Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannungsversorgungs-IC als Stromquelle UND -senke


von Armin L. (armin_l)


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Hallo Leute! ;)

In einem Projekt möchte ich einige Messgrößen mit einer Schaltung aus 
Impedanzwandlern und einem resistiven Spannungsteiler vom Bereich 
-10...+10V in den Spannungsbereich 0 ... 3.3V bringen, um einen 
entsprechenden ADC nutzen zu können. Ich würde den Teil zwischen 
Ausgangs-Impedanzwandler und ADC-Eingang gerne mit zwei Dioden nach GND 
und 3.3V absichern, um den ADC nicht zu grillen.
Mein Problem: Ich brauche eine zusätzliche Versorgungsspannung, da ich 
auf dem Board mit meiner kleinen Schaltung nur einen DC-DC-Konverter 
habe, der mir die +/-15V zur Spannungsversorgung der OPs gibt. Wenn ich 
für die Umwandlung +15V -> +3.3V einen linearen Spannungsregler (LDO) 
nehmen würde, hätte ich ein Problem wenn die Sicherheits-Diode die 
Überspannung nach 3.3V ableiten will: Soweit ich im Internet gelesen 
habe, können LDOs keinen Strom "absorbieren" (only source, no sink).
Bleibt mir nichts anderes übrig als einen zweiten DC-DC-Konverter IC für 
15/20V -> 3.3V zu kaufen?
Generelle Frage meinerseits: Sind alle erwerbbaren DC-DC-Konverter 
fähig, positive als auch negative Ausgangsströme zu stellen? Oder muss 
man auch hier aufpassen?

Viele Grüße!

von Sven B. (scummos)


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Diese bzw. eine ähnliche Frage habe ich mir neulich auch gestellt. Ich 
hab dann ein bisschen nachgedacht und denke ja dass Folgendes passiert: 
Wenn die Spannung an der Diode sagen wir 3V ist und das 3.3V-Rail auf 
null, fließt halt Strom durch die Diode. Der wird aber vermutlich, 
sobald die Spannung auf dem 3.3V-Rail auf mehr als ein paar hundert mV 
steigt, ganz normal von der Schaltung "verbraucht". Falls genug Strom 
durch die Diode fließt, wird das Board einfach angehen ... dem ADC 
passiert in keinem Fall was (wenn du eine Schottky-Diode nimmst), weil 
die Spannung am Pin nie mehr als ein paar hundert mV höher ist als VCC.

Eine gute Schutzmaßnahme ist aber sicherlich auch ein Serienwiderstand 
vor der Diode (also Serienwiderstand an den Signaleingang, und das 
andere Ende vom Widerstand sowohl an die Schutzdioden als auch an den 
Eingang vom ADC), damit kannst du den Strom im Fehlerfall leicht auf 
wenige mA limitieren und dann passiert eh nichts.

von void (Gast)


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Armin L. schrieb:
> Sind alle erwerbbaren DC-DC-Konverter
> fähig, positive als auch negative Ausgangsströme zu stellen?

Nein. Offensichtliches Gegenbeispiel ist SEPIC mit Diode in 
Flussrichtung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:SEPIC_Schaltung.svg
P.S.: Die Übersicht der möglichen Grundschaltungen bei Wikipedia ist gar 
nicht schlecht. https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichspannungswandler


> hätte ich ein Problem wenn die Sicherheits-Diode die
> Überspannung nach 3.3V ableiten will

