Forum: Markt [V] Siemens Röhrenradio defekt


von Tuncay (fecixus)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo Zusammen,
ich verkaufe hier ein Radio, welches ich vor einiger Zeit regional 
defekt gekauft habe, weil ich es nett und interessant,.. etc gefunden 
habe.
Nun stelle ich fest, ich habe kein Platz und was noch wichtiger ist, 
keine Zeit.

Ich habe es persönlich bei einer Dame abgeholt und glaube nicht, dass es 
innen verwurschtelt ist. Ich selber habe nur die Sicherung getauscht, 
welche gleich wieder durchgebrannt ist. Sonst habe ich keinerlei 
Reparaturversuche unternommen.
Das Holzgehäuse ist schon etwas in Mitleidenschaft gezogen, keine fiesen 
Kratzer, aber etwas Nacharbeit braucht es schon, um es in einen WAF 
kompatibelen Status zu bringen.
Es hat auch ein Magisches Auge oben rechts.
Wird wahrscheinlich tuen, wenn man das Ganze in Gang bringt.

Das Radio komplett, also mit original Rückdeckel.
Es ist ein Siemens Qualitätssuper 54 Type 832W.

Ich möchte dafür 30€ VB und versende es definitiv nicht.
Bitte bei mir in Karlsruhe abholen.

Viele Grüsse

Tuncay

: Bearbeitet durch User
von Klaus R. (klaus2)


Lesenswert?

...diesmal kaufe ich "leider" nicht, aber sehr schönes Gerät! ;)

Klaus.

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (roehrenvorheizer)


Lesenswert?

Schönes Radio. Staubfrei!

Der Trafo ist wohl unten, wenn links oben keiner ist.

MfG

: Bearbeitet durch User
von Mike M. (mikeii)


Lesenswert?

Kann man mit dem linken Knopf die Antenne ausrichten? Sorry für die 
blöde Frage, aber für so ein Radio bin ich wohl zu jung.

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Mike M. schrieb:
> Kann man mit dem linken Knopf die Antenne ausrichten?

Wahrscheinlich.
Jedenfall ist der Ferritstab drehbar angeordnet und mit einem Seilzug 
versehen.
Leider wirst du auf MW und LW keine Sender mehr finden, deren Empfang 
sich lohnt.



Christian S. schrieb:
> Der Trafo ist wohl unten, wenn links oben keiner ist.

((((Der Trafo fehlt.
Die Schränklappen, an denen er befestigt war, sind links noch zu sehen.
Soviel zu "unverbastelt"))))



P.S.:
Habe mich geirrt:
Bei radiomuseum.ogr fand ich folgendes:
"Achtung: Spartransformator! Chassis hat keine Trennung vom Stromnetz."


Eine solche lebensgefährliche Fehlkonstruktion war wirklich extrem 
selten.

: Bearbeitet durch User
von Guido B. (guido-b)


Lesenswert?

Hp M. schrieb:
> Eine solche lebensgefährliche Fehlkonstruktion war wirklich extrem
> selten.

Wirklich, war nicht die Philetta ebenso? Man muss halt die Finger
raus lassen!

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Guido B. schrieb:
> Wirklich, war nicht die Philetta ebenso?

Das war aber wirklich ein Allströmer mit U-Röhren und nicht so etwas 
halbherziges mit nur einem Heiztrafo.

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

@ T. T.:

Als ich dein Radio eine "lebensgefährliche Fehlkonstruktion" nannte, 
wollte ich dein Radio nicht schlecht machen, aber die Schaltungstechnik 
ist bei einer unsachgemäßen Reparatur wirklich sau gefährlich.
Sogar jetzt noch mit der durchgebrannten Sicherung!

Das ist wirklich nur für Sammler zu empfehlen, die in der Lage sind 
solch ein Gerät fachgerecht zu restaurieren.
Nach 65 Jahren sind alle Kondensatoren, welche die Netzspannung von dem 
Tonabnehmeranschluss fernhalten sollten, als feucht und somit als defekt 
anzusehen.
Der Anschluß für einen externen Lautsprecher war sogar immer schon 
galvanisch mit der Netzspannung verbunden. Nach heutigen Maßstäbn ist 
das unverantwortlich.
Vielleicht ist es etwas übertrieben das Teil einen "potentiellen Killer" 
zu nennen, aber heute käme eine solche Technik mit Sicherheit nicht mehr 
in den Handel.

