Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Netztrafos in alten Fernsehern.


von Werner H. (werner45)


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In einigen alten Fernsehern sind Netztrafos, die ungewöhnlich gewickelt 
sind.
Ich kann keinen Typ oder keine Zeit nennen, es ist aus der Erinnerung.

Es handelt sich um EI-Kerne (ca. EI66), die außer den normalen 
Wicklungen um den Innenschenkel noch eine weitere Wicklung (einlagig?) 
zusätzlich außen um ALLE Schenkel hat.

Was für einen Zweck hat diese Wicklung und wie ist die verschaltet?
(Ein Transduktor ist es wohl nicht, da müßte symmetrisch gewickelt 
sein).

Kann mich jemand bitte aufklären?
Ein erfahrener "Amplitudenschlosser" müßte sich daran erinnern können.

Besten Dank schonmal   -   Werner

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Wg. der Magnetfelder und deren Beeinflussung der Bildröhre hat man, wenn 
man schon Netztrennung brauchte, entweder gute Schnittbandkerntrafos 
oder, was du wahrscheinlich meinst, Eisenkerntrafos mit 
Kompensationswicklung benutzt, um die Magnetfelder rund um den Trafo zu 
minimieren.
Allerdings war das in Konsumergeräten nur eine kurze Periode, nur in 
Studiomonitoren und Geräten für CCTV Anwendungen hatte man so etwas 
länger in Gebrauch.

von Dieter W. (dds5)


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Meinst Du so was wie die Kupfer-Bauchbinde auf dem Foto im Artikel?
https://de.wikipedia.org/wiki/Abschirmung_(Elektrotechnik)

: Bearbeitet durch User
von Dieter (Gast)


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Zu dieser Zeit gab es noch beim Aufbau zu erreichen, dass die 
kapazitiven Kopplungen der verschiedenen Windungen gering gehalten 
werden solle. Der Spulenkörper auf dem anderen Schenkel angebracht 
erfüllte diese Forderung am ehesten. Die benötigte Länge Kupferlackdraht 
für eine Windung um diesen Kern war auch kürzer, als zusätzlich um die 
Mitte gewickelt. Vermute dass eine Wicklung die horizontale und die 
andere die vertikale Ablenkstufe versorgte.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Meinst Du so was wie die Kupfer-Bauchbinde auf dem Foto im Artikel?
Ja, meint er. Sowas gibts auch in Endstufen usw. und soll verhindern, 
daß das 50Hz Wechselfeld elektromagnetisch abgestrahlt wird und dann auf 
den Signalpfaden (vor allem Audio-Vorverstärker) zu Brummstörungen 
führt.

> Vermute dass eine Wicklung die horizontale und
> die andere die vertikale Ablenkstufe versorgte.
Auf dem Netztrafo? Sicher nicht. Die horizontale Ablenkung wurde über 
den Zeilentrafo gespeist, der auch die Hochspannung(en) bereitstellt. 
Der hat daher seinen Namen. Da kommt auch das tolle 15,625kHz (PAL) 
Fiepen her. Für die horizontale Ablenkung war eine eigene Endstufe 
verbaut, die mußte ja mit dem Bildsignal synchronisiert werden 
(Austastlücke, Strahlrücklauf).

von Peter R. (Gast)


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Werner H. schrieb:
> In einigen alten Fernsehern sind Netztrafos, die ungewöhnlich
> gewickelt
> sind.
> Ich kann keinen Typ oder keine Zeit nennen, es ist aus der Erinnerung.
>
> Es handelt sich um EI-Kerne (ca. EI66), die außer den normalen
> Wicklungen um den Innenschenkel noch eine weitere Wicklung (einlagig?)
> zusätzlich außen um ALLE Schenkel hat.

EI-Kerne? die benutzte man normalerweise für Ausgangstrafos der 
Audio-Endstufen(PCL...). Da war wegen des Gleichstromanteils ein 
Luftspalt notwendig.
Für Netztrafos benutzte man vorwiegend M-Schnitte (EI erst ab Größen 
über ca.100mm).
Netzgeräte hatten üblicherweise Serienheizung, dafür waren ja die Röhren 
der P-Serie extra gebaut. Netztrafos gabs höchstens bei kommerziellen 
TV-Geräten.

