Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Hochauflösende Temperaturmessung Kontaktstellen


von Peter R. (peterro)


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Hallo zusammen!

Ich habe vor kurzem ein Projekt gestartet, welches eine genaue 
Temperaturmessung erfordert. Ich benutze eine simple Brückenschaltung 
und ein Picolog ADC-20. Messfühler NTC-204. Die Proben sind in einer 
großen, mehrfach geschachtelten Box (Styropor  Aluminium  
Styropor)untergebracht.

Bereits die erste Messung lieferte eine recht saubere Kurve mit wenig 
Rauschen. Allerdings dauert es sehr sehr lange, bis sich die Kurven 
beruhigen.

Hat jemand Erfahrungen damit? Kann es sein, dass es mehr als 48 Stunden 
dauert, bis sich die Temperaturfluktuationen in so einer Kiste legen?

Was ist besser: Die empfindlichen NTC-Sensoren mit den Zuleitungen 
verschrauben (kleine Lüsterklemmen) oder löten? Ich habe geschraubt, 
weil ich befürchte, den Sensor durch zu große Hitze zu beschädigen. 
Genauso bei den normalen Widerständen in der Brückenschaltung. Das sieht 
recht grob aus.

Ich habe da nicht wirklich nützliches im Netz und der Literatur 
gefunden. Kleiner oder großer Erfahrungsaustausch wäre schön :-)

PeterRo

von Harald W. (wilhelms)


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Peter R. schrieb:

> Ich habe vor kurzem ein Projekt gestartet, welches eine genaue
> Temperaturmessung erfordert.

Wie genau?

von St. E. (reval)


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Hallo! Hab ähnliche sachen gemacht . Als Messensor allerdings den Dallas 
sensor mit integrierter Digitalisierung und 1 wire technik verwendet . 
Relative Genauigkeit 0,1 Grad . Kurze Einstellzeit . Stabile Werte .

von Peter R. (peterro)


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So genau wie möglich ;-)
Ich fange ja gerade erst an. Im Moment ist der ADC (20 bit) mit 
Differenzeingang direkt in der Mitte der Messbrücke angeschlossen. 
Später soll da eigentlich noch ein kleiner Messverstärker 
zwischengeschaltet werden. Ich taste mich bei solchen Sachen gerne 
stückweise voran. Ich möchte schon das Limit ausreizen. Je genauer ich 
messen kann, desto besser. Bin kein Elektronikprofi.

Ich gehe davon aus, dass das Projekt mindestens ein halbes Jahr dauern 
wird.

Ich poste demnächst mal eine Messkurve und berechne die aktuelle 
Auflösung...

Habe im Moment das Problem, dass ich 5 Messdateien habe, die ich nicht 
zusammenfügen kann, da der Export der Daten nach Excel nicht 
funktioniert. Der Picolog-Recorder bietet zwar Export nach *.csv mit 
Komma getrennt an, aber in der deutschen Version werden die 
Nachkommastellen auch durch Komma und nicht durch Punkt getrennt.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Peter R. schrieb:
> Kann es sein, dass es mehr als 48 Stunden
> dauert, bis sich die Temperaturfluktuationen in so einer Kiste legen?

Ja.

> Was ist besser: Die empfindlichen NTC-Sensoren mit den Zuleitungen
> verschrauben (kleine Lüsterklemmen) oder löten? Ich habe geschraubt,
> weil ich befürchte, den Sensor durch zu große Hitze zu beschädigen

Löten geht sicherlich, wenn die Temperaturen unter 120 GraedC bleiben 
und wegen des Styropors bleiben sie es.

Aber man sollte mechanischen Stress komplett fernhalten (also solide 
Befestigen aber gleichzeitig die Anschlüsse als federnde Zuleitung 
benutzen, am besten in dem sie 2 mal um 90 Grad abgeknickt werden), und 
man sollte die isolierte Zuleitung verdrillen.

Thermospannungen reduziert man, in dem beide Kontaktstellen dieselbe 
Temperatzr haben, also die Kontaktstellen nahe beieinander in einer 
äuitemperierten Zone halten. GGf. in beiden Polaritätsrichtungen messen.

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (peterro)


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Das Problem mit dem Übertrag nach Excel ist gelöst.
Export im Picolog-Recorder als Textdatei. Dann in Excel die Textdatei 
öffnen und mit dem dann erscheinenden Assistenen "Tabstopp" als 
Trennzeichen auswählen.