Sicher wusste man auch bei Siemens um die Gefährlichkeit dieser 
Schaltungstechnik, aber da es wohl noch keine Produkthaftung gab, hat 
man es einfach darauf ankommen lassen. Siemens war damals schon ein sehr 
großer und mächtiger Konzern, mit dem man sich besser nicht anlegte.
In gewisser Weise erinnert mich das Procedere an das, was sich heute bei 
den Diesel-PKW abspielt: "Wir machen das einfach so, weil es unseren 
Profit *) vergrößert, und wenn jemand etwas zu meckern hat, kann er ja 
mal versuchen uns zu verklagen."






*) Allein schon die seltsame Mixtur aus Rimlock- und Noval-Röhren bei 
diesem Radio hat etwas von Resteverwertung.
Siemens war ja auch ein bedeutender Röhrenhersteller und hatte wohl noch 
große Mengen der veralteten Rimlock-Röhren am Lager.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


Lesenswert?

Bei so einem Radio habe ich noch nie einen Spartrafo drinnen gesehen. 
Dürfte so von 1954 sein. Immerhin hat er schon UKW und einwandfreien 
Stoff. Aber rechts ist ein Rimlockröhre.

Also benötigt man einen Ersatztrafo.

MfG

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Ich würde auch vermuten, daß da ein Trafo fehlt. Wozu sonst der freie 
Platz links, zusammen mit dem Durchbruch im Blech. Außerdem gibt es 
links unten auch einen Schalter zur Wahl der Betriebsspannung, dürfte 
ohne Trafo schwierig werden.

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


Lesenswert?

Hp M. schrieb:
> Eine solche lebensgefährliche Fehlkonstruktion war wirklich extrem
> selten.

Du übertriffst den Oberschlaumeier um Astronomische Weiten.

von Soul E. (Gast)


Lesenswert?

Hier sind Fotos von der Rückwand des Gerätes dabei: 
https://picclick.de/R%C3%B6hrenradio-Siemens-Qualit%C3%A4tssuper-54-Type-832W-282786840367.html

Vielleicht doch mal den Enkel von der Oma fragen woraus er seinen 
Gitarrenverstärker gebaut hat :-(

von Tuncay (fecixus)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo Zusammen,

erstmal vielen Dank an alle, für das Interesse (auch wenn es nur 
technischer Natur ist) und die Diskussion. Ich bin erfreut darüber :-)
Ich habe keinerlei direkte Erfahrungen mit Röhrengeräten.
Darum kann ich auch nichts zu den Röhren selber sagen und aus welchen 
Beweggründen welche eingebaut sind. Aber interessante Einblicke, Danke 
dafür.
Darum die Absicht, das Gerät an einen erfahrenren abzugeben.

In der Tat scheint es verschiedene Versionen von dem Gerätchen gegeben 
zu haben. Ich klemme mal ein paar Fotos von der Rückseite dazu.
Diskussion wg. dem Trafo:
* Grundsätzlich, sollte jedem der ein Gerät zerlegt, klar sein was er 
macht.
* Spartrafos finde ich auch doof.
* Im Netz habe ich ein Schaltbild dazu gefunden, danach ist es ein 
Spartrafo, korrekt.
* Alle Seile funktionieren ganz gut. Hier und da sollten die Wellen 
etwas geölt werden. Ein Einstellrad an der Front erlaubt die Antenne im 
Innenraum zu drehen. Funktioniert prima. Ein Tiefeneinsteller ist etwas 
schwergängig. Aber details lassen sich ja vor Ort ansehen.
* Die Lage des Trafos habe ich bis dato nicht einwandfrei eruiren 
können. Ich wollte das Chassis nicht rausnehmen. Bitte guckt Euch dazu 
auch mal das Rückwandfoto mit der Innenzeichnung des Radios an. Nebenbei 
sieht man auch, dass das magische Auge durchaus woanderst eingebaut 
werden konnte. So auch der Trafo. Obwohl der gleiche Type, etwas 
luschtig :-)

Der Preis war und ist VHB.

Viele Grüsse

Edit: was ich gerade im Schaltbild sehe, die Röhren scheinen direkt mit 
220v verbunden zu sein. M.a.W. so etwas wie Netzteil gibbet es nüscht. 
Schade, das habe ich mir einfacher vorgestellt. :-(
Der Trafo diehnt lediglich zur Einstellung der verschiedenen 
Netzspannungen, nicht um eine niedrigere Spannung für die Schaltung zu 
generieren.

