Ich habe folgendes Problem: ich habe den Auftrag erhalten, eine Schaltung zu entwickeln, welche eigentlich nicht mein Kerngebiet ist (Leistungselektronik, ich mache aber sonst analoges HF-Zeug). Der Grund ist, dass die Leistungselektronikexperten in unserer Fa momentan mehr als ausgelastet sind. Also soll ich das jetzt machen. Natürlich unter grossem Zeitdruck, und der Kunde ruft wöchentlich an und fragt, ob ich schon fertige Prototypen habe. Mit Ach und Krach hatte ich im alten Jahr noch Laboraufbauten realisiert, die mehr oder weniger funktioniert haben. Ich habe damals schon Bedenken angemeldet, dass das nicht mein Fachgebiet ist, und ich davon zu wenig Wissen habe. Die Bedenken wurden ignoriert. Ich habe dann meinen seit 1 Jahr geplanten Urlaub angetreten und bin seit 3 Wochen wieder zurück. Und es brennt. Der EMV-Test verlief erfolgreich, meine Schaltung hat bestanden, aber es sind noch div. Probleme vorhanden (Zuverlässigkeit unzureichend). Der Kunde ruft jeden 2. Tag an und jammert rum, dass er jetzt die Prototypen braucht. Also habe ich in einigen Nacht- und Nebelaktionen und Wochenenden die Prototypen soweit zurecht gemacht, dass sie vorzeigbar sind, und dem Kunden zugeschickt. Der hat sie natürlich beim ersten Test mit 1kV abrauchen lassen. (es ist ein 1kV DC-Wandler.). Das doofe ist, ich bin am Ende meines Lateins, soll aber weiter an dem Projekt arbeiten, parallel habe ich noch weitere Projekte (diesmal aber RF, wo meine Stärken liegen), die bleiben natürlich auf der Strecke und deren Deadlines rücken auch näher. Was soll ich machen, wie würdet ihr vorgehen? in dem Leistungselektronik Dingens habe ich alles getan, was ich konnte, aber ich hab halt da einfach zu wenig Vorwissen. Alles liegen lassen und nur noch am Power-Ding arbeiten? oder den Bettel hin schmeissen? kündigen? eigentlich gefällts mir, hab sehr nette Kollegen, nur dieses Power-Zeug belastet mich echt, letzte Nacht bin ich um 3 erwacht weil ich davon geträumt hab.
Wo ist Dein Problem? Geh zu DEINEM Vorgesetzten, und rede mit ihm darüber. ER muss entscheiden, wofür er die Ressource "Deine Arbeitskraft" einsetzt und intervenieren, wenn Du ein Deinem Fachgebiet nicht zugehörige Aufgabe nicht erfüllen kannst. Und Kündigen? Ernsthaft? Wegen so einer Lappalie?
Nicht ans Telefon gehen, schön Dienst nach Vorschrift machen, und wenn der Chef meckert ihm das Problem erläutern. Sich dafür kaputt zu machen lohnt nicht.
@ein Gast (Gast) >Schaltung zu entwickeln, welche eigentlich nicht mein Kerngebiet ist >(Leistungselektronik, ich mache aber sonst analoges HF-Zeug). Uff. > Und es brennt. Der EMV-Test verlief >erfolgreich, meine Schaltung hat bestanden, EMV-Test kommt NACHDEM das Ding stabil läuft! >Probleme vorhanden (Zuverlässigkeit unzureichend). Der Kunde ruft jeden Schlecht! >2. Tag an und jammert rum, dass er jetzt die Prototypen braucht. Dann muss man klipp und klar sagen, daß es noch X Tage länger dauert! Punkt! Das wird niemandem gefallen, ist aber so! > Also >habe ich in einigen Nacht- und Nebelaktionen und Wochenenden die >Prototypen soweit zurecht gemacht, dass sie vorzeigbar sind, Reicht nicht. > und dem >Kunden zugeschickt. Der hat sie natürlich beim ersten Test mit 1kV >abrauchen lassen. (es ist ein 1kV DC-Wandler.). Logisch. >Das doofe ist, ich bin am Ende meines Lateins, soll aber weiter an dem >Projekt arbeiten, parallel habe ich noch weitere Projekte (diesmal aber >RF, wo meine Stärken liegen), die bleiben natürlich auf der Strecke und >deren Deadlines rücken auch näher. Euer Projekt- und Resourcenmanagement ist Schrott! Selbst ein Fachmann würde mit dem Zeitdruck seine liebe Not haben, erst recht ein halber Fachmann. >Was soll ich machen, wie würdet ihr vorgehen? in dem Leistungselektronik >Dingens habe ich alles getan, was ich konnte, aber ich hab halt da >einfach zu wenig Vorwissen. Eben. >Alles liegen lassen und nur noch am Power-Ding arbeiten? Nein! Klar kommunizieren! Chef, so geht es nicht! > oder den Bettel hin schmeissen? kündigen? Nein. Das wäre Kommunikationsversagen! > eigentlich gefällts mir, hab sehr nette >Kollegen, nur dieses Power-Zeug belastet mich echt, letzte Nacht bin ich >um 3 erwacht weil ich davon geträumt hab. Es muss eine brauchbare Lösung her. Und die besteht NICHT aus Heldentum und Nachtschichten. Da müssen auch die Fach-Kollegen mit ran, das Problem begutachten und Lösungsvorschläge erarbeiten. Die kannst du dann, ggf. mit weiterer, fachlicher Unterstützung umsetzen. Alles andere ist Murks und verschlimmert das Problem nur.
