Liebe Forenmitglieder, ich habe ein Problem mit einem alten Röhrenfernseher (Grundig ST70-760, Chassis CUC 6361). Wegwerfen und neu kaufen wäre sicher eine Option, stattdessen würde ich gerne etwas mehr von dieser Technik verstehen - einfach so aus Spaß. Das mag sich etwas dumm anhören, aber da ich normalerweise nicht mit Hochspannung arbeite, möchte ich nach Möglichkeit alle Arbeiten am ausgeschalteten, vom Netz getrennten Gerät, in dem alle Kondensatoren sicher entladen sind, durchführen. Also erst mal gealterte Komponenten tauschen und sehen, was das bringt. Sollten Messungen mit Trenntrafo und Oszilloskop notwendig werden, würde ich mir Hilfe holen. Konstellation: TV, kein Antennenkabel angeschlossen, über Scart-Buchse ist ein Satelliten-Empfänger verbunden. Das Problem tritt auch auf, wenn der Sat-RX gegen ein anders Gerät getauscht wird. Das Scart-Kabel habe ich auch schon gewechselt, an dem scheint es auch nicht zu liegen. Symptom: Das Bild fing vor ein paar Tagen plötzlich an, extrem zu flackern (d.h. der Bildschirm wird sehr schnell heller und wieder dunkler), dabei finden sich schmale rote, grüne und blaue Streifen im Bild. Die Bildabmessungen verändern sich dabei nicht. Das Bild bleibt währenddessen ansonsten scharf. Klopfen gegen das Gerät bringt keine Änderung. Zwischendurch ist das Bild dann wieder normal, flimmert aber stark. Bisher durchgeführt: (1) C791 (47µF/25V) und C793 (10µF/350V) auf der Bildrohrplatte getauscht und auf dieser alle Lötstellen nachgelötet. (2) C672 (100µF/250V) auf der Sekundärseite des Schaltnetzteils zur Spannungsversorgung des Zeilentrafos getauscht. (3) C598 (22µF/350V) und C532 (4µ7/350V) getauscht - somit sollten in der Zeilenstufe alle Elkos gewechselt worden sein. Zwischenergebnis: Der Fernseher läuft viel schneller an, als vorher und das starke Flimmern ist weg. Die meiste Zeit ist das Bild auch wieder normal, außer, wenn ich am Sat-Empfänger den Kanal wechsele. Dann tritt das oben beschriebene Flackern mit Farbstreifen wieder auf, ABER: Nach ein paar Sekunden fängt sich der Fernseher wieder, dann ist das Bild wieder normal. Es bleibt auch normal, bis ich den Kanal wechsele oder es im laufenden Programm zu starken Helligkeitsveränderungen im Bild kommt (z.B. bei Szenenwechseln von Tag zu Nacht oder umgekehrt). Das Problem tritt aber nicht mehr so lange auf, wie vor dem Kondensatortausch. Der Fernseher scheint es also wieder "regeln" zu können. Nun hatte ich die genannten Kondensatoren getauscht, weil Ersatz vorhanden war. Ich hätte nun große Lust, das Gerät wieder zum Laufen zu bringen. Könnt ihr mir evtl. Tipps geben, wie ich systematisch weitersuchen kann? Einfach mal alle Elkos tauschen und Lötstellen nachlöten wäre ja sicher die einfachste Lösung, aber andererseits würde ich gerne etwas mehr verstehen. Ich danke für jeden Tipp.
Daniel schrieb: > Klopfen gegen das Gerät bringt keine Änderung. Klopfen so mit dem Knöchel, oder anständiges Draufhauen mit der Faust? > möchte ich nach Möglichkeit alle Arbeiten am ausgeschalteten, vom Netz > getrennten Gerät, in dem alle Kondensatoren sicher entladen sind, > durchführen. Das wird für die Fehlersuche nicht funktionieren... 1. Nimm einem isolierten Schraubendreher und klopfe/drücke bei laufendem Gerät mit dem Griff auf der Platine herum. 2. Nimm Kältespray und sprühe bei laufendem Gerät gezielt auf ein paar ICs im Signalverarbeitungspfad. > Das Problem tritt aber nicht mehr so lange auf, wie vor dem > Kondensatortausch. Kann gut sein, dass durch die mechanische Behandlung der Platine eine kalte Lötstelle ein wenig "besser" geschlossen wurde. Was passiert, wenn du die Platine bei laufendem Gerät "verbiegst"? Wenn du dir Arbeiten am laufenden Gerät nicht zutraust, dann bist du ewig&drei Tage beschäftigt und findest den Fehler bestenfalls per Zufall...
Vielen Dank für diese erste schnelle Rückmeldung! Lothar M. schrieb: > Klopfen so mit dem Knöchel, oder anständiges Draufhauen mit der Faust? Mit der Faust, sowie Anheben des Gerätes an einer Ecke und aus ein paar cm auf den Tisch zurückfallen lassen. > Wenn du dir Arbeiten am laufenden Gerät nicht zutraust, Traue ich mir zu, will und werde ich aber nicht alleine im stillen Kämmerlein machen. Ich denke dabei vor allem an die Arbeitsplatzsicherheit - außerdem habe ich gerne ein zweites Paar Augen, bevor ich das Oszilloskop falsch anschließe und zerschieße. Was mir fehlt, ist einfach die Erfahrung des Radio- und Fernsehtechnikers. Deshalb frage ich hier nach, da vielleicht jemand das Gerät bzw. Chassis kennt und vielleicht einen Hinweis hat, in welcher Baugruppe ich nachsehen sollte.
