Forum: Offtopic Gefährlichkeit 20s Radium Wecker


von Nora D. (tud)


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Hallo,

vor einigen Jahren (dürfte 2013 gewesen sein) habe ich mir mithilfe von 
Peltierelementen eine Diffusionsnebelkammer gebaut. Hat auch ganz gut 
geklappt, es entstanden gut sichtbare Kondensstreifen.
Allerdings wollte ich nicht nur die Hintergrundstrahlung messen, sondern 
auch ein paar interessantere Objekte. Deshalb habe ich mir beim 
Antiquitätenhändler eine Junghans-Uhr mit grün-fluoreszierenden 
Radium(?)-haltigen Zeigern gekauft. Ich habe damals das Uhrenglas 
zerschlagen (dumme Idee, auch wegen der alten Uhr) um einen der Zeiger 
rauszunehmen. Irgendwie sorge ich mich ein wenig wegen der 
Radioaktivität die damals ausgetreten sein könnte. Ich habe damals den 
Zeiger nicht direkt angefasst. Allerdings könnte ja ein wenig 
radioaktiver Staub oder Material vom Zeiger abgefallen sein. Ich mache 
mir bis heute immer mal wieder ein wenig Sorgen um meine Gesundheit 
wegen damals. Wisst ihr, an welche Experten ich mich da theoretisch 
wenden könnte, um mich mal Checken zu lassen? Oder war das alles 
halb-so-wild weil ja auch in früheren Zeiten öfter mal Wecker 
runtergefallen sind und unsachgemäß weggeräumt wurden?

Freundliche Grüße,

nora dar

: Verschoben durch Moderator
von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Die Damen, die damals die Zeiger lackierten, haben regelmässig den 
Pinsel abgeleckt, damit die Spitze fein bleibt. Und die haben 
mehrheitlich überlebt, nur die Krebsrate war ein bisschen grösser....
Ach, und die Fingernägel haben sie sich natürlich auch mit angemalt.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #5195770 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #5195772 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Uhu U. (uhu)


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Rote T. schrieb:
> nur die Krebsrate war ein bisschen grösser....

Das war schon ein recht heftiges bisschen...

von Unbekannt U. (Gast)


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Nora D. schrieb:
> Ich mache
> mir bis heute immer mal wieder ein wenig Sorgen um meine Gesundheit
> wegen damals. Wisst ihr, an welche Experten ich mich da theoretisch
> wenden könnte, um mich mal Checken zu lassen?

Die erste Anlaufstelle wäre sicher der Hausarzt. Erklär ihm das Problem 
und Deine Bedenken und dass Du Dir Sorgen machst. Wenn er nicht weiß, zu 
wem er Dich schicken kann, kennt er bestimmt einen Kollegen der das 
wissen könnte.

Klar, der ganze Weg der vor Dir liegt wird einiges an Aufwand sein. Wenn 
Du allerdings am Ende ein Ergebnis hast, hast Du die Chance, dass Deine 
Sorgen verflogen sind. So ganz supergefährlich war die Aktion 
möglicherweise nicht:

  http://www.bfs.de/DE/themen/ion/anwendung-alltag/uhren/uhren_node.html

von Retro N. (retronerd)


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Vorweg:
Die Radioaktivität, die damals ausgetreten ist spielt gar keine Rolle, 
sondern vielmehr die Mengen der Isotope, von denen vielleicht ein paar 
tausend Atome als Spuren nach außen freigesetzt wurden, hauptsächlich 
Radium. Die könnten im schlimmsten Fall noch im Staub vorhanden sein. 
Das könntest Du z.B. über ein Energiespektrum nachweisen, in Deinem Fall 
glaube ich aber, das Du Dir völlig unnötig Sorgen machst.

Eine gute Darstellung zu dem Thema radioaktive Stoffe in Uhren findet 
sich z.B. hier:
http://www.bfs.de/DE/themen/ion/anwendung-alltag/uhren/uhren_node.html

Es gab bis in die 1960er Jahre Uhren mit Ra-226 und Pm-147.
Diese Uhren werden heute nicht mehr hergestellt. Der Grund ist weniger 
die Strahlenexposition als vielmehr das radiologische Risiko für die mit 
der Herstellung der Uhren beschäftigten Personen.

Später bis in die 90er wurden mit Tritium angereicherte Farben mit 
Zinksulfid verwendet. Die effektive Dosis ist < 20 Mikrosievert (µSv) 
pro Jahr, was etwa einem Hundertstel der natürlichen Strahlenbelastung, 
die in Deutschland im Durchschnitt etwa 2 Millisievert (mSv) beträgt, 
entspricht.
Tritium als leichtes Gas kann aber ausdiffundieren und über die Haut in 
den Körper des Trägers gelangen. Bei einem kurzen Kontakt wie bei Dir 
sollte das aber überhaupt keine Rolle spielen.

