Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kondensatornetzteil 3-phasig - wie schützen?


von Karl (Gast)


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Von Texas Instruments gibt es eine Schaltung zu einer 
Spannungsversorgung aus einem 3-phasigen Netz mittels 
Kondensatornetzteil, Application Report SLAA391.

Die Dimensionierung ist soweit klar, auch dass die Kondensatoren X2 sein 
müssen.

Aber was sind die L1 bis L3 "ferrite" an den Phasen? Ist das sowas: 
https://3.imimg.com/data3/FS/SN/MY-6010684/ferrite-beads-250x250.png

Wofür sind die da?

Und warum ist L4 mit 4mH so groß gewählt?

Auf welche Spannung sollte man VZ1 bis VZ3 auslegen?

von Karl (Gast)


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Achso, der im Dokument erwähnte Application Report SLAA024 geht da 
leider auch nicht drauf ein.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Karl schrieb:
> Und warum ist L4 mit 4mH so groß gewählt?

Kondensatornetzteile haben den grossen Nachteil, das der Blindwiderstand 
des C mit der Frequenz sinkt. Transienten/Spikes auf dem Netz gehen also 
'ungebremst' durch den Kondensator. Dem soll die Drossel entgegenwirken, 
deren Imepdanz ja mit der Frequenz ansteigt. In geringerem Maß tun das 
auch die drei kleinen Drosseln.

Karl schrieb:
> Auf welche Spannung sollte man VZ1 bis VZ3 auslegen?

Ich würde so etwa 300V~ dimensionieren - kann auch etwas mehr sein. Wenn 
man die Spannung zu niedrig ansetzt, blasen etwaige Transienten den 
Dingern immer wieder das Lebenslicht aus.

: Bearbeitet durch User
von Karl (Gast)


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Ich dachte für Schutz gegen zu hohe Ströme bei Transienten sind 
hauptsächlich die Reihenwiderstände da.

Idee: Wenn ich das Kondensatornetzteil wie in einem anderen Thread 
diskutiert wird durch ein Schaltnetzteil ersetze, bräuchte ich nur 3 
Dioden, dann für Netzspannung ausgelegt, und könnte neben den 
Kondensatoren und Reihenwiderständen auch die Drossel L4 weglassen? L1 
bis L3 dann drinlassen?

von Elektrofan (Gast)


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Was für ein Aufwand!

von Karl (Gast)


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Wo ist der Aufwand? Im Kondensatornetzteil oder im Schaltnetzteil?

von hinz (Gast)


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Elektrofan schrieb:
> Was für ein Aufwand!

Einfach mal die Überschrift der SLAA391 lesen.

von Karl B. (gustav)


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Matthias S. schrieb:
> Kondensatornetzteile haben den grossen Nachteil, das der Blindwiderstand
> des C mit der Frequenz sinkt.

Hi,
habe gerade so einen Fall.
Etwa 10 Jahre lang hat die Schaltuhr im Bild klaglos Ihren Dienst 
versehen.
Jetzt wollte ich vor zwei Wochen die Weihnachtsbeleuchtung damit 
schalten.
Dazu musste ich sie aus ihrer angestammten Steckdose nehmen.
Komisch, sobald ich sie in die andere Steckdose steckte, schnarrte das 
Relais und die "on" LED leuchtete ständig.
Batteriewechsel brachte nichts, die alte Batterie war auch noch voll. 
Erst in in der anderen Steckdose eingesteckt, konnte ich die Uhr neu 
"programmieren".
OK. dann schaltete sie wie gewohnt ohne Probleme.
Jetzt habe ich die Weihnachtsbeleuchtung abgebaut, und wieder dasselbe 
Problem.
Der Übeltäter war schnell gefunden.
Der C im Kondensatornetzteil 0,33 uF hatte nur noch 159 nF. Nach 
Austausch kam das "Schnarren" nicht mehr vor.

Dieser Vorfall bestätigt irgendwie meine Abneigung gegen 
Kondensatornetzteile.

