Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannung an OP-Eingängen, während dieser keine Betriebsspannung hat - ok?


von Goldwäscher (Gast)


Lesenswert?

Hi Leute, hätte da mal ne Frage...

Und zwar plane ich einen Operationsverstärker ein, der bis etwa 4,2V an 
seinen Eingängen bekommt. Problem dabei ist, daß die Versorgung des OPs 
auch abgeschaltet werden muss (stromsparen). In dem Fall bleiben aber 
weiterhin bis zu 4,2Vdc an seinen Eingängen bestehen. Ist leider schwer 
zu ändern, bzw. bräuchte wesentlich mehr Schaltungsaufwand.

Sollte das funktionieren? Oder werden die Eingänge niederohmig und 
versorgen den OP "rückwärts"? Oder raucht es gar zuverlässig?

Es wäre ein AD8615.

Vielen Dank für alle konstruktiven Hinweise!

von Stefan S. (chiefeinherjar)


Lesenswert?

Goldwäscher schrieb:
> Sollte das funktionieren? Oder werden die Eingänge niederohmig und
> versorgen den OP "rückwärts"? Oder raucht es gar zuverlässig?

Alles von dem genannten kann passieren.

Das Datenblatt sagt unmissverständlich, dass die Eingangsspannung nicht 
über der positiven und nicht unter der negativen Versorgungsspannung 
sein darf.
Wenn du dies missachtest, dann tust du dies auf deine eigene Gefahr.

Man kann natürlich vor den Eingängen Widerstände vorsehen, sodass die 
internen Schutzdioden nicht durchlegieren, aber es kann sein, dass der 
OPV auf diese Weise parasitär versorgt wird und eventuell faxen macht.
Auch ein Latch-up ist dann unter Umständen möglich.

von Goldwäscher (Gast)


Lesenswert?

Danke. Das Datenblatt sagt allerdings auch, daß höhere 
Eingangsspannungen möglich sind, solange es Vorwiderstände gibt. Deutet 
dann wohl auf Schutzdioden an den Eingängen hin, die die 
Eingangsspannung ggf. auf knapp über die pos. Rail begrenzen.
Damit es dabei tatsächlich kaum Stromaufnahme gibt, müssten diese 
Widerstände bei meiner Anwendung aber sehr hoch werden, was die Messung 
bei normaler Betriebsspannung verschlechtert. Hmm...

Ginge denn evtl. ein Op mit shutdown, z.B. der LMP7711? Bei dem lässt 
sich die Stromaufnahme ja praktisch zu null machen, nur was sagt der in 
dem Moment zu 4,2V an beiden Eingängen?!

Sorry, ich kenne mich leider nicht besonders mit Operationsverstärkern 
aus.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Goldwäscher schrieb:
> Sollte das funktionieren?

Nein, das ist nicht ok.

Goldwäscher schrieb:
> Es wäre ein AD8615.

Das ist ein CMOS OpAMp der Schutzdiode vom Eingang nach VCC hat, da 
fliesst dann dein Strom ab.

Das Datenblatt sagt: "If the voltage applied at either input exceeds the 
supplies, place external resistors in series with the inputs." und nennt 
die Berechnung dafür.

Der billigste OpAmp, LM324/358, kann das jedoch ab, bis 30V am Eingang 
selbst wenn er selbst keine Versorgung hat.

Der TLV2401 bis 5V.

Die LT1490/LT1491/LT1638/LT1639 bis 44V

Der INA117 bis 200V.

von Goldwäscher (Gast)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Der billigste OpAmp, LM324/358, kann das jedoch ab, bis 30V am Eingang
> selbst wenn er selbst keine Versorgung hat.
>
> Der TLV2401 bis 5V.
>
> Die LT1490/LT1491/LT1638/LT1639 bis 44V
>
> Der INA117 bis 200V.

Danke. Vermutlich ziehen dann aber auch bei diesen Typen die 
Schutzdioden die pos. Rail auf knapp unter 4,2V? Würde bedeuten, daß der 
Op in jedem Fall eingeschaltet bliebe, ob ich ihm nun eine 
Betriebsspannung gebe, oder nicht. Leider soll der OP ja aus 
Energieeffizienzgründen abgeschaltet werden, also er darf sich auch 
nicht aus der Messspannung seine Energie holen. Sonst könnte ich ihn 
gleich eingeschaltet lassen.