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Peter R. schrieb:
> Ich habe vor kurzem ein Projekt gestartet, welches eine genaue
> Temperaturmessung erfordert. Ich benutze eine simple Brückenschaltung
> und ein Picolog ADC-20. Messfühler NTC-204. Die Proben sind in einer
> großen, mehrfach geschachtelten Box (Styropor  Aluminium
> Styropor)untergebracht.

Geht die Beschreibung nicht ein wenig genauer? Warum müssen wir immer 
herum rätseln was ter TO/TE eigentlich genau will????

Beitrag #5325326 wurde vom Autor gelöscht.
von Purzel H. (hacky)


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Der TO glaubt mit einem 20bit Wandler Genauigkeit zu gewinnen. Und 
wundert sich dass die Daten verrauscht sind. Wobei ein Teil des 
Rauschens auch anderen physikalischen Umstaenden geschuldet ist.
Und ja, an Temperaturmessungen kann sich auch ein Profi vertun. Wobei 
man sich auch vertun kann, ohne brauchbare Ergebnisse zu bekommen.

Richtig, der TO sollte mal Sinn und Zweck der Messung rueberreichen. 
Einfach Fluktuationen zu messen ist wenig sinnvoll.

von Martin S. (strubi)


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Peter R. schrieb:
> Hat jemand Erfahrungen damit? Kann es sein, dass es mehr als 48 Stunden
> dauert, bis sich die Temperaturfluktuationen in so einer Kiste legen?

Wenn sie sich so lange nicht legen, hast du ein Turbulenz-Problem oder 
fremde (non-T) Rauschartefakte.

Ansonsten, frei nach Dieter H: Brauche mehr Details:
- Messbereich, Genauigkeit, wieviel Rauschen?
- Welchen ADC, Eingangsimpedanz?
- Wie Brückenschaltung dimensioniert?
- Über Eigenerwärmung/Kompensation nachgedacht?

Mit PT1000 kann man durchaus mit Auflösung um mK messen, mit einem NTC 
würde ich das eher nicht machen.
Und beim Fitten der Kurven sollte man die numerische Stabilität im Auge 
behalten. Ist schon vorgekommen, dass Excel ganz üble instabile 
Fit-Polynome ausgespuckt hat...

von Peter R. (peterro)


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Herzlichen Dank für die vielen Hinweise! In diesem Forum ist ja wirlich 
Leben.

Durch die Excel-Auswertung konnte ich nun die externe Temperaturaufnahme 
über die in der Box legen - und siehe da: Die Raumtemperatur schwankt um 
ca. 0,4 Grad und findet sich mit kleiner Verzögerung in der eigentlichen 
Messkurve wieder. Meine Messbox ist ungenügend isoliert bzw. hat zu 
wenig Masse.

Ich bin dennoch ein klein wenig erfreut, dass das eigentliche Messen 
offenbar schon sehr gut funktioniert.

Ich erkläre hier nicht den ganzen Aufbau und das eigentliche Experiment, 
da ich hier Forschung betreibe und nicht möchte, dass mir jemand nach 
mehreren Jahren Vorarbeit mit dem Ergebnis 2 Tage zuvor kommt. Da muss 
man schon etwas vorsichtig sein. Sorry, ich hoffe Ihr habt dafür 
Verständnis.

von Andrew T. (marsufant)


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Peter R. schrieb:
> Ich erkläre hier nicht den ganzen Aufbau und das eigentliche Experiment,
> da ich hier Forschung betreibe und nicht möchte, dass mir jemand nach
> mehreren Jahren Vorarbeit mit dem Ergebnis 2 Tage zuvor kommt.

Mach Dir darüber keine Sorgen:
Du bist leider 40 Jahre zu spät, da dies Experiment schon erfolgreich an 
der Westfälischen Wilhelms Universität Münster im Rahmen zweier 
Diplomarbeitne im Bereich applied physics durchgeführt und 
veröffentlicht wurde.

von Martin S. (strubi)


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Peter R. schrieb:
> Ich erkläre hier nicht den ganzen Aufbau und das eigentliche Experiment,
> da ich hier Forschung betreibe und nicht möchte, dass mir jemand nach
> mehreren Jahren Vorarbeit mit dem Ergebnis 2 Tage zuvor kommt. Da muss
> man schon etwas vorsichtig sein. Sorry, ich hoffe Ihr habt dafür
> Verständnis.

