Wollte hier mal meine Erfahrungen mit dem Lötstopplack aus dem fernen Osten mit euch teilen. Dies ist ein UV-härtender Lack, wird also in einem foto-negativ Verfahren verarbeitet. Erhältlich ist der Lack beim großen Online-Auktionshaus in der 100g Dose (UV curable solder mask). Ich hatte mir das ganze mal vor 2 Jahren zum austesten zugelegt, aber erst jetzt habe ich das ganze mal durchgezogen, da ich immer Angst hatte mir die Platine zu versauen. Wie der Teufel so will, schleichen sich irgendwann mal Fehler ein und so bin ich zu einer perfekt geätzten Platine gekommen bei der ich dummerweise die Belichtungsvorlage falsch herum aufgelegt hatte. Also war mein Testsubjekt geboren. Fangen wir mit der Vorlage für die Lötstoppmaske an: In Eagles CAM-Processor allein den Layer tStop ausgewählt und das ganze als PS (Postscript) exportiert. Mit entsprechender Software (bei mir der Distiller von Adobe) in PDF umgewandelt und mit maximaler Tonerdeckung und Qualität auf 125um Folie (wahrscheinlich ist es eine PET-Folie, kann ich nicht genau sagen) gedruckt. Da mein Laser (Brother DCP-8065DN) mit dem billigen Toner und aufbereiteter Trommel keine gute Deckung bringt, habe ich das ganze mit Zeichenkohle blickdicht gemacht. Einfach ein paar mal über den Toner gehen und anschließend mit einem weichen Tuch leicht die Folie von Kohleresten befreien. Kommen wir nun zum Lötstopp und der Platine: Ich habe eine kleine! Menge, ein bisschen weniger als Erbsengröße, auf die die 100mm x 60mm große Platine aufgetragen. Das Platinenlayout ansich war nur 80mm x 50mm groß. Anmerkung: Wenn man die Platine größer wählt/lässt als das Layout hat man nachher die Möglichkeit überschüssigen Lack zu den Seiten wegzudrücken ohne allzuviel Sauerei zu verursachen. Anschließen habe ich die Belichtungsvorlage für den Lötstopp direkt und ohne eine Folie dazwischen oder so auf die Platine mit dem Lötstopplack gedrückt und diesen mit einer Plastikkarte verteilt. Der Lack ist sehr ergiebig, man braucht ja nur eine dünne Schicht. Den Lack habe ich nun so sehr verteilt und ausgedünnt bis ich die Leiterbahnen gut sehen konnte und alles einigermaßen gleichmäßig dick aufgetragen war. Im Nachhinein würde ich sagen, dass der Lack noch etwas zu dick aufgetragen war, aber dazu später mehr. Nun habe ich die Folie mit der Belichtungsvorlage ausgerichtet so gut es ging. Beim "Transport" zum Belichtungsgerät ist diese leider noch ein wenig verrutscht, wie auf den Fotos zu sehen. Belichtet habe ich das ganze damm im Proma-Belichtungsgerät 2 für genau 10 Minuten. Die Belichtungsvorlage war absolut blickdicht, also habe ich mir gedacht: Lieber zu viel als zu wenig. Nach dem Belichten habe ich ganz vorsichtig und langsam die Folie abgezogen und hatte direkt eine hochglänzende Schicht ausgehärteten Lötstopplack vor meinen Augen :) Alles was nicht belichtet wurde, also vom Toner-Kohle-Gemisch abgedeckt war konnte ich mit ein wenig Silikonentferner und Aceton von der Platine entfernen. Danach habe ich die Platine zur Sicherheit nochmal 5 Minuten durch den Belichter laufen lassen. Danach wollte ich natürlich Wissen wie der Lack sich beim Löten verhät und habe das Eisen auf 320 Grad aufgeheizt und die Pads mit ein wenig Flussmittel benetzt. Gelötet habe ich dann alles mit Sn99Cu1. Ich denke die Ergebnisse sprechen für sich. Der Lack erfüllt seinen Zweck, hält den hohen Löttemperaturen zumindest für die Dauer der Lötungen stand (hatte da anfangs meine Zweifel) und sieht meiner Meinung nach auch verdammt gut aus :) So nun zum Negativen: Der Lack versaut einem einfach alles wenn man nicht aufpasst und klebt wie die Hölle auf fast allen Materialien solange er nicht ausgehärtet ist. Man sollte auf jeden Fall Einweghandschuhe tragen und eine entsprechende Unterlage beim Verarbeiten nutzen. Auf glatten Untergründen haftet der Lack nach dem Aushärten weniger gut und kann mit einem scharfen Messer etc. eigentlich gut entfernt werden. Das führt allerdings zu einem weiteren "Problem". Der Lack ist in größeren Schichtdicken sehr unflexibel und löst sich von der Platine wenn man diese anschließend wie ich mit einer Blechschere schneiden möchte. Es bröckeln dann kleine Stücke um die Schnittkante herum ab. Bei niedrigeren Schichtdicken scheint das allerdings nicht zu passieren, also wirklich sehr sparsam damit umgehen. So, dass soll es erstmal von mir gewesen sein. Solltet ihr Fragen haben, immer her damit. Ich kann allerdings nicht sagen wann ich zum Antworten komme :)
Ja, hab das auch schon alles durch. Was wirklich nervt, ist die ungleichmäßige Schichtdicke, bzw. diese zu gewährleisten. Mir gefallen vor allem nicht, die meist kaum bis garnicht bedeckten Kupferkanten. In meinen Augen löhnt die Sauerei nicht. Rein für die Optik ist Folie besser. Nette Spielerei, ich brauch's nich. Wenn dann tut's Kaptonband auch.
