Forum: Haus & Smart Home 24V Heizungssteuerung über Raspberry Pi


von Marcel O. (maral)


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Hallo Freunde,

Ich bin in folgender Lage:
Ich wohne jetzt seit über 2 Jahren in einer Mietwohnung mit einer 
Gastherme (Junkers ZWR 18-2 KDE) als Heizung, die über ein 
Raumthermostat (Junkers TRQ 21) im Flur gesteuert wird. Beides sind 
Überbleibsel aus dem letzten Jahrtausend, da aber die Therme noch gut in 
Schuss ist, kann ich mich über sie nicht beschweren. Mir geht es hier um 
das Thermostat, welches ich gerne durch eine selbstgebaute Version mit 
einem Raspberry Pi 3 ersetzen möchte, da es nur sehr begrenzte 
Einstellungen bietet.

Der Pi, ein Touch-Display und ein Temperaturfühler (DHT22/AM2302) liegen 
bereits auf meinem Tisch, mir fehlt nur noch eine Lösung für die 
Steuerung der 24V DC-Spannung, die die Therme steuert. Liegen die 24V 
an, läuft die Therme, wenn nicht, ist sie aus. Ich habe schon an ein 
Relais gedacht, nur klackt ein solches, doch beim umschalten, oder irre 
ich mich? Das könnte ganz schön anstrengend werden, sollte sich der 
Temperaturfühler gerade auf eine Temperatur einpendeln.

Deswegen würde ich gerne einen MOSFET verwenden, den ich mit der 
GPIO-Pin-Spannung des Pis von 3,3V steuern kann. Liegen diese am Gate 
an, dann soll die Therme anspringen, wenn nicht, dann ist sie aus, so 
meine Wunschvorstellung.

Mein Problem ist nun, dass ich mich theoretisch einigermaßen mit MOSFETs 
auskenne (bin Elektrotechnik-Student im 3. Semester), nur in der Praxis 
tue ich mich mit den Datenblättern schwer. Deswegen würde ich mich über 
einen Ratschlag freuen, welchen FET ich hier verwenden kann, ich hatte 
schon mal ein bisschen recherchiert und bin über den IRF1324pbf 
gestolpert. Was ich hier nur nicht versteh ist die Angabe der 
Drain-to-Source-Spannung. Da steht nämlich unter Minimum 24V. Ist das 
tatsächlich so gemeint? Weil es gibt offenbar keine Begrenzung nach 
oben.

Ich hole jetzt nochmal kurz aus, damit die Verdrahtung klar wird:
Die Therme liegt am Netz an, hat aber noch 4 weitere Anschlüsse, von 
denen 3 zum Thermostat führen. Das sind auf 1 der Hinleiter, der nach 
Messungen mit dem Multimeter nicht 24V, sondern 26,8V führt, auf 2 der 
Rückleiter, der aber auch mindestens 1,35V führt und der Leiter 4 ist 
Masse. 3 ist nicht belegt.

Toll wäre auch, wenn ich den Pi über die 24V (bzw. 26,8V) mit Strom 
versorgen könnte. Das wäre aber erst der nächste Schritt.

Ich würde mich riesig freuen, wenn ihr zum einen euch bis hierhin durch 
den Text gekämpft habt und mir zum anderen weiterhelfen könnt. Wenn ich 
irgendwas unverständlich erklärt habe, kann ich das natürlich nochmal 
ausführen.

Viele Grüße
Marcel

von Hoschti (Gast)


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Hallo Marcel,

Ich habe da mal eine Frage.

Marcel O. schrieb:
> Liegen die 24V an, läuft die Therme, wenn nicht, ist sie aus.

Welcher Strom geht denn über diesen Kontakt?

Wenn das nicht so viel ist (was ich vermute) reicht zum Schalten ein 
kleine Reed-Relais. Das hörst Du nur schalten, wenn Du mit dem Ohr dicht 
dran bist. So ein Relais hätte den Vorteil, dass Du mir der gesamten 
Steuerung galvanisch von der Therme getrennt arbeiten könntest.

Den Strom musst Du natürlich auch kennen, wenn Du einen FET einsetzen 
willst. Da könnte aber ggf. auch noch die Art des Schalteingangs der 
Therme von Interesse sein. Wenn das irgendwelche Kapazitäten oder 
Induktivitäten im Spiel sind, hat u.U. Rückwirkungen auf den FET. Relais 
sind da erst mal etwas unkritischer.

Und dann noch eine Anmerkung zu den Schaltzyklen:
Du solltest bei der Regelung die Hysterese nicht vergessen. D.h.: 
einschalten der Therme bei Temperatur X, abschalten bei der Temperatur 
X+Delta. Wie groß man da sinnvollerweise das "Delta" wählt, hängt ein 
wenig von der Einsatzumgebung ab. Aber ich würde da mal mit 1 Grad als 
Minimum ausgehen. Denn auch die Therme mag es gar nicht, wenn sie 
ständig ein- und ausgeschaltet wird.

