Bei Gesprächen im medizinischen Kontext hörte ich jemanden sagen: "Er hat zu lange zugewartet" - das Wort "zuwarten" war mir im Gebrauch neu / steht aber im Duden. Aber was ist der Unterschied zu "warten" bzw. zu "Er hat zu lange gewartet"?
Ich kenne das Wort auch nicht, aber der Web-Duden nennt den gängigeren Begriff "abwarten" als Synonym und darüberhinaus die Umschreibung "die Zeit verstreichen lassen, ohne zu handeln". Damit sollte einigermaßen klar sein, was damit gemeint ist.
Das ist wie mit dem Allerersten, Allerletzten, Aller....sonswas Wenn es vor dem Ersten noch einen Allerersten gäbe, dann wäre der Erste kein Erster mehr. Das sind Füllworte, weil manchen Leuten die deutsche Sprache sonst zu einfach wäre. Der Duden übernimmt dann auch jeden Quatsch, er muss nur oft genug vorkommen. Auch bei einem GAU (grösst anzunehmender Unfall) reicht ein Superlativ nicht aus, es wird einfach noch eins drauf gesetzt und der SuperGAU erfunden. Das Wort warten ist einfach zu einfach, man macht zuwarten draus. Es gibt noch unzählige Beispiele für solchen Quatsch.
Meine letzte Grammatikstunde ist schon etwas her, glaube aber das es letztlich nur eine etwas korrektere Grammatik in Bezug auf die Zeitform ist
Max M. schrieb: > glaube aber das es > letztlich nur eine etwas korrektere Grammatik in Bezug auf die Zeitform > ist ? Erklär mal..
Ich kenne das Wort schon, verwende es auch, allerdings hab ich noch nie so genau drüber nachgedacht ;-) Vermutlich ist es doch etwas österreichisch gefärbt. Am ehesten kann man es vielleicht als Unterschied zu "abwarten" erklären: Abwarten bezieht sich auf das Eintreten eines bestimmten Ereignisses (ich warte ein Ergebnis ab) während "zuwarten" eher offen ist (so in der art "schau'mer mal") Nachtrag: falls wer unsere Sprache lernen will: https://www.gscheat.at
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Hallo, Lothar M. schrieb: > Auch bei einem GAU (grösst anzunehmender Unfall) reicht ein Superlativ > nicht aus, es wird einfach noch eins drauf gesetzt und der SuperGAU > erfunden. Auch wenn das mit dem Allerersten stimmt, der SuperGAU ist tatsächlich etwas anderes: Eine Industrieanlage/Atomkraftwerk/... muss so ausgelegt werden, dass verschiedene Störfälle ohne weiteren Schaden für die Bevölkerung behandelt werden können. Es muss also z.B. eine bestimmte Redundanz vorhanden sein, wenn einmal etwas ausfällt - wie etwa ein zweiter Kühlkreislauf oder ein Notstromaggregat. Die schlimmsten Störfälle werden nun "Größter anzunehmender Unfall" genannt, wichtig ist hier das "anzunehmend". Dies bestimmt nämlich, welche Vorfälle bei der Auslegung der Anlage "anzunehmen" sind. Tritt nun ein Störfall ein, der schwerwiegender ist als der Auslegungsfall, wie z.B. wenn nicht nur eine Stromversorgung ausfällt, sondern auch gleich das Notstromaggregat und die Notfallbatterien, wie in Fukushima, dann ist dieser Störfall ein "Super-GAU". (Beispiel: der GAU für Fukushima war ein 7 Meter Tsunami, der Super-GAU der dann passiert ist war der 9 Meter Tsunami). D.h. immer dann, wenn die Bevölkerung betroffen ist, ist es ein Super-GAU, denn der GAU muss ja von dem Anlagenbetreiber ohne Schaden für Außenstehende beherrscht werden. Schöne Grüße, Martin
Michael R. schrieb: > Vermutlich ist es doch etwas österreichisch gefärbt. Da hast du aber schnell geschalten... ;-) https://www.dwds.de/wb/zuwarten
Lothar M. schrieb: > https://www.dwds.de/wb/zuwarten Dann scheint es wohl keinen Unterschied in der Bedeutung zu geben, oder man versteht den Unterschied nur, wenn man lange genug weit südlich wohnt.. :-)
Martin L. schrieb: > D.h. immer dann, wenn die Bevölkerung betroffen ist, ist es ein > Super-GAU, denn der GAU muss ja von dem Anlagenbetreiber ohne Schaden > für Außenstehende beherrscht werden. Ein Unfall der beherrscht werden kann, kann niemals ein Grösst im Namen führen. Grösst ist ein Superlativ! Da gibt es keine Einschränkung und kein Deuteln!
