Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Phasenstrom Schrittmotoren


von Chris13 (Gast)


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Hallo,

in Datenblättern verschiedenster Schrittmotoren ist immer wieder der 
Phasenstrom in A zu entnehmen. Ein Treiberbaustein sorgt dafür, dass ein 
sinusförmiger Phasenstrom durch die Spulen geschickt wird.

Leider habe ich nirgends eine Antwort darauf gefunden, aber mich würde 
sehr interessieren, ob es sich bei dieser Phasenstromangabe in den 
Datenblättern der Schrittmotoren um den Effektivwert oder den 
Spitzenwert (=Amplitude) des sinusförmigen Stromes handelt?

Kann das jemand beantworten?

Danke

: Verschoben durch Admin
von Michael B. (laberkopp)


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Die Schrittmotoren haben stets den Effektivwert genannt,

der aber bei simplen Schrittmotortreibern, die keine Microschritte mit 
Stromregelung machen können sondern nur Vollschritte, auch dem 
Spitzenstrom entspricht.

Ein Mikroschritt-Treiber der Sinus liefert muss aber einen 1.4 mal 
grösseren Spitzenstrom liefern können um dem Motor das volle Drehmoment 
laut Datenblatt (bei der erlaubten Temperaturerhöhung laut Datenblatt, 
meist +70 GradC) herauszulocken. Im Moment wo beide Spule bestromt 
werden, fliesst dass 2 x 0.7 x 1.4 = 2 also doch nur der Nennstrom laut 
Datenblatt.

Die meisten wissen das nicht, betreiben den Motor mit dem 0.7-fachen 
Strom, bekommen auch nur das 0.7-fache Drehmoment und verbraten nur die 
halbe Leistung und freuen sich, daß der Motor kühl bleibt und lange 
lebt, haben aber im Endeffekt zu viel für den überdimensionierten aber 
nicht voll ausgenutzten Motor bezahlt.

von Chris13 (Gast)


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Zunächst mal danke für die Antwort.

Michael B. schrieb:
> der aber bei simplen Schrittmotortreibern, die keine Microschritte mit
> Stromregelung machen können sondern nur Vollschritte, auch dem
> Spitzenstrom entspricht.

Und wie ist das bei Schrittmotortreibern, die Mikroschritte mit 
Stromregelung machen können? Beispiel: 32 Mikroschritte pro Vollschritt, 
200 Vollschritte pro Umdrehung?

von Chris13 (Gast)


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Wenn ich die erste Aussage richtig verstehe, dann ist der Phasenstrom 
durch eine Phase im Mikroschrittbetrieb dementsprechend kleiner?

von Wolfgang (Gast)


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Chris13 schrieb:
> Ein Treiberbaustein sorgt dafür, dass ein sinusförmiger Phasenstrom
> durch die Spulen geschickt wird.

Das ist nur in Ausnahmefällen so.

Woher hast du diese Information?

von Wolfgang (Gast)


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Chris13 schrieb:
> Wenn ich die erste Aussage richtig verstehe, dann ist der Phasenstrom
> durch eine Phase im Mikroschrittbetrieb dementsprechend kleiner?

Kleiner als was?
Der Strom durch den Motor ist durch die Betriebstemperatur begrenzt, 
d.h. es kommt ausschließlich auf den Effektivwert der Summe aller Ströme 
an.

von Chris13 (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Das ist nur in Ausnahmefällen so.
>
> Woher hast du diese Information?

Meines Wissens wird, je mehr Mikroschrotte verwendet werden, der Strom 
immer mehr "sinusförmig", ist das nicht so?

Wolfgang schrieb:
> Kleiner als was?
> Der Strom durch den Motor ist durch die Betriebstemperatur begrenzt,
> d.h. es kommt ausschließlich auf den Effektivwert der Summe aller Ströme
> an.

Ich betreibe einen bipolaren Schrittmotor (Anschlüsse A+, A-, B+, B-) 
mit Angabe 2,3A / Phase. Dabei messe ich den Strom durch einen dieser 
Anschlüsse (z.B. A+) mit einerr Stromzange und einem Oszilloskop. Es 
sind hier auch schöne, sinusförmige Ströme zu erkennen.