Grüße
Hoschti

von Marcel O. (maral)


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Hoschti schrieb:
> Welcher Strom geht denn über diesen Kontakt?

Hallo Hoschti,

Laut Temperaturregler sind das 10 mA.

Hoschti schrieb:
> So ein Relais hätte den Vorteil, dass Du mir der gesamten Steuerung
> galvanisch von der Therme getrennt arbeiten könntest.

Das wäre mir auf jeden Fall lieber, das hatte ich auch schon überlegt, 
ich will nämlich nicht, dass mir, wie du auch sagst, wegen irgendwelchen 
Kapazitäten/Induktivitäten sowohl der FET, als auch hinterher der Pi 
abraucht.
Dann werde ich mich mal da kundig machen, oder hättest du da auf Anhieb 
schon einen Vorschlag für das Relais?

Und das mit den Temperaturdifferenzen hatte ich auch schon gedacht, da 
muss ich mir dann bei der Programmierung was einfallen lassen.

Vielen Dank schon mal!

von Der Andere (Gast)


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Marcel O. schrieb:
> Beides sind
> Überbleibsel aus dem letzten Jahrtausend,

Stimmt das Thermostat funktioniert zuverlässig 20 Jahre lang.
Sowas ist voll letztes Jahrtausend
:-)

von Pete K. (pete77)


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Marcel O. schrieb:
> Ich wohne jetzt seit über 2 Jahren in einer Mietwohnung

Und dann willst Du an der Heizung rumfummeln? Hoffentlich bekommt das 
der Vermieter nicht mit.

von Marcel O. (maral)


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Der Andere schrieb:
> Stimmt das Thermostat funktioniert zuverlässig 20 Jahre lang.

Das ist ja eine feine Sache, das ist schon richtig, aber ich störe mich 
ja an den margeren Einstellungen, die damit treffbar sind. Mit einem Pi 
wäre ja sogar eine Steuerung von außer Haus machbar.

Pete K. schrieb:
> Und dann willst Du an der Heizung rumfummeln? Hoffentlich bekommt das
> der Vermieter nicht mit.

An die Heizung selber will ich ja gar nicht, nur an die 
Temperaturregelung. Das sind zwei separae Geräte, die jeweils 
austauschbar sind. Viel kaputtmachen kann man nicht, weil entweder 
liegen 24V an, oder nicht.
Und so lange ich die Verantwortung für mögliche Folgeschäden auf mich 
nehme, stört sich die Vermietung nicht daran. Aber das kann man in einem 
Mietrecht-Forum besprechen, denke ich.

Grüße
Marcel

: Bearbeitet durch User
von doedel (Gast)


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bei 3,3 Volt Gatespannung auch immer gern genommen: IRF3708

10 Stück in der Buch 6,90 Euro. Wenn Du schon mit dem PI bastelst, wird 
da bestimmt noch mehr zu schalten sein mit der Zeit ;-)

von doedel (Gast)


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Nachtrag: wobei Du natürlich noch herausfinden musst, ob es für die 
Therme OK ist, GND zu schalten. Andernfalls brauchst Du einen P-Channel 
Typ oder einen Treiber, wenn Du High-Side schalten willst.

von doedel (Gast)


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[quote]Laut Temperaturregler sind das 10 mA.[/quote]

dann wärst Du ggf. vielleicht sogar mit einem Opto-Koppler besser dran.

von hinz (Gast)


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von Marcel O. (maral)


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doedel schrieb:
> wobei Du natürlich noch herausfinden musst, ob es für die
> Therme OK ist, GND zu schalten.

So, anscheinend ist es für die Therme zwar in Ordnung, wenn auf dem 
Leiter 0V liegen, allerdings läuft die sie dann durch. Damit ist das 
ganze schon wieder etwas schwieriger.

Ich dachte eigentlich, dass das ganze recht simpel umzusetzen ist, aber 
ich merke, dass mir es mir noch ein bisschen an Know-How fehlt. Danke 
auch an hinz, auf den Link bin ich selber noch gar nicht gestoßen. Aber 
auch da sagt der Autor, dass auf der Rückleitung minimal 3V liegen 
sollen.

Mit Hinblick auf meine Klausuren, die momentan anstehen, sollte ich mich 
doch tatsächlich erstmal anderen Prioritäten widmen und komme dann auf 
das ganze in ca. 4 Wochen zurück. Dann werde ich mich auch etwas besser 
mit den ganzen Bauteilen auskennen.