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Goldwäscher schrieb:
> Und zwar plane ich einen Operationsverstärker ein, der bis etwa 4,2V an
> seinen Eingängen bekommt.
> ......
> Es wäre ein AD8615.

Fragt sich, ob das überhaupt funktioniert.
Welche Versorgung benutzt du denn?

Goldwäscher schrieb:
> Ginge denn evtl. ein Op mit shutdown, z.B. der LMP7711?

Das wäre das normale Verfahren.
Ich würde auch davon ausgehen, dass ein mittels Enable o.ä. 
abgeschalteter Verstärker schneller wieder betriebsbereit ist, als 
einer, dem man die Versorgung abgewürgt hat.

von Goldwäscher (Gast)


Lesenswert?

Hp M. schrieb:
> Ich würde auch davon ausgehen, dass ein mittels Enable o.ä.
> abgeschalteter Verstärker schneller wieder betriebsbereit ist, als
> einer, dem man die Versorgung abgewürgt hat.

Das ist auch eine meiner Befürchtungen...die Messung soll wenn möglich 
in ca. 1ms abgeschlossen sein, dann z.B. wieder 1s Pause ohne 
Stromaufnahme.

Betriebsspannung wäre 5V. Habe schon überlegt, dem OP die negative Rail 
zu schalten, aber es wäre irgendwie fast dasselbe in grün.

Den LMP7711 hätte ich sogar da, aber ein Test ist bei dem Gehäuse nicht 
ganz so leicht, und die Platine auf diese 6pinner umzustricken sollte 
wenn möglich auch Erfolgsaussichten haben...

Der LMP7711 hat im shutdown so verdammt wenig Stromaufnahme, daß es 
scheinbar im Inneren auch nur einen Mosfet in einer der Rails gibt 
(Vermutung).


Das Ganze ist für einen aktiven LiXX-Balancer, der nahezu komplett 
abgeschaltet werden soll, wenn keine Ausgleichsströme mehr fließen.

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Goldwäscher schrieb:
> Der LMP7711 hat im shutdown so verdammt wenig Stromaufnahme, daß es
> scheinbar im Inneren auch nur einen Mosfet in einer der Rails gibt

Das kann täuschen. Es gibt schon seit fast 50 Jahren sogar bipolare 
Opamps, die mit 1µA Betriebsstrom(!) auskommen.
http://de.rs-online.com/webdocs/0026/0900766b8002610b.pdf

Was die möglichen Betriebsspannungen angeht, ist die alte Krücke den 
aktuellen CMOS-Verstärkern, wie z.B. diesem 
http://www.st.com/resource/en/datasheet/tsu111.pdf sogar deutlich 
überlegen!


Speziell für deine Anwendung brauchst du das Rad aber nicht neu zu 
erfinden, denn dafür gibt es längst spezialisierte ICs von z.B. 
Microchip, Maxim, ADI, Linear Technology (jetzt auch ADI), sowie 
bestimmt auch von den Japanern.

von Goldwäscher (Gast)


Lesenswert?

Ok, danke. Dann müsste ich eigentlich nur noch sicherstellen, ob man 
solche OPs über den shutdown abschalten kann, obwohl an den Eingängen 
weiterhin Spannung anliegt. Vermutlich ja, denn der OP erhält ja 
währenddessen weiterhin seine Stromversorgung.

Der geplante Balancer funktioniert bereits sehr gut und kommt ohne 
Spezial-ICs aus. Jetzt soll nur noch seine eigene Stromaufnahme 
drastisch gesenkt werden, sobald gerade nichts zu Balancen ist.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Goldwäscher schrieb:
> Vermutlich ziehen dann aber auch bei diesen Typen die
> Schutzdioden die pos. Rail auf knapp unter 4,2V?

Nein, was meinst du, warum ich diese Liste poste...
Damit du mal in deren Datenblätter gucken kannst.
Offenbar zu faul zu.

Goldwäscher schrieb:
> Leider soll der OP ja aus
> Energieeffizienzgründen abgeschaltet werden

Ob das mit modernen OpAmps nötig ist....

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Wobei man vorsichtshalber nicht nur auf die AbsMax der 
Eingangsspannungen achten sollte, sondern auch auf AbsMax von der 
Differenz der Eingangsspannungen. Da gibt es diverse Varianten von alles 
bis fast nichts.

Wer Opamps per Versorgungsspannung abschaltet, der sollte sich sicher 
sein, dass er beim Einschalten keine Überraschungen erlebt.

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.