Eigentlich nicht. Du willst hier Knowhow haben, also musst du auch 
Butter bei die Fische tun. Glaubst du ernsthaft, dass dir die 
akademischen Lorbeeren flöten gehen, wenn du deinen Aufbau hier 
dokumentierst? Was du forschst, brauchen wir nicht wissen, wenngleich 
der Steuerzahler auch ein Anrecht darauf hätte.

von Peter R. (peterro)


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Ich betrachte so ein Forum nicht als Mittel um Know-How abzuziehen. Ich 
habe die von mir bereits gefundenen Lösungen (Excel-Export-Import und 
unzureichende Messbox) gleich gepostet. Da haben auch andere etwas 
davon.

Bleibt die grundsätzliche Frage, welche dem Thread den Namen gab:

Wie verbindet man bei Präzisionsmessungen am besten die Widerstände und 
Sensoren mit den anderen Bauteilen - insbesondere die Sensoren.

Die Federklemmen, die ich bisher kenne, sind ganz schön dick und massig. 
Gibt es da etwas im Miniformat?

von Peter R. (peterro)


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Andrew T. schrieb:
> Mach Dir darüber keine Sorgen:
> Du bist leider 40 Jahre zu spät, da dies Experiment schon erfolgreich an
> der Westfälischen Wilhelms Universität Münster im Rahmen zweier
> Diplomarbeitne im Bereich applied physics durchgeführt und
> veröffentlicht wurde.

Mmhhh, da kann einer Ferngedankenlesen - welches Experiment meinst Du?

von Achtung Achtung Achtung (Gast)


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Und wir nicht, welche Feder Klemmen kennst Du?

von Peter R. (peterro)


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Achtung Achtung Achtung schrieb:
> Und wir nicht, welche Feder Klemmen kennst Du?

Wago Mini-Klemmen  z.B. Wago221

von Harald W. (wilhelms)


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Peter R. schrieb:

> Die empfindlichen NTC-Sensoren mit den Zuleitungen
> verschrauben oder löten?

Ich kenne da eigentlich nur Schweissen oder Löten. Thermoelemente
sollten normalerweise mit Ihren Anschlussdrähten verschweisst
werden und mit speziellen Steckern angeschlossen werden. NTCs
nimmt man normalerweise sowieso nicht für Präzisionsmessungen,
sodas die Anschlussart da ziemlich egal sein sollte. PT100
werden typischerweise verlötet (mit vier Anschlussdrähten).

von Peter R. (peterro)


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Harald W. schrieb:
> NTCs
> nimmt man normalerweise sowieso nicht für Präzisionsmessungen

... was mir nicht ganz einleuchtet, es sei denn man möchte exakt 
kalibrieren.
Das muss ich nicht, ich vergleiche die Proben nur.

NTCs sprechen besser an, sind sehr hochohmig (geringe Leistungsaufnahme 
und Erwärmung) und haben eine viel größere Empfindlichkeit 
(Widerstandsänderung pro Kelvin).

Was spricht gegen den NTC?

von cassini (Gast)


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Wir verwenden für genauere Temperaturmessungen auch (nur) PT100 in 
Vierdrahtschaltung. Wir kommen auf eine absolute Genauigkeit von 0,1K 
(bei Verwendung eines Typ 0.1) Auflösung haben wir auf 0,01K begrenzt, 
weil höhere Auflösung ohnehin keinen Sinn macht. Also ich sehe NTC, PTC 
usw. als suboptimal an.

von cassini (Gast)


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Peter R. schrieb:
> Was spricht gegen den NTC?

Ok, gegen NTCs spricht die geringe Genauigkeit (große Serienstreuung). 
Weil wir nicht genau wissen, worauf es Dir bei Deiner Messaufgabe 
ankommt, können wir auch keine exakten Lösungen anbieten. Wir wollten 
nur feststellen, dass NTCs für "exakte" Temperauturmessungen unüblich 
sind.

Du willst aber nicht exakt messen, sondern nur exakt vergleichen. Das 
ändert natürlich die Sachlage.

