Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Nachholbedarf bei Schaltreglern


von Maximilian (Gast)


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Guten Tag liebe Elektronik-Gemeinde :)

es ist mal wieder soweit, ich bin mal wieder an die Grenzen meines 
bescheidenen Halbwissens gestoßen und möchte euch um Rat fragen.

Kurz zu meinem Projekt: Es sollen drei weiße LEDs in Reihe mit U_F ca. 
8,75V bei 700mA an einem 6V-Akku (Spannungsbereich 5 - 7,5V) betrieben 
werden. Hierfür benötige ich einen Step-Up-Wandler mit Strombegrenzung.
Mein erster Prototyp funktioniert soweit ganz gut, ein Schaltplan findet 
sich im Anhang. Habe nicht mehr alle Bauteilwerte der PWM-Erzeugung im 
Kopf gehabt, die Schaltfrequenz liegt bei ca. 60kHz. Den PWM erzeuge ich 
mit einem NE555, die Stromregelung erfolgt mit einem PI-Regler. 
Regelverhalten und PWM laufen problemlos.

Ein großes Problem habe ich im Leistungs-Teil, die Schottky-Diode wird 
extrem heiß. Verbaut ist eine SB 530, welche doch eigentlich geeignet 
sein müsste, oder nicht?
Linkt zur Diode:
https://www.reichelt.de/SB-SKE-4F-Dioden/SB-530/3/index.html?ACTION=3&LA=446&ARTICLE=16063&GROUPID=2991&artnr=SB+530&SEARCH=sb530

Habt ihr ähnliche Probleme schon mal gehabt? Könnte eine andere Diode 
Abhilfe schaffen oder lohnt sich eine synchrone Gleichrichtung?

Vielen Dank für eure Rückmeldungen!

Allseits Gut Strom,
Maximilian

von Stefan F. (Gast)


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Wie heiß wird sie denn?

Dass die Diode sich deutlich erwärmt ist zu erwarten und normal. 
Immerhin fallen dort einige hundert mV ab.

Den Shunt hättest du ruhig etwas hochohmiger wählen können.

Für LED's gibt es Schaltungen, wo die LEDs selbst als Gleichrichter 
dienen. Dann entfällt diese heiße Diode.

von Maximilian (Gast)


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Hallo Stefan,

danke für deine schnelle Antwort.

Stefan U. schrieb:
> Wie heiß wird sie denn?

Sie wird ziemlich schnell so heiß, dass sie sich nicht mehr anfassen 
lässt und es nach "heißer Elektronik" duftet...

Stefan U. schrieb:
> Den Shunt hättest du ruhig etwas hochohmiger wählen können.
Danke für den Hinweis, werde ich beim zweiten Prototypen umsetzen.

Stefan U. schrieb:
> Für LED's gibt es Schaltungen, wo die LEDs selbst als Gleichrichter
> dienen. Dann entfällt diese heiße Diode.
Stimmt, kenne ich allerdings nur in Step-Down Topologie. Gibt's das auch 
als Step-Up?

von Michael B. (laberkopp)


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Wenn der MOSFET heiss werden würde, würde mich das nicht überraschen, es 
fehlt eine Überstromerkennung und insbesondere während der Aufladephase 
des Elkos steigt der Strom in der Spule kontinulierlich bis zur 
Sättigung, woraufhin der MOSFET eigentlich nur noch Kurzschluss 
schaltet.

Aber die Diode ? Wenn das nicht die normale Erwärmung ist (und eine 5A 
Diode sollte bei 700mA noch nicht heiss sein, zumindet das was ich unter 
heiss verstehe, übner 100 GradC), dann ist es einfach eine falsche 
Diode, d.h. keine Schottky sondern einen langsame 1N5404 ofer so.

Auch finde ich 10uF, wenn ich da richtig lese, am OpAmp echt 
übertrieben.

von Stefan F. (Gast)


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Vielleicht ist der (gepulste) Ladestrom durch die Diode zu hoch. Schau 
mal im Datenblatt, wie viel Spannung dort bei 1A schon abfällt.

Kannst du den Strom messen? Hast du ein Oszilloskop?

Shottky Diode sind kein Allheilmittel. Manchmal eignen sie sich sogar 
schlechter, als herkömmliche Silizium Dioden. In deinem Anwendungsfalls 
ist ganz wichtig, dass die Diode beim Umkehren der Stromrichtung schnell 
sperrt. Da gibt es ganz erhebliche Unterschiede.

>> Für LED's gibt es Schaltungen, wo die LEDs selbst als Gleichrichter
>> dienen. Dann entfällt diese heiße Diode.
> Stimmt, kenne ich allerdings nur in Step-Down Topologie.
> Gibt's das auch als Step-Up?

Ja. Ich benutze immer die Bildersuche von Google, um schnell 
Lösungsansätze zu finden.