Selbermacher schrieb: > So, dass soll es erstmal von mir gewesen sein. Solltet ihr Fragen haben, > immer her damit. Ein tolles Hobby hast du dir ausgesucht - Respekt. Was mich interessiert ist, wie groß ist der Zeitaufwand (Belichtungsvorlagen, ätzen, lackieren) bis zur fertigen Platine. Wie sieht der Zeitaufwand aus im Bezug zum bestücken hinterher? Rentiert sich das? Ich bin Neuling deshalb die Frage.
Interessante Infos, besonders weil ich auch mal so eine Pröbening plane. Ist der Lack dünnflüssig genug, dass man mit Rotationsbeschichtung arbeiten könnte? Falls man öfter mal was damit macht, könnte ich mir eine Kiste vorstellen mit rotierender Platte und Deckel wegen der Sauerei. Platine irgendwie auf der Rot.Platte fixieren, Lack in die Mitte und rotieren lassen, halt so wie CDs beschichtet werden. Scheiss-Idee oder vorstellbar?
Mit einem Siebdruckrahmen + Gummirakel geht das recht gleichmässig, jedenfalls bei dem Peters Lack.
Teo D. schrieb: > Ja, hab das auch schon alles durch. > Was wirklich nervt, ist die ungleichmäßige Schichtdicke, bzw. diese zu > gewährleisten. Mir gefallen vor allem nicht, die meist kaum bis garnicht > bedeckten Kupferkanten. > In meinen Augen löhnt die Sauerei nicht. Rein für die Optik ist Folie > besser. > Nette Spielerei, ich brauch's nich. Wenn dann tut's Kaptonband auch. Johannes S. schrieb: > Mit einem Siebdruckrahmen + Gummirakel geht das recht > gleichmässig, > jedenfalls bei dem Peters Lack. Es war auch meine erste Idee das ganze im Siebdruckverfahren aufzubringen. So wird es ja auch in der Industrie gemacht. Das Problem was ich darin sehe ist einfach, dass ich für jedes sich ändernde Layout die Fotoemulsion aus dem Sieb holen muss und neue auftragen und belichten muss. Für größere Serien ist das ok, aber wenns über Prototypen oder kleinere Sachen hinaus geht machen die billigen PCB-Fertiger aus China oder sonst wo wohl mehr Sinn. Die andere Möglichkeit wäre natürlich einfach nur den Lack über das Sieb aufzutragen, wobei dann wahrscheinlich das Ausrichten der Belichtungsmaske den gleichmäßigen Auftrag wieder zu nichte macht. lackstiefel schrieb: > Selbermacher schrieb: >> So, dass soll es erstmal von mir gewesen sein. Solltet ihr Fragen haben, >> immer her damit. > > Ein tolles Hobby hast du dir ausgesucht - Respekt. > Was mich interessiert ist, wie groß ist der Zeitaufwand > (Belichtungsvorlagen, ätzen, lackieren) bis zur fertigen Platine. > > Wie sieht der Zeitaufwand aus im Bezug zum bestücken hinterher? > Rentiert sich das? Ich bin Neuling deshalb die Frage. Der Zeitaufwand ist eigentlich ziemlich klein, sofern man Platz hat die benötigten "Gerätschaften" und Materialien zu lagern und nicht jedes mal alles aus den hintersten Ecken zusammensuchen muss, so wie ich :D Belichtungsvorlage ausdrucken dauert ein paar Sekunden, vorher muss natürlich das Platinenlayout angefertigt werden, was wieder länger dauert. Das muss ich aber auch machen um die PCBs fertigen zu lassen, also gehoppst wie gesprungen. Ich verwende zum Beispiel foto-negativ Laminat als Ätzresist, was dann noch auf eine blanke Kupferplatine auflaminiert werden muss. Belichten dauert dann genau 1 Minute, entwickeln ca 5 Minuten und das anschließende Ätzen dauert ca. 10 Minuten bei mir (CuCl2). Für