Die Frage die sich mir stellt ist, wie hoch die Amplitude dieser 
gemessenen sinusförmigen Ströme sein muss, wenn die Angabe im 
Schrittmotordatenblatt 2,3A/Phase ist?

von Tany (Gast)


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Chris13 schrieb:
> Die Frage die sich mir stellt ist, wie hoch die Amplitude dieser
> gemessenen sinusförmigen Ströme sein muss, wenn die Angabe im
> Schrittmotordatenblatt 2,3A/Phase ist?

2,3A bei vollem Schritt. Bei Mikroschritt 2,3 x 1,4 ~ 3.2A wenn 
Drehmoment voll genutzt wird.
Meisten Treiber hat Stromsenkung Funktion bei Stillstand, damit der 
Motor nicht zu warm wird.

von Wolfgang (Gast)


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Tany schrieb:
> Meisten Treiber hat Stromsenkung Funktion bei Stillstand, damit der
> Motor nicht zu warm wird.

So, so ...
Genausowenig, wie "die meisten" Schrittmotortreiber sinusförmigen Strom 
liefern, wird bei "den meisten" Treibern im Stillstand der Strom 
abgesenkt.
Schon Mikroschrittsteuerung mit 128 Schritten ist eher selten.

Nenne Typenbezeichnungen - diese Allgemeinplätze bringen niemanden 
weiter.

von Tany (Gast)


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Die Strom Senkung kann man per Hard- oder Software realisieren, wer das 
nicht kann, sollte lieber fertiges kaufen.
> Nenne Typenbezeichnungen - diese Allgemeinplätze bringen niemanden
> weiter
Die meist verbreitete Endstufe mit TB66XX kann das.
Selbst bei der Endstufe mit uralten L293 /L298 ist es kein Problem.

Wolfgang schrieb:
> Schon Mikroschrittsteuerung mit 128 Schritten ist eher selten

Warum 128? Ab 8 Mikroschritten sieht der Phasenstrom fast "sinus" aus.

von Wolfgang (Gast)


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Tany schrieb:
> Warum 128? Ab 8 Mikroschritten sieht der Phasenstrom fast "sinus" aus.

Das frage mal die Hersteller, z.B. STMicroelectronics mit dem L6470?

Tany schrieb:
> Die meist verbreitete Endstufe mit TB66XX kann das.

Der TB6600 macht von sich aus gar nichts. Für die Stand-By 
Stromabsenkung muss ein externer Controller die Mode Steuereingänge 
entsprechen umkonfigurieren. Genauso gut könnte man sagen, ein A4988 
kann das. Der Controll muss nur die Referenzspannung passend absenken.
Nur weil im Datenblatt das Wort "Stand by" auftaucht, muss das noch 
lange nicht heißen, dass der Schrittmotorcontroller irgendwie 
automatisch im Stillstand den Strom absenkt. Man achte auf das 
Kleingedruckte...

von Tany (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Der TB6600 macht von sich aus gar nichts
> ...L6470?

der allein auch nicht!
lesen und verstehen muß man können.

Tany schrieb:
> Die Strom Senkung kann man per Hard- oder Software realisieren
> Die meist verbreitete Endstufe mit TB66XX

Wolfgang schrieb:
> dass der Schrittmotorcontroller irgendwie...
Es geht hier um Motortreiber oder Endstufe und nicht um 
Schrittmotorcontroller.
Es ist mir egal, wie du mit deinem Halbwissen rum kommentiert. Michael 
hat oben genau erklärt und somit ist die Frage von TO fachlich 
beantwortet.

von Chris13 (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Das frage mal die Hersteller, z.B. STMicroelectronics mit dem L6470?

Genau getroffen, genau den L6470H von ST Microelectronics verwende ich.

Tany schrieb:
> Michael
> hat oben genau erklärt und somit ist die Frage von TO fachlich
> beantwortet.

Ganz habe ich das trotzdem noch nicht verstanden:

welcher Strom (Amplitude oder Effektiv) fließt nun im 
Voollschrittbetrieb und im Mikroschrittbetrieb? Und hat die Anzahl der 
Mirkoschritte EInfluss auf den Stromwert?

Danke nochmals!

von Michael B. (laberkopp)


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Chris13 schrieb:
> Michael B. schrieb:
>> der aber bei simplen Schrittmotortreibern, die keine Microschritte mit
>> Stromregelung machen können sondern nur Vollschritte, auch dem
>> Spitzenstrom entspricht.
>
> Und wie ist das bei Schrittmotortreibern, die Mikroschritte mit
> Stromregelung machen können?

