Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Welche Russ. Bauelemente sind das? (Mit Auflösung)


von michael_ (Gast)


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Ich habe ein Blechgehäuse zur Demontage bekommen.
Es ist ein Eigenbau, ein absoluter Drahthaufen, welcher aber anscheinend 
funktioniert hat.
Kann nach FuA von 1971 sein, steht drauf.
Da sind Bauelemente drin gewesen, die ich noch nie gesehen hatte.
Voll mit Isolierband umwickelt und einfach reingelegt.

Also, was ist auf dem Bild?
Russisch von 1968, das TO220 dient als Größenvergleich.

von Farad Ferrad (Gast)


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Das dürften Tonnenkondensatoren aus dem Leistungs-HF Bereich sein oder 
ziemlich ungewöhnliche Elkos wegen des kleinen Plussymbols und der 
auffälligen Wulst.
Da in der UdSSR so einiges im Elektronik Bereich doch recht ungewöhnlich 
war, vor allem im Militärumfeld, und diese Bauteile auch ihren Weg in 
zivile Bastlerhände "gefunden" haben könnte es sich aber auch um Dioden 
handeln.

Insgesamt gab es wohl in den 50er bis in die frühen 70er Jahre sehr 
ungewöhnliche Bauformen auf beiden Seiten des "Eisernen Vorhangs" vor 
allem wenn es um den Industrieellen und Militärischen Bereich ging.

Farad Ferrad

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Kannst du denn die Beschriftung nochmal fotografieren?

Ach ja: was sagt denn ein 08/15-Bauteilprüfer (oder ersatzweise ein
Multimeter) dazu?

: Bearbeitet durch Moderator
von michael_ (Gast)


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Morgen löse ich auf :-)

Bei der Bezeichnung habe ich absichtlich nur das "+" sehen lassen.
Sonst wäre es zu leicht.
Tonnenkondensatoren sind es nicht.
Aber sie funktionieren wie vor 50 Jahren.

von Marek N. (Gast)


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Selen-Dioden im Stahlgehäuse.
Pluspol außen

von Der Dreckige Dan (Gast)


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MIL-Tantals mit 50V?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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michael_ schrieb:
> Bei der Bezeichnung habe ich absichtlich nur das "+" sehen lassen.
> Sonst wäre es zu leicht.

Albern.

Welcher Hersteller ist das Auto auf disem "Bild"?
1
  _/TT\_
2
 (_ ||_ E
3
   O   O

Ach was, da kann man gar keine Details erkennen?
So was aber auch.

Beitrag #5247257 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Eulenspiegel (Gast)


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> Tonnenkondensatoren sind es nicht.
> Aber sie funktionieren wie vor 50 Jahren.

Plutoniumbatterien.
doppelt schutzisoliert.
da, wo der Draht rauskommt, sieht man ein helles Strahlen.
;-)

von Farad Ferrad (Gast)


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Da macht einer mal ein nettes Thema im Forum auf und es ist auch nicht 
richtig.

Manche gehen wohl zum lachen in Keller und sollten dort am besten wegen 
Gewaltbereitschaft gesperrt werden...

So ein Thema ist doch 1000 mal besser als eine 10exp6 Diskussion über 
Rechtschreibung, Uni oder FH, die böse Politik, die bösen Verleihfirmen 
und andre Troll- und Hetztehmen.

Danke Michael, das ist ein netter Spaß und sollte nicht auf der 
Vorweihnachtszeit beschränkt bleiben.

Großes Daumen hoch!

von Bürovorsteher (Gast)


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Tantalelkos mit flüssigem Elektrolyten, was sonst.

von C. A. Rotwang (Gast)


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Farad Ferrad schrieb:
> Da macht einer mal ein nettes Thema im Forum auf und es ist auch nicht
> richtig.

Das Thema ist nett, die Präsentation als Kinderrätsel ist Scheisse.

Zumal ein miesepetriger Unterton aka "Guck mal was für Scheisse die 
Russen schnitzen - zum Kaputtlachen".
Wo die Bauteile fabriziert worden sind interessiert nur den Spötter, 
aber nicht den Bastler.

Persönlich würde ich auch auf Gleichrichter tippen, wobei die Kapselung 
für selen eher ungewöhnlich ist. oder auf Durchführungs-irgendwas.

von Bürovorsteher (Gast)


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Baureihen ЭТО-1 und ЭТО-2, fast ohne Kapazitätsverlust über 50 Jahre, 
exzellente Dichtung, keine Explosions- oder Branderscheinenungen wie 
beim heute üblichen Müll.
Die sind so gut, dass sie heute sogar angekauft werden (Fertigung 
offenbar eingestellt).

von Martin S. (sirnails)


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Ich glaube, dieses aufwändige Gehäuse hat man nicht aus Spaß gemacht, 
sondern weil man musste (oder meinte, man müsse). Daher würde ich 
Kondensator mal ausschließen. Auch der Verguss ist recht aufwändig für 
eine Primitivkomponente. Gut, als Schutz vor eindringender 
Luftfeuchtigkeit könnte das natürlich sein.