In diesem Fall wäre eine Brückenschaltung denkbar. Ich habe vor vielen 
Jahren einmal einen CO2-Sensor gebastelt, der über die 
Wärmeleitfähigkeit von CO2 die Konzentration gemessen hat.

PT 100 in einer wheatstonschen Brückenschaltung mit Differenzverstärker. 
Kann man sicher ergooglen..

von cassini (Gast)


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cassini schrieb:
> PT 100 in einer wheatstonschen Brückenschaltung mit Differenzverstärker.
> Kann man sicher ergooglen..

Sorry, hat er ja schon... Habs eben erst gelesen

von Peter R. (peterro)


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Lieber cassini,

ich benötige keine Hilfe bei der Brückenschaltung, sondern ich 
beabsichtige die Genauigkeit der Messungen auf die Spitze zu treiben. 
Ich ahne, dass ab einem gewissen Punkt die Kontaktstellen problematisch 
werden.

Die NTC-PTC-Diskussion entstand hier so nebenbei, ist aber ja sehr 
interessant.

von cassini (Gast)


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Was die Verbindungsstellen anbelangt, würde ich sie in jedem Fall löten 
oder schweissen. Schraubverbindungen sind in jedem Fall unzuverlässiger 
als Löt- oder Schweissverbindungen. Und parasitäre Thermocouples 
bekommst Du in allen Fällen, da macht die Verbindungstechnik keinen 
Unterschied.

Falls Trennbarkeit gefordert ist: Wie wäre es mit einem ganz simplen 
Stecker? z.B. bietet LEMO speziell für Hochpräzisionsanwendungen 
Steckverbinder an.

Zur Erhöhung der Genauigkeit:

Wie sieht es denn mit der Zuverlässigkeit der NTCs aus ? Langzeitdrifts, 
Beständigkeit gegen Umwelteinflüsse (Feuchtigkeit) usw...

Dann die Länge der Zuleitungen spielt auch bei Brückenschaltung eine 
Rolle ggf. auf 6-Draht Messung gehen.

Auch muss der thermische Kontakt des Sensors zur Probe optimiert werden
Heraeus bietet einige PT100 auf Keramiksubstrat an, sind nur 2x5mm groß 
und lassen sich sehr gut mit dem zu messenden Teil kontaktieren.

Eigenerwärmung minimieren- klar, EMV-Belange berücksichtigen sowieso.

Danach könnte (müsste) man natürlich auch an der Messwertverarbeitung 
"drehen". D.h. nicht eine Messung machen, sondern viele und statistisch 
auswerten. (da gibts sicher noch mehr)

von Harald W. (wilhelms)


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Peter R. schrieb:

> Ich beabsichtige die Genauigkeit der Messungen auf die Spitze zu treiben.

Das geht nur mit PT100

> Ich ahne, dass ab einem gewissen Punkt die Kontaktstellen problematisch
> werden.

Das dürfte das kleinste Problem sein.

von Michael B. (laberkopp)


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Harald W. schrieb:
> Thermoelemente
> sollten normalerweise mit Ihren Anschlussdrähten verschweisst
> werden und mit speziellen Steckern angeschlossen werden. NTCs
> nimmt man normalerweise sowieso nicht für Präzisionsmessungen,
> sodas die Anschlussart da ziemlich egal sein sollte

Das würde ich so nicht sagen. NTC können sehr hochauflösend sein 0.001K 
geht, und Thermoelemente sind dagegen oft ungenau, schon bei 0.1K liegt 
man im Mikrowoltbereich. Und es gibt auch langzeitstabile NTC während 
manche thermolemente (k-Typ) keine lineare Kurve haben sondern Sprünge 
und Hysteresen.

cassini schrieb:
> Heraeus bietet einige PT100 auf Keramiksubstrat an, sind nur 2x5mm groß
> und lassen sich sehr gut mit dem zu messenden Teil kontaktieren

Kannst du für Präzisionsmessungen völlig vergessen, die Kearamik bringt 
Hysteresesprünge bis 1K. Nur drahtgewickelte Pt gehen in den 0.01K 
Bereich.

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (peterro)


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Ich habe jetzt mal gerechnet. Mit einer Handvoll Widerstände und NTCs 
plus dem 20-bit ADC komme ich aus dem Stand auf eine Auflösung von 0,7 
mK! Dabei sind zwei Digits als Fehler des ADC eingerechnet.