Durchlaufende Farbstreifen bei Senderwechsel deuten auf eine ganz leichte Verstimmung des Farbträgerquarzes hin, der dann länger braucht, um sich auf die Farbphase zu synchronisieren. Je nach Dekoder ist das ein 4,433 Mhz oder 8,866 Mhz Quarz, neben dem ein kleiner Trimmkondensator sitzt. Die korrekte Einstellung wird normalerweise so gemacht, das der Burst unterdrückt wird (kleine Drahtbrücke irgendwo daneben) und dann mit Abgleichschraubenzieher am Trimmkondensator die Farbe auf dem Schirm zum 'Stillstand' gebracht wird. Wenn du die Brücke nicht findest, dann genügt ein winziger Dreh am Trimmer, erst in die eine, und wenn es schlimmer wird, in die andere Richtung. Edit: Ahh, scheints bei elektrotanya zu geben, ich lad mir das SM mal runter.
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Matthias S. schrieb: > Trimmkondensator Gibts bei dem Chassis nicht. Aber man könnte mal versuchen RGB statt FBAS zu nehmen....
hinz schrieb: > Matthias S. schrieb: >> Trimmkondensator > > Gibts bei dem Chassis nicht. Ja, auch gerade gesehen. Man könnte den 18pF in Reihe mit dem Quarz in Verdacht haben, ist immerhin ein 2% Typ und nach all den Jahren evtl. aus dem Ruder gelaufen. Entweder mal ersetzen oder stattdessen wirklich einen Trimmer einsetzen. Wer noch 4,433 Mhz Quarze rumliegen hat, könnte den auch mal tauschen.
Matthias S. schrieb: > Man könnte den 18pF in Reihe mit dem Quarz in > Verdacht haben, ist immerhin ein 2% Typ und nach all den Jahren evtl. > aus dem Ruder gelaufen. Das dürfte dann der mit "CC5054" (18p/2%) bezeichnete Kondensator am TDA8376 sein? Den werde ich einfach mal auf Deinen Verdacht hin wechseln. Auslöten, ausmessen und dann wieder einlöten dürfte da eh nur Zeitverschwendung sein. Frage: Verursacht ein Fehler hier nur die Farbstreifen im Bild oder erklärt das auch das gleichzeitig auftretende erratische Flackern des Bildes? Ich habe nochmal Lothars Ratschlag befolgt und bei laufendem Gerät "abgeklopft". Erst mal dauert es fast eine Stunde, bis das Problem überhaupt auftritt, der Fernseher muss also warmgelaufen sein. Ich kann aber wie bescheuert auf den ICs und der Platine rumhauen, ohne dass sich etwas ändert. (Jedenfalls so gut ich rankomme, ein paar Platinen sind ja im rechten Winkel angeordnet und etwas eng.) Der schon getauschte 100µF/250V Elko wird mir von meinem Komponententester mit 85µF und zwischen 1 bis 2% Verlust ausgemessen. Der war also wohl schon recht nahe an seinem Ende. Ich werde daher erst mal die anderen alten Elkos im Netzteil wechseln - erstens habe ich die eh da und zweitens ist die Kiste ja eh offen. Dabei löte ich den von Matthias genannten Keramikondensator auch noch aus. Gleichzeitig werde ich mich in Meditation üben und alle Lötstellen nachziehen. Allerdings kann ich erst in ein paar Tagen wieder an die Kiste ran. Ich werde aber auf jeden Fall hier Rückmeldung geben. Danke für eure Mühe!
Daniel schrieb: > Das dürfte dann der mit "CC5054" (18p/2%) bezeichnete Kondensator am > TDA8376 sein? So isses. > Allerdings kann ich erst in ein paar Tagen wieder an die Kiste ran. Kurz mal an den Quarz, bzw. die Verbindung zwischen Quarz und 18pF, tippen sollte dir Hinweise geben. Mit ein wenig Glück rastet die Farbe dann sofort ein - oder die Farbstreifen werden hektischer bis zum Komplettausfall. Die Kiste schaltet dann auf Schwarz/Weiss um.
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Zwischenstand: Alle Lötverbindungen erneuert und die wichtigsten ElKos in Netzteil, H- und V-Stufe gewechselt. Der Fernseher tut es - bis jetzt. Quarz habe ich zum Testen ausgelötet und durch einen neuen (neuen alten aus der Bastelkiste) ersetzt, in einem einfachen Colpitts-Ozillator auf einem Steckbrett aufgebaut schwingt der alte aber noch problemlos an. Der kleine SMD-Kondensator mit angeblichen 18pF hat laut meinem Tester 25pF, da keine Aufschrift auf dem Teil ist, scheint möglicherweise ab Werk ein 22pf- oder 24pF-Typ eingebaut worden zu sein? Wie auch immer, einen 18pF 2% hatte ich noch da.
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