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:
> Ich würde auch vermuten, daß da ein Trafo fehlt.

Aber er fehlt nicht wirklich, sondern wurde offenbar wegrationalisiert.
Der vorhandene Trafo ist hauptsächlich Heiztrafo, denn bei einem so 
grossen Übersetzungsverhältnis hätte ein Spartrafo nicht viel Sinn.

Man hat sich da lediglich die Wicklung für die paar Watt Anodenspannung 
eingespart und bezieht die Anodenspannung direkt von der Primärwicklung.
Nur in dieser Hinsicht ist das ein Spartrafo, der auch den Betrieb mit 
voller Anodenspannung an 110V-Netzen erlaubt.


Christian S. schrieb:
> Aber rechts ist ein Rimlockröhre.

Laut Schaltbild *) sind es zwei: Eine EF41 in der ZF und die EL41 als 
Lautsprecherröhre.
Die Verwendung von EF80, ECH81 und besonders der EABC80 zeugt davon, 
dass man durchaus über modernere Röhren verfügte.




Esmeralda P. schrieb:
> Du übertriffst den Oberschlaumeier um Astronomische Weiten.

Ich bleibe dabei: Das IST Schaltungstechnik übelster Sorte!





*) P.S.:
Ich sehe gerade, dass laut dem Foto der Rückwand dort eine EL84 anstelle 
der EL41 drin ist.
In meinem Schaltbild dient als Abstimmanzeige eine DM70, während bei 
diesem Radio "schon" die EM34 drin ist.
Wer weiss, was die sonst noch je nach Lagerbestand verändert haben.

: Bearbeitet durch User
von Tuncay (fecixus)


Lesenswert?

Ggf. können wir das Interesse etwas heben:

VHB 20€ :-)

Schönes WE

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


Lesenswert?

T. T. schrieb:
> Ggf. können wir das Interesse etwas heben:
>
> VHB 20€ :-)
>
> Schönes WE

Wenn die Sicherung fällt, dann ist etwas defekt.

Geld würde ich nicht dafür ausgeben wollen. Selbst die Fahrtkosten wären 
mir zu viel. O.K_. das Gerät kannst Du mir vorbei bringen.

von Sven (Gast)


Lesenswert?

Funktioniert das Magische Auge noch?
Magische Augen sind Verschleißteile und leider nur noch sehr selten zu 
bekommen.
Gerade die EM34 und EM35 sind sehr selten geworden. Man bekommt immer 
nur den Russischen Nachbau.
Das Magische Auge ist alleine viel Wert, wenn es noch funktioniert.
Wenn man das Licht ausschalten muss um das Leuchten zu erkennen, dann 
ist es allerdings schon verschlissen.

von Tuncay (fecixus)


Lesenswert?

Esmeralda P. schrieb:

>  das Gerät kannst Du mir vorbei bringen.

Noch andere Wünsche ? :-)

von Tuncay (fecixus)


Lesenswert?

Simeon O. schrieb:
> Funktioniert das Magische Auge noch?
> Magische Augen sind Verschleißteile und leider nur noch sehr selten zu
> bekommen.
> Gerade die EM34 und EM35 sind sehr selten geworden. Man bekommt immer
> nur den Russischen Nachbau.
> Das Magische Auge ist alleine viel Wert, wenn es noch funktioniert.
> Wenn man das Licht ausschalten muss um das Leuchten zu erkennen, dann
> ist es allerdings schon verschlissen.

Danke für den Hinweis, ich habe leider nicht die Möglichkeit zum Testen.

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


Lesenswert?

Nö :)

von Claus H. (hottab) Benutzerseite


Lesenswert?

Esmeralda, du hast absolut recht. Manche Oberschlaumeier können nicht 
mal lesen:

"Achtung! Vor Abnehmen der Rückwand Netzstecker ziehen"!

Allstromgeräte und Spartrafos waren in den 60 Jahren gang und gebe, um 
eine preiswerte Rundfunk-Versorung, Radio- und später Fernsehenempfang, 
zu ermöglichen.

Man muss schon sehr überheblich und unwissend sein, wenn man 50 Jahre 
technische Entwicklung einfach negiert, die heutzutage ganz andere 
Schaltungstechniken ermöglicht.

