Forum: Platinen Silber abätzen


von Prymo O. (prymo)


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Hallo,

ich denke meine Frage passt am ehesten in diesen Bereich.

Ich habe ein Kunststoffrelief im Lundin Prozess mit Silber beschichtet 
um es Leitfähig zu machen, anschließend habe ich die Oberfläche in einer 
FGalvanischen Zelle mit Nickel beschichtet. Jetzt hzabe ich auf meiner 
Nickel-Galvanoplastik leider im Sichtbereich einen Silberschleier, 
welcher durch oxidation etc auch nicht so ansehnlich ist.

Meine Frage
Womit kann ich das Silber entfernen und die Nickelschicht freilegen ohne 
das diese angegriffen wird. Das verwendete mittel sollte auch nicht in 
geringster Konzentration das Nickel angreifen da das relief im nanometer 
Bereich liegt. Stichwort LIGA Verfahren.

Ich hätte hier jetzt zuerst an eine schwache salpetersäure lösung 
gedacht. Habe aber leider keines hier um es zu testen.

liebe grüße

von Andreas B. (bitverdreher)


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Hi,
vergiss es!
Ag(+0.8V) ist edler als Ni (-0.23V).

Gruß
Andreas

von Prymo O. (prymo)


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Andreas B. schrieb:
> Hi,
> vergiss es!
> Ag(+0.8V) ist edler als Ni (-0.23V).
>
> Gruß
> Andreas

Hi,

Danke. Aber so einfach ist die Sache dann auch nicht, hier wäre zum 
beispiel das umwandeln in organische Ag verbindungen eine möglichkeit?. 
Es wird ja in der industrie auch so gehandhabt, leider habe ich darüber 
keine papers oder patente gefunden aus den sich etwas ableiten lässt.

grüße

von Andreas B. (bitverdreher)


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Hi,
um organische Metallverbindungen herzustellen mußt du den Umweg über 
Metallsalze gehen. Ich wüßte überdies auch keinen Komplexbildner, der 
sich Ag gegenüber Ni extrem unterschiedlich verhalten würde.
Aber vielleicht habe ich ja was verpasst.

Gruß
Andreas

Edit: Ni dürfte auch besser Komplexe bilden als Ag. In diesem Sinne war 
das  mit den Komplexbildnern gemeint.

: Bearbeitet durch User
von Gerald B. (gerald_b)


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Bei Salpetersäure bin ich mir nicht sicher, ob die Nickel nicht 
ebenfalls mit angreift. Sicherlich weniger, aber Das Nickel wird wohl 
mit angegriffen.
Bei Chrome wäre es einfach, das kriegst du mit Salzsäure weg :-)
Bei Silber würde ich eher Richtung Komplexbildner denken. Wie war das 
denn bei der althergebrachten Fotografie. Natriumthiosulfat bringt 
Silber aus den unlöslichen Halogeniden in Lösung. Vielleicht 
funktioniert das auch mit elementarem Silber... bliebe auszuprobieren.
Ein anderer Ansatz wäre über eine ammoniakalische Lösung zu 
komplexieren. Habe dafür aber zu wenig mit Silber zu tun gehabt.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Gerald B. schrieb:
> Natriumthiosulfat bringt
> Silber aus den unlöslichen Halogeniden in Lösung. Vielleicht
> funktioniert das auch mit elementarem Silber.

Nee, dann hätte ja das Fixieren nicht funktioniert. ;-)  Da ist der
Punkt ja gerade, die Silbersalze zwar zu lösen, aber das elementare
Silber des belichteten Bilds zu belassen.

„Abschwächer“ ist dafür das Stichwort: meine Erinnerung meint, dass
man dafür Cyano-Verbindungen benutzt, und dass das über Komplexbildung
ging …

https://de.wikipedia.org/wiki/Farmerscher_Abschw%C3%A4cher

Keine Ahnung, was das Zeug mit dem Nickel macht.

von Helmut K. (hk_book)


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Zitat aus "Taschenbuch Chemische Substanzen":

Ag: In verdünnter Salpetersäure erfolgt rasche Oxidation unter 
Überführung in lösliches Silbernitrat. In konzentrierter Salpetersäure 
[...] tritt Passivierung ein (Oxidschicht) ...