Da findet man dann zum Beispiel dieses simple Bild: 
https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/none/path/s39ffc848bdeb96aa/image/i0e2aefe2897d0391/version/1432557355/schaltbild-der-led-schaltung.jpg

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Maximilian schrieb:
> Stefan U. schrieb:
>> Für LED's gibt es Schaltungen, wo die LEDs selbst als Gleichrichter
>> dienen. Dann entfällt diese heiße Diode.
> Stimmt, kenne ich allerdings nur in Step-Down Topologie.
Auch dort wurde nicht die Freilaufdiode durch die LED ersetzt, sondern 
es ist einfach so, dass es keinen Ausgangskondensator gibt und die LED 
in Reihe zur Spule geschaltet ist. Die Freilaufdiode ist weiterhin 
vorhanden.

> Gibt's das auch als Step-Up?
Das kann man zwar machen, aber es gibt dann prinzipiell kein Dauerlicht, 
sondern die LED blitzen ein paar tausendmal pro Sekunde auf...

von ArnoR (Gast)


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Maximilian schrieb:
> Sie wird ziemlich schnell so heiß, dass sie sich nicht mehr anfassen
> lässt und es nach "heißer Elektronik" duftet...

Das ist zu viel. Was ist denn mit der Drossel? Wo sind deren Daten?

Die Drossel bestimmt die Stromform. Es ist schon ein Unterschied, ob die 
Schaltung eingangsseitig mit etwa 3,5A und wenig Welligkeit oder mit 
großer Stromwelligkeit und vielleicht 20A Spitze läuft.

von Maximilian (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Wenn der MOSFET heiss werden würde, würde mich das nicht überraschen, es
> fehlt eine Überstromerkennung und insbesondere während der Aufladephase
> des Elkos steigt der Strom in der Spule kontinulierlich bis zur
> Sättigung, woraufhin der MOSFET eigentlich nur noch Kurzschluss
> schaltet.

Der Mosfet wird nur leicht warm im Betrieb. Nach dem Einschalten läuft 
die PWM langsam von 0 hoch, sodass sich der Strom durch die LEDs langsam 
auf den Sollwert aufbaut.

Michael B. schrieb:
> Auch finde ich 10uF, wenn ich da richtig lese, am OpAmp echt
> übertrieben.

Prinzipiell hast du recht, schöner Nebeneffekt ist der angenehme 
Soft-Start der LEDs, was für die Augen sehr angenehm ist. Da die 
Schaltung ohne Lastschwankungen betrieben wird, stört der große Elko 
nicht. Der Wert war so aus der Bastelkiste gegriffen.

Stefan U. schrieb:
> Kannst du den Strom messen? Hast du ein Oszilloskop?

Werde ich heute Abend direkt machen.

Stefan U. schrieb:
> Da findet man dann zum Beispiel dieses simple Bild:
> 
https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/none/path/s39ffc848bdeb96aa/image/i0e2aefe2897d0391/version/1432557355/schaltbild-der-led-schaltung.jpg

Danke für den Link, kannte ich so noch nicht.

ArnoR schrieb:
> Das ist zu viel. Was ist denn mit der Drossel? Wo sind deren Daten?

Die Drossel ist ebenfalls blind aus der Bastelkiste gegriffen, habe dazu 
leider gar keine Werte... Eine gesättigte Drossel müsste eigentlich nur 
den Mosfet belasten, nicht aber die Diode, oder?

von ArnoR (Gast)


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Maximilian schrieb:
> Eine gesättigte Drossel müsste eigentlich nur
> den Mosfet belasten, nicht aber die Diode, oder?

Oder. Von Sättigung war noch gar nicht die Rede. Schau dir einfach beim 
Heinz Schmidt Walter die Strom-Zeit-Flächen an und multipliziere die mit 
der jeweiligen Flussspannung.

Bei großer ungesättigter Induktivität bekommt man I=3,35A, Tein=3,5µs 
und Uf=0,45V, also 5,27Ws ja Periode an der Diode.

Bei 1µH (ungesättigt) bekommt man Ipeak=23A, Imittel=11,5A, Tein=1µs und 
Uf=0,6V bei 11,5A, also 6,9Ws je Periode.

Maximilian schrieb:
> Die Drossel ist ebenfalls blind aus der Bastelkiste gegriffen

Dann braucht man eigentlich nicht weiter reden.

von ArnoR (Gast)


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ArnoR schrieb:
> 5,27Ws ja Periode an der Diode

Soll natürlich

"5,27µWs je Periode an der Diode"

und

"6,9µWs je Periode"

heißen.

von nfc (Gast)


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Die Chancen, aus (tatsächlich) "irgendwelchen" Bauteilen einen 
Schaltregler machen zu können, der sich dann so (zumindest ähnlich) 
verhält wie eine "extra" entwickelte und dimensionierte Schaltung, 
sind recht gering.

von Michael B. (laberkopp)


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Maximilian schrieb:
> Nach dem Einschalten läuft die PWM langsam von 0 hoch

Das würde mich wundern, denn dazu fehlt jeglicher Schaltungsteil.