Lothar M. schrieb: > Da gibt es keine Einschränkung und kein Deuteln! Kann es einen blauen Ball geben, der grösser als der grösste gelbe Ball ist, wo doch deiner Ansicht nach ohne Einschränkung und ohne Deuteln der grösste gelbe Ball der grösste Ball überhaupt ist? ;-)
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A. K. schrieb: > Kann es einen blauen Ball geben, der grösser als der grösste gelbe Ball > ist, wo doch deiner Ansicht nach ohne Einschränkung und ohne Deuteln der > grösste gelbe Ball der grösste Ball überhaupt ist? ;-) Wenn "grösst" geschrieben ist, ohne auf Einschränkungen hinzuweisen, dann gilt grösst für alle Bälle!
Beitrag #5290211 wurde vom Autor gelöscht.
A. K. schrieb im Beitrag #5290211: > Ist "gelb" eine solche Einschränkung? Na klar. Jakob S. schrieb: > Da ist aber eine Einschränkung nämlich größter ANZUNEHMENDER Unfall. Was willst du uns damit sagen? Ob du einen Unfall annimmst, oder ob er wirklich passiert, ist in der Simulation völlig schnurz....und wenn er denn stattfindet, dann kann er von dem Prädikat "grösst" nicht abweichen.
Aaaalso: Du denkst dir ein Szenario für den schlimmsten Unfall den dein Kraftwerk treffen kann aus. Das ist der GAU. Dann legst du das Kraftwerk so aus dass es diesen Fall ohne Schaden der Bevölkerung aushält. Wenn jetzt aber etwas Eintritt was schlimmer ist als dass was du dir ausgedacht und worauf du das Kraftwerk ausgelegt hast ist das der Super-GAU also ein Unfall der schlimmmer ist als der schlimmste den du angenommen hast. Warum ist es jetzt falsch dass im GAU ein superlativ ist?
Lothar M. schrieb: > Was willst du uns damit sagen? Grammatikalische Äquivalenz:
1 | Grösster Grösster |
2 | gelber anzunehmender |
3 | Ball Unfall |
Entweder kann es also keine grösseren Bälle als gelbe geben. Oder es kann grössere Unfälle als anzunehmende Unfälle geben. Streng logisch betrachtet.
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Jakob S. schrieb: > Ich befürchte wir werden getrollt, dass kann doch nicht ernst sein... Erstens: Na und? Zweitens: Das ist ein verlässlich vorgebrachtes Argument, sobald jemand den Begriff SuperGAU erwähnt. Nicht jeder kommt mit sprachlicher Logik zurecht.
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Da könnt ihr versuchen umzudeuten soviel ihr wollt und in der deutschen Sprache von Logik zu sprechen ist wohl ein Scherz. Alleine das Wort Super-GAU ist schon ein Widerspruch insichselbst. Wenn etwas grösser ist, als das grösst, dann ist grösst eben nichtmehr grösst. Das Super setzt sich demnach über das grösst. Ergo ist grösst abgelöst. Genauso wie, der Allererste den Ersten ablöst, denn wenn es einen Allerersten gibt, dann ist der Erste eben der Zweite. Sodenn, damit steig´ ich aus.
Lothar M. schrieb: > in der deutschen Sprache von Logik zu sprechen ist wohl ein Scherz. Sie ist weit mehr als eine chaotische Anordnung unzusammenhängender Wörter, sondern hat eine ausgeprägte Grammatik. Grammatiken natürlicher Sprachen haben zwar keine mathematische Präzision, lassen sich aber dennoch mit mathematischen Methoden analysieren. In der Linguistik, der Wissenschaft menschlicher Sprachen, wirst du den gleichen Grammatikbegriff finden wie in jenem Bereich der Informatik, in dem es um maschinelle Sprachen geht. Das geht beides massgeblich auf Noam Chomsky zurück, einem Linguisten, der mathematische Methoden zur Klassifizierung und Beschreibung menschlicher Sprachen entwickelte.