den Lötstopplack habe ich mir Zeit genommen. Waren insgesamt bestimmt 30 Minuten. Genaueres zum Platinenfertigen findest du hier im Forum und FAQ. Da gibt es wirklich etliche Diskussionen und Anleitungen hier :) Der Lötstopp verbessert die Lötbarkeit meiner Meinung nach schon. Gerade die Brückenbildung beim Löten kann man damit sehr gut eliminieren. Nötig ist der Lack aber auf keinen Fall. Jim Beam schrieb: > Interessante Infos, besonders weil ich auch mal so eine Pröbening > plane. > Ist der Lack dünnflüssig genug, dass man mit Rotationsbeschichtung > arbeiten könnte? > > Falls man öfter mal was damit macht, könnte ich mir eine Kiste > vorstellen mit rotierender Platte und Deckel wegen der Sauerei. Platine > irgendwie auf der Rot.Platte fixieren, Lack in die Mitte und rotieren > lassen, halt so wie CDs beschichtet werden. > > Scheiss-Idee oder vorstellbar? Der Lack ist dafür auf jeden Fall zu dickflüsig. Er hat so ungefähr die Konsistenz von dickem Joghurt. Auf Wunsch kann ich gerne mal schauen ob er sich mit handelsüblichen Lösungsmitteln verdünnen lässt und nach Verfliegen des selbigen noch aushärtet.
Jim Beam schrieb: > Interessante Infos, besonders weil ich auch mal so eine Pröbening plane. > Ist der Lack dünnflüssig genug, dass man mit Rotationsbeschichtung > arbeiten könnte? Ich habe die zähe Masse mal mit Universalverdünner (Lösin) vermischt. Hat auch gut funktioniert. Nur etwa weine Woche später war's vorbei, kein Aushärten mehr. ?-o Nun kann ich nicht sagen, ob es kleine Mengen Lösin waren, die mit in den Topf gerieten, oder doch nur Überalterung war (~1J Kühlschrank).
Hi Zusammen, Diesen Lack kann mann mit einem leeren Sieb ganz gut Auftragen... Ich habe dasimho auch schon mal hier beschrieben. Es ist auch moeglich den feuchten Lack mit Waerme etwas anzutrocknen, wobei man da mit der Zeit etwas aufpassen muss. Dann ist das ausrichten der Vorlage problemlos moeglich auch ohne die Schicht zu ruinieren. Die oberflaeche der fertigen Platine ist dann aber auch nicht spiegelglatt sonder genau so wie man es von industriellen pcb kennt. Wenn ich naechste Woche wieder daheim bin werde ich mal ein paar Bilder machen... Gruß aus Kuba ☀ Carsten
Carsten S. schrieb: > Es ist auch moeglich den feuchten Lack mit Waerme etwas anzutrocknen, > wobei man da mit der Zeit etwas aufpassen muss. Mach das lieber mit UV-Licht, ist einfacher zu steuern.
Hier mal ein Beispiel. Unverdünnt mit einer Walze aufgetragen. Ich habe nicht wirklich eine befriedigende Methode gefunden, die Schichtdicke gut zu kontrollieren. Hab außer Siebdruck, alles ausprobiert. Das mit dem Verdünner war ein Meilenstein. Allerdings auch das Ende meiner Versuche. :)
Ich verwende zwei kleine Glassplatten. Ich trage ein wenig Lack mittig die Leiterplatte auf und lege einen Bogen Projektorfolie darüber. Dann lege ich die Leiterplatte zwischen die beiden Glasplatten und drück solange bis der Lack die Platine vollständig überdeckt. Der Vorteil ist, dass die Schicht gleichmäßig dick ist. Übrigens danke für den Tip, die Schicht sehr dünn aufzutragen. Ich habe wohl immer zu viel genommen und dadurch hat sich die Belichtungszeit extrem verlängert und der Lack hat sich beim Schneiden gelöst.
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