Einfach weiterlesen, stand doch im weiterführenden Text.

Chris13 schrieb:
> Ganz habe ich das trotzdem noch nicht verstanden:
> welcher Strom (Amplitude oder Effektiv) fließt nun im Voollschrittbetrieb

Maximal Nennstrom (der beim Motor angegebene Effektivstrom).

> und im Mikroschrittbetrieb?

Maximal Nennstrom * 1.414 = Spitzenstrom von Sinus.

> Und hat die Anzahl der Mirkoschritte Einfluss auf den Stromwert?

Nein. Schon mehr als Halbschritte reichen, 2 Mikroschritte hätten
70% und 100%
da dürfte man den 100% Strom auf den 1.4-fachen im Datenblatt
genannten effektiven Motorstrom einstellen.

Tany rechnet dir schon vor, daß du einen 3.2A Motortreiber brauchst:

Tany schrieb:
> Bei Mikroschritt 2,3 x 1,4 ~ 3.2A wenn Drehmoment voll genutzt wird.

wenn du das im Datenblatt angegebene Drehmoment voll erreichen willst.

von Chris13 (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Im Moment wo beide Spule bestromt
> werden, fliesst dass 2 x 0.7 x 1.4 = 2 also doch nur der Nennstrom laut
> Datenblatt.

was bedeutet hier der Wert 0,7?

von Chris13 (Gast)


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Tany schrieb:
> 2,3A bei vollem Schritt. Bei Mikroschritt 2,3 x 1,4 ~ 3.2A wenn
> Drehmoment voll genutzt wird.

Die Angabe ist hier 2,3A / Phase. Nachdem ich hier einen 2-phasen 
Scrhittmotor habe, und den Strom in EINER Phase mir Stromzange messe, 
muss die Amplitude, die ich hier messe, dann 3,2A/2 = 1,6 A sein?

von Michael B. (laberkopp)


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Chris13 schrieb:
> was bedeutet hier der Wert 0,7?

Sinus(45 Grad), denn wenn beide Spulen betromt sind, entspricht das der 
Überlappung der Sinuskurven in genau diesem Punkt.

von Michael B. (laberkopp)


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Chris13 schrieb:
> Die Angabe ist hier 2,3A / Phase. Nachdem ich hier einen 2-phasen
> Scrhittmotor habe, und den Strom in EINER Phase mir Stromzange messe,
> muss die Amplitude, die ich hier messe, dann 3,2A/2 = 1,6 A sein?

Erstmal musst du klären, ob du den momentaten Spitzenwert bei stehendem 
Motor misst von der Spule die voll bestromt wirde (während die andere 
bei 0 liegt) oder den rms Mittelwert bei drehendem Motor einer Phase 
über die Zeit gemittelt.

Als rms pro Phase darfst du bis 2.3A messen ohne dass der Motor 
überhitzen würde.

Als Spitzenwert pro Phase dann 3.2A.

In Summe für beide Phasen sind es niemals 6.4A, sondern höchstens 4.6A.

von Chris13 (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Erstmal musst du klären, ob du den momentaten Spitzenwert bei stehendem
> Motor misst von der Spule die voll bestromt wirde (während die andere
> bei 0 liegt) oder den rms Mittelwert bei drehendem Motor einer Phase
> über die Zeit gemittelt.

Ich messe den Strom mit einer Stromzange in EINER Phase und sehe mir 
direkt den Sinus an (32-Mikroschrittbetrieb). Ich habe das gemessene 
Bild mal angehängt.

Der Schrittmotortreiber kann 3A (RMS, pro Phase), der Motor hat eine 
Angabe von 2,3A/Phase. Ich messe hier aber nur ca 1,5A Spitzenwert, also 
nur ca 1A RMS, siehe Anhang.

Ist meienr Annahme hier richtig, dass der Motor hier nicht mit dem 
höchstmöglichen Strom, und somit auch Drehmoment, betrieben wird?

von Chris13 (Gast)


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Nur der Vollständigkeit halber:

Das oben gemessene Signal ist ein schöner Sinus, das ist nur aus 
Auflösungsgründen nicht sichtbar. Ist aber hier nicht relevant, es geht 
nur um die Amplitude, die man trotzdem gut ablesen kann.

von Michael B. (laberkopp)


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Chris13 schrieb:
> es geht nur um die Amplitude, die man trotzdem gut ablesen kann.