Ni: ...Ni reagiert ... mit verdünnter Salpetersäure rasch unter 
Wasserstoffentwicklung und Ni(II)-salz-Bildung. Gegen konzentrierte 
Salpetersäure ist Nickel resistent, weil Passivierung durch Bildung 
einer Oxidschicht eintritt.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Helmut K. schrieb:
> Gegen konzentrierte
> Salpetersäure ist Nickel resistent, weil Passivierung durch Bildung
> einer Oxidschicht eintritt.

und genau diese Oxidschicht wird mit den vorhandenen Ni gebildet, das 
der TO eben nicht angreifen will. Es geht hier um eine Ni-Schicht im 
nm-Bereich.
Diese Passivierung ist das einzige was Ni stabiler erscheinen läßt als 
es ist.

Gruß
Andreas

von Andreas B. (bitverdreher)


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Jörg W. schrieb:
> Keine Ahnung, was das Zeug mit dem Nickel macht.

Das Kaliumhexacyanoferrat wird die dünne Ni-Schicht wunderbar auflösen.

Gruß
Andreas

von Hp M. (nachtmix)


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Prymo O. schrieb:
> Lundin Prozess

Sagt mir nix.


Prymo O. schrieb:
> anschließend habe ich die Oberfläche in einer
> FGalvanischen Zelle mit Nickel beschichtet.

Wie kommt dann das Silber auf das Nickel, unsauber gearbeitet?


Prymo O. schrieb:
> hätte hier jetzt zuerst an eine schwache salpetersäure lösung
> gedacht

Schwach salpetersauer geht sowieso nicht. Die benötigte oxidierende 
Wirkung der HNO3 entsteht erst bei höheren Konzentrationen.

Wenn das Silber sich nur in Nickel-freien Gebieten befindet, würde ich 
mal versuchen die Nickelschicht mit einem Photoresist zu maskieren.
Dann das frei liegende Ag mit Iod bedampfen und das gebildete AgI mit 
Fixiersalz bzw. Na-Thiosulfat entfernen.

Wenn du das Material erhitzen kannst, könnte man auch versuchen das 
Nickel etwas zu oxidieren, bervor man dem Silber mit einem 
gebräuchlichen Ätzmittel ans Leder geht.  Nickeloxide sind recht stabil 
und mechanisch widerstandsfähig.

Vorversuche werden nötig sein, oder du machst die Arbeit einfach 
nochmal, falls dir ein Fehler bei der Herstellung der Galvanoplastik 
unterlaufen ist.

von Prymo O. (prymo)


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Hp M. schrieb:
> Prymo O. schrieb:
>> anschließend habe ich die Oberfläche in einer
>> FGalvanischen Zelle mit Nickel beschichtet.
>
> Wie kommt dann das Silber auf das Nickel, unsauber gearbeitet?



Hi, ich denke das ist durch den thermoplastischen Kunstoff auf welchem 
das silber leigt bedingt. Das dürfte sich im Galvanikbad durch die 
erforderliche Temperatur etwas entspannen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Andreas B. schrieb:
> Jörg W. schrieb:
>> Keine Ahnung, was das Zeug mit dem Nickel macht.
>
> Das Kaliumhexacyanoferrat wird die dünne Ni-Schicht wunderbar auflösen.

w.z.b.w.

(Was zu befürchten war. :)

von Hp M. (nachtmix)


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Auch wenn es eine Ferkelei ist:
Quecksilber löst Silber unter Bildung eines Amalgams auf, bildet mit 
Nickel m.W. aber keine Legierung.
Evtl. kann man das benötigte Hg elektrolytisch abescheiden.

von Georg (Gast)


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Gerald B. schrieb:
> Natriumthiosulfat bringt
> Silber aus den unlöslichen Halogeniden in Lösung. Vielleicht
> funktioniert das auch mit elementarem Silber...

Glaube ich nicht, denn dann wären die Fotos tatsächlich einfarbig - nur 
weiss. Die Schwärzung besteht ja aus Silber.

