Forum: Platinen Natriumpersulfat-Lösung lagern und vor Gebrauch mit frischem/festem Natriumpersulfat anreichern?


von Ronny S. (loetwolf)


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Hallo ins Forum,

obwohl es bezüglich Natriumpersulfat etliche Themen gab/gibt, möchte ich 
dennoch ein eigenes Thema dazu starten. Eigentlich hatte ich 
ursprünglich nicht vor, Platinen selber zu ätzen, aber ich werde es 
nochmals überdenken es vielleicht doch zu tun.

Dabei wäre es mir wichtig, dass ich die Ätzlösung nicht jedes Mal frisch 
ansetzen/erneuern müsste. Denn aus den vorhandenen Beiträgen entnehme 
ich eigentlich klar, dass ältere Lösungen mit der Zeit immer mehr an 
Ätzwirkung verlieren und zudem ein permanentes Ausgasen von Sauerstoff 
erfolgt; das Persulfat eigentlich dann nach einer Weile kein solches 
mehr ist, sondern nur doch Disulfat. Zudem stark verunreinigt mit 
eingetragenem Kupfer (Blaufärbung).

Daher gehen meine Gedanken eigentlich dahin, dass es ein großes Ätzglas 
gibt, in welchem die Platinen jeweils geätzt werden. Sollte die 
Ätzwirkung dann nach und nach schlechter werden, würde ich einfach etwas 
frisches/kristallines Natriumpersulfat hinzugeben; wäre dies möglich? 
Kann man die Lösung damit reaktionstechnisch auffrischen?

Hat schon einmal jemand eine "dauerhafte" Ätzlösung auf diese Weise über 
mehrere Jahre am Leben gehalten? Wenn ja, wie wirkt sich das Kupfer in 
der Lösung auf den Ätzvorgang aus? Ist es unter Umständen ratsam, das in 
der Lösung vorhandene Kupfer elektrolytisch auszutragen? 
Chemisch-pysikalisch sollte dies eigentlich ohne großen Aufwand möglich 
sein.

Es geht mir hierbei nicht um den billigsten Weg. Also ich weiß, dass 
Natriumpersulfat nicht die Welt kostet und das Ansetzen einer frischen 
Lösung eigentlich der bessere Weg ist - ich möchte einfach die Lösung so 
lange es irgend geht erhalten und nutzen; das wäre das erklärte Ziel. 
Nicht so sehr aus Umweltschutzgründen, sondern weil ich alte Lösungen 
mag.

Weiterhin stelle ich mir die Frage, ob es unbedingt notwendig ist, die 
Ätzlösung zu erwärmen? Tritt - einmal abgesehen von der längeren 
Zeitdauer - auf diese Weise in einer kalten Ätzlösung trotzdem auch ein 
vernünftiges Endresultat ein?

Gibt es auch hierzu Erfahrungen?

Grüße

von Michael B. (laberkopp)


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Ronny S. schrieb:
> Hat schon einmal jemand eine "dauerhafte" Ätzlösung auf diese Weise über
> mehrere Jahre am Leben gehalten?

Stell einfach die gebrauchte Ätzlösung in eine saubere Flasche gefiltert 
an einen dunklen kühlen Ort mit Lüftungsdeckel und sie hält auch so 
mehrere Jahre.

Es ist ungeschickt, NaPs zu verbrauchter Ätzlösung zu geben, weil das 
NaPS dann schneller zerfällt.

Allerdings zerfällt auch das pulverförmige reine NaPs so in 10 Jahren.

von Johannes S. (Gast)


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Was definitiv nicht gut ist: wenn das NaPS offen steht und Wasser 
verdunstet es mit frischer Lösung aufzufüllen. Damit wird die 
konzentration erhöht und die Ergebnisse werden ätzend...

von Ronny S. (loetwolf)


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Also die Aufbewahrung würde in einer Apothekerflasche mit 
Ventilverschluss erfolgen, so dass sich bildender Sauerstoff automatisch 
entweichen kann. Das Ätzen selbst dann gerne in einem separaten Glas 
oder einer Schale. Ist man fertig, dann wird die Ätzlösung wieder in die 
Flasche gefüllt und wandert bis zum nächsten Mal in den 
Chemikalienschrank.

Zum Klarspülen der Platinen käme ein separates Spülglas zum Einsatz; 
erst dann unter fließendem Wasser fertig spülen.

Alles natürlich mit dest. Wasser als Ansatz - kein Leitungswasser.

Die Platinen sollen mit der Toner-Methode vorbereitet werden. Also keine 
Belichtung etc. pp - nur Tonerdruck aufbügeln, im Wasserbad das 
Trägerpapier ablösen und dann ab ins Ätzbad. Es sollen auch keine 
hochfiligranen Leiterbähnchen entstehen; leichte Unterätzung ist also 
kein Problem für mich. Funktion geht über Optik. Ich brauche keine 
perfekten Ränder oder eine super Oberfläche. Der Strom soll fließen und 
gut ist.

von Horst S. (Gast)


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Ronny S. schrieb:
> Alles natürlich mit dest. Wasser als Ansatz - kein Leitungswasser.

