Latenztakte sein, oder es ist ineffektiv. Im Idealfall passt das genau perfekt zusammen, bzw. man designed es entsprechend. Konkret ist in meiner Pyra ein solches System integriert wobei Ich in der Gestaltung der pipeline-Länge da gezielt drauf Rücksicht genommen habe. Man kann das Ganze jetzt noch weiter treiben und innerhalb einer solchen pipeline nicht nur über den Raum (die Kanäle) und die Zeit (die Dauer der Datenprozessierung eines Samples) sondern auch über die Zeithistorie (die Samples an sich) hinweg greifen. Das ist dann das, was Ich als 3D-pipeline bezeichne. Dann kann man z.b. nicht nur eine Iteration für ein Zwischenergebnis (Konvergenz) berechnen sondern sogar eine Rekursion, wenn die Rechentiefe und Rekursionstiefe limitiert ist. Für die Rekursion habe Ich mal was gebaut, aber noch keine reale Anwendung. Für das iterative System gibt es eine Anwendung, nämlich die selbschwingenden, rückgekoppelten Oszillatoren über mehrere Kanäle in meinem VA-Synth. Aber wie gesagt, es sollte nur ein Beispiel sein, für durchaus komplexe Lösungen, die z.T. nur in FPGAs möglich sind, die man aber nirgendwo ablesen kann, sondern auf die man kommen muss, indem man um die Ecke denkt, also trickreiche Designs und Methoden verstanden hat und dann Ideen entwickelt. Ob man das alles im Selbststudium kann, halte doch sehr für fraglich. Nicht zuletzt ist Denken auch eine Frage des Formulierens und ohne Begriffe und Ordnung kommt man da nicht weit. Vor allem muss man durch kluge Doku seinen Hirnspeicher erweitern und sich Gedankenstützen bauen, um komplexe Abläufe zu verstehen und zu planen. Ein erheblicher Teil der Formulierung erfolgt bekanntlich durch die Mathematik und die muss erlernt und eingeübt werden, damit sie nutzbar wird. Und ohne erweiterte Mathe braucht man zumindest in der Signalverarbeitung überhaupt nicht loszulegen. Da habe Ich auch ein wunderschönes Beispiel parat, wie man speziell FPGAs befähigen kann, in 3D zu rechnen und Integrale zu lösen, wenn man bestimmte Umformungen kennt und auf die Idee kommt, sie zu nutzen. Ein weiterer großer Punkt sind die Datenbehandlungsthemen in parallelen Systemen und die Interaktion von Objekten/Prozessen, die IT-Wissen erfordern. Da ist speziell in der Informatik im Bereich IPC sehr viel gearbeitet und gelöst worden. Ohne dieses Wissen kommt man definitiv nicht aus, weil man die ganzen Fallstricke kennen muss, an denen andere sich schon die Zähne ausgebissen haben. Deadlock ist da ein herrliches Thema - eines das bei komplexeren Designs mit z.B. mehr als einem Softcore auch in FPGAs relevant wird.
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Sebastian schrieb: > Ja ja, man braucht unbedingt Dr. Titel für FPGA Entwicklung. Kommt ein bissl drauf an, was Du machst, oder? Für ein läppische UART brauchst Du einen Studenten im Praktikum und ein bissl C für den NIOS kloppt Dir der Fachinformatiker für IT-Integration noch zusammen. Da gebe Ich Dir Recht. Wenn Du Firmen beim Kauf beim Einsatz solcher Systeme oder gar bei der Zusammenstellung beraten möchtest, brauchts Du Erfahrung, aber auch ein Verstännis für elektrotechnische Zusammenhänge. Die hast Du ohne Studium nicht und man nimmt sie Dir auch nicht ab. Sebastian schrieb: > FPGA Entwicklung ist kein Rocket Science mehr wie es in Zeiten von > Stratix II war. Sind denn Deiner Ansicht nach die FPGAs einfacher geworden? In welcher Beziehung? Das ist ein überraschende Haltung, zumal nicht nur die FPGAs schneller werden, sondern auch die angeschlossene Elektrik. Hast Du Erfahrung in der Konstruktion von high-speed-Systemen? Da reicht es nicht, sich beim FPGA-Design aufs VHDL zrückzuziehen. Und hast Du schon mal was von robuster Statistik gehört? Schon mal was von TOF gehört? Sieh Dir mal das hier an: https://www.etit.tu-darmstadt.de/forschen/index.de.jsp Da gibt es Leute, die forschen sogar an FPGA-Anwendungen! Nur weil Du lediglich mit Blinklichtchen baust, ist FPGA nicht kompliziert? Dann ist die ganze Elektronik nicht kompliziert und kann von jedermann gemacht werden. > Simulatoren sind fast perfekt Ist klar, Ist klar ... MultiSIM macht jede Elektronik glatt, die man falsch gebaut hat. Ist schon klar. :D > Tools können Benutzerfehler ausbügeln. Bist Du ein Xilinx FAE? Die haben nämlich auch diese Haltung. Es fehlt eigentlich nur noch ein MATHWORKS-Repräsentant, der wieder proklamiert, "dass fortschrittliche Firmen ihre Schaltungen heute sowieso vollständig in MATLAB Simulink aufbauen".
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