Ein NE555 legt gleich mit richtiger Frequenz los, und RESET ändert nicht 
die Pulsbreite.

von Maximilian (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Das würde mich wundern, denn dazu fehlt jeglicher Schaltungsteil.
>
> Ein NE555 legt gleich mit richtiger Frequenz los, und RESET ändert nicht
> die Pulsbreite.

Reset beim NE555 ist Pin 4 und wird von mir NICHT verwendet. Deshalb ist 
er fest auf die Betriebsspannung gelegt.

Der Ausgang meines OPs versorgt den Kontrolleingang am Pin 5, es wird 
die Vergleichsspannung der internen Komparatoren manipuliert.
Um es exakter zu formulieren, die Ausschaltzeit des Mosfet ist FEST und 
die Einschaltzeit variiert je nach Spannung am Pin 5.
Da nach dem Einschalten der Elko im PI-Regler entladen ist, beginnt der 
NE555 mit einer sehr großen Einschaltzeit, welche sich langsam verkürzt 
und auf das richtige Verhältnis t_on/t_off einregelt. In meinem 
Spannungsbereich ist das im Bereich um 60kHz.
Der Effekt wirkt wie ein Softstart der LEDs, was sich sowohl optisch als 
auch an der Stromaufnahme am Labornetzgerät festmachen lässt. Der 
Softstart dauert mehrere Sekunden.

von Maximilian (Gast)


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Maximilian schrieb:
> Da nach dem Einschalten der Elko im PI-Regler entladen ist, beginnt der
> NE555 mit einer sehr großen Einschaltzeit, welche sich langsam verkürzt
> und auf das richtige Verhältnis t_on/t_off einregelt.

Korrektur, habe mich vertippt. Die Einschaltzeit ist am Anfang natürlich 
sehr KURZ und wird verlängert.

von der schreckliche Sven (Gast)


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Maximilian schrieb:
> Habt ihr ähnliche Probleme schon mal gehabt? Könnte eine andere Diode
> Abhilfe schaffen oder lohnt sich eine synchrone Gleichrichtung?

1.: Ja. Falsche Diode verwendet.
2.: Ja.
3.: Nein.

0,7 Ampere dürften eine SB530 nicht beeindrucken. Auch nicht, wenn 
höhere Impulsströme fließen. Mit der Diode ist was nicht in Ordnung.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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"
Kurz zu meinem Projekt: Es sollen drei weiße LEDs in Reihe mit U_F ca. 
8,75V bei 700mA "

Hallo,

möglicherweise ist die Sperrspannung Deiner Diode zu gering für die zu 
erwartenden 27V und ein Teil der Energie wird direkt wieder zurück 
geschickt.

Selbst eine 1N5822 bleibt nahezu kühl bei 1A an der LED im Stepup von 
12V auf 36V.

Kannst Du probeweise eine 40V Diode einbauen?

Ohne Strombegrenzung riskierst Du den FET..., am Eingang ist gar kein 
Elko oder?

MfG

: Bearbeitet durch User
von der schreckliche Sven (Gast)


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Maximilian schrieb:
> Es sollen drei weiße LEDs in Reihe mit U_F ca.
> 8,75V bei 700mA

Ja, das ist die Frage: Alle Drei zusammen 8,75V, oder jeweils?

von Maximilian (Gast)


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ArnoR schrieb:
> Schau dir einfach beim
> Heinz Schmidt Walter die Strom-Zeit-Flächen an und multipliziere die mit
> der jeweiligen Flussspannung.

Das ist ein sehr interessanter Hinweis, habe mir darüber noch gar keine 
Gedanken gemacht.

der schreckliche Sven schrieb:
> 1.: Ja. Falsche Diode verwendet.

Das war's... Habe bei mir im Bauteil-Lager offensichtlich falsch 
einsortiert gehabt... peinlich.

der schreckliche Sven schrieb:
> Ja, das ist die Frage: Alle Drei zusammen 8,75V, oder jeweils?

War etwas undeutlich geschrieben. Alles zusammen sind es 8,75V.

Bin gerade dabei alles zu oszilloskopieren.

von Maximilian (Gast)


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Okay jetzt funktionert alles wie es soll, habe einen konstanten 
LED-Strom, alle Bauteile bleiben schön kalt und der Wirkungsgrad liegt 
soweit ich das mit Oszilloskop und Taschenrechner hinbekomme, bei ca. 
90%

Vielen Dank nochmal für eure Hilfe, hat mir bei meinem ersten 
Schaltregler-Projekt sehr geholfen und habe noch viel dazugelernt.

Allseits Gut Strom,
Maximilian

von nfc (Gast)


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Maximilian schrieb:
> Okay jetzt funktionert alles wie es soll, habe einen konstanten
> LED-Strom, alle Bauteile bleiben schön kalt und der Wirkungsgrad liegt
> soweit ich das mit Oszilloskop und Taschenrechner hinbekomme, bei ca.
> 90%

Das freut mich für Dich. Allerdings vermute ich jetzt, daß Deine
Spulenwahl gar nicht so "blind" wie gedacht gewesen sein kann. ;-)

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