Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Kontaktprobleme an Federkontakten einer Klaviatur


von Simon M. (simon121)


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Hallo zusammen,

ich habe an der Klaviatur einer ca. 35 Jahre alten elektronischen Orgel 
das Problem, dass die Kontakte der Tasten Kontaktprobleme haben.

Im beigefügten Foto könnt Ihr (hoffentlich) das Prinzip der Schalter 
erkennen: drückt man eine Taste auf der Klaviatur, so zieht man eine 
Feder nach oben, die dann Kontakt zu einem Sammeldraht bekommt.
(So wird das von echten Orgeln bekannte Spielgefühl erreicht, dass der 
Ton bereits bei 1/2 bis 3/4 des Tastenwegs erklingt, die Taste aber noch 
weiter herunter gedrückt werden kann.)
Jede Feder ist mit einem Tonerzeuger verbunden, bzw. bei meiner 
Umrüstung auf MIDI mit einem PIN auf dem MIDI-Board, woraus dann die 
MIDI-Events generiert werden.

Ich habe bereits zwei Oktaven verdrahtet und sehe beim Drücken und 
Loslassen einer Taste im MIDI-Log teilweise nicht das erwartete 
Eventpaar "Note an, Note aus", sondern ein vielfaches dessen.

Nun meine Frage: wie mache ich eine solche Kontaktstelle am besten 
wieder gangbar, dass sie zuverlässig kurzschließt?

Ich habe Kupfer-Kontaktpaste (Äronix) zur Hand, wollte vorher aber mal 
hier nach Erfahrungen/Meinungen fragen. Dummerweise sind die Stellen 
sehr schwer zugänglich. Die Tasten auszubauen will ich mir wenn möglich 
ersparen :-)

Vielen Dank vorab & Grüße,
Simon

von HildeK (Gast)


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Simon M. schrieb:
> Ich habe bereits zwei Oktaven verdrahtet und sehe beim Drücken und
> Loslassen einer Taste im MIDI-Log teilweise nicht das erwartete
> Eventpaar "Note an, Note aus", sondern ein vielfaches dessen.

Vermutlich prellen die Kontakte. Da vorher eine andere HW angesteuert 
wurde, ist das dort vermutlich abgefangen worden und bei deinem neuen 
MIDI-Anschluss eben nicht.
Du wirst wohl den Eingang zu deinem MIDI-Gerät entprellen müssen ...

von Karl (Gast)


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Simon M. schrieb:
> Ich habe bereits zwei Oktaven verdrahtet und sehe beim Drücken und
> Loslassen einer Taste im MIDI-Log teilweise nicht das erwartete
> Eventpaar "Note an, Note aus", sondern ein vielfaches dessen.

Wird einfach Kontaktprellen sein. Welche Zeiten stehen denn in den 
Midi-Logs, und womit nimmst Du die Tasten auf?

von Simon M. (simon121)


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> Wird einfach Kontaktprellen sein. Welche Zeiten stehen denn in den
> Midi-Logs, und womit nimmst Du die Tasten auf?

Auf die ms genau sehe ich es nicht. Es ist das MIDI-Eventlog von 
GrandOrgue, einer virtuellen Pfeifenorgel. Das zeichnet nur in Sekunden 
auf.

Genauer formuliert stelle ich drei unterschiedliche Ansprechverhalten 
fest:

I) Taste spricht an, mehrere ON/OFF-Events zum Kontaktzeitpunkt
II) Taste spricht zu spät an
III) Taste spricht korrekt an, bei weiterem Hub/Senkung der Feder (stets 
innerhalb des Kontaktschlusses!) aber immer wieder OFF/ON-Events im Log

Von Prellen würde man nur im ersten Fall sprechen, korrekt? Ich kann mir 
vorstellen, dass die Original-Elektronik der Orgel entprellen konnte. 
Aber das würde mir nix bringen, weil die Entpreller pro Ton nur 1x da 
sind, und nicht pro Manual. Bei MIDI muss ich den Kontakt ja Pro Manual 
pro Taste ablesen.