Dann ist es die Amplitude von Spitze zu Spitze, also wären 6.4A erlaubt, 
von +3.2A bis -3.2A.

Chris13 schrieb:
> Ich messe hier aber nur ca 1,5A Spitzenwert, also nur ca 1A RMS
> Ist meienr Annahme hier richtig, dass der Motor hier nicht mit dem
> höchstmöglichen Strom, und somit auch Drehmoment, betrieben wird?

Richtig. Das kann trotz eingestelltem Chopperstrom von 3A durchaus 
deshalb passieren, weil bei der Drehzahl der Strom nicht schnell genug 
ansteigen kann weil die Versorgungsspannung gegen die Motorinduktivität 
dafür zu niedrig ist. Probiere also noch mal eine geringere Drehzahl.

von Chris13 (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Richtig. Das kann trotz eingestelltem Chopperstrom von 3A durchaus
> deshalb passieren, weil bei der Drehzahl der Strom nicht schnell genug
> ansteigen kann weil die Versorgungsspannung gegen die Motorinduktivität
> dafür zu niedrig ist. Probiere also noch mal eine geringere Drehzahl

HAllo,

ich habe die Drehzahl nun sehr gering eingestellt, es ändert sich jedoch 
nur die Frequenz des Sinus, die Amplitude bleibt bei 1,5A Spitzenwert, 
obwohl ich 2A RMS eingestellt habe (also eigentlich Spitze 1,8A)

Woran kann das noch liegen? Kann das auch am Drehmoment liegen, das 
aufgewendet werden muss? Sprich wenn ich die Last größer mache, sollte 
dann auch der Strom größer werden?

von Chris13 (Gast)


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Sorry, Fehlinformation, ich hatte auch einen anderen Parameter verstellt 
(man sollte gleiches mit gleichem vergleichen :))

Der Strom ist bei niedriger Umdrehungszahl tatsächlich größer geworden, 
ich messe jetzt 2A Spitzenstrom (also 4A Spitze Spitze). Ich habe auch 
genau 2A eingestellt (SW mäßig im Motortreiber), allerdings gehe ich 
davon aus, dass dies der Effektivwert ist.

Wenn ich das nun richtig verstanden habe, sollte ich jedoch, wenn ich 
einen Strom von 2A einstelle, einen Strom von 2,8A Spitze messen. Bitte 
um kurze Bestätigung :)

Ich werde nun noch ein Finetuning gewisser Parameter machen (z.B. 
Phasenwiderstand, Induktivität, BEMF Kompensation) um auf die 2,8A zu 
kommen.

Danke!

von Chris13 (Gast)


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Mit dem Finetuning schaffe ich es nun auch auf die 2,8A.

Für alle zur INfo: Ich habe die K-Werte, die aus den eingestellten 
Strömen berechnet werden, manuall eingestellt, etwas erhöht (Kwerte für 
Running, Accelleration, Deceleration, Hold). Damit kann man den 
Phasenstrom sehr genau einstellen.

Vielen Dank für die sehr kompetente Hilfe!!

LG

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Chris,

verrätst du uns, was das für ein Treiber ist? Die wenigsten Geräte 
ermöglichen überhaupt Einstellungen am Stromregler. Die von dir 
genannten Parameter kenne ich eigentlich nur von den Geräten von 
miControl?

Zum Verlauf der Phasenströme bei Mikroschritt habe ich schon einige 
Blogbeiträge geschrieben. Vielleicht ist das für Dich noch interessant?
http://www.schrittmotor-blog.de/stromregelung-von-schrittmotoren-auf-das-abschalten-kommt-es-an/
http://www.schrittmotor-blog.de/stromregler-als-ursache-fuer-positionierfehler-im-mikroschritt/
http://www.schrittmotor-blog.de/positioniergenauigkeit-von-schrittmotoren/

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Chris13 (Gast)


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Hallo Thorsten,

klar, es ist der L6470H von ST microelectronics. Vielen Dank für die 
Beiträge, schau ich mir auf alle Fälle an.