In 50 Jahren wird man genauso über den riesigen Ressourcenverbrauch des 
Handy- und Computerschwachsinnes sowie die Gesundheitsschädigung der 
Bevölkerung mit nitrosen Giftgasen (verharmlosend Stickoxide genannt) 
den Kopf schütteln.

von Alex G. (dragongamer)


Lesenswert?

Claus H. schrieb:
> sowie die Gesundheitsschädigung der
> Bevölkerung mit nitrosen Giftgasen (verharmlosend Stickoxide genannt)
> den Kopf schütteln.

Ja klar, in der Zeit als verbleites Benzin und radioaktive Uhrenzeiger 
noch üblich waren...

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


Lesenswert?

Das da ist ein 832W:
https://www.radiomuseum.org/r/siemens_qualitaetssuper_54_832w_8.html

Auf dem Foto von rm.org sieht man ebenfalls den Trafo nicht. Es gibt 
aber einen, den findet man im Schaltplan:
https://elektrotanya.com/siemens_832w_qualitatssuper54_am-fm_receiver_sm.pdf/download.html

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Michael X. schrieb:

>
> Auf dem Foto von rm.org sieht man ebenfalls den Trafo nicht. Es gibt
> aber einen, den findet man im Schaltplan:
> 
https://elektrotanya.com/siemens_832w_qualitatssuper54_am-fm_receiver_sm.pdf/download.html

Ich wollte gerade schreiben: "Die Resteverwertung ging ja schnell."
https://www.ebay.de/sch/m.html?_odkw=&rmvSB=true&_ssn=donnerwerk666&utm_campaign=twenga&item=132542697398&_osacat=0&_from=R40&_trksid=p2046732.m570.l1313.TR0.TRC0.H0.Xqualit%C3%A4tssuper.TRS0&_nkw=qualit%C3%A4tssuper&_sacat=0


Aber das dort war definitiv ein anderes Radio mit gleicher 
Typenbezeichnung.
Man erkennt es an der Rückwand, auf der der Netztrafo noch abgebildet 
ist, während das bei der von T.T. nicht der Fall ist.
https://www.ebay.de/itm/1-Stuck-Ruckwand-fur-Siemens-Qualitatssuper-54-Type-832W-guter-Zustand-28/142725829808

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Ein Trafo ist ja sichtbar, für den Lautsprecher?
Mir ist unklar wo die 6,3V der E-Heizung herkommen, für Allströmer 
wurden üblicherweise P-Röhren genommen, allenfalls seltene E Röhren mit 
0,3A zufällig dazu, aber alle E-Röhren liegen lt. Plan parallel also 
muss eine 6,3V Quelle vorhanden sein, nur wo?

Der Spartrafo für die Spannungsanpassung ist es jedenfalls nicht, der 
ist offensichtlich wegrationalisiert worden, aber heute bei 230V +-10% 
bedeutet das auch reichlich mögliche Überspannung für die Röhren.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (froeschl)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

https://elektrotanya.com/siemens_832w_qualitatssuper54_am-fm_receiver_sm.pdf/download.html

Der Spartrafo mit Heizwicklung ist rechts unten zu finden.

MfG froeschl

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Joachim B. schrieb:
> Ein Trafo ist ja sichtbar, für den Lautsprecher?

Nein, der Ausgangstrafo befindet sich rechts im Bild, unterhalb des 
Lautsprechers und links neben der EL84.

Der zur Diskussion stehende Netztrafo ist nur auf der ebay Rückwand ganz 
links auf dem Chassis zu sehen.
Auf dem Foto unseres Verkäufers sind da nur noch die zur Befestigung 
vorgesehenen Schränklappen im Chassis zu sehen, und im Bild auf der 
Rückwand fehlt er ganz.
Vermutlich hat Siemens den kleineren Trafo auf die Unterseite des 
Chassis zum Spannungswähler verbannt und dabei wieder einen Pfennig bei 
der Montage gespart.


Joachim B. schrieb:
> für Allströmer
> wurden üblicherweise P-Röhren genommen,

Nein, für Allstrom-Radios verwendete man U-Röhren mit 100mA Heizstrom.
Die gab es auch schon vor dem Krieg, allerdings mit anderen Sockeln.
Die für niedrige Anodenspannungen (typ. 170V aus Einweggleichrichtung 
der 220V~ mit 2x PY82 oder Selen) und höhere Ströme konzipierten 
P-Röhren mit 300mA Heizstrom wurden fast ausschliesslich in Fernsehern 
verwendet.