Du musst nur dafür sorgen, dass die 3,3V Rail den durch die Diode 
gelieferten Strom vollständig aufnehmen kann. Der muss nicht 
zwangsläufig in den Spannungsregler (Linear-, LDO- oder DCDC- Regler) 
zurück.
Also erst einmal Strom durch die Schutzdiode direkt am Ausgang des 
Impedanzwandlers sinnvoll begrenzen mit einem 6,8kOhm Widerstand in 
Reihe. Damit fließen nur noch max. 2,2mA in die VCC Rail oder in die GND 
Rail bei +/-15V Einspeisung durch den Impedanzwandler im Fehlerfall. 
Diese 2,2mA muss deine Schaltung jetzt mindestens "verbrauchen". Falls 
dein ADC das nicht schafft, schalte ein Widerstand von VCC nach GND der 
2,2mA oder mehr fließen lässt. 1,2kOhm wäre der nächste passende aus 
einer E-Reihe.

von Bauform B. (bauformb)


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Wieviel Strom müsste denn ein LDO liefern? Manche 
Referenzspannungsquellen können 10 bis 15mA liefern und aufnehmen.

Ein Shunt-Regler mit dem TL431 kann (kurzzeitig) bis zu 100mA aufnehmen. 
Wenn die Stromaufnahme der Schaltung nicht zu sehr schwankt, wird der 
Wirkungsgrad auch kaum schlechter als mit einem LDO (die 15V sind ja 
schon geregelt).

von Armin L. (armin_l)


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Bauform B. schrieb:
> Wieviel Strom müsste denn ein LDO liefern? Manche
> Referenzspannungsquellen können 10 bis 15mA liefern und aufnehmen.
>
> Ein Shunt-Regler mit dem TL431 kann (kurzzeitig) bis zu 100mA aufnehmen.
> Wenn die Stromaufnahme der Schaltung nicht zu sehr schwankt, wird der
> Wirkungsgrad auch kaum schlechter als mit einem LDO (die 15V sind ja
> schon geregelt).

Ich habe jetzt im Internet einen LDO mit verstellbarer Ausgangsspannung 
gefunden, der sogar 800 mA aufnehmen kann: LT1118. Ich denke, das müsste 
dicke reichen.

void schrieb:
> Armin L. schrieb:
>> Sind alle erwerbbaren DC-DC-Konverter
>> fähig, positive als auch negative Ausgangsströme zu stellen?
>
> Nein. Offensichtliches Gegenbeispiel ist SEPIC mit Diode in
> Flussrichtung:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:SEPIC_Schaltung.svg
> P.S.: Die Übersicht der möglichen Grundschaltungen bei Wikipedia ist gar
> nicht schlecht. https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichspannungswandler
>
>> hätte ich ein Problem wenn die Sicherheits-Diode die
>> Überspannung nach 3.3V ableiten will
>
> Du musst nur dafür sorgen, dass die 3,3V Rail den durch die Diode
> gelieferten Strom vollständig aufnehmen kann. Der muss nicht
> zwangsläufig in den Spannungsregler (Linear-, LDO- oder DCDC- Regler)
> zurück.
> Also erst einmal Strom durch die Schutzdiode direkt am Ausgang des
> Impedanzwandlers sinnvoll begrenzen mit einem 6,8kOhm Widerstand in
> Reihe. Damit fließen nur noch max. 2,2mA in die VCC Rail oder in die GND
> Rail bei +/-15V Einspeisung durch den Impedanzwandler im Fehlerfall.
> Diese 2,2mA muss deine Schaltung jetzt mindestens "verbrauchen". Falls
> dein ADC das nicht schafft, schalte ein Widerstand von VCC nach GND der
> 2,2mA oder mehr fließen lässt. 1,2kOhm wäre der nächste passende aus
> einer E-Reihe.

Der von dir angesprochene Reihenwiderstand (6,8 kOhm) am Ausgang des 
Impedanzwandlers macht zur Strombegrenzung Sinn, aber würde ich mir 
damit nicht die Bandbreite des ADC verringern (ich baue dann ja quasi 
einen Tiefpass). Ich hätte jetzt ganz naiv auf einen Reihenwiderstand 
verzichtet, denn solange geeignete Bauteile (Dioden) auswähle, die 70 mA 
aushalten, geht die Ausgangsspannung des Impedanzwandlers ab da sowieso 
in die Knie.