Durch die simple Schaltung bisher sind da wenig elektronische 
Störquellen vorhanden. Darum ist das Signal auch so wenig verrauscht und 
wandert stattdessen mit der Raumtemperatur - trotz der mehrfach 
verschachtelten Messbox.

Ich stelle fest, mein Problem ist erst einmal die Messbox.

Ich kann jetzt noch die Kurven glätten und mit Berücksichtigung der 
zeitlichen Verzögerung die eigentliche Messkurve mit der Raumtemperatur 
(minus Offset) korrigieren. Mal sehen.

Der Parallelwiderstand zum NTC liegt übrigens ebenfalls in der Box, 
damit ist die Wheatstonesche Brücke wirklich vollkommen symmetrisch 
aufgebaut.

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (peterro)


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Hat jemand Erfahrung, wie weit man das treiben kann?
Was passiert, wenn ich die Auflösung auf 1 microKelvin erhöhe?

von Harald W. (wilhelms)


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Peter R. schrieb:

> Ich habe jetzt mal gerechnet. Mit einer Handvoll Widerstände und NTCs
> plus dem 20-bit ADC komme ich aus dem Stand auf eine Auflösung von 0,7
> mK! Dabei sind zwei Digits als Fehler des ADC eingerechnet.

Was wenig hilft, wenn der NTC einen Fehler von 1K o.ä. hat.

von MaWin (Gast)


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Peter R. schrieb:
> Hat jemand Erfahrung, wie weit man das treiben kann?
> Was passiert, wenn ich die Auflösung auf 1 microKelvin erhöhe?

Manche Profis haben 75uK geschafft

https://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/je200780h

von Martin S. (strubi)


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Peter R. schrieb:
> Hat jemand Erfahrung, wie weit man das treiben kann?

Ja.

> Was passiert, wenn ich die Auflösung auf 1 microKelvin erhöhe?

Du bekommst a priori Nachkommastellen, die dir Genauigkeit suggerieren.

Peter R. schrieb:
> Ich habe jetzt mal gerechnet. Mit einer Handvoll Widerstände und NTCs
> plus dem 20-bit ADC komme ich aus dem Stand auf eine Auflösung von 0,7
> mK! Dabei sind zwei Digits als Fehler des ADC eingerechnet.

Ich würde das als effektive Genauigkeit stark anzweifeln, wenn du den 
systematischen Fehler, Drift und Fit-Polynom der Charakteristik in die 
Fehlerfortpflanzungsrechnung eingehen lässt.

Peter R. schrieb:
> wandert stattdessen mit der Raumtemperatur - trotz der mehrfach
> verschachtelten Messbox.

Kannst du ausschliessen, dass deine Referenz mit der RT wandert? Ein 
Klassiker...

Es ist durchaus möglich, einen NTC so anzusteuern, dass er effektiv und 
eichbar im mK-Bereich auflöst, aber die Schaltung ist etwas kniffliger.
Da du aber über deine Schaltung nichts verraten willst, kann man dir 
diesbezüglich auch nicht helfen und auch keine Aussage drüber machen, wo 
überall du Fehlerquellen potentiell einschleppst.

von Wolfgang (Gast)


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Peter R. schrieb:
> Ich taste mich bei solchen Sachen gerne stückweise voran. Ich möchte
> schon das Limit ausreizen. Je genauer ich messen kann, desto besser.

Du musst doch irgendein Ziel für die Messgenauigkeit haben. Reichen dir 
x Kelvin, Millikelvin oder Mikrokelvin?

"So genau wie möglich" wird irgenwann einfach nur teuer

von Werner H. (werner45)


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@ Peter Rosenberg.

Verringern der Temperaturdrift:
Packe mal Deine Mimik in ein (gläsernes!) Dewargefäß und dieses dann in 
die Styro-Meßbox oder baue eine neue herum.
Für schnelle Versuche geht auch (doppelseitige) rumgewickelte 
Blasenfolie, die hat sogar eine etwas kleinere Wärmedurchgangszahl 
(=Luft) als Polystyrol. Schneidkanten mit Tesafilm abdichten.