Falk B. schrieb: > EMV-Test kommt NACHDEM das Ding stabil läuft! weiss ich. Der Kunde drängt darauf und hat mir den EMV Test rein gebremst. Obwohl ich sagte, dass ich noch nicht fertig bin, aber der Kunde hat die Geräte bereits verkauft. Falk B. schrieb: > Uff. Ja. Von Power habe ich nur Grundkenntnisse.
@ein Gast (Gast) >> EMV-Test kommt NACHDEM das Ding stabil läuft! >weiss ich. Schon mal gut. > Der Kunde drängt darauf und hat mir den EMV Test rein >gebremst. Obwohl ich sagte, dass ich noch nicht fertig bin, aber der >Kunde hat die Geräte bereits verkauft. Naja, da ist wohl MASSIV was schief gelaufen. Ein Firma "verkauft" ein Produkt, das sie noch gar nicht entwickelt hat mit einer neu zu entwickelnden Komponente eines Zulieferes, der mangels Kapazität einen fast Fachfremden mit der Entwicklung beschäftigt. Finde mindestens drei Fehler. >Ja. Von Power habe ich nur Grundkenntnisse. Sowas hatte ich vor vielen Jahren auch mal. Es war der totale Irrsinn. Das Ende vom Lied war, daß ich nach Ende der Probezeit gekündigt habe. Dabei war das "machen sie mal, das kriegt man mit Abiturwissen schon hin" nur das Symptom, die wahren Ursachen lagen bei den echt abgedrehten, soziopathischen Führungspersonen dieser Firma. Da war auch keinerlei Besserung in Aussicht. Ich hoffe bei dir ist das anders. Rede mit deinem Chef TACHELESS und lass dich nicht weich klopfen! Sag auch klipp und klar, daß deine Kompetenzen für das Projekt nicht ausreichen. Ist keine Schande. Der Weise weiß vor allem, was er nicht weiß. Viel Erfolg
Man schickt auch keinen Zahnarzt los, um eine Herz-OP zu machen!
Beitrag #5306249 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #5306253 wurde von einem Moderator gelöscht.
ein Gast schrieb: > Der Grund > ist, dass die Leistungselektronikexperten in unserer Fa momentan mehr > als ausgelastet sind. Sicher dass die dich nicht geplant auflaufen lassen? > Was soll ich machen, wie würdet ihr vorgehen? Mit dem Chef reden. Wenn du bisher Dinge beschönigt hast hör damit auf. Zeit für die nackte Wahrheit. Für mich klingt es so als ob es auch Zeit ist Klartext mit dem Kunden zu reden. Wenn du dich nicht traust soll das dein Chef machen. > Alles liegen lassen und nur noch am Power-Ding arbeiten? Das muss dein Chef entscheiden. > oder den Bettel hin schmeissen? Intern das Projekt hinschmeißen? Er kommt darauf an wie dein Chef reagiert, wenn du verkündest an dem Projekt nicht weiter zu arbeiten. Vielleicht akzeptiert er es, vielleicht setzt er dich unter Druck, vielleicht wird dir gekündigt. > kündigen? Notfalls mach das die Firma, warum willst du ihren Job machen? > eigentlich gefällts mir, hab sehr nette > Kollegen, nur dieses Power-Zeug belastet mich echt, letzte Nacht bin ich > um 3 erwacht weil ich davon geträumt hab. Du glaubst gar nicht, wie befreiend ein "Nein, das wird nichts, das geht nicht, das mache ich nicht" sein kann. Ich finde es übrigens etwas merkwürdig, dass man dich als Entwickler direkt mit dem Kunden reden lässt und dass dort kein Filter in Form eines Projektmanagers, Verkaufsingenieurs oder des Chefs vor sitzt.
Wer als erfahrener Entwickler (so klingt das an) ein Gerät zum EMV-Test schleppt, das noch nicht einmal die Grundanforderung erfüllt (1kV erzeugen ohne magischen Rauch) hat es eigenlich nicht anders verdient. Außer, das wäre ein hausinterner Precompliance Test oder so. Mir will das stark nach einem Kommunikationsproblem klingen. Dass ein Chef / Kunde ein beinhartes Sachargument (Kram explodiert bei Nennbetrieb) in den Wind schlägt, ist selten. Oder das wurde der Nennbetrieb nicht ausprobiert, bevor es zum Kunden ging, da stellt sich die Frage, warum?