PS: Ich habe im Internet den Schaltplan meines verwendeten ADC-Boards 
gefunden. Da sind schon Schutzdioden und ein Reihenwiderstand von 10 
kOhm an den Eingängen (A0, A1) verbaut:
https://reference.digilentinc.com/_media/reference/pmod/pmodad1/pmodad1_sch.pdf
Allerdings kommt die 3.3V Versorgung dort von einem Development-Board 
mit FPGA und ARM CPU. Da wollte ich lieber so wenig Strom wie möglich 
versenken.
Welchen Reihenwiderstands-Wert findet ihr vertretbar, ohne die 
Bandbreite des ADCs unnötig zu reduzieren?

: Bearbeitet durch User
von void (Gast)


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Armin L. schrieb:
> Ich hätte jetzt ganz naiv auf einen Reihenwiderstand
> verzichtet, denn solange geeignete Bauteile (Dioden) auswähle, die 70 mA
> aushalten, geht die Ausgangsspannung des Impedanzwandlers ab da sowieso
> in die Knie.

Ja, kann man machen. Da du deine Quelle kennst und die bei 70 mA in die 
Knie geht ist das Möglich. Die 70 mA müssen dann nur auch von deinen VCC 
und GND- Rails aufgenommen werden. Aber da du sagst der LT1118 kann das 
ist das kein Problem.

> PS: Ich habe im Internet den Schaltplan meines verwendeten ADC-Boards
> gefunden. Da sind schon Schutzdioden und ein Reihenwiderstand von 10
> kOhm an den Eingängen (A0, A1) verbaut:
> https://reference.digilentinc.com/_media/reference/pmod/pmodad1/pmodad1_sch.pdf

Jedoch passt dein Schaltplan nicht zu deiner Erklärung.
Die Schutzdioden sind vor dem Eingang des OPV und nicht hinter dem 
Ausgang des OPV wie du im Eingangsposting angenommen hast.

Das ändert zwei Dinge:
1) Die Schaltung ist weiterhin gegen +/-15V Eingangsspannung geschützt, 
nicht aber gegen Defekt/Schaltungsfehler des OPV welche zu +/-15V an 
dessen Ausgang führen. - Das ist aber auch okay so.
2) Der Einfluss des Widerstandes vor den Schutzdioden wird noch geringer 
auf Grund der hohen Eingangsimpedanz des OPV (im Vergleich zu einem ADC 
Eingang).
Praktisch hat der OPV AD8606 [1] im schlimmsten Fall bei 10kOhm 
Vorwiderstand wie in deiner Schaltung bei 50 pA input bias current 
(@+85°C)  einen Fehleingangsspannung von 0,5 µV (=10kOhm * 50pA). - Das 
liegt noch weit unterhalb des Offset-Fehlers von 65 μV den der OPV 
ohnehin mit sich bringt.
Da musst du dir schon fast Gedanken machen um den Fehler durch die 
Leckströme in den Schutzdioden.

[1]
http://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/AD8605_8606_8608.pdf

> Welchen Reihenwiderstands-Wert findet ihr vertretbar, ohne die
> Bandbreite des ADCs unnötig zu reduzieren?

10kOhm finde ich in dem Fall total okay. Wenn du es genau wissen willst 
musst du den RC-Filter aus Reihenwiderstand und parasitären Kapazitäten 
der Schutzdioden und OPV Eingänge berechnen. In dem Fall solltest du 
aber auch den Rest deiner OPV Schaltung genau betrachten. Am besten am 
lebenden Objekt. Nimm das Board packe vorne einen Sinus mit Amplitude 
VCC bis GND und einer Frequenz von 0,2 bis 10 MHz drauf und messe was am 
ADC Eingang ankommt.

von Sven B. (scummos)


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Von welchen Frequenzen reden wir hier? Die parasitäre Diodenkapazität 
mit der ADC-Eingangsimpedanz reduziert vermutlich die Bandbreite 
deutlich stärker als zusätzlich 6k8 in Reihe. Aber wenn du nicht im 
GHz-Bereich misst oder auf 0.1% Gain Flatness aus bist, ist eh beides 
egal ...

von void (Gast)


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Sven B. schrieb:
> Von welchen Frequenzen reden wir hier?