Gruß   -   Werner

von Peter R. (peterro)


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Ich habe jetzt eine "Brückenleermessung" gemacht, also einfach vier 
gleiche Widerstände in der Brücke und einen ganzen Tag messen 
(sekündlich). Die entstandene Kurve zeigt immer 0,589 mV und hat nur 
einzelne Ausreißer auf 0,587 mV. 0,0025 mV entspricht einem Digit. Das 
bedeutet, über fast 24 Stunden eine gerade Linie. Die 
Schraubverbindungen sind also erst einmal nicht mein Problem, solange 
ich andere Störeinflüsse habe.

Simple, kleine Lüsterklemmen (neu) nicht zu fest und nicht zu lose 
angezogen sowie gereinigte Drahtenden (kratzen mit einem scharfen 
CutterMesser) scheinen doch ganz gut zu funktionieren. Damit könnte 
dieser Thread erst einmal geschlossen werden, aber vielleicht gibt es ja 
noch andere gute Hinweise mechanischer Art zum Thema genaues 
Temperaturmessen?

Als nächstes ist die Messbox zu verbessern....

Herzlichen Dank noch einmal für die vielen kontruktiven Beiträge.

von Arc N. (arc)


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Peter R. schrieb:
> Lieber cassini,
>
> ich benötige keine Hilfe bei der Brückenschaltung, sondern ich
> beabsichtige die Genauigkeit der Messungen auf die Spitze zu treiben.

Mit dem Datenlogger? Genauigkeit 0.2% ~2000 ppm. Ratiometrisch sollte es 
damit aber auch besser gehen.
Stand der Dinge sind, wenn man es denn wirklich auf die Spitze treiben 
will, 0.017 ppm (Isotech microK 70, Auflösung 1 uK) 1). Gut Faktor 
100000 besser als der ADC-20.

1) Characterisation of a selection of AC and DC resistance bridges for
standard platinum resistance thermometry, Pearce et al, 2016

> Ich ahne, dass ab einem gewissen Punkt die Kontaktstellen problematisch
> werden.
>
> Die NTC-PTC-Diskussion entstand hier so nebenbei, ist aber ja sehr
> interessant.

NTC kann man nehmen, kommt auf die Umgebung an...
In "Low Drift, Wireless Temperature Sensor for Harsh Industrial 
Applications", Kulkarni, 2015 wurden u.a. div. günstige NTCs auf 
Langzeitstabilität bei etwa Raumtemperatur getestet. Ergebnis: Drift je 
nach Sensor etwa 0.5 mK/Jahr bis 11 mK/Jahr

http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.1010.1132&rep=rep1&type=pdf

Harald W. schrieb:
> Peter R. schrieb:
>
>> Ich beabsichtige die Genauigkeit der Messungen auf die Spitze zu treiben.
>
> Das geht nur mit PT100

So pauschal, nein. PT100 oder größer bei hohen Temperaturen -> Nein, zu 
hohe Drift und der Shunt-Widerstand der Isolation wird zu gering bzw. 
der dadurch verursachte Fehler viel zu groß (PTs nach IEC/DIN bestehen 
zudem auch nicht aus reinem Platin...) und das ist bei solchen 
Messaufgaben erst der Anfang.
Bleiben SPRTs mit 25.5 Ohm für die meisten Sachen und welche mit 2.5 Ohm 
oder 0.25 Ohm für Hochtemperaturanwendungen.
Ansonsten: Mal in die oben verlinkte Master-Arbeit schauen in der NTCs 
verwendet werden... es kommt immer darauf an, was und wo gemessen werden 
soll...

Edit: Die üblichen Tipps fehlen noch ;)
Keithleys Low Level Measurements Handbook
download.tek.com/document/LowLevelHandbook_7Ed.pdf

Guide to the Realization of the ITS-90
https://www.bipm.org/utils/common/pdf/ITS-90/Guide-ITS-90-Platinum-Resistance-Thermometry.pdf

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Peter R. schrieb:

> Die Schraubverbindungen sind also erst einmal nicht mein Problem,

Dann probier das ganze doch noch mal mit Lötverbindungen.
Ich vermute, damit wirst Du das gleiche Ergebnis erhalten.

> aber vielleicht gibt es ja
> noch andere gute Hinweise mechanischer Art zum Thema genaues
> Temperaturmessen?

Ja, genaue Temperaturmessungen macht man mit PT100
mit Vierdrahtanschluss (gelötet).

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