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Es gibt einen größten anzunehmenden Unfall und einen Unfall der größer ist weil er nicht anzunehmen war. Ist das so schwer? Das ist wie als würde Ich sagen es kann keinen größeren Planeten geben als den größten bekannten Planeten weil in größter bekannter Planet ein größter ist.
Naja, wenn man statt vom Super-GAU eben vom GNAU (großer nicht angenommer Unfall) sprechen würde, wäre das vielleicht eindeutiger, klingt aber seltsam.
Wikipedia bringt es, ähnlich wie Jakob Staudt es bereits sagte, auch ganz gut auf den Punkt: >Bei auslegungsüberschreitenden Störfällen wird häufig von einem Super-GAU gesprochen. Während die Folgen eines GAUs für Mensch und Umwelt bei Funktionieren der Sicherheitsmaßnahmen nicht spürbar sind, kommt es bei einem Super-GAU zu einer Kontamination der Umwelt. Mit „Super-“ wird angedeutet, dass die Folgen des GAUs übertroffen werden. Dabei wird die Vorsilbe super in der ursprünglichen lateinischen Bedeutung ‚über‘, ‚darüber hinaus‘ verwendet. Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Auslegungsst%C3%B6rfall
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Ich habe das auch immer im lateinischen Sinn von "darüber hinausgehend", also "über das größte angenommene hinaus" verstanden, dann ist das kein Widerspruch in sich. Im oben genannte Link finde ich die Grafik sehr interessant https://www.dwds.de/r/plot?q=zuwarten Demnach ist das Wort "zuwarten" zwischen 1650 und 1700 fast ausgestorben, und im Zeitalter des Historismus Ende des 19.Jh. nochmal schick geworden. Sehr hübsch. "behufs" war auch damals aktuell https://www.dwds.de/r/plot?q=behufs mal weitere seltenere Ausdrücke suchen... bezüglich, dahingehend, nachgerade, wenngleich, obschon, gleichwohl, nichtdestotrotz (gibts erst seit 1930). (Ich hätte erwartet, dass "gleichwohl" zu Schröders Amtszeit nach oben geschnellt sei. Es werden allerdings nur schriftliche Quellen genutzt.) http://www.bedrohte-woerter.de/ da findet man noch mehr, die man mal als Grafik anschauen könnte
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Lothar M. schrieb: > Genauso wie, der Allererste den Ersten ablöst, denn wenn es einen > Allerersten gibt, dann ist der Erste eben der Zweite. wie schreibt man denn nun korrekt? Der Erste Januar ist der allererste Erste des Jahres. Der Allererste im Marathonlauf benötigte 2 Stunden, der erste Jugendliche 2 Stunden 55 Minuten. D.h. wenn es mehrere Bewertungskriterien gibt, kann es in jeder einen Ersten geben. Einer der in allen Kategorien Erster ist, der ist der Allererste. Equivalent Allerletzter usw.
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Lothar M. schrieb: > https://www.dwds.de/wb/zuwarten Es bedeutet also "abwarten". Ich kannte es bisher auch nicht.
Peter D. schrieb: > Es bedeutet also "abwarten". Nein, eigentlich nicht "abwarten" tut man ein bestimmtes Ereignis (ich warte das Ergebnis ab), zuwarten ist offen. anders formuliert: Wenn jemand zuwartet, darf man "tua weida" sagen (selbstverständlich nur, nachdem man vorher "sammas?" gefragt hat), beim abwarten nicht ;-) übrigens, das Beispiel auf dwds ist entschieden sehr eigenartig: > Die Liberalen im Lande warten zu oft auf die Liberalen in Bonn.
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Michael R. schrieb: > übrigens, das Beispiel auf dwds ist entschieden sehr eigenartig: >> Die Liberalen im Lande warten zu oft auf die Liberalen in Bonn. knapp darüber: "maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora". Da ist offenbar der Suchalgorithmus der Maschine zu weit gediehen oder noch eine Macke oder ist mit der Aufgabenstellung überfordert... ;-)
Michael R. schrieb: > anders formuliert: Wenn jemand zuwartet, darf man "tua weida" sagen > (selbstverständlich nur, nachdem man vorher "sammas?" gefragt hat), beim > abwarten nicht ;-) Ins Hochdeutsche würde ich übersetzen: "Bist Du fertig?" "Nein, ich will noch abwarten."