Mit I) kann ich notfalls bzw. hoffentlich leben. Das Ansprechverhalten 
einer echten Pfeifenorgel ist schließlich auch alles andere als in 
Echtzeit. Mal sehen.

II) und III) deute ich als Kontaktproblem. Und vielleicht - nein, 
vielmehr hoffentlich - ist auch I) letztlich nur ein Kontaktproblem bei 
Kontaktschluss und kein Prellen.
=> Könnte die erwähnte Kupfer-Kontaktpaste für II und III eine Lösung 
sein? Falls ja: welche Vorbehandlung insb. der leicht oxidierten 
Feder-Oberseite empfehlt Ihr, bevor ich einen dünnen Film der Paste 
auftrage? Bringt es was, z.b. mit einem Glasradierer anzukratzen?

Danke!
Simon

von Karl (Gast)


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Also erstens: Finger weg von Kupferpaste. Den Mist bekommst Du nicht 
wieder weg und der macht nur Ärger.

Zweitens: Finger weg von Glasfaserpinseln. Die Fasern liegen dann 
überall rum.

Kannst Du es auseinanderbauen? Dann einzeln reinigen. Ansonsten wird das 
halt etwas fummelig.

1. Die Sammelschiene und die Federn mit Kontakt K60 auf einem Tuch 
abwischen. Dabei aufpassen, dass das nicht an den Kunststoff kommt, 
enthält Alkohol und falls diese Hebel aus Plexiglas sind, das reagiert 
auf Alkohol allergisch. Nicht direkt reinsprühen.

2. Die Sammelschiene und die Federn mit feinem Schmirgelpapier (800er 
oder feiner) abziehen. Das sollte gehen, wenn das K60 die (harte) 
Oxidschicht angelöst hat.

3. Die Sammelschiene und die Federn mit Spiritus oder besser 99%igem 
Isopropanol abwischen, um Reste des K60 zu entfernen. Wieder mit dem 
Kunststoff aufpassen.

4. Die Sammelschiene und die Federn im Kontaktbereich mit einem 
Schalteröl 
(https://www.conrad.de/de/kontaktoel-electrolube-eeml200f-200-ml-673373.html) 
oder Kontaktfett 
(https://www.conrad.de/de/electrolube-kontaktfett-60-ecg6035sl-25-g-673369.html) 
abwischen. Nur dünn auftragen. Ja, das Zeug ist teuer. Ist so.

Kein WD-40. Kein Batteriepolfett. Keine Kupferpaste, hatten wir schon. 
Keine Hausmittelchen wie Zahnpaste, die würde zwar auch gehen, aber die 
bekommst Du von den Federn nicht wieder weg.

von Simon M. (simon121)


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Hi Karl,

wow, vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Auseinanderbauen: kann ich knicken. Wenn, dann muss es so gehen. Wird 
zwar richtig fummelig, aber das ist es mir dann wert.

Zwei Dinge merke ich mir: keine Kupferpaste und keine Kupferpaste :-)
(Darf ich als quasi-Laie fragen, warum genau? Verändert die sich? Zieht 
sie Schmutz an? Oder ists einfach nicht "lege artis"?)

Danke & Grüße!
 Simon

von Karl (Gast)


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Was passiert mit Kupfer an Luft? Es korrodiert.

Was passiert mit Eisen (die Sammelschiene ist möglicherweise ein 
Stahldraht, sehe ich nicht genau) und Kupfer an Luft und Feuchtigkeit? 
Das (edlere) Kupfer oxidiert das (unedlere) Eisen.

Und kontaktmäßig bringen die Kupferpartikel in der Paste gar nichts. 
Kupferpaste als Trennmittel in Schraubverbindungen oder Dichtungen 
funktioniert, weil das Kupfer da unter Luftabschluss eingepresst ist.

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