Forum: Haus & Smart Home Transmissionswärme Verluste nachmessen


von Olaf (Gast)


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Hallo

Wir haben einen Energieausweis für unser Gebäude, welcher rechnerisch 
auf Basis der Wand, Boden und Deckenaufbauten erstellt wurde.

Jetzt würde ich diese Rechnung / Schätzung gerne messtechnisch 
überprüfen.

Die einzelnen U Werte zu bestimmen scheint mir zu sensitiv zu sein, bzw 
fehlen mir die teuren Wärmestrom Sensoren.

Im Energieausweis ist aber auch der HT Wert angegeben, mit 0,25 W/qm*K.

Diesen kann ich doch mit einer Recht einfachen Messung überprüfen,
indem das Gebäude auskühlt und dabei die Zeit, Innenraum und 
Außentemperatur gemessen werden.

Gerade bei den niedrigen Temperaturen zur Zeit, sollte doch eine Nacht, 
also ohne solare Wärmegewinne, reichen?

Hat jemand von euch auf diesem Gebiet Erfahrungen?
Oder gibt es offizielle Vorschriften, wie solch eine Messung 
durchgeführt und ausgewertet wird?

Besten Dank

Olaf

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Olaf schrieb:
> Wir haben einen Energieausweis für unser Gebäude,
Der Energieausweis nach Bedarf beruht auf einer Modellberechnung. Ein 
Modell ist nicht die Wirklichkeit.
Bei EFH nutzt man sogar nur ein sehr stark vereinfachtes Verfahren. Mit 
der Wirklichkeit hat das sehr wenig zu tun - es reicht aber die 
Schwachstellen aufzuzeigen.

> welcher rechnerisch
> auf Basis der Wand, Boden und Deckenaufbauten erstellt wurde.
> Jetzt würde ich diese Rechnung / Schätzung gerne messtechnisch
> überprüfen.
Aus Spass an der Freude kann man das machen. Sinn oder konstruktive 
Modellkritik ergibt das weniger.

> Die einzelnen U Werte zu bestimmen scheint mir zu sensitiv zu sein, bzw
> fehlen mir die teuren Wärmestrom Sensoren.
Wärmestromsensoren.... hmmm dolle Sache das.

> Im Energieausweis ist aber auch der HT Wert angegeben, mit 0,25 W/qm*K.
>
> Diesen kann ich doch mit einer Recht einfachen Messung überprüfen,
> indem das Gebäude auskühlt und dabei die Zeit, Innenraum und
> Außentemperatur gemessen werden.
>
> Gerade bei den niedrigen Temperaturen zur Zeit, sollte doch eine Nacht,
> also ohne solare Wärmegewinne, reichen?

Nein.
Je nach Wärmekapazität des Gebäudes hasst du vielleicht auch nur eine 
Abkühlung von 1-2 K in 10h. Bei einem gutem Temperatursensor (Auflösung 
0,1 K) hasst du dann schon mal den ersten Messfehler von 5%.

Dazu kommen die Ungewissheiten von
Lüftungswämreverlusten
Infiltrationswärmeverlusten
Wärmebrückenverluste
Interne Wärmequellen (Kühlschrank, Personen, sonstiger Stand-by 
Verbrauch...)
Wärmeübergang an der Aussenhülle der Fassade (infitisimale 
Windverhältnisse)...

> ... gibt es offizielle Vorschriften, wie solch eine Messung
> durchgeführt und ausgewertet wird?
Ja - "Energieausweis nach Verbrauch" siehe EnEV und deren normative 
Verweise.

Der Klassikker ist den Energieausweis nach Bedarf und den Energieausweis 
nach Verbrauch zu vergleichen. Wie diese zu erstellen sind ist geregelt.
Detaillierte Endenergiemessung, Gradtagszahlkorrektion und einen 
Energieausweis nach Verbrauch erstellen und dann mit dem Energieausweis 
nach Bedarf vergleichen.

Es gibt viele Studien die dies im grösserem Massstab verglichen haben. 
Quintessenz: Je geringer der Energiebedarf je höher die Varianz.
[Ich habe 551 baugleiche Reihenhäuser totalsaniert. Der Energiebedarf 
nach Verbrauch ist im Durchschnitt 2% geringer als der modellierte 
Energiebedarf.
Energiebedarf nach Verbrauch liegt Faktor 3 auseinander.]

Ausserdem hat die EnEV den Grundansatz des "Vergleichsgebäudes" Der 
Architekt erhält somit einen Freibrief weiterhin 184.561 Erker und 
Kringeldingeltangel zu entwerfen ohne dass der für die 
"Kühlrippenkubatur" mit der EnEV bestraft wird.

Last not least: Wenn du das nicht aus Spass an der Freude sondern mit 
dem Sinn "Energieeinsparung" machen willst: Beginne damit die Parameter 
der Heizungsanlage zu optimieren. Kostet nur Gehirnschmalz und bringt 
oft 10% Ersparnis.

von Stefan (Gast)


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Olaf schrieb:
> Diesen kann ich doch mit einer Recht einfachen Messung überprüfen,

Ja, kannst Du schon. Heizung und andere Wärmequellen aus, elektrische 
Heizer bekannter Leistung anstellen, und dann abwarten welche 
Temperaturdifferenz sich im Mittel einstellt. Etwas rechnen muss man 
dann noch bzw. die Aussenfläche des Gebäudes ausmessen.

Ich würde das machen wenn das Wetter mal ein paar Tage recht stabil ist, 
also eher bedeckter Himmel. Einen Tag wird man wohl mindestens warten 
müssen bis sich ein Gleichgewicht eingestellt hat.

von Forist (Gast)


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Olaf schrieb:
> Oder gibt es offizielle Vorschriften, wie solch eine Messung
> durchgeführt und ausgewertet wird?

Was nützt dir eine offizielle Vorschrift, wenn du die Wärmeverluste 
deiner Hütte in Erfahrung bringen willst.

Mit solchen offiziellem Messvorschriften hat sich das KBA gerade böse 
blamiert.

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