Dennoch würde ich eher auf Halbleiter tippen. Das Gehäuse könnte eine 
Abschirmung gewesen sein. Oder es dient zur Aufnahme eines Kühlkörpers.

Ich mutmaße daher, es ist eine Diode im oberen Frequenzbereich.

von Farad Ferrad (Gast)


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Hallo

"Zumal ein miesepetriger Unterton aka "Guck mal was für Scheisse die
Russen schnitzen - zum Kaputtlachen"."

Das ist deine Interpretation.
Wie wohl die meisten anderen hier finde ich es faszinierend und 
erstaunlich was es für "seltsame" Bauformen in den 50-70er Jahren im 
Elektronikbereich gab und zwar Weltweit.
Schau dir mal frühe Transistoren an, fast alles im Militärischen 
Bereich, wenn es um Leistung im HF Bereich geht oder die frühe 
integrierte Digitaltechnik (Logikgatter etc.), vieles aus den 
Avionikbereich usw.
Da war fast nichts "Normal" nach unseren heutigen Vorstellungen.

Farad Ferrad - der auch als Erwachsener manchmal noch Kind ist...

von Bürovorsteher (Gast)


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> Daher würde ich Kondensator mal ausschließen.

Es ist definitiv ein Tantalelko.

von Martin S. (sirnails)


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Bürovorsteher schrieb:
>> Daher würde ich Kondensator mal ausschließen.
>
> Es ist definitiv ein Tantalelko.

Ja, die Lösung wurde ja schon gepostet.

von npn (Gast)


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Martin S. schrieb:
> Ja, die Lösung wurde ja schon gepostet.

Wo? Das letzte, was der TO gepostet hatte, war:

michael_ schrieb:
> Morgen löse ich auf :-)

von michael_ (Gast)


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Ich bin froh, dass ich meine Gedanken nochmal überschlafen habe.

Es sind gepolte Kondensatoren mit 200µF und 50V der Baureihe ЭТО-2.
Kapazität ist noch i.O.

Zuerst dachte ich an Alu-Elyt.
Für diese Zeit wären die aber zu klein.
Also Tantal. Oder gibt es noch andere Techniken?
Das massive Gehäuse soll wahrscheinlich bei einem Brand die andere 
Elektronik schützen.


Bürovorsteher schrieb:
> Baureihen ЭТО-1 und ЭТО-2, fast ohne Kapazitätsverlust über 50 Jahre,
> exzellente Dichtung, keine Explosions- oder Branderscheinenungen wie
> beim heute üblichen Müll.
> Die sind so gut, dass sie heute sogar angekauft werden (Fertigung
> offenbar eingestellt).

Hast gewonnen, den "Luftorden Erster Klasse"!

von Lutz H. (luhe)


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Glaube ich erst, wenn ich ein Auflösungsfoto mit der Bezeichnung sehe.


Die G...Fotosuche brachte kaum Bilder des Schmuckstücks. :-)

von M.N. (Gast)


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michael_ schrieb:
> Also Tantal. Oder gibt es noch andere Techniken?

Die Sovjets haben aber eher auf Niob gesetzt: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Niob-Elektrolytkondensator#Geschichte

von Bürovorsteher (Gast)


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Das T in der Baureihenbezeichung steht für Tantal.

von Peter D. (peda)


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Ich habe auch noch solche Tantals aus meiner NVA-Zeit rumliegen.
Auf Deinem Foto ist 50B zu erkennen, also 50V.

von michael_ (Gast)


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Hier nochmal ein Bild mit Bezeichnung.
Es waren auch noch 1000µF 30v in der Abmessung 33 X 90mm verbaut.
Aber das sind sicher Papierkondensatoren.

von Putin (Gast)


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steht doch drauf, 200µF 50Volt. Kondensator

von M.N. (Gast)


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Bürovorsteher schrieb:
> Das T in der Baureihenbezeichung steht für Tantal.

OK, hätte nicht gedacht, dass die Tantal-Technologie damals und um Osten 
schon so weit fortgeschritten war.
Datenblatt wäre jetzt der HighLight.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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M.N. schrieb:
> Bürovorsteher schrieb:
>> Das T in der Baureihenbezeichung steht für Tantal.
>
> OK, hätte nicht gedacht, dass die Tantal-Technologie damals und um Osten
> schon so weit fortgeschritten war.

Die Russen hatten etliches krasse Zeug in ihrem Militärgerät. Und 
natürlich war das außerhalb des RGW relativ unbekannt. Persönlich habe 
ich nur Berührung mit Nuvistoren gehabt, aber was an Technik in den 
SDR's (Passiv-Radar) gesteckt hat, kann ich mir zumindest lebhaft 
vorstellen.

> Datenblatt wäre jetzt der HighLight.

Suche nach "это-2 конденсатор" auf Google fördert etliches zutage. Und 
der Google Translator übersetzt auch gern.

von Ordner (Gast)


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M.N. schrieb:
> Bürovorsteher schrieb:
>> Das T in der Baureihenbezeichung steht für Tantal.
>
> OK, hätte nicht gedacht, dass die Tantal-Technologie damals und um Osten
> schon so weit fortgeschritten war.