Kann sein, dass der Kondensator durch zahlreiche Spikes im Netz und 
damit verbundenen "Selbstheilungsprozessen" mit der Zeit seine Kapazität 
mehr und mehr verloren hat. Auch fällt mir auf, dass der jetzt neue 
eingesetzte mindestens für 275V ausgelegt ist. Wir hatten ja, wie 
berichtet, zeitweise im Sommer hier ca. 260 V Netzspannung. Das tat dem 
250V Kondi bestimmt nicht gut.

ciao
gustav

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Karl schrieb:
> Ich dachte für Schutz gegen zu hohe Ströme bei Transienten sind
> hauptsächlich die Reihenwiderstände da.

Nö. Ein ohmscher Widerstand lässt bei Transienten ja nur linear 
proportional mehr Strom durch und ist nicht frequenzabhängig. Der 
Frequenzabhängigkeit des C wirkt die Spule durch ihre gegenteilige 
Impendanz entgegen.
Ein C bei 50Hz hat 100mal so viel Blindwiderstand wie bei 5kHz und 
belastet im o.a. Fall bei einer Spitze mit dieser Frequenz die Z-Diode 
recht ordentlich. Nun lass da mal eine 100kHz Transiente anstehen...

Das gemeine Kondensatornetzteil besteht also aus einem Hochpass, dem die 
Drossel gegensteuern soll.

: Bearbeitet durch User
von Dieter (Gast)


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Trotz Sternschaltung, bitte die Kondensatoren mit Festigkeit für 400V 
(AC, Wechselstrom) auslegen (z.B. für Fehlerfall einer Phase). Eine 
Feinsicherung für jede Phase wäre noch sinnvoll. Die Zenerdiode sollte 
im Falle eines Kondensatordurchbruches so viel Strom führen können, dass 
die Sicherung auch sicher auslöst.

von Karl (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Ein ohmscher Widerstand lässt bei Transienten ja nur linear
> proportional mehr Strom durch und ist nicht frequenzabhängig.

Schon, aber im ungünstigsten Fall - auf Scheitelspannung geladener 
Kondensator wird im Moment des entgegen gepolten Scheitels zugeschalten 
- stehen da 650V drüber und der Stromimpuls wird auf 1A begrenzt.

Spannungsspitzen über der Scheitelspannung sollten ja die VDRs 
wegnehmen. Die es in einem "normalen" Kondensatornetzteil, z.B. 
LED-Lampe, nicht gibt.

Dieter schrieb:
> Die Zenerdiode sollte
> im Falle eines Kondensatordurchbruches so viel Strom führen können, dass
> die Sicherung auch sicher auslöst.

Ich hab schon überlegt, ob hier eine Transorb-Diode besser wäre.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Karl schrieb:
> Schon, aber im ungünstigsten Fall - auf Scheitelspannung geladener
> Kondensator wird im Moment des entgegen gepolten Scheitels zugeschalten
> - stehen da 650V drüber und der Stromimpuls wird auf 1A begrenzt.

Ich nehme mal an, das TI den Vorschlag sowieso nur als Note versteht, 
denn es fehlen z.B. auch die Entladewiderstände über jedem Kondensator.

Ganz allgemein finde ich ein Kondensatornetzteil für 3 Phasen sowieso in 
99% der Fälle Unsinn, denn es reicht ja eine Phase, um so eine geringe 
Leistung, wie sie da rauskommt, zu gewinnen. Was will man also damit? 
Ausfallsicherheit? Dann nimmt man sowieso kein solches Netzteil, sondern 
ein richtiges, bei dem weniger die Gefahr besteht, das es einfach von 
alleine kaputt geht.

von hinz (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Ganz allgemein finde ich ein Kondensatornetzteil für 3 Phasen sowieso in
> 99% der Fälle Unsinn, denn es reicht ja eine Phase, um so eine geringe
> Leistung, wie sie da rauskommt, zu gewinnen. Was will man also damit?
> Ausfallsicherheit? Dann nimmt man sowieso kein solches Netzteil, sondern
> ein richtiges, bei dem weniger die Gefahr besteht, das es einfach von
> alleine kaputt geht.

In der AN gehts es um einen Drehstromzähler!

von Dieter (Gast)


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VZ1 bis VZ3 sind bereits die Varistoren (VDRs) gegen kurze 
Überspannungsspikes, ab ca. 650...700V (240*sqrt(3)*sqrt(2)=590).