Aber schon mal vielen Dank an alle, ich bin schon deutlich schlauer 
geworden :D

von W.A. (Gast)


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Marcel O. schrieb:
> Das wäre mir auf jeden Fall lieber, das hatte ich auch schon überlegt,
> ich will nämlich nicht, dass mir, wie du auch sagst, wegen irgendwelchen
> Kapazitäten/Induktivitäten sowohl der FET, als auch hinterher der Pi
> abraucht.

Der korrekte Umgang beim Abschalten von Stromkreisen mit Induktivitäten 
ist nicht abhängig von der Schalthäufigkeit. Eine einzige 
Induktionsspitze mit einigen 100V reicht bereits. Und die tritt bei 
falscher Beschaltung bei jedem Abschalten auf. Das Stichwort heißt 
"Freilaufdiode". Die sorgt dafür, das der Strom nach dem Abschalten 
weiter fließen und sich das Magnetfeld abbauen kann.

von Marcel O. (maral)


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Hallo, da bin ich wieder!

So, danke nochmal für die ganze Hilfe bis jetzt! Der Link von hinz hat 
mir auch sehr weitergeholfen, ich verstehe die ganze Thermenverschaltung 
jetzt um einiges besser.

Meine Messung spiegeln auch ziemlich genau das wider, was der 
Websiteersteller bei sich gemessen hat. Das bedeutet, dass die Spannung 
am Steuereingang der Therme immer mindestens 3V betragen soll, bis 
ausschließlich 8V ist sie aus, ab da an. Bis 15V hat man eine 
kontinuierliche Leistungssteigerung, dadrüber läuft sie einfach weiter 
auf 100%.

Auf der Website wird ja ein Operationsverstärker verwendet, der ein 
Analogsignal eines Digital/Analog-Wandlers verstärkt. Das wäre für mich 
ja auch auf jeden Fall eine Möglichkeit, vielleicht sogar genau mit dem 
gleichen OP. Nur stoße ich da wieder auf das nächste Problem: Ich 
brauche noch einen D/A-Wandler für den Pi, weil doch nicht einfach an 
oder aus geschaltet werden kann, so wie ich es erst dachte.
Da kenne ich mich leider auch wieder nicht aus, auch wenn ich schon 
etwas recherchiert habe. Kann mir da jemand einen passenden Wandler 
empfehlen?
Die Widerstände zum Einstellen des OPs kann ich dann ja entsprechend der 
Ausgangsspannung des Wandlers dimensionieren, aber mehr als 3,3V ist ja 
eh nicht möglich, oder?

Eine galvanische Trennung der Stromkreise wäre mir natürlich am 
liebsten, aber eine Freilaufdiode ist natürlich auch eine Möglichkeit, 
danke nochmal für die Info, W.A.! Es kann natürlich sein, dass in der 
Therme eine solche bereits verbaut ist, da auch im Schaltplan der 
Website "roter-unimog" von hinz keine eingesetzt wurde. Ein OP ist ja 
auch nicht galvanisch getrennt, richtig?

Mit Optokopplern kenne ich mich leider auch nicht aus, deswegen wäre mir 
auf Anhieb eine Schaltung mit OP bzw. MOSFET lieber. Ich lasse mich aber 
gerne belehren ;)

Sollte ein MOSFET infrage kommen, wäre doch einer der Art n-Kanal 
Depletion die richtige Wahl, nicht wahr? Dann könnte ich eine 
Selbstleitung von ca. 3V realisieren, auch wenn der Pi aus ist. Das ist 
nämlich auch etwas, was unbedingt nötig ist, da ich gerne auch mal 2-3 
Wochen am Stück nicht in der Wohnung bin. Dann sollte die Heizung nicht 
durchlaufen :-D

Ich kenne mich leider nur sehr schlecht mit realen Bauteilen aus, bitte 
seht mir das nach, hier in der Uni macht man leider meist nur alles in 
der Theorie.

: Bearbeitet durch User
von Thomas K. (ek13)


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Marcel O. schrieb:
> Hallo, da bin ich wieder!
....
 Nur stoße ich da wieder auf das nächste Problem: Ich
> brauche noch einen D/A-Wandler für den Pi, weil doch nicht einfach an
> oder aus geschaltet werden kann, so wie ich es erst dachte.
> Da kenne ich mich leider auch wieder nicht aus, auch wenn ich schon
> etwas recherchiert habe. Kann mir da jemand einen passenden Wandler
> empfehlen?

z.B. 0...1023 Stufen  PWM  --> R + C gegen Masse  =  0...3,3V am C 
Steuerspannung  --> OPV auf 3...16V verstärken.

(ggf. ab da wieder zurück über Spannungsteiler + C auf ADC messen und 
Regeln).

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