Eine Frage noch zum Abschluss: Wie hängt der Strom von der Belastung 
(dem Drehmoment, der ihm entgegengesetzt wird), ab? Ich weiß, dass ein 
höherer Strom ein höheres Drehmoment bedeutet, aber worauf ich 
hinauswill:

Ich habe nun ein bestimmtes Setup, mit dem ich nun den optimalen 
(maximalen Strom von 2,8A) eingestellt habe. Was passiert aber, wenn 
sich das benötige Drehmoment ändert, z.B. halbiert wird, würde dann der 
Regler auch den Strom halbieren? Mit anderen Worten: Ändert der Treiber 
den Strom mit dem entgegengesetzten Drehmoment oder ist der Strom über 
den gesamten Drehmomentbereich gleich? Im ersten Fall würde die 
Einstellung, die ich gemacht habe, nur wenig Sinn machen.

von Wolfgang (Gast)


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Chris13 schrieb:
> Was passiert aber, wenn sich das benötige Drehmoment ändert, z.B.
> halbiert wird, würde dann der Regler auch den Strom halbieren?

Der Schrittmotortreiber steuert blind den Spulenstrom und weiß nichts 
von dem benötigten Drehmoment.

von Chris13 (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Chris13 schrieb:
>> Was passiert aber, wenn sich das benötige Drehmoment ändert, z.B.
>> halbiert wird, würde dann der Regler auch den Strom halbieren?
>
> Der Schrittmotortreiber steuert blind den Spulenstrom und weiß nichts
> von dem benötigten Drehmoment.

Das beruhigt mich :) vielen Dank!

von Michael B. (laberkopp)


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Chris13 schrieb:
> Der Strom ist bei niedriger Umdrehungszahl tatsächlich größer geworden,
> ich messe jetzt 2A Spitzenstrom (also 4A Spitze Spitze). Ich habe auch
> genau 2A eingestellt (SW mäßig im Motortreiber), allerdings gehe ich
> davon aus, dass dies der Effektivwert ist.

Nein, man stellt üblicherweise den Spitzenstrom ein.

Chris13 schrieb:
> Ich werde nun noch ein Finetuning gewisser Parameter machen (z.B.
> Phasenwiderstand, Induktivität, BEMF Kompensation) um auf die 2,8A zu
> kommen.

Man kann eigentlich Phasenwiderstand, Induktivität nicht einstellen, 
sondern die Werte ergeben sich aus dem Motor.

Chris13 schrieb:
> Ich habe die K-Werte, die aus den eingestellten
> Strömen berechnet werden, manuall eingestellt, etwas erhöht (Kwerte für
> Running, Accelleration, Deceleration, Hold). Damit kann man den
> Phasenstrom sehr genau einstellen.

Ja, man kann für Acceleration und Deceleration den Strom etwas höher 
einstellen (z.B. 3.5A, aber nicht mehr als der Motor in Sättigung geht) 
als er als Dauerstrom erlaubt ist denn Beschleunigung und Bremsen treten 
ja nur kurzzeitig auf bei beiden kann man aber mehr Kraft gebrauchen, 
bei Running stellt man 2.8A ein und bei Hold weniger damit der Motor 
abkühlen kann falls die Haltekraft reicht.

von Chris13 (Gast)


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Michael B. schrieb:
>> Der Strom ist bei niedriger Umdrehungszahl tatsächlich größer geworden,
>> ich messe jetzt 2A Spitzenstrom (also 4A Spitze Spitze). Ich habe auch
>> genau 2A eingestellt (SW mäßig im Motortreiber), allerdings gehe ich
>> davon aus, dass dies der Effektivwert ist.
>
> Nein, man stellt üblicherweise den Spitzenstrom ein.

Klingt, gut, dann passt die Einstellung noch besser :)

Michael B. schrieb:
>> Ich werde nun noch ein Finetuning gewisser Parameter machen (z.B.
>> Phasenwiderstand, Induktivität, BEMF Kompensation) um auf die 2,8A zu
>> kommen.
>
> Man kann eigentlich Phasenwiderstand, Induktivität nicht einstellen,
> sondern die Werte ergeben sich aus dem Motor.

