Forum: PC Hard- und Software Terminierung unbenutzter RAM Steckplätze


von derMosphet (Gast)


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Hi alle,

Die Frage mag zwar merkwürdig erscheinen, aber ich habe im Internet dazu 
keine konkrete Antwort gefunden.

Bei einem typischen PC-Mainboard müssen ja nicht alle RAM-Slots bestückt 
werden, sodass dort die Leitungen offen sind. Warum müssen diese 
Leitungen nicht mit einem definierten Widerstand abgeschlossen werden? 
So wie ich das kenne sind schnelle Signale sonst immer mit z.B. 50 Ohm 
abgeschlossen.

Soweit ich weiß sind bei einem Mainboard mit 4 RAM-Slots immer zwei 
elektrisch parallel mit der CPU und dem darin befindlichen 
Speichercontroller verbunden. Müssten da nicht Reflexionen den Betrieb 
mit nur einem Riegel unmöglich machen?

Da es ja anscheinend trotzdem mit nur einem Riegel in einem 4 Slot 
Mainboard funktioniert müssen die Hersteller das irgendwie geregelt 
haben. Wäre toll wenn jemand mir erklären könnte wie das funktioniert. 
Gerne auch mit Schaltung.

lg

derMosphet

von Andreas M. (andreas_m62)


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SCSI-Busse wurden auch nur am Ende terminiert.
Trotz freier Pfostenstecker am Flachbandkabel.
Auch wenn mehrere Geräte angeschlossen waren,
wurde nur im letzten Gerät terminiert.

: Bearbeitet durch User
von Andreas M. (andreas_m62)


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ISDN-Bus dito.

von (prx) A. K. (prx)


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Unbenutze Slots sind harmlos, eben weil unbenutzt. Benutzte sind 
interessanter, weil die Leitung bei 2 Modulen 3 Enden hat. Da wird dann 
auch schon mal die Terminierung dynamisch umgeschaltet.

"Design Guide for Two DDR3-1066 UDIMM Systems"
https://www.micron.com/~/media/documents/products/technical-note/dram-modules/tn4108_ddr3_design_guide.pdf

Bei 4 Modulen hat man heute 2 Speicherbusse mit je 2 Modulen. Mehr als 2 
Module pro Bus gibts heute m.W. nur mit gepufferten Modulen. Ist nur ein 
Slot belegt, ist auch nur ein Speicherbus in Betrieb. Der andere muss 
dann auch nicht terminiert werden.

Üblicherweise wird bei Bestückung eines Speicherbusses mit nur einem 
Modul empfohlen, welcher Slot belegt werden sollte. Das kann durchaus 
mit der Terminierung zusammenhängen.

: Bearbeitet durch User
von c-hater (Gast)


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derMosphet schrieb:

> Bei einem typischen PC-Mainboard müssen ja nicht alle RAM-Slots bestückt
> werden, sodass dort die Leitungen offen sind. Warum müssen diese
> Leitungen nicht mit einem definierten Widerstand abgeschlossen werden?

Das ist (bzw. war) nicht unbedingt so: siehe RDRAM/RAMBUS. Zum Glück ist 
diese Totgeburt alsbald nach ihrer Erfindung auch schon wieder 
ausgestorben.
Offensichtlich waren die Nachteile größer als die Vorteile, die man sich 
davon versprochen hatte...

> Soweit ich weiß sind bei einem Mainboard mit 4 RAM-Slots immer zwei
> elektrisch parallel mit der CPU und dem darin befindlichen
> Speichercontroller verbunden. Müssten da nicht Reflexionen den Betrieb
> mit nur einem Riegel unmöglich machen?

Nun, die Praxis sagt: offensichtlich ist das nicht der Fall.

> Da es ja anscheinend trotzdem mit nur einem Riegel in einem 4 Slot
> Mainboard funktioniert müssen die Hersteller das irgendwie geregelt
> haben.

Die beiden Grundtricks sind: Die Impedanz der "offenen Enden" ist sehr 
hoch im Vergleich zu dem Teil des Busses, der benutzt wird UND der Bus 
ist insgesamt auch sehr kurz.

von (prx) A. K. (prx)


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c-hater schrieb:
> Offensichtlich waren die Nachteile größer als die Vorteile, die man sich
> davon versprochen hatte...

Ich weiss nicht ob die Technik selbst auch ein Kriterium war. Aber es 
gab noch andere Beweggründe, diese Technik nicht einzusetzen. So wie ich 
das mitkriegte, hatte RAMBUS einen Patent-Krieg gegen fast die ganze 
Branche angezettelt, nachdem sie sich vorher im eigentlich zur 
Vermeidung solcher Konflikte gedachten JEDEC-Gremium quasi als Maulwurf 
betätigten. Dementsprechend verhasst war der Laden und die Branche 
bemühte sich nach Kräften, alternative Wege zu gehen. Mit Erfolg.

: Bearbeitet durch User
von georg (Gast)


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derMosphet schrieb:
> So wie ich das kenne sind schnelle Signale sonst immer mit z.B. 50 Ohm
> abgeschlossen.

Memory- und PCI-Busse auf Motherboards sind nicht ideal konfiguriert, 
weil das eben nicht realisierbar ist - unbekannte Bestückung und 
unvermeidliche Abzweigungen, die darf es nach von dir erwähnten strengen 
Lehre garnicht geben. Daher ist spezifiziert, dass die Leitungen so kurz 
sein müssen, dass es eben trotz nicht exakter Ausführung als 
Wellenleiter noch funktioniert.

Man kann da weder machen was man will noch kann man wesentlich was 
ändern, was z.B. längere Leitungen erfordert. Ganz ganz früher gab es 
"Memory Expander", eine Leiterplatte mit Kontakten zum Einstecken in die 
Speicherfassung, einem eigenen Bus und 4 Steckplätzen äquivalent zu 
denen auf dem Motherboard. Damit konnte man also 4mal soviel 
Memory-Module einbauen. Aber das hat nur mit der ersten Generation 
funktioniert, so etwa 80286 mit 8..20 MHz. Mit der heutigen 
Speichertechnik ist das aussichtslos.

Georg

von derMosphet (Gast)


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@A. K.

Vielen Dank, der Link erklärt genau das was ich gesucht habe!

Das Designen von so einem Mainboard scheint eine noch viel größere 
Wissenschaft zu sein als ich gedacht habe.

derMosphet

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