Georg

von Andreas B. (bitverdreher)


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Hp M. schrieb:
> Auch wenn es eine Ferkelei ist:
> Quecksilber löst Silber unter Bildung eines Amalgams auf, bildet mit
> Nickel m.W. aber keine Legierung.
> Evtl. kann man das benötigte Hg elektrolytisch abescheiden.

Anschließend mußt Du nur noch das Amalgam herunterbekommen. ;-)

Gruß
Andreas

von Hp M. (nachtmix)


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Andreas B. schrieb:
> Anschließend mußt Du nur noch das Amalgam herunterbekommen. ;-)

Da es in überschüssigem Quecksilber gelöst ist, sehe ich da kein 
Problem.
Dass Hg flüssig ist, sollte sich ja herumgesprochen haben.

Vielleicht funktioniert das auch mit anderen Metalle wie Gallium, aber 
dazu habe ich keine Erkenntnisse.
Evtl mal bei den Metallurgen anklopfen.

von Alex W. (a20q90)


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Prymo O. schrieb:
> Ich habe ein Kunststoffrelief im Lundin Prozess mit Silber beschichtet
> um es Leitfähig zu machen, anschließend habe ich die Oberfläche in einer
> FGalvanischen Zelle mit Nickel beschichtet.

Also erst Silber, dann Nickel...

Prymo O. schrieb:
> Jetzt hzabe ich auf meiner
> Nickel-Galvanoplastik leider im Sichtbereich einen Silberschleier

Dann ist einfach zu wenig Nickel drauf! Wie willst du unterhalb vom 
Nickel das Silber entfernen? Mach doch einfach mehr Nickel drauf!

von Andreas B. (bitverdreher)


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Hp M. schrieb:
> Da es in überschüssigem Quecksilber gelöst ist, sehe ich da kein
> Problem.

Stimmt auch wieder. Habe da mehr an stochiometrische Mengen gedacht. 
Könnte also funktionieren.

Gruß
Andreas

von Gerald B. (gerald_b)


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Helmut K. schrieb:
> Gegen konzentrierte
> Salpetersäure ist Nickel resistent, weil Passivierung durch Bildung
> einer Oxidschicht eintritt.

Dann wäre noch folgende Möglichkeit gegeben: verdünnte Salpetersäure und 
Wasserstoffperoxid im Gemisch.
Das Peroxid sollte für eine Passivierung des Nickels sorgen, genannte 
Mischung bringt Silber als Nitrat in Lösung, ohne das sich nitrose Gase 
entwickeln, da diese sofort wieder oxidiert werden.
Man müßte auf alle Fälle mit der Konzentration spielen, bis es 
funktioniert. Ein hoher Peroxid Anteil verhindert das Auflösen von 
Nickel, andererseits begünstigt Silber den katalytischen Zerfall von 
Peroxid. Zu hoch darf die Konzentration also auch nicht sein, damit 
einem die Suppe nicht um die Ohren spritzt.
Worüber noch nicht diskutiert wurde, ist Ammoniak als Komplexbildner. 
Keine Ahnung, ob die Lösung dafür sauer oder alkalisch sein soll. Mein 
Bauchgefühl sagt eher alkalisch, da Ammoniak im Koplex mit 
"verschwindet"
Ich würde es versuchsweise mit Ammoniumchlorid testen. Und dann etweder 
Ammoniak oder Salzsäure zum pH Wert ändern, dazu.
Wenn es blöd läuft, gibt es mit Nickel ebenfalls einen löslichen Komplex 
gg

von Jens G. (jensig)


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Helmut K. (hk_book) schrieb:

>Zitat aus "Taschenbuch Chemische Substanzen":

>Ag: In verdünnter Salpetersäure erfolgt rasche Oxidation unter
>Überführung in lösliches Silbernitrat. In konzentrierter Salpetersäure
>[...] tritt Passivierung ein (Oxidschicht) ...

>Ni: ...Ni reagiert ... mit verdünnter Salpetersäure rasch unter
>Wasserstoffentwicklung und Ni(II)-salz-Bildung. Gegen konzentrierte
>Salpetersäure ist Nickel resistent, weil Passivierung durch Bildung
>einer Oxidschicht eintritt.