Ja, das ist mir klar, aber ich gebe dem Motortreiber ja diese Werte 
bekannt. Ich gehe davon aus, dass die in der Praxis noch ganz genau den 
Angaben im Datenblatt entsprechen und dadurch auch unterschiede im Strom 
rauskommen (z.B. Phasenwiderstand ist etwas höher als im DB angegeben). 
Ich meinte, dass ich den Widerstandswert, den ich dem Motor bekannt 
gebe, etwas höher ansetzte, damit sollte er auch einen etwas höheren 
Strom einstellen, oder liege ich hier falsch?

Michael B. schrieb:
> Ja, man kann für Acceleration und Deceleration den Strom etwas höher
> einstellen (z.B. 3.5A, aber nicht mehr als der Motor in Sättigung geht)
> als er als Dauerstrom erlaubt ist denn Beschleunigung und Bremsen treten
> ja nur kurzzeitig auf bei beiden kann man aber mehr Kraft gebrauchen,
> bei Running stellt man 2.8A ein und bei Hold weniger damit der Motor
> abkühlen kann falls die Haltekraft reicht.

perfekt, genau das war mein Plan...

von Michael B. (laberkopp)


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Chris13 schrieb:
> oder liege ich hier falsch?

Ja, vermutlich.

Der Treiber wird immer versuchen, den eingestellten Strom zu erreichne, 
wenn er das kann.

Ist der Phasenwiderstand zu hoch für die vorhandene Betriebsspannung, 
kann es das halt nicht. Ist die Induktivität zu hoch für die gewünschte 
Geschwindigkeit bei vorhandener Betreibsspannung, kann er das halt 
nicht.

Da hilft es dann auch nicht, diese Werte irgendwo einzutragen, sondern 
nur, die Betriebsspannnug (im Rahmen des zulässigen) zu erhöhen.

von Jan K. (jan_k)


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Hallo zusammen,

ich muss hier leider auch nochmal reingrätschen.

Wir haben einen Trinamic TMCM-1311, hier das Datenblatt: 
https://www.trinamic.com/fileadmin/assets/Products/Modules_Documents/TMCM-1311_TMCL_firmware_manual.pdf

Man kann den absoluten Strom einstellen. IrmsMax sind 3 Ampere. Aber 
gilt das pro Phase oder insgesamt?

Nächstes Problem: Angenommen, ich habe eine quasi perfekte sinusförmige 
Mikroschritte, der Strom wird per Chopper geregelt. Irms sei auf 3 A 
eingestellt. Dann bedeutet, dass der maximale Strom in der Chopper 
Regelung 3*1.41 A sein kann, nämlich im Peak des Sinus. Da die Phasen 
90° versetzt sind, teilt sich der Strom auch nicht irgendwie auf beide 
auf, der Strom in der zweiten Phase ist 0 im Maximum der ersten.
Jetzt die Frage: Würde der Motor in dieser Kondition stehen bleiben 
(mechanisches Gegenmoment), würde dauerhaft ein Strom von 3*1.41 A 
fließen und den Motor zerstören? Oder "denkt" der Treiber, dass sich die 
Motorposition weiter gedreht hat und reduziert den Strom wieder?

Dankeschön!

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Jan K. schrieb:
> Aber gilt das pro Phase

Natürlich.

Jan K. schrieb:
> Würde der Motor in dieser Kondition stehen bleiben
> (mechanisches Gegenmoment), würde dauerhaft ein Strom von 3*1.41 A
> fließen

Ja.

> und den Motor zerstören

Nein.

Der Motor ist ja für 2 x 3A (rms) gebaut, und hat in dem Fall weil die 
andere Spule 0 hat nur 1.4 x 3A zu vertragen (was aber als 
Verlustleistung, weil bei 1.4-fachem Strom auch die 1.4-fache Spannung 
entsteht 1.4 x 1.4 = 2-facher Leistung entspricht, also derselben 
Leistung wie bei 2 x 3A Halbschrittposition).

: Bearbeitet durch User
von Jan K. (jan_k)


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Danke für deine Antwort!

