Forum: Offtopic Versandrisiko in Deutschland


von Jeffrey L. (the_dude)


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Hallo,
kurze Frage an die Kundigen hier im Forum (ja ich weiß, das hier ist 
kein Juraforum - ich sollte einen Anwalt konsultieren...)

Wenn man in Deutschland bei einem webshop (= Verkäufer gewerblich, 
Käufer privat) etwas bestellt, haftet dann nicht immer der gewerbliche 
Verkäufer für die Lieferung!?

Möchte etwas in einem webshop bestellen (~10€).
Bei den Versandmöglichkeiten gibt es nun das DHL-Paket und die 
Warensendung. Bei der Warensendung steht dabei, dass die Sendung nicht 
versichert ist, es keine Trackingnummer gibt und dass die Ware auf 
Risiko des Käufers verschickt wird - das verwundert mich ein wenig. 
Dachte dass (unabhängig von der Versandart) immer der Verkäufer dafür 
haftet!?

War zumindest mal so - kann aber auch sein, dass einfach zuviel 
Schindluder getrieben wurde weshalb die Verkäufer nun das Risiko auf den 
Käufer abwälzen dürfen!?

von Curby23523 N. (Gast)


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Ich kann dir nicht wirklich weiterhelfen, aber bei 10€ würde ich da 
absolut keine Gedanken für verschwenden...

von Jeffrey L. (the_dude)


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ja das geht mir ähnlich.
Ich war nur überrascht das zu lesen - es interessiert mich vielmehr 
generell da ich bisher nie gehört habe, dass ein Verkäufer das 
Versandrisiko auf den Kunden abwälzt.

Der webshop ist eher seriös (buyzero.de) und und ich habe da jetzt nicht 
wirklich große Angst um meine 10€...

: Bearbeitet durch User
von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Jeffrey L. schrieb:
> Bei der Warensendung steht dabei, dass die Sendung nicht versichert ist,
> es keine Trackingnummer gibt und dass die Ware auf Risiko des Käufers
> verschickt wird - das verwundert mich ein wenig.

Bei der Warensendung gibt es keinen Nachweis darüber, daß Du die Ware 
überhaupt erhalten hast.

Würde der Händler auch in diesem Fall für die Zustellung der Ware 
geradestehen, könnten Menschen mit fragwürdiger Ethik diese Gelegenheit 
ausnutzen und behaupten, sie hätten die Ware nicht erhalten.

Manche Händler haben entweder so wenig Vertrauen in ihre Kunden oder 
schlechte Erfahrungen gemacht, so daß sie derartige Möglichkeiten 
ausschließen wollen.

von Cyblord -. (cyblord)


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Jeffrey L. schrieb:

> Wenn man in Deutschland bei einem webshop (= Verkäufer gewerblich,
> Käufer privat) etwas bestellt, haftet dann nicht immer der gewerbliche
> Verkäufer für die Lieferung!?

Der Verkäufer haftet, so oder so, nur bis zum Versand des Pakets. Wenn 
er also Nachweisen kann, dass er die Sendung DHL übergeben hat, ist er 
raus.
Geht das Paket dann verloren haftet DHL mit deren Versicherung. Mit dem 
Verkäufer hat das aber dann nichts mehr zu tun.

Nennt sich "Gefahrenübergang".

Wenn man als Käufer keine Versicherung/Tracking wünscht, hat man das 
Versandrisiko. Was auch logisch ist, weil niemand kann bei Päckchen oder 
Briefsendungen ohne Einschreiben, wissen ob das Paket beim Kunden ankam 
oder nicht. Er kann das Paket erhalten und trotzdem abstreiten es 
bekommen zu haben. Der Verkäufer kann das nicht kontrollieren.

Bei 10 EUR lohnt das, weil das Risiko im Vergleich zum Schaden gering 
ist. Bei nem 1000 EUR Gerät würde ich es nicht machen.

von Jeffrey L. (the_dude)


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Rufus Τ. F. schrieb:
> Manche Händler haben entweder so wenig Vertrauen in ihre Kunden oder
> schlechte Erfahrungen gemacht, so daß sie derartige Möglichkeiten
> ausschließen wollen.

Da habt Ihr wohl leider recht. Wie gesagt, ich war der Meinung dass es 
mal anders war - aber anscheinend wurde damit zuviel Schindluder 
getrieben (wie könnte es auch anders sein). Die meisten Händler 
verschicken daher meist nur noch als versichertes Paket...

von Cyblord -. (cyblord)


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Jeffrey L. schrieb:

> Wie gesagt, ich war der Meinung dass es
> mal anders war

Meinung: Wer eine hat, hats gut!

Es kann schwerlich mal anders gewesen sein. Wenn du dich mal für eine 
Sekunde in die Lage des Verkäufers versetzen würdest, und einem Kunden 
eine Briefsendung schickst, und nach 2 Wochen meckert der, die Sendung 
wäre noch nicht da. Was tust du dann?

: Bearbeitet durch User
von Rick M. (rick-nrw)


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Jeffrey L. schrieb:
> ja das geht mir ähnlich.
> Ich war nur überrascht das zu lesen - es interessiert mich vielmehr
> generell da ich bisher nie gehört habe, dass ein Verkäufer das
> Versandrisiko auf den Kunden abwälzt.
>
> Der webshop ist eher seriös (buyzero.de) und und ich habe da jetzt nicht
> wirklich große Angst um meine 10€...