Wenn Du die Farbe oder die Zeiger nicht verschluckt oder abgeleckt hast, 
und sogar nicht direkt angefasst hast, ist davon auch nichts in Deinen 
Körper gelangt. Nur in diesem Fall würde eine langfristige Gefahr für 
Dich von dem Radium ausgehen.

Gefährlich ist Radium immer dann, wenn Personen eine häufige Exposition 
haben, z.B. im Beruf.

Eine Studie über Risiken bei der Anwendung von Leuchtfarben bei der 
Bundeswehr geht dabei sehr tief in die Details, falls es Dich 
interessiert:
http://www.bzur.de/Berichte/Radiumfarben_April_2011.pdf

Ein Radiologe könnte Dein Blut untersuchen, wird aber 
höchstwahrscheinlich nichts nachweisen können. Wenn das der Fall wäre, 
hättest Du längst eine typische Erkrankung.

: Bearbeitet durch User
von Teo D. (teoderix)


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Retro N. schrieb:
> Vorweg:
> Die Radioaktivität, die damals ausgetreten ist spielt gar keine Rolle,
> sondern vielmehr die Mengen der Isotope, die evtl. in Spuren nach außen
> freigesetzt wurden, hauptsächlich Radium. Das könntest Du z.B. über ein
> Energiespektrum nachweisen, in Deinem Fall glaube ich aber, das Du Dir
> völlig unnötig Sorgen machst.

Dabei müsste man aber auch die Verweilzeit im Körper beachten.

Bei einer Halbwertszeit von ~60J und einer Verweildauer von 
Stunden/Tagen, ist es wesentlich weniger Problematisch, als zB. bei 
Jod131. Halbwertszeit 13,2h, Verweildauer ~2Wochen. (Jod hinterher 
nehmen... (fast)sinnlos)

von Retro N. (retronerd)


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Teo D. schrieb:

> Bei einer Halbwertszeit von ~60J und einer Verweildauer von
> Stunden/Tagen, ist es wesentlich weniger Problematisch, als zB. bei
> Jod131. Halbwertszeit 13,2h, Verweildauer ~2Wochen. (Jod hinterher
> nehmen... (fast)sinnlos)

Also erstens hat Ra-226 eine t1/2 von 1600a, das dürfte die 
Lebenserwartung des TE geringfügig überschreiten.

Und zweitens, ist Radium nur bei (regelmäßiger) Inkorporation 
signifikanter Mengen wirklich gefährlich, weil es sich im Knochengewebe 
anreichert, und - wie man sich denken kann - die Verweildauer 
entsprechend lange ist.

In dem beschriebenen Fall, bei dem er nicht mal in direkten Hautkontakt 
mit der Farbe kam, sollte die Strahlenexposition (Ra-226 ist ein 
α-Strahler) zu keinem Zeitpunkt eine Rolle spielen.

: Bearbeitet durch User
von Teo D. (teoderix)


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Retro N. schrieb:
> Also erstens

Wollt ich dir nirgends drauf treten!
Nur ergänzen und niemanden (schon wieder) verunsichern.
Ich ging einfach davon aus, das der TO aus deinen Ausführungen eindeutig 
entnehmen konnte, das er niemals, eine auch nur annähend ausreichende 
Menge aufgenommen haben kann, um irgend welchen Schäden befürchten zu 
müssen.

von Retro N. (retronerd)


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Was Du geschrieben hast, ist einfach sachlich falsch.

Si tacuisses, philosophus mansisses

von Teo D. (teoderix)


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Retro N. schrieb:
> Was Du geschrieben hast, ist einfach sachlich falsch.

Wie bitte?

von Patrick J. (ho-bit-hun-ter)


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Hi

Retro N. schrieb:
> Si tacuisses, philosophus mansisses

Verdammt - warum bin ich nicht so schlau ... irgend einen hochtrabenden 
Rotz in fremden Zungen zu posten.

MfG

von Teo D. (teoderix)


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Teo D. schrieb:
> Bei einer Halbwertszeit von ~60J

Herrjemine, hab ich vergessen das dies nur eine Willkürlich gewählte 
Zahl war, ohne jeglichen Bezug auf was auch immer...


PS: Wenn ich jetzt 'Mea Culpa' schreibe, haut er mir Primitivling eine 
vorn Latz. ;)

von Teo D. (teoderix)


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Retro N. schrieb:
> Was Du geschrieben hast, ist einfach sachlich falsch.
>
> Si tacuisses, philosophus mansisses

Wos lous, kimmt nix mehr?!


Dampfplaudara

von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


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Bei der Radioaktivität ist es wie beim rauchen. Keiner kann dir sagen 
wie viel Zigaretten pro Tag schädlich sind. Manch einer raucht zwei 
Schachteln pro Tag, ein anderer nur gelegentlich mal eine auf einer 
Feier.
Jegliche Aussage zum Gesundheitsrisiko ist eine „kann Aussage“ , es gibt 
schlicht und einfach keine feste Grenze. Wäre auch zu schön, 17 
Zigaretten: nix passiert, alles im grünen Bereich; 18 Zigaretten: 
achtung Gefahr.
So ist es auch mit dem Strahlen, der eine fängt sich Schäden durch einen 
Überlandflug durch kosmische Strahlung ein. Andererseits gibt es Leute 
die in Tschernobyl den sogenannten Elephantenfuss im Reaktorgebäude 
Fotografieren (Vielleicht sogar noch Raucher) und denen passiert nix.