Guck' mal bitte hier: 
https://catalog.orientalmotor.com/item/all-categories-legacy-products/tegories-pk-series-2-phase-stepping-motors-legacy-/pk266-03a
da steht z.B. current per phase = 2.1 A (bipolar). Deiner Erklärung oben 
nach dürfte ich den Motor bis zu 2x2.1 A RMS in Summe belasten, stimmt 
das? Bezieht sich das Maximum immer nur auf die thermische Zerstörung? 
Ich meine, die Isolierung zwischen den Windungen könnte doch auch bei 
einer Phase bereits kaputt gehen, wenn diese mit > 2.1 A belastet wird 
und die andere Phase "kalt" bleibt. Oder ist die thermische Kopplung 
intern so gut, dass das keinen Unterschied macht, welche Phase bestromt 
wird?

Danke dir!

von Michael B. (laberkopp)


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Jan K. schrieb:
> Deiner Erklärung oben nach dürfte ich den Motor bis zu 2x2.1 A
> RMS in Summe belasten, stimmt das?

Natürlich.

> Bezieht sich das Maximum immer nur auf die thermische Zerstörung?

Im Prinzip ja, bei viel mehr Strom tritt auch irgendwann magneteische 
Sättigung ein und wenn man es übertreibt auch Entmagnetisierung des 
Permanentmagneten.

> Ich meine, die Isolierung zwischen den Windungen könnte doch auch bei
> einer Phase bereits kaputt gehen, wenn diese mit > 2.1 A belastet wird
> und die andere Phase "kalt" bleibt.

Das hält er aus, Kupfer leitet die Wärme sehr gut.

> Oder ist die thermische Kopplung
> intern so gut, dass das keinen Unterschied macht, welche Phase bestromt
> wird?

Eben. Im wesentlichen geht es um die Wärmeabgabe vom Motor an die 
Umgebung. Baut man einen Lüfter dran oder Wasserkühlung, verträgt der 
Motor auch mehr Strom. Ist er in Wärmedämmung eingebaut oder arbeitet im 
Vakuum, darf man vonm weniger ausgehen.

: Bearbeitet durch User
von Jan K. (jan_k)


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Okay, das ergibt Sinn. Deswegen ist wie oben angemerkt der Maximalstrom 
in Summe auch bei sin(45°) (beide Phasen), statt bei sin(90°) (nur eine 
Phase).

Denke es hat Klick gemacht, danke.

von Jan K. (jan_k)


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Ich kann leider nicht mehr editieren...

Wir reden hier die ganze zeit vom rms des Sinus der Strom Sollwert 
Vorgabe durch Mikroschritte oder? Wie passt die chopper Stromregelung da 
rein? Um den eingestellten Sollwert zu erreichen, müsste die Regelung 
doch eigentlich einen höheren Maximalwert haben, als ein eingestellter 
"Irms" oder? Weil die Regelung aber so schnell ist, macht das nix oder 
wie?

Danke!

von Wolfgang (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Ist der Phasenwiderstand zu hoch für die vorhandene Betriebsspannung,
> kann es das halt nicht.

Wenn man in einem Bereich ist, wo der Phasenwiderstand den auf Grund der 
Betriebsspannung fließenden Strom begrenzt (bei stehendem Motor), ist 
die Betriebsspannung für einen Betrieb mit Stromregelung viel zu 
niedrig.

von MaWin (Gast)


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Jan K. schrieb:
> Weil die Regelung aber so schnell ist, macht das nix oder wie?

Jein.
Im Prinzip hast du recht: Eine Chopper Regelung, die auf 1A Maximalstrom 
eingestellt ist, lässt den Strom bis 1A steigen und schaltet dann für 
eine definierte Zeit, z.B. 10us ab, dabei fällt der Strom wieder, z.B. 
um 10% also auf 0.9A. Damit bekommt der Motor eher nur 0.95A im Mittel 
ab statt 1A. Die Leute leben damit und korrigieren das nicht, obwohl die 
genannten Zahlen realistisch sind.

von Jan K. (jan_k)


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Okay, das heißt bei all der Betrachtung oben wird die chopper 
Stromregelung als ideal angenommen?

von Wolfgang (Gast)


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Jan K. schrieb:
> Weil die Regelung aber so schnell ist, macht das nix oder wie?

Sehe es einfach anders rum. Eine Spule wehrt sich wegen ihrer 
Induktivität gegen Stromänderungen, d.h. die Regelung muss nicht 
sonderlich schnell sein, sondern nur ausreichend schnell bezogen auf die 
Induktivität der Spule, um bei der Stromregelung die tolerierbare 
Schwankungsbreite des Stromes nicht zu überschreiten.

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