Von dieser Außenwicklung wäre eine Skizze gut, aus der Beschreibung 
lässt sich die Ausführung und damit der Zweck nicht erkennen.

Möglicherweise ist das eine kurzgeschlossene Wicklung, die das durch den 
Luftspalt begünstigte Streufeld verringert. Und zwar hätte solch eine 
Kurzschlusswindung bei 50Hz wenig Wirkung, bei den höheren 
Audio-Frequenzen oberhalb hunderter Hz wäre aber eine Wirkung vorhanden.

von Dieter (Gast)


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Das ist interessant, dass der Strom fuer die beiden Ablenkeinheiten 
nicht aus den Sekundaerwicklungen des Netztransformators kommen oder es 
wurde etwas missverstanden.

Netz-Trafo-Saegezahnerzeugung-Zeilentrafo-Ablenkspule
(letzten drei gehoren zu Ablenkeinheit horizontal)

von Harald W. (wilhelms)


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Werner H. schrieb:

> In einigen alten Fernsehern sind Netztrafos, die ungewöhnlich gewickelt
> sind.

Netztrafos waren zumindest in röhrenbestückten Fernsehern unüblich.
Kann es sein, das Du Zeilentrafos meinst?

von Dieter (Gast)


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Bei dem Netutrafo auf den ich mich beziehe, waren die andere 
Wickelkoerper kleiner als der in der Mitte, aber auch gut vollgewickelt. 
Mit "einlagig" mentest Du vielleicht nur eine duenne Lage auf dem 
Spulenkoerper, dann passt meine Antwort nicht.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ich kenne nur ein Design (von Maxl Grundig), bei dem Schaltnetzteil, 
Horzontalablenkung und Hochspannungserzeugung mit einem einzigen Trafo 
gelöst wurde, der Trafo erzeugte daneben wie üblich die Versorgung für 
den Rest der Kiste (HF, Video, Audio, Vertikal).
Das war aber eine Stilblüte, die m.W.n. niemand anderes je nachgemacht 
hat.
Konventionelle Netztrafos wurden ganz kurz mal in Fernseher gestopft, 
als die ersten Geräte mit Video- und Audioeingängen aufkamen. Da gab es 
sogar Geräte, in die nur ein dicker Trenntrafo reingepfriemelt wurde.

von Bernhard D. (pc1401)


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Werner H. schrieb:
> In einigen alten Fernsehern sind Netztrafos, die ungewöhnlich gewickelt
> sind.
> Ich kann keinen Typ oder keine Zeit nennen, es ist aus der Erinnerung.
>
> Es handelt sich um EI-Kerne (ca. EI66), die außer den normalen
> Wicklungen um den Innenschenkel noch eine weitere Wicklung (einlagig?)
> zusätzlich außen um ALLE Schenkel hat.
>
> Was für einen Zweck hat diese Wicklung und wie ist die verschaltet?
> (Ein Transduktor ist es wohl nicht, da müßte symmetrisch gewickelt
> sein).
>
> Kann mich jemand bitte aufklären?
> Ein erfahrener "Amplitudenschlosser" müßte sich daran erinnern können.
>
> Besten Dank schonmal   -   Werner

Als die Endstufe der Vertikalablenkung noch mit einer Röhre bestückt 
war, enthielt diese auch noch einen Ausgangsübertrager zur Anpassung an 
die Ablenkspule. Das Ding sah aus wie ein Netztransformator. In meinem 
jugendlichen Leichtsinn erwog ich gar mal, diesen als einen solchen 
auszuprobieren :-o
Vielleicht war es ein solches Bauteil?

Gruß,
Bernhard

von Wolle R. (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Ich kenne nur ein Design (von Maxl Grundig), bei dem Schaltnetzteil,
> Horzontalablenkung und Hochspannungserzeugung mit einem einzigen Trafo
> gelöst wurde, der Trafo erzeugte daneben wie üblich die Versorgung für
> den Rest der Kiste (HF, Video, Audio, Vertikal).
> Das war aber eine Stilblüte, die m.W.n. niemand anderes je nachgemacht
> hat.

Doch doch, Saba konnte das auch ganz gut. Hab sogar nen Schaltplan hier, 
wo auf dieses "neue, besondere Konzept" hingewiesen und erklärt wurde.
Aber der arme BU208* hatte da echt was zu tun ;)

*wurde recht bald durch den BU508 ersetzt, dann hielt es auch länger.