Schadet oder nutzt das was?

von Einhart P. (einhart)


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Eine zu hohe Konzentration des Ätzmittels kann zum Auskristallisieren 
auf der Platine führen. Dann produzierst du Ausschuss.

von Markus B. (dalotel)


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Ich habe seit Jahrzehnten die Ätzlösung in einer Ätzküvette rumstehen.
Da verdunstet natürlich über die Monate Wasser, das wird dann vor einem 
Ätzvorgang wieder aufgefüllt. Wenn die Lösung langsamer ätzt weil 
verbraucht, schütte ich einfach neues Pulver nach. Irgendwann wird die 
Brühe aber ziemlich blau, dann gönne ich mir auch eine Neubefüllung. Du 
siehst, das ganze ist sehr unkritisch im Handling.
Was aber gar nicht geht ist das Kaltätzen.
Das Dauert Tage und führt zu undefinierten Unterätzungen.

von Ronny S. (loetwolf)


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Naja, ich denke mir mal, dass der Kalk im Leitungswasser (und das ist 
nicht eben wenig!) nicht unbedingt förderlich in solch einem Bad ist und 
allenfalls zu einer teilweisen Neutralisation des Persulfats führen 
kann; bin allerdings kein Chemiker - von daher nur meine Vermutung als 
Laie. Sonst könnte man ja in Bleiakkus auch normales Leitungswasser 
hernehmen beim Mischen/Befüllen - was man aber allgemein mit dest. 
Wasser macht. Selbiges gilt für galvanische Bäder.

Beheizen mit einem alten Aquariumheizstab ist also nötig; wie wichtig 
ist die Bewegung des Bades? Muss es unbedingt zirkulieren oder reicht 
gelegentliches Schütteln des Ätzglases auch?

Setzen sich die Kupfersulfat-Kristalle eigentlich auch ab, wenn die 
Lösung nicht weiter verdunsten kann? Kristallisieren sie also ab einer 
gewissen Konzentration selbsttätig aus? Ließe sich so der Kupfereintrag 
austragen; durch einfaches Entfernen der Salzkristalle?

Hat schon mal jemand mit einem normalen Schwefelsäurebad (Konz. 
vielleicht so 10 bis 20 Prozent)geätzt? Funktioniert das vielleicht 
sogar ebenso gut wie das Persulfat-Ätzen? Ist es unter Umständen sogar 
effektiver?

Grüße

von Horst S. (Gast)


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Ronny S. schrieb:
> Naja, ich denke mir mal, dass der Kalk im Leitungswasser (und das ist
> nicht eben wenig!) nicht unbedingt förderlich in solch einem Bad ist und
> allenfalls zu einer teilweisen Neutralisation des Persulfats führen
> kann; bin allerdings kein Chemiker - von daher nur meine Vermutung als
> Laie. Sonst könnte man ja in Bleiakkus auch normales Leitungswasser
> hernehmen beim Mischen/Befüllen - was man aber allgemein mit dest.
> Wasser macht. Selbiges gilt für galvanische Bäder.

Drum war es als Frage formuliert. Ich nehme Leitungswasser. Keine 
Ahnung, ob man mit dest. Wasser noch ne Platine weiter kommt.
Schau an, das Internet empfiehlt aber: 
http://saemann-aetztechnik.de/selbstaetzen/chemikalien/aetzmittel/index.html

(ganz unten)

Ronny S. schrieb:
> Muss es unbedingt zirkulieren oder reicht
> gelegentliches Schütteln des Ätzglases auch?

Das wird m. E. dann kritisch, wenn die Lösung kurz vor Ende ist, die 
Zeit zum Ätzen also in die Höhe schießt. Wenn nach ca. 45 Minuten trotz 
Blubberpumpe und Heizung die Platine nicht frei ist, ist die Lösung 
erschöpft.

von Hp M. (nachtmix)


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Ronny S. schrieb:
> denke mir mal, dass der Kalk im Leitungswasser (und das ist
> nicht eben wenig!)

Das kommt sehr darauf an, wo du wohnst.


Ronny S. schrieb:
> bin allerdings kein Chemiker -

Das merkt man.

Ronny S. schrieb:
> dass der Kalk im Leitungswasser (und das ist
> nicht eben wenig!) nicht unbedingt förderlich in solch einem Bad ist und
> allenfalls zu einer teilweisen Neutralisation des Persulfats führen
> kann;

Unfug.
Bestenfalls wird der Kalk durch das Sulfat als Gips ausgefällt.


Ronny S. schrieb:
> Sonst könnte man ja in Bleiakkus auch normales Leitungswasser
> hernehmen beim Mischen/Befüllen

Im Leitungswasser sind ja noch ein paar andere Ionen, insbesondere 
Chlorid, die stören können.
Ätzlösungen sind dagegen aber unempfindlich.
Du kannst also problemlos Leitungsberger verwenden.

Ronny S. schrieb:
> Setzen sich die Kupfersulfat-Kristalle eigentlich auch ab, wenn die
> Lösung nicht weiter verdunsten kann? Kristallisieren sie also ab einer
> gewissen Konzentration selbsttätig aus?

Das tun sie.
Meist besteht der Bodensatz bei erschöpften Persulfat-Ätzbädern aber 
nicht aus (dunkelblauem) Kupfersulfat, sondern aus einem farblosen 
Kristallbrei von Natriumsulfaten, der durch die kupferhaltige 
Mutterlauge blau gefärbt wird.


Ronny S. schrieb:
> Sollte die
> Ätzwirkung dann nach und nach schlechter werden, würde ich einfach etwas
> frisches/kristallines Natriumpersulfat hinzugeben; wäre dies möglich?

Möglich wäre das, aber es ist nicht zu empfehlen.
Wenn du unbedingt Abfall vermeiden willst, dann gib H2O2 hinzu, denn das 
ist es, was einem gealterten Ätzbad verloren gegangen ist.

Bedenke aber, dass du mit jeder Platine auch Schmutz in das Bad 
schleppst, der die Zersetzung des Peroxids katalytisch beschleunigt.
Deshalb ist das Auffrischen von solchen Ätzbädern unzweckmäßig.

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