Forum: HF, Funk und Felder WLAN Sendeleistung erhöhen


von turboautist (Gast)


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Hi

angenommen es soll eine 2km WLAN-Richtfunkstrecke aufgebaut werden.
Zwischen den beiden Punkten stehen ein paar Bäume, die den direkten 
Sichtkontakt leider verhindern. Noch Schlimmer: Die ersten Bäume stehen 
direkt vor einer der Gegenstellen.

Wenn ich 100mW rausblase funktioniert die Verbindung relativ gut, 
allerdings habe ich irgendwas von Antennengewinn gehört, der da Probleme 
machen könnte (Legalität usw.). Die Antenne kann doch aus den 100mW 
Leistung auch nicht mehr machen oder dürfen die 100mW nur in 
Rundstrahlung austreten?

Anonsten kann ich die Sendeleistung auch runterdrehen, sodass z.B. nur 
50mW rausgeblasen werden.

thx im voraus

von afa (Gast)


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Die Sendeleistung bleibt die gleiche, die Richtcharakteristik ändert 
sich.

Also mit 100mW wie eine Nadel 1km überbrücken oder 100mW als 
Rundstrahler
mit einer viel geringeren Reichweite.

von Peter II (Gast)


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eine Richtantenne verbessert auch den Empfang, damit muss man die 
Sendeleistung nicht wirklich erhöhen.

von Stefan M. (derwisch)


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Das nennt man ERP. Effektive radiated  Power.  D.h. eine Richtantenne 
erhöht die abgestrahlte Leistung in ihrem Abstrahlwinkel. Um wieder 
Vorschriftsgemäss zu senden muss die Endstufe um soviel dB gedrosselt 
werden, wie die Antenne als Gewinn hat. Wär also sinnlos in diesem Fall.

von Max M. (jens2001)


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turboautist schrieb:
> ine 2km WLAN-Richtfunkstrecke

Ist mit 2 handelsüblichen APs und ca. 16dB Richtantennen kein Problem.

turboautist schrieb:
> Die ersten Bäume stehen
> direkt vor einer der Gegenstellen.

Absolutes NoGo! Du müsstes schon soviel Sendeleistung aufbringen das du 
die Bäume "wegbrennst" ;-)

: Bearbeitet durch User
von Schreiber (Gast)


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turboautist schrieb:
> Wenn ich 100mW rausblase funktioniert die Verbindung relativ gut,
> allerdings habe ich irgendwas von Antennengewinn gehört, der da Probleme
> machen könnte (Legalität usw.).

Wenn einer kommt und nachmisst gibts ein saftiges Bußgeld (bis 25000€) 
und als Dreingabe noch eine extra Rechnung vom Messgagen. Wenn wirklich 
einer Nachmessen sollte...
Die 100mW sind übrigens EIRP, also inklusive Antennengewinn. Mit einer 
guten 20dB Richtantenne muss man die Sendeleistung im Accesspoint bis 
auf 1mW runterdrehen!
Bei einer 10dB-Antenne muss man die Sendeleistung auf 10mW runterdrehen!

turboautist schrieb:
> Zwischen den beiden Punkten stehen ein paar Bäume, die den direkten
> Sichtkontakt leider verhindern. Noch Schlimmer: Die ersten Bäume stehen
> direkt vor einer der Gegenstellen.

Hier emfehlen sich entweder höhere Antennenmasten oder eine Optimierung 
der örtlichen Botanik nach hochfrequenztechnischen Aspekten. Entweder 
mit der Kettensäge oder halt einen Biber ansiedeln, der ist 
Umweltfreundlicher und Naturschutz-kompatibel

von schnitzerich (Gast)


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turboautist schrieb:
> angenommen es soll eine 2km WLAN-Richtfunkstrecke aufgebaut werden.
> Zwischen den beiden Punkten stehen ein paar Bäume, die den direkten
> Sichtkontakt leider verhindern. Noch Schlimmer: Die ersten Bäume stehen
> direkt vor einer der Gegenstellen.

Welche Ausrüstung verwendest du? Welches Frequenzband? Antennentyp?

2.4 GHz ist für Richtfunk-Verbindung heutzutage nahezu ungeeignet. Viel 
zu vermüllt durch andere Teilnehmer.

Ein paar Bäume und halbwegs freier Fresnelzone sollte das eigentlich 
ohne Probleme machbar sein. Vielleicht nicht mehr die volle Rate, aber 
nutzbar.

(Ich würde das alles mit 2x Ubiquiti M5 Locos machen. Dank des gnädigen 
Antennendiagramms auch easy was die erste grobe Ausrichtung angeht. Dank 
DFS/TPS auch legal bis zu 1000mW).

von Schreiber (Gast)


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schnitzerich schrieb:
> 2.4 GHz ist für Richtfunk-Verbindung heutzutage nahezu ungeeignet. Viel
> zu vermüllt durch andere Teilnehmer.

Bei "Bäumen im Weg" aber das einzige, halbwegs brauchbare Frequenzband.

schnitzerich schrieb:
> Ein paar Bäume und halbwegs freier Fresnelzone sollte das eigentlich
> ohne Probleme machbar sein. Vielleicht nicht mehr die volle Rate, aber
> nutzbar.
Wenn da ein paar Bäume stehen, dann ist die Fresnelzone nicht mehr 
halbwegs frei, sondern fast komplett zu. Zudem sollen Bäume ja 
bekanntlich wachsen.
Hier hilft wirklich nur ein hoher Antennenmast (bis 10m Höhe ist der 
normalerweise baugenehmigungsfrei), Kettensäge oder Biber.