Gruß, Wolle

von Wolle R. (Gast)


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Werner H. schrieb:
> In einigen alten Fernsehern sind Netztrafos, die ungewöhnlich gewickelt
> sind.
> Ich kann keinen Typ oder keine Zeit nennen, es ist aus der Erinnerung.

Also der Raduga aum Osten (Importgerät aus Russland) hatte einen echten 
Netztrafo. Leider habe ich kein Bild zur Hand, aber google findet sicher 
was.

Weiter üblich waren allerhand Übertrager, siehe:

http://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/TV/philips/img/K8_chassis2.jpg

Generell sehr informativ diese Seite:

http://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/TV/tv.htm

Alles sehr gut erklärt von einem Menschen, der sich richtig gut 
auskannte und leider nicht mehr unter uns weilt.


In stiller Erinnerung,
Wolle

von TV Techniker (Gast)


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Wolle R. schrieb:
> Matthias S. schrieb:
>> Ich kenne nur ein Design (von Maxl Grundig), bei dem Schaltnetzteil,
>> Horzontalablenkung und Hochspannungserzeugung mit einem einzigen Trafo
>> gelöst wurde, der Trafo erzeugte daneben wie üblich die Versorgung für
>> den Rest der Kiste (HF, Video, Audio, Vertikal).
>> Das war aber eine Stilblüte, die m.W.n. niemand anderes je nachgemacht
>> hat.

Von Grundig kenne ich diese Schaltung nicht. Ich kann mich nur an Geräte 
der Firma Salora erinnern.
Ist aber schon soooo lange her.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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TV Techniker schrieb:
> Von Grundig kenne ich diese Schaltung nicht. Ich kann mich nur an Geräte
> der Firma Salora erinnern.

Na, dann haben wir jetzt schon drei Hersteller, die diesen Mist verzapft 
haben - Grundig, Salora, Saba. Grundig hatte ich oft auf dem Tisch wg. 
des grossen Marktanteils von Maxl.
Der hatte sich nur sehr widerwillig von seinen 
Beton-Widerstands-Netzteilen getrennt, musste aber dann mitspielen, weil 
die Leute endlich Videorecorder anschliessen wollten ohne Modulator. Der 
Spassvogel hat ja mal locker 40-50W in den Widerständen verbrannt, um 
die Spannungen runterzuzwingen.

Vllt. meldet der TE sich nochmal und sagt, was er denn nun für eine 
Wicklung meint.

von Werner H. (werner45)


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Danke schonmal für die Antworten!
War kein Vertikaltrafo, der ist zu erkennen. Eindeutig Teil des 
Netzteils.

Jetzt fällt mir noch ein, es könnte die Speicherdrossel eines 
Thyristornetzteils gewesen sein. Eine äußere zusätzliche Wicklung über 
den gesamten Kern könnte vielleicht das heftige magnetische Streufeld 
der Drossel kompensieren. Das war bestimmt nicht einfach zu berechnen, 
eventuell wurde deren Aufbau ja empirisch ermittelt. Schön ordentlich 
CuL über die gesamte Breite des Kerns, fällt sofort ins Auge. Eine 
Wicklung über den Mittelschenkel war aber auch da.

Gruß   -   Werner

von michael_ (Gast)


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Wolle R. schrieb:
> Also der Raduga aum Osten (Importgerät aus Russland) hatte einen echten
> Netztrafo.

COLOR-20 und -21 hatten auch echte Netztrafos.
Aus mehreren wurde da auch mal ein Schweißtrafo erbaut.

Von so einer speziellen Wicklung ist mir aber nichts bekannt.

von Wolle R. (Gast)


Angehängte Dateien:

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michael_ schrieb:
>> Also der Raduga aum Osten (Importgerät aus Russland) hatte einen echten
>> Netztrafo.
>
> COLOR-20 und -21 hatten auch echte Netztrafos.
> Aus mehreren wurde da auch mal ein Schweißtrafo erbaut.
>
> Von so einer speziellen Wicklung ist mir aber nichts bekannt.

Stimmt, hatte ich übersehen, hast Recht.

Gruß Wolle

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