Hallo zusammen, ich habe an der Klaviatur einer ca. 35 Jahre alten elektronischen Orgel das Problem, dass die Kontakte der Tasten Kontaktprobleme haben. Im beigefügten Foto könnt Ihr (hoffentlich) das Prinzip der Schalter erkennen: drückt man eine Taste auf der Klaviatur, so zieht man eine Feder nach oben, die dann Kontakt zu einem Sammeldraht bekommt. (So wird das von echten Orgeln bekannte Spielgefühl erreicht, dass der Ton bereits bei 1/2 bis 3/4 des Tastenwegs erklingt, die Taste aber noch weiter herunter gedrückt werden kann.) Jede Feder ist mit einem Tonerzeuger verbunden, bzw. bei meiner Umrüstung auf MIDI mit einem PIN auf dem MIDI-Board, woraus dann die MIDI-Events generiert werden. Ich habe bereits zwei Oktaven verdrahtet und sehe beim Drücken und Loslassen einer Taste im MIDI-Log teilweise nicht das erwartete Eventpaar "Note an, Note aus", sondern ein vielfaches dessen. Nun meine Frage: wie mache ich eine solche Kontaktstelle am besten wieder gangbar, dass sie zuverlässig kurzschließt? Ich habe Kupfer-Kontaktpaste (Äronix) zur Hand, wollte vorher aber mal hier nach Erfahrungen/Meinungen fragen. Dummerweise sind die Stellen sehr schwer zugänglich. Die Tasten auszubauen will ich mir wenn möglich ersparen :-) Vielen Dank vorab & Grüße, Simon
Simon M. schrieb: > Ich habe bereits zwei Oktaven verdrahtet und sehe beim Drücken und > Loslassen einer Taste im MIDI-Log teilweise nicht das erwartete > Eventpaar "Note an, Note aus", sondern ein vielfaches dessen. Vermutlich prellen die Kontakte. Da vorher eine andere HW angesteuert wurde, ist das dort vermutlich abgefangen worden und bei deinem neuen MIDI-Anschluss eben nicht. Du wirst wohl den Eingang zu deinem MIDI-Gerät entprellen müssen ...
Simon M. schrieb: > Ich habe bereits zwei Oktaven verdrahtet und sehe beim Drücken und > Loslassen einer Taste im MIDI-Log teilweise nicht das erwartete > Eventpaar "Note an, Note aus", sondern ein vielfaches dessen. Wird einfach Kontaktprellen sein. Welche Zeiten stehen denn in den Midi-Logs, und womit nimmst Du die Tasten auf?
> Wird einfach Kontaktprellen sein. Welche Zeiten stehen denn in den > Midi-Logs, und womit nimmst Du die Tasten auf? Auf die ms genau sehe ich es nicht. Es ist das MIDI-Eventlog von GrandOrgue, einer virtuellen Pfeifenorgel. Das zeichnet nur in Sekunden auf. Genauer formuliert stelle ich drei unterschiedliche Ansprechverhalten fest: I) Taste spricht an, mehrere ON/OFF-Events zum Kontaktzeitpunkt II) Taste spricht zu spät an III) Taste spricht korrekt an, bei weiterem Hub/Senkung der Feder (stets innerhalb des Kontaktschlusses!) aber immer wieder OFF/ON-Events im Log Von Prellen würde man nur im ersten Fall sprechen, korrekt? Ich kann mir vorstellen, dass die Original-Elektronik der Orgel entprellen konnte. Aber das würde mir nix bringen, weil die Entpreller pro Ton nur 1x da sind, und nicht pro Manual. Bei MIDI muss ich den Kontakt ja Pro Manual pro Taste ablesen. Mit I) kann ich notfalls bzw. hoffentlich leben. Das Ansprechverhalten einer echten Pfeifenorgel ist schließlich auch alles andere als in Echtzeit. Mal sehen. II) und III) deute ich als Kontaktproblem. Und vielleicht - nein, vielmehr hoffentlich - ist auch I) letztlich nur ein Kontaktproblem bei Kontaktschluss und kein Prellen. => Könnte die erwähnte Kupfer-Kontaktpaste für II und III eine Lösung sein? Falls ja: welche Vorbehandlung insb. der leicht oxidierten Feder-Oberseite empfehlt Ihr, bevor ich einen dünnen Film der Paste auftrage? Bringt es was, z.b. mit einem Glasradierer anzukratzen? Danke! Simon
Also erstens: Finger weg von Kupferpaste. Den Mist bekommst Du nicht wieder weg und der macht nur Ärger. Zweitens: Finger weg von Glasfaserpinseln. Die Fasern liegen dann überall rum. Kannst Du es auseinanderbauen? Dann einzeln reinigen. Ansonsten wird das halt etwas fummelig. 1. Die Sammelschiene und die Federn mit Kontakt K60 auf einem Tuch abwischen. Dabei aufpassen, dass das nicht an den Kunststoff kommt, enthält Alkohol und falls diese Hebel aus Plexiglas sind, das reagiert auf Alkohol allergisch. Nicht direkt reinsprühen. 2. Die Sammelschiene und die Federn mit feinem Schmirgelpapier (800er oder feiner) abziehen. Das sollte gehen, wenn das K60 die (harte) Oxidschicht angelöst hat. 3. Die Sammelschiene und die Federn mit Spiritus oder besser 99%igem Isopropanol abwischen, um Reste des K60 zu entfernen. Wieder mit dem Kunststoff aufpassen. 4. Die Sammelschiene und die Federn im Kontaktbereich mit einem Schalteröl (https://www.conrad.de/de/kontaktoel-electrolube-eeml200f-200-ml-673373.html) oder Kontaktfett (https://www.conrad.de/de/electrolube-kontaktfett-60-ecg6035sl-25-g-673369.html) abwischen. Nur dünn auftragen. Ja, das Zeug ist teuer. Ist so. Kein WD-40. Kein Batteriepolfett. Keine Kupferpaste, hatten wir schon. Keine Hausmittelchen wie Zahnpaste, die würde zwar auch gehen, aber die bekommst Du von den Federn nicht wieder weg.
Hi Karl, wow, vielen Dank für die ausführliche Antwort. Auseinanderbauen: kann ich knicken. Wenn, dann muss es so gehen. Wird zwar richtig fummelig, aber das ist es mir dann wert. Zwei Dinge merke ich mir: keine Kupferpaste und keine Kupferpaste :-) (Darf ich als quasi-Laie fragen, warum genau? Verändert die sich? Zieht sie Schmutz an? Oder ists einfach nicht "lege artis"?) Danke & Grüße! Simon
Was passiert mit Kupfer an Luft? Es korrodiert. Was passiert mit Eisen (die Sammelschiene ist möglicherweise ein Stahldraht, sehe ich nicht genau) und Kupfer an Luft und Feuchtigkeit? Das (edlere) Kupfer oxidiert das (unedlere) Eisen. Und kontaktmäßig bringen die Kupferpartikel in der Paste gar nichts. Kupferpaste als Trennmittel in Schraubverbindungen oder Dichtungen funktioniert, weil das Kupfer da unter Luftabschluss eingepresst ist.
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