Die Leistungsaufnahme  der damaligen Fernseher betrug übrigens mit 
ziemlich einheitlichen 140W etwa Dreifache eines wirklich ordentlichen 
Radios.
Wie man leicht berechnen kann, entfielen allein 66W davon auf die 
Heizung eben jener P-Röhren.


Joachim B. schrieb:
> Mir ist unklar wo die 6,3V der E-Heizung herkommen,

Aus diesem Heiztrafo!
Das ist dessen Hauptzweck, und das Radio war auch nicht als Allströmer 
gedacht (darauf deutet auch die Endung "W" der Typenbezeichnung).

Nebenher wurde die Primärwicklung auch in Sparschaltung benutzt um an 
110V Netzen ausreichend Anodenspannung herzustellen.
Wie ich inzwischen  erfahren habe, gab es auch weitere Fabrikate, die 
zeitweilg diesen Krampf (mit)gemacht haben.
Oft war die Primärwicklung noch um ein paar Windungen verlängert um in 
der Sparschaltung auf 250V~ vor dem Gleichrichter zu kommen.

Claus H. schrieb:
> Allstromgeräte und Spartrafos waren in den 60 Jahren gang und gebe, um
> eine preiswerte Rundfunk-Versorung, Radio- und später Fernsehenempfang,
> zu ermöglichen.

Ausser für Fernseher, für die ja schon weit vor 1960 die P-Röhren 
entwickelt wurden, stimmt das nicht.
Der "Spareffekt" lässt sich sogar beziffern:

Die Heizleistung der Röhren incl. Skalenlampe beträgt 15W bei 6,3V, und 
hinter dem Gleichrichter liegen bei 265V bei 75mA an, das sind knapp 
20W.
Dazu kommen noch die Verluste des Gleichrichters von höchstens 5W.
Nur diese allenfalls 25W kann man mit dieser Schaltung am Trafo sparen, 
zum Preis einer lebensgefährlichen und brummempfindlichen Technik.

: Bearbeitet durch User
von Dieter W. (dds5)


Lesenswert?

Hp M. schrieb:
> ... für Allstrom-Radios verwendete man U-Röhren mit 100mA Heizstrom.

Oder auch V-Röhren mit 50mA Heizung. In einem Volksempfänger ist mir mal 
eine VCL11 (90V Heizspannung, 50mA) begegnet.
Bei 110V Netz wurde dann nur wenig Leistung im Vorwiderstand verbraten.

von Korax K. (korax)


Lesenswert?

Hp M. schrieb:
> Der "Spareffekt" lässt sich sogar beziffern:

Der Spareffekt bezog sich nicht auf den Stromverbrauch (ist dem 
Hersteller primär egal) sondern um billigere Trafos (mit weniger Kupfer) 
verwenden zu können.

von Korax K. (korax)


Lesenswert?

Claus H. schrieb:
> Man muss schon sehr überheblich und unwissend sein, wenn man 50 Jahre
> technische Entwicklung einfach negiert, die heutzutage ganz andere
> Schaltungstechniken ermöglicht.

Das heißt aber nicht, das es besser gemacht wird. Wo ein halber Cent 
gespart werden kann, werden Leiterbahnen zu schmal, Abstände zu gering 
und Bauteile unterproportioniert.

Und damlas wie heute gibt es deswegen Schadensfälle. Kapitalismus eben.

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


Lesenswert?

Wobei sich die alten Geräte umweltschonend reparieren lassen.

- Vermeidung von Sondermüll

- Vermeidung von überflüssigem Verkehr

- Vermeidung von CO2 und NOx

...

von Korax K. (korax)


Lesenswert?

Claus H. schrieb:
> Allstromgeräte und Spartrafos waren in den 60 Jahren gang und gebe, um
> eine preiswerte Rundfunk-Versorung, Radio- und später Fernsehenempfang,
> zu ermöglichen.

Ein richtiger Trafo hätte dem Käufer vllt. 20DM mehr gekostet.
Ein Spartrafo hat dem Siemens 100000*20DM weniger gekostet.

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Esmeralda P. schrieb:
> Wobei sich die alten Geräte umweltschonend reparieren lassen.

darf man daran auch im Einzelfall mal Zweifel haben?

was ist wer Röhren aus Russland importieren muss weil es hier keine mehr 
gibt?
was ist wer Röhren mehrfach ordern muss von Restehändlern um 
festzustellen das sie überlagert sind und Luft gezogen haben?

vernichtet Zeit und Geld und die Transporte können besonders mangels 
Erfolg nicht umweltschonend sein, erst Recht wenn das Ziel nicht 
erreicht wird, ein repariertes Gerät.