Wenn alles nicht hilft muss ein Repeater her, den kann man auch 
Solarbetrieben bauen und als Nistkasten/Jägerhochsitz/Mülleimer/Kruzifix 
tarnen.

Habe sogar mal einen akkubetriebenen Repeater in ein abschließbares 
Fahrrad-Topcase (wird auf dem Gepäckträger angeschraubt) eingebaut. Halt 
jahrelang funktioniert, man musste nur gelegentlich den Akku wechseln.
War billiger wie die Alternativen "Straße aufreißen und Glasfaser legen" 
oder "jahrelang mit Behörden und Vermieter streiten" und schneller wie 
"Dorf-DSL und VPN"

von oszi40 (Gast)


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Schreiber schrieb:
> Kettensäge oder Biber.

Nasse Bäume dämpfen besonders gut.

von Föni_Dröhni (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Nasse Bäume dämpfen besonders gut.

Fön mit auf den Antennenmast, aber vorher die..AMPER HOCHSKILLEN..
Hält im Winter auch den Biber warm, und die Säge springt besser an :-)

von Wolfgang (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Um wieder Vorschriftsgemäss zu senden muss die Endstufe um soviel dB
> gedrosselt werden, wie die Antenne als Gewinn hat. Wär also sinnlos
> in diesem Fall.

Nein - das wäre nicht sinnlos, jedenfalls nicht, wenn man auf beiden 
Seiten der Richtfunkstrecke Antennen mit Gewinn einsetzt.

Auf der Sendeseite heben sich Antennengewinn und Drosselung auf, so dass 
am Empfänger die selbe Feldstärke ankommt. Der Antennengewinn der 
empfangenden Richtantenne sorgt aber trotzdem für ein stärkeres 
Empfangssignal.
Als Gewinn für die Strecke hat man bei Begrenzung der zulässigen ERP 
also lediglich den Antennengewinn der Empfangsseite - aber den hat man.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hinzu kommt die erhöhte Dämpfung störender anderer Stationen durch die 
Richtcharakteristik der Richtantenne.

von Stefan M. (derwisch)


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@ Wolfgang
Ja, das habe ich nicht bedacht. Es bringt also schon ein bisschen.

von Stefan F. (Gast)


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Wie ist das eigentlich: Wenn ich einen Baum wegen Naturschutz und so 
nicht fällen darf, und ich einen Biber-Käfig drumherum baue, darf dann 
der Biber den Baum fällen?

von Bernd (Gast)


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Du darfst den Biber nicht im Käfig halten, aber wenn er freiwillig kommt 
dann darf er. Näheres erfährst du von deinem Biberberater (gibts 
wirklich, war heute ein Artikel in der Thüringer Landeszeitung zu dem 
Thema).

Bernd

von Kastanie (Gast)


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Stefan U. schrieb:
> Wie ist das eigentlich: Wenn ich einen Baum wegen Naturschutz und so
> nicht fällen darf, und ich einen Biber-Käfig drumherum baue, darf dann
> der Biber den Baum fällen?

Wenn der Biber in deinen eingezäunten Bereich eindringen kann, dann darf 
er auch zu Werke gehen!

von Markus DL8RDS (Gast)


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Nimm auf beiden Seiten eine Antenne mit starker Richtcharakteristik. 
Also beispielsweise Parabolspiegel. Die haben die Eigenschaft, daß sie 
einerseits die Sendeenergie sehr stark bündeln, aber sie haben auch beim 
Empfang eine entsprechende Richtcharakteristik. Das bedeutet, sie 
blenden den ganzen Müll, der aus anderen Richtungen kommt, effektiv aus.

Und weil Du dich schön brav an die gesetzlichen Vorgaben halten willst, 
reduzierst Du die Sendeleistung eingedenk des Antennengewinns auf ein 
absolutes Minimum.

Wenn dann noch immer nix geht, hilft ein benzinbetriebener 
Sägezahn-Dämpfungsregulator in Kettenschaltung. :-)

Und bitte nicht wundern: Wir haben mal eine HAMNET-Strecke über 16 
Kilometer gebaut, die Sendeleistung betrug 5mW (!!!!) und wir haben die 
vollen 54 MBit/s drüber gebracht. Sichtkontakt und Richtantennen sind 
das absolute Gewinnerteam. Gerade bei Entfernungen bringt das Erhöhen 
der Sendeleistung praktisch nix mehr. Man gewinnt den Durchsatz in der 
Empfangsleistung der Antenne.

vy73
markus
dl8rds

von Harald W. (wilhelms)


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Markus DL8RDS schrieb:

> Gerade bei Entfernungen bringt das Erhöhen
> der Sendeleistung praktisch nix mehr. Man gewinnt den Durchsatz in der
> Empfangsleistung der Antenne.

Schon in alten Rundfunkzeiten wusste man:
Eine gute Antenne ist der beste Hochfrequenzverstärker.
https://www.youtube.com/watch?v=JevnTSVKraA

von hinz (Gast)


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von Sauerei (Gast)


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Wir betrieben schon seit mehreren Jahren eine WLAN-Richtfunkstrecke über 
knapp 500m durch zwei Bäume. Weder die Funkstrecke noch der Baum hat 
dabei gelitten. Wir bekommen trotz Baum noch stabile 34 MBit/s hin.
Ich würde erst einmal testen und dann erst die Flinte ins Korn werfen.

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