Das sagt mein "Taschenbuch Chemische Substanzen" ebenfalls ;-)
Allerdings sind andere Chemiebücher leicht anderer Meinung bezüglich 
Silber. Die meinen nämlich, daß Ag sich in (halb-)konzentrierter HNO3 
lösen würde. Und ebenso in heiser, konzentrierter H2SO4. Was das Ni zu 
diesen Bedingungen sagen würde, konnte ich aber nicht auf die Schnelle 
finden.

Ansonsten wären da noch die Cyanidlösung (in Anwesenheit von O2), die 
das Ag lösen, das Ni aber wohl nicht. Ist aber eben ein bißchen giftig 
...

Ammoniakalische Komplexbildung mögen eigentlich beide Metalle. Erscheint 
mir auf den ersten Blick erstmal ungeeignet zur selektiven Auflösung des 
Ag.

Ein Problem könnte aber trotzdem noch bestehen: da die meisten 
Vorschläge eher auf Reaktionen in Wasser basieren, hat man hier noch das 
Problem des elektroschemischen Lokalelements, welches sich an den 
Grenzen zw. Ni und Ag  bildet. Das bewirkt eigentlich mehr oder weniger 
immer, daß lieber das unedlere Element (Ni) in Lösung geht, und das 
unedlere (Ag) erstmal abwartet, bis das unedlere aufgezehrt ist. 
Schlecht für den angestrebten Zweck.

von Hui Nei (Gast)


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Vergiss das Zyanid, auch aus technologischer Sicht. Die Loeslichkeit von 
Silber in Zyanid ist marginal. Deshalb wird es auch im galvanischen 
Prozess verwendet.  Der Kernpunkt der Abscheidung von Silber aus einer 
Loesung ist die Baeumchenbildung bei elektrochemischer Abscheidung aus 
Loesungen mit hoher loeslichkeit, zB Silbernitrat. Silber im Zyanid im 
Gegensatz hat eine geringe Loeslichkeit, deswegen gibt es eine feine 
glatte Oberflaeche ohne Baeumchen.
Was somit allerdings gehen wuerde waere somit elektrochemische 
Aufloesung von Silber mit Zyanid, an der Anode. Mit einer hinreichend 
kleinen Stromdichte.

von Werner H. (pic16)


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Die  einzige mir bekannte Möglichkeit wäre das Silber mittels 
Quecksilber abzulösen. Nickel ist nicht in Quecksilber löslich. Aber 
woher nehmen?
Lundin Prozess, was ist das?

von Marc H. (marchorby)


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Sagt mal, kann nur etwa ich nicht lesen?

Prymo O. schrieb:
> Ich habe ein Kunststoffrelief im Lundin Prozess mit Silber beschichtet
> um es Leitfähig zu machen, anschließend habe ich die Oberfläche in einer
> FGalvanischen Zelle mit Nickel beschichtet. Jetzt hzabe ich auf meiner
> Nickel-Galvanoplastik leider im Sichtbereich einen Silberschleier,
> welcher durch oxidation etc auch nicht so ansehnlich ist.

Prymo O. schrieb:
> Meine Frage
> Womit kann ich das Silber entfernen und die Nickelschicht freilegen ohne
> das diese angegriffen wird.


Also sorry! Ich würde einfach nochmal Nickel drüberhauen. War wohl bei 
der Galvanik zu kurz geraten.

Oder wie willst du unterhalb einer Nickelschicht das Silber entfernen?

von Werner H. (pic16)


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Marc H. schrieb:
> wie willst du unterhalb einer Nickelschicht das Silber entfernen?

Ich vermute mal das es hier um eine Form zum pressen von Schallplatten 
geht und da wäre (nach entnahme aus dem Master) das silber über der 
Nickelschicht. Der To hat bei der Herstellung einen kleinen Fehler 
gemacht, die Platte darf nicht "versilbert" werden, da werden nur Silber 
"Keime" aufgebracht welche nicht sichtbar sind. Die Form war zu lange im 
Bekeimungsbad.

Marc H. schrieb:
> Also sorry! Ich würde einfach nochmal Nickel drüberhauen.

Geht nicht weil:

> da das relief im nanometer
> Bereich liegt.

: Bearbeitet durch User
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