Beitrag #5195927 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Claus M. (energy)


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+1 für Dirk J.

Wenn der TE das wirklich ernst meint (was ich nicht glaube), die einzig 
brauchbare Antwort.

Und hier noch eine unbrauchbare: Zieh aus. Lass alles da. Auf dem Flur 
auch die Kleider ablegen und dann eine öffentliche Dusche aufsuchen und 
mindestens 1h drunter stehen bleiben.

von Dieter F. (Gast)


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Claus M. schrieb:
> Wenn der TE das wirklich ernst meint (was ich nicht glaube), die einzig
> brauchbare Antwort.

Auch wenn es wieder mal gelöscht wird ...

Wenn sie oder er es ernst gemeint hätte wäre Google hilfreich gewesen:

http://www.info-uhren.de/leuchtfarben-uhren
https://www.goldgier.de/2015/06/08/tritium-die-leuchtmasse-in-uhren/
etc.

Aber das glaube ich nach wie vor nicht.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Den lateinischen Spruch hat auch Kanzler Schröder mal benutzt. "Hättest 
du geschwiegen, wärest du ein Philosoph geblieben." (So hat er sich 
selbst als Dummbabbler entlarvt.)
Irgendwo hieß es, in manchen Ländern dürften immer noch tritiumhaltige 
Leuchtkugeln verkauft werden, also Spielzeug ohne wichtigen Grund für 
die Leuchtfarbe.

von Jonny O. (-geo-)


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Christoph K. schrieb:
> Den lateinischen Spruch hat auch Kanzler Schröder mal benutzt. "Hättest
> du geschwiegen, wärest du ein Philosoph geblieben." (So hat er sich
> selbst als Dummbabbler entlarvt.)
> Irgendwo hieß es, in manchen Ländern dürften immer noch tritiumhaltige
> Leuchtkugeln verkauft werden, also Spielzeug ohne wichtigen Grund für
> die Leuchtfarbe.

meinst du sowas hier?

https://www.amazon.de/Nite-Schl%C3%BCsselanh%C3%A4nger-verschiedene-erh%C3%A4ltlich-Leuchtender/dp/B00NNXAZTM/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1509712976&sr=8-1&keywords=tritium+schl%C3%BCsselanh%C3%A4nger

von Walter T. (nicolas)


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Gefährlich kann nur die Menge sein, die Du versehentlich eingeatmet 
haben kannst.

Da es vermutlich eher darum geht, ruhig schlafen zu können: Der 
zuständige Arzt ist (wer könnte es ahnen?): Der Radiologe. Er hat die 
bildgebenden Verfahren, um Inkorporation feststellen zu können. Und läßt 
sich das gut bezahlen.

Da ist nichts akutes ist, wirst Du wohl ein Weilchen warten müssen, bist 
Du einen Termin bekommst.

von Dirk J. (dirk-cebu)


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Walter T. schrieb:
> Da es nichts akutes ist, wirst Du wohl ein Weilchen warten müssen,
> bis Du einen Termin bekommst.

ca. die Halbwertszeit :)

von Teo D. (teoderix)


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Jonny O. schrieb:
> meinst du sowas hier?
>
> 
https://www.amazon.de/Nite-Schl%C3%BCsselanh%C3%A4nger-verschiedene-erh%C3%A4ltlich-Leuchtender/dp/B00NNXAZTM/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1509712976&sr=8-1&keywords=tritium+schl%C3%BCsselanh%C3%A4nger

Immerhin sind sie ehrlich, wenn man nachfragt.
"Frage:
Hallo, aus welchen materialien setzt sich der anhänger zusammen? aussen 
kunststoff, innen glas, oder komplett glas?
Antwort:
Die Anhänger ist komplett aus Kunststoff!
Da Tritium ein Strahler ist, für Kinder nicht geeignet. Gemessene 
Strahlendosis ist zwar nicht außerhalb tolleranzen, aber langzeit 
Einfluss nicht vorhersehbar.
Von Morsbach am 25. Oktober 2017"

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Nora D. schrieb:
> Oder war das alles
> halb-so-wild weil ja auch in früheren Zeiten öfter mal Wecker
> runtergefallen sind und unsachgemäß weggeräumt wurden?

Unser Radio Wecker hat auch grüne Leuchtzahlen (aus je sieben Segmenten 
zusammengesetzt). Aber bei uns im Schlafzimmer ging es auch in früheren 
Zeiten nie so wild zu, dass dadurch Radio-Wecker runtergefallen wären. 
:)

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