Unversicherte Päckchen sind preiswerter als versicherte Pakete.
Bei 10€ Warenwert spart man sich die Mehrkosten..
Du kannst ja anfragen, ob ein versicherte Versandart möglich ist und was 
es mehr kostet.

von Cyblord -. (cyblord)


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Ich würde allerdings "Warensendung" aus anderen Gründen nicht als 
Versandart akzeptieren: Das kann dauern. Warensendungen werden gesammelt 
und können schon mal 10 Tage brauchen. Ein normaler Großbrief kostet 
1,45 und dauert 1 Tag. Wenn es also reinpasst, immer Versand als Brief 
bevorzugen. Warensendungen sind das Letzte.

von Mikro 7. (mikro77)


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Beim gewerblichen Versand an Verbraucher geht die Gefahr stets mit der 
Übergabe der Ware auf den Verbraucher über.

Rufus Τ. F. schrieb:
> Bei der Warensendung gibt es keinen Nachweis darüber, daß Du die Ware
> überhaupt erhalten hast.
>
> Würde der Händler auch in diesem Fall für die Zustellung der Ware
> geradestehen, könnten Menschen mit fragwürdiger Ethik diese Gelegenheit
> ausnutzen und behaupten, sie hätten die Ware nicht erhalten.

Und wieso sollte das an der Haftung etwas ändern? Der Händler ist ja 
nicht gezwungen einen unversicherten Versand anzubieten.

Erster Treffer bei einer Web Suche:
https://www.frag-einen-anwalt.de/Unversicherter-Versand-Wer-Haftet--f11249.html

von Bernd S. (bernds1)


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Mikro 7. schrieb:
> Beim gewerblichen Versand an Verbraucher geht die Gefahr stets mit der
> Übergabe der Ware auf den Verbraucher über.

Die Frage ist nur, was meinst du mit "Übergabe"?
Die Übergabe vom Absender an das Transportunternehmen oder die Übergabe 
vom Transportunternehmen an den Empfänger?

Und von wem zu wem geht die Gefahr über?

von Mikro 7. (mikro77)


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Der gewerbliche Händler trägt das Verlustrisiko auf dem gesamten 
Versandweg wenn der Käufer ein Verbraucher ist.

von Bernd S. (bernds1)


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Mikro 7. schrieb:
> Der gewerbliche Händler trägt das Verlustrisiko auf dem gesamten
> Versandweg wenn der Käufer ein Verbraucher ist.

Beim unversicherten Versand gehe ich mit dir konform.
Wenn der Verkäufer aber vom Transportunternehmen (z.B. DHL) einen 
Nachweis hat, daß DHL das Paket übernommen hat, dann geht doch das 
Risiko und damit die Haftung an DHL über. Wofür ist sonst ein 
versichertes Paket nützlich?

von Mikro 7. (mikro77)


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Hier geht es um eine rechtliche Betrachtung. Siehe auch obigen Link.

Ob man das persönlich gut findet oder nicht ist jedem selbst überlassen.

Als Händler muss man abwägen ob es sich "lohnt" unversicherte Sendungen 
anzubieten. Egal ob versichert oder nicht, Vertragspartner des 
Verbrauchers ist der Händler. Der kann dann ggf. den Spediteur in 
Haftung nehmen.

: Bearbeitet durch User
von Soul E. (Gast)


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Bernd S. schrieb:

> Wenn der Verkäufer aber vom Transportunternehmen (z.B. DHL) einen
> Nachweis hat, daß DHL das Paket übernommen hat, dann geht doch das
> Risiko und damit die Haftung an DHL über. Wofür ist sonst ein
> versichertes Paket nützlich?

Der Verkäufer kann bei einem Transportschaden den Spediteur in Regress 
nehmen. Muss er aber nicht. Er darf das Geld für die Versicherung auch 
sparen und bei Bedarf den Schaden auch selber zahlen.

Ändert nichts am Gefahrenübergang -- der ist bei B2C im Moment der 
Übergabe an den Käufer.


Bei C2C (Privatverkauf) erfolgt der Gefahrenübergang bei der Übergabe 
der Ware an das Transportunternehmen. Transportschäden, egal ob 
versichert oder nicht, sind Risiko des Käufers.

Der kann wiederum den Verkäufer in Regress nehmen, wenn dieser "grob 
fahrlässig" gehandelt hat (das Oszilloskop mit Zeitungspapier 
abgepolstert,..).

von Bernd S. (bernds1)


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@souleye: Danke für die Erklärung :-)

von Gustav K. (hauwech)


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Jeffrey L. schrieb:
> ... es interessiert mich vielmehr generell
> da ich bisher nie gehört habe, dass ein Verkäufer das
> Versandrisiko auf den Kunden abwälzt.

Man muss aufpassen, viele Erklärungen sind schlicht und ergreifend 
unwirksam. Z.B. ist der Hinweis "keine Rücknahme" unwirksam, wenn die 
Artikelbeschreibung abweicht oder Mängel nicht benannt wurden.

Natürlich kann man unversichert verschicken, dann darf man den Artikel 
bei (vorgetäuschtem) Nichterhalt nochmals verschicken (diesmal 
versichert). Man zahlt als Verkäufer die Versandkosten und den 2. 
Artikel aus eigener Tasche. Stellt man sich stur, wird man sich eine 
neg. Bewertung einhandeln. Wenn man das als Verkäufer einmal durch hat, 
nimmt man Abstand davon.

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