Was ist denn das für eine liederliche Organisationsstruktur? Der Kunde ruft beim Entwickler an?
ein Gast schrieb: > Was soll ich machen, wie würdet ihr vorgehen? Alle Bauteile auf die doppelte Stromstärke wie bisher auslegen und/oder am abgerauchte Ding die Schwachstellen erkennen (sollte anhand der Brandspuren nicht schwer sein) und diese "massiver" auslegen. Mal überlegen wie man zwei Wandler zwecks Erhöhung Strombelastung zusammenschaltet. Sich mal die Produkte der Mitbewerbers anschauen.
Falk B. schrieb: > Naja, da ist wohl MASSIV was schief gelaufen. Ein Firma "verkauft" ein > Produkt, das sie noch gar nicht entwickelt hat so ist es. Sie haben es selbst entwickelt, es hat nicht funktioniert, und jetzt sind sie beim Dienstleister (unserer FA) angelangt. soso schrieb: > Außer, das wäre ein hausinterner Precompliance Test oder so. ja, das war es. Ich habe schon x mal darauf hin gewiesen, dass das sinnlos ist, wenn man das macht, BEVOR das Design komplett ist, aber es hat geheissen: egal, mach mal, damit wir wissen wo wir stehen.
ein Gast schrieb: > Falk B. schrieb: >> Naja, da ist wohl MASSIV was schief gelaufen. Ein Firma "verkauft" ein >> Produkt, das sie noch gar nicht entwickelt hat > > so ist es. Sie haben es selbst entwickelt, es hat nicht funktioniert, > und jetzt sind sie beim Dienstleister (unserer FA) angelangt. > > soso schrieb: >> Außer, das wäre ein hausinterner Precompliance Test oder so. > > ja, das war es. Ich habe schon x mal darauf hin gewiesen, dass das > sinnlos ist, wenn man das macht, BEVOR das Design komplett ist, aber es > hat geheissen: egal, mach mal, damit wir wissen wo wir stehen. Das würde ich nicht sagen. Ich mache bei jedem Prototyp 1 einen kurzen, nicht normgerechten Precompliance-Test. Kurz rein in die Kammer, und schaut, ob was da ist. Wenn eine Schaltung massive Probleme bei der Abstrahlung macht, kann man mit den anderen Änderunge miterschlagen. Dazu muss man aber schon wissen, wo es klemmt. Andererseits setzt ein Prototyp 1 natürlich schon eine vollständige Hardware voraus ;-)
soso schrieb: > Ich mache bei jedem Prototyp 1 einen kurzen, nicht normgerechten > Precompliance-Test. Kurz rein in die Kammer, und schaut, ob was da ist. ja. Schlecht war das ja nicht. Zumindest hat man bei meinem Device gesehen, dass die Normen eingehalten werden. Das ist insofern mal gut. Da ich von RF gut Ahnung habe, wusste ich ja auch, worauf ich achten musste.
soso schrieb: >> soso schrieb: >>> Außer, das wäre ein hausinterner Precompliance Test oder so. >> >> ja, das war es. Ich habe schon x mal darauf hin gewiesen, dass das >> sinnlos ist, wenn man das macht, BEVOR das Design komplett ist, aber es >> hat geheissen: egal, mach mal, damit wir wissen wo wir stehen. > > Das würde ich nicht sagen. > Ich mache bei jedem Prototyp 1 einen kurzen, nicht normgerechten > Precompliance-Test. Kurz rein in die Kammer, und schaut, ob was da ist. > > Wenn eine Schaltung massive Probleme bei der Abstrahlung macht, kann man > mit den anderen Änderunge miterschlagen. Dazu muss man aber schon > wissen, wo es klemmt. Nur Abstrahlung getestet?! Also bei einem DC-Wandler hätt ich besonders auf Surge-Test und Immunität gegen Magnetische Einstrahlungen getestet. Oder ist das bei 1 kV nicht gefordert? http://www.compliance-club.com/archive/keitharmstrong/emc_testing3.html https://emcfastpass.com/emc-testing-beginners-guide/emc-immunity-testing/
Und wie wärs mal einem der Leistungselektronikexperten in der Firma für ne Stunde oder so an den Tisch sitzen und mit ihm das Projekt anzuschauen? Könnte doch wertvoll sein?
Blitz macht Blank schrieb: > Nur Abstrahlung getestet?! Also bei einem DC-Wandler hätt ich besonders > auf Surge-Test und Immunität gegen Magnetische Einstrahlungen getestet. > Oder ist das bei 1 kV nicht gefordert? > > http://www.compliance-club.com/archive/keitharmstrong/emc_testing3.html > https://emcfastpass.com/emc-testing-beginners-guide/emc-immunity-testing/ Woraus entnimmst, dass das nicht getestet wird? Die Rede war von "mal schnell Precompliance" für Prototyp 1. Nicht von fertig entwickelten Geräten...
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.