Peter D. schrieb: > Ins Hochdeutsche würde ich übersetzen: > "Bist Du fertig?" > "Nein, ich will noch abwarten." Die korrekte Übersetzung wäre: "Hast du für alle Eventualitäten vorgesorgt oder kann ich dir noch behilflich sein bevor wir gehen?" "Gemma ned am Oasch"
Michael R. schrieb: > Die Liberalen im Lande warten zu oft auf die Liberalen in Bonn. Ist natürlich furchtbares deutsch. Korrekt muss es heißen: "Die Liberalen im Lande tun am Zuwarten auf die Liberalen in Bonn bei dranne sein."
Achim B. schrieb: > "Die > Liberalen im Lande tun am Zuwarten auf die Liberalen in Bonn bei dranne > sein." Dann bleib ich doch lieber beim Hochdeutsch. Bonn ist ü 27 Jahre Geschichte.
Peter D. schrieb: > Bonn ist ü 27 Jahre Geschichte. Trotzdem könnte es da Liberale geben, auf die zugewartet wird. Oder meinst du mit "ist Geschichte" sowas wie "wurde abgerissen"? Dann hab ich was verpasst...
Peter D. schrieb: > Dann bleib ich doch lieber beim Hochdeutsch. > Bonn ist ü 27 Jahre Geschichte. Die Liberalen inzwischen auch.
Rainer U. schrieb: > Bei Gesprächen im medizinischen Kontext hörte ich jemanden sagen: > > "Er hat zu lange zugewartet" - das Wort "zuwarten" war mir im Gebrauch > neu / steht aber im Duden. Aber was ist der Unterschied zu "warten" bzw. > zu "Er hat zu lange gewartet"? Yalu X. schrieb: > Ich kenne das Wort auch nicht, aber der Web-Duden nennt den gängigeren > Begriff "abwarten" als Synonym und darüberhinaus die Umschreibung "die > Zeit verstreichen lassen, ohne zu handeln". Damit sollte einigermaßen > klar sein, was damit gemeint ist. Zwischen "warten" und "abwarten", "hinwarten" und "zuwarten" (werden alle drei im gleichen Sinn verwendet) gibt es einen qualitativen Unterschied, der zwar von Yalu X. angedeutet wurde, aber damit: ...,"ohne zu handeln." nicht vollständig erklärt ist. :) Rainer U. schrieb: > Lothar M. schrieb: >> https://www.dwds.de/wb/zuwarten > > Dann scheint es wohl keinen Unterschied in der Bedeutung zu geben, oder > man versteht den Unterschied nur, wenn man lange genug weit südlich > wohnt.. :-) Richtig ist daran wohl eher nur, daß in den Dialekten des alpenländischen Raumes manches im Sprachgebrauch (noch) üblich ist, das evtl. anderweitig ungebräuchlich ist. ;) Übliche Wörterbücher geben dazu i.d.R. nicht recht viel her. Am schnellsten wird man jedoch beim Rückgriff auf unsere "Sprach-Wurzeln" fündig. V.a. beim Rückgriff in's Mittelhochdeutsche, wobei man nur wissen muß, daß früher "zu"- "zuo"- war. Hat sich manchmal in Dialekten, z.B. dem bayerischen, auch in "zua"- gewandelt. Aus zuowarten von hier: http://www.koeblergerhard.de/mhd/mhd_z.html wird die Bedeutung von "zuwarten" klar. => "zuowarten, zuo warten, zuwarten*, zūwarten*, mhd., sw. V.: nhd. „zuwarten“, aufpassen, aufwarten, bedienen; Q.: Chr (14./15. Jh.); E.: s. ahd. zuowartēn* 3, zuowartōn*, sw. V. (3, 2), achten auf, einnehmen, einen Platz einnehmen, hinschauen; s. zuo, wartēn; W.: nhd. (ält.) zuwarten, sw. V., „zuwarten“, auf einen achten, DW 32, 898; L.: Lexer 503a (zuowarten)" Es ist dabei aber nicht so, daß nicht gehandelt werden würde. Sondern es wird v.a. im medizinischen Bereich "aufpassend" und "achtsam" gehandelt. "Neudeutsch": watch & wait, z.B. bei Krebstherapien. Grüße
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