Klar ich bin auch für reparieren, aber nicht um jeden Preis, was nutzt 
es wenn die Raparatur erfolgreich war aber das Gerät dann keiner nutzen 
mag oder kann, dann war die Raparatur nur Selbstzweck.

: Bearbeitet durch User
von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


Lesenswert?

Das soll der Reparator entscheiden. ;)

von Michael U. (amiga)


Lesenswert?

Hallo,

Joachim B. schrieb:
> was ist wer Röhren mehrfach ordern muss von Restehändlern um
> festzustellen das sie überlagert sind und Luft gezogen haben?

wie alt muß Deiner Meinung nach eine Röhre sein damit sowas eintritt 
bzw. zutrifft?

Gruß aus Berlin
Michael

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Michael U. schrieb:
> wie alt muß Deiner Meinung nach eine Röhre sein damit sowas eintritt
> bzw. zutrifft?

ist wie Lottozahlen vorhersagen, ich habe in der Werkstatt noch 
kartonweise Röhren bis in die '70er Jahre alt.

Manche "bläuen" manche nicht. Schon aus RFS Technikerzeit gabs die die 
Luft gezogen hatten nach wenigen Jahren, andere erst nach 20 Jahren.
Ich konnte das nie an Marken oder Alter ausmachen, aber eines hatte ich 
gelernt, je älter desto Luft, ist wie Demenz, manche triffts früher 
manche später aber definitiv alle, man muss nur alt genug werden.

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Fra N. schrieb:
> Hp M. schrieb:
>> Der "Spareffekt" lässt sich sogar beziffern:
>
> Der Spareffekt bezog sich nicht auf den Stromverbrauch (ist dem
> Hersteller primär egal) sondern um billigere Trafos (mit weniger Kupfer)
> verwenden zu können.

Das hatte ich sogar schon geschrieben:

Hp M. schrieb:
> Nur diese allenfalls 25W kann man mit dieser Schaltung am Trafo sparen,
> zum Preis einer lebensgefährlichen und brummempfindlichen Technik.






Dieter W. schrieb:
> V-Röhren mit 50mA Heizung. In einem Volksempfänger ist mir mal
> eine VCL11 (90V Heizspannung, 50mA) begegnet.
> Bei 110V Netz wurde dann nur wenig Leistung im Vorwiderstand verbraten.

Dann hast du die kleine Gleichrichterröhre im Gerät, die VY2 übersehen.
Oder sie war schon entfernt worden, weil sie gewöhnlich bei einem Fehler 
des Siebkondensators durch Abschmelzen des Katodenbändchens zerstört 
wurde.

Außerdem war das kein Volksempfänger, -meist VE301 (nach dem 30.1.1933, 
dem Tag der Machterschleichung)-, denn der hatte noch einen richtigen 
Netztrafo und mit 4V geheizte Röhren mit dem alten Europa-Sockel, 
sondern du hattest einen Deutschen Kleinempfänger DKE38 (von 1938), der 
mit den neu entwickelten V-Röhren mit Stahlröhrensockel ausgerüstet war.
Dass man in diesem Radio gar keinen Netztrafo brauchte, war für das 
Rohstoffarme und wirtschaftlich am Boden liegende Deutschland schon 
interessant.
Die V-Serie hatte noch einige wenige weitere Typen, es wurden aber fast 
nur die genannten Typen der Goebbelschnauze verwendet.

: Bearbeitet durch User
von Korax K. (korax)


Lesenswert?

Hp M. schrieb:
> Dass man in diesem Radio gar keinen Netztrafo brauchte, war für das
> Rohstoffarme und wirtschaftlich am Boden liegende Deutschland schon
> interessant.

Das ist Unfug. Vor dem Krieg war die deutsche Wirtschaft nicht am Boden.
Es ging darum, ein billigstes Sprachrohr an wirklich Jeden verkaufen zu 
können. Das Ding durfte eigentlich nichts kosten.

von Klaus R. (klaus2)


Lesenswert?

...das Selbe wird man sich in 50 Jahren zur "Alexa" fragen - die 
Grundidee dahinter ist aber leider die gleiche :)

Klaus.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #5378034 wurde vom Autor gelöscht.
von Michael N. (michael_n920)


Lesenswert?

...das war Stand der Technik...

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.