Naja, ich würde de Nachbau einer ausserhalb der Gemeinschaft der 
Räterepubliken seit Jahrzehnten bekannten Technologie nicht als 
fortschrittlich bezeichnen. Tantal-C gibbets seit den Dreißigern, 
wahrscheinlich mussten die Jünger des roten Sterns nicht mal ihren 
Geheimdienst bemühen, sondern entnahmen alles wesentliche 
Fachveröffentlichungen und reverse Engineering.

Axel Schwenke:
>Die Russen hatten etliches krasse Zeug in ihrem Militärgerät.

Krass ist gut, ich erinnere mich einer Führung an der 
Troposssphärenfunkstation Wollenberg, bei der berichtet würde das ganze 
Berge von "verbrannten" Magnetrons ausgehoben worden, weil die Genossen 
keinen vernünftiges Ölkreislauf zur Kühlung hatten.

http://www.bunker-wollenberg.eu/index.php/das-qmuseumq-bunker-wollenberg

von Oha (Gast)


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Ordner schrieb:
> Troposssphärenfunkstation

Klemmt bei dir die "s"-Taste?
Troposphäre wird mit einem "s" geschrieben, nicht mit dreien :-)

von Ordner (Gast)


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Oha schrieb:
> Ordner schrieb:
>> Troposssphärenfunkstation
>
> Klemmt bei dir die "s"-Taste?
> Troposphäre wird mit einem "s" geschrieben, nicht mit dreien :-)

Das ist lautmalerisch gemeint, der säuselnde Klang des Trägers in den 
Sphären ;-)

von Jens G. (jensig)


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>Klemmt bei dir die "s"-Taste?
>Troposphäre wird mit einem "s" geschrieben, nicht mit dreien :-)

Das war eben eine troposssssssphärische Störung ...

von Uwe D. (monkye)


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Axel S. schrieb:
> SDR's (Passiv-Radar)

Wenn Du SDR kennst, dann sicher auch KRTP 81?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Uwe D. schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> SDR's (Passiv-Radar)
>
> Wenn Du SDR kennst, dann sicher auch KRTP 81?

Klar. 1988-90 auf dem Schwarzen Kopf bei Zella-Mehlis.


PS: ach guck mal http://www.manfred-bischoff.de/fuaz-sued.htm

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Hmm, ich habe hier auch Tantalelkos aus 1974 die noch die aufgedruckte 
Kapazität haben.
Bekomme ich jetzt auch einen Orden oder kauft sie mir jemand zu 
Goldeselpreisen ab, oder gilt das nur für russische Produkte, weil das 
Überleben nur dort so selten war und im Westen selbstverständlich ?

von Uwe D. (monkye)


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Axel S. schrieb:
> Uwe D. schrieb:
>> Axel S. schrieb:
>>> SDR's (Passiv-Radar)
>>
>> Wenn Du SDR kennst, dann sicher auch KRTP 81?
>
> Klar. 1988-90 auf dem Schwarzen Kopf bei Zella-Mehlis.
>
>
> PS: ach guck mal http://www.manfred-bischoff.de/fuaz-sued.htm

Hab mal per Mail geantwortet...

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> nur für russische Produkte

Namaste

: Bearbeitet durch User
von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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oh sind  Wessis etwa noch schneller beleidigt als die Ossis?

Namaste

: Bearbeitet durch User
von Eulenspiegel (Gast)


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> russische Produkte

Das entscheidende ist das eigenwillige und zeitlos schöne Design.
.-)

von Uwe D. (monkye)


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Eulenspiegel schrieb:
>> russische Produkte
>
> ... zeitlos schöne Design....


Wohl eher das verfahrenstechnisch Machbare und die der Bauart nach zu 
erwartenden physikalisch-chemischen Eigenschaften führen zum Design. 
(also im Sinne von -40C am Einsatzort oder eben +50C)

von Gerald B. (gerald_b)


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Ist zwar schon etwas über 30 Jahre her, aber russische Militärtechnik 
ist etwas eigenwillig und simpel.
Bspw. die Umschaltung für unterschiedliche Munitionsarten, die 
unterschiedliche ballsistische Kurven beim Verschießen voraussetzt: kann 
man elektronisch mittels Tabelle im ROM machen - man kann es aber auch 
mechanisch mit 3 Kurvenscheiben und einem umschaltbaren Nocken machen, 
der jeweils eine der Kurvenscheiben abtastet. Ist garantiert EMP sicher 
:-)
Neben umfangreichen Tests aller möglicher Betriebsparamater war mein 
Lieblingstest die Simulation eines 24 stündigen Bahntransports. Das 
Gerät wurde in die originale Transportbox verpackt auf einem Prüfstand 
mit 1KW Motor und Exzenter montiert. Danach wurde eingeschaltet und das 
Wummern der Schwellen und Schienenstöße im Güterwagon simuliert :D

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