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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hinz schrieb:
> In der AN gehts es um einen Drehstromzähler!

Das ist ja umso schlimmer :-P Gut, das ich das nicht gelesen habe, sonst 
bräuchte ich gleich wieder meine Tabletten :-)

von oszi40 (Gast)


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hinz schrieb:
> In der AN gehts es um einen Drehstromzähler!

Aus welchem Jahrtausend stammt diese Idee? Im Zeitalter von 
Schaltnetzteilen, LED-Lampen und anderen bösen Verbrauchern mit steilen 
Flanken wird der Kondensator wohl "mit etwas mehr" als schönen 50Hz 
sinusförmig belästigt werden.

von Karl (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> denn es reicht ja eine Phase, um so eine geringe
> Leistung, wie sie da rauskommt, zu gewinnen. Was will man also damit?

Im anderen Thread steht was von einer Phase und diese mit 70% 
Nennspannung. Deswegen sind anscheinend die Kondensatoren so gnadenlos 
überdimensioniert.

Ich tendiere auch eher zu den kleinen Meanwell-Switchern. Im Leerlauf 
75mW gegenüber 300mW Verlust an der Zenerdiode, dabei mit 600mA 
gegenüber 20mA würde sogar ein beleuchtetes Display erlauben und die 3 
X2 Kondensatoren und die Vorwiderstände nehmen gut so viel Platz weg wie 
der Switcher.

oszi40 schrieb:
> Aus welchem Jahrtausend stammt diese Idee?

Unter der Beschreibung von TI steht März 2008.

von Karl B. (gustav)


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Karl B. schrieb:
> Komisch, sobald ich sie in die andere Steckdose steckte, schnarrte das
> Relais und die "on" LED leuchtete ständig.

OK,
es hätte auch schlimmer kommen können, die Kontakte hätten flattern 
können und den Verbraucher so mit Schmor-Wackelkontakt schalten und 
damit einen sog. "seriellen Lichtbogen" entstehen lassen können.
Wieder ein Fall für den "neuen" AFDD-Schalter.
Möchte nicht wissen, wie viele Schaltuhren, um die sich keiner kümmert, 
nicht mehr sauber kontaktieren.
Auch die, die im Verteilerschrank eingebaut sind, haben wegen der 
Platzprobleme oft Kondensatornetzteile, die, wie man, sieht 
Alterungserscheinungen zeigen.

ciao
gustav

von MaWin (Gast)


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Dieter schrieb:
> Trotz Sternschaltung, bitte die Kondensatoren mit Festigkeit für 400V
> (AC, Wechselstrom) auslegen (z.B. für Fehlerfall einer Phase). Eine
> Feinsicherung für jede Phase wäre noch sinnvoll. Die Zenerdiode sollte
> im Falle eines Kondensatordurchbruches so viel Strom führen können, dass
> die Sicherung auch sicher auslöst.

Skurrile wirklichkeitsfremde Vorschläge. Ein X2 Kondensator hält sowieso 
2500V aus, und normale z.B. MKS mit 400V würden die Dauerbelastung nicht 
ertragen und den surge nicht überstehen, die Funktion deiner 
Feinsicherung übernimmt normalerweise der sowieso nötige 
Spitzenstrombegrenzungswiderstand als Sicherungswiderstand, und keine 
Z-Diode überlebt den Abschaltstrom einer Haussicherung, zumal der schon 
genannte Strombegrenzungswiderstand sowieso auf geringere Ströme 
limitiert - immer noch zu viel als Diodendauerstrom bis zum Auslösen des 
Sicherungswiderstandes, aber er erlaubt der Z-Diode zumindest den 
Einschaltspitzenstrom zu überstehen - aber nur in Zusammenarbeit mit dem 
parallelgeschalteten Elko.

Rechne deine Wunschmärchen einfach mal mit LTSpice durch um zu sehen, 
wie weit deine Anforderungen überschritten werden und wie viel Mühe man 
schon hat, den normalen Betrieb des Kondensatornetzteils innerhalb der 
Bauteilspecs zu halten.

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