Schnarchlangsame 1 MSPS des ADC. Sonst hätte Digilent für das Board auch 
kein OPV mit 10 MHz unity gain genommen...

von Michael B. (laberkopp)


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Armin L. schrieb:
> Generelle Frage meinerseits: Sind alle erwerbbaren DC-DC-Konverter
> fähig, positive als auch negative Ausgangsströme zu stellen?

Nein, nicht alle.

Armin L. schrieb:
> In einem Projekt möchte ich einige Messgrößen mit einer Schaltung aus
> Impedanzwandlern und einem resistiven Spannungsteiler vom Bereich
> -10...+10V in den Spannungsbereich 0 ... 3.3V bringen, um einen
> entsprechenden ADC nutzen zu können. Ich würde den Teil zwischen
> Ausgangs-Impedanzwandler und ADC-Eingang gerne mit zwei Dioden nach GND
> und 3.3V absichern, um den ADC nicht zu grillen.

Du würdest sie erst grillen, wenn vor den Spannungsteilers mehr als +10V 
bzw. -10V anliegen. Warum nicht diese gegen 15V leiten ? Der 
Spannungsteiler selbst begrenzt dann den Strom auf Werte die kleiner 
sind als das was der ADC erlaubt (2mA).

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Wenn man den Fehlerstrom auf der Vcc Schiene nicht abgeleitet kriegt, 
könnte man auch andere Schutzmaßnahmen als die übliche Klemmdiode 
vorsehen. Eine simple Z-Diode geht auch und leitet den Strom direkt nach 
GND ab, statt über Vcc. Oder man setzt die Z-Diode zwischen Vcc und GND. 
Dann machen die Klemmdioden ihren Job und die Z-Diode begrenzt den 
Anstieg der Versorgungsspannung im Fall des Falles.

Andererseits halte ich die ganze Diskussion für akademisch. Über die 
Klemmdioden dürfen regelmäßig nur homöopathische Ströme geleitet werden, 
was entsprechende Vorwiderstände zur Strombegrenzung erzwingt. Einen 
Stromverbrauch von 1 bis 2mA auf Vcc sollte man in den meisten 
Schaltungen auch haben. Wo ist also das Problem?

von Armin L. (armin_l)


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void schrieb:
> Jedoch passt dein Schaltplan nicht zu deiner Erklärung.
> Die Schutzdioden sind vor dem Eingang des OPV und nicht hinter dem
> Ausgang des OPV wie du im Eingangsposting angenommen hast.

Ich sollte noch etwas klarstellen: Der verlinkte Schaltplan stellt das 
ADC-Board dar, das ich nutzen möchte und ist NICHT die von mir eingangs 
beschriebene Schaltung: Die im Eingangspost beschriebene Schaltung zur 
Spannungs-Skalierung mache ich selbst und die kommt an den Eingang des 
ADC-Boards.
Meine Schaltung wird von einer externen Quelle getrieben, nicht von dem 
Vcc das man auf dem Schaltplan sieht. Dieses Vcc wird nämlich von einem 
FPGA-Board (ZedBoard Zynq-7000) bereitgestellt, an das das ADC-Board 
angeschlossen wird (also insgesamt 3 Boards hintereinander: meins, das 
ADC-Board und das ZedBoard).
Ich hatte vorher Bedenken, eine mögliche Überspannung auf die 
Versorgungsspannung des ZedBoards umzuleiten, das ist nämlich ziemlich 
teuer.
Aber jetzt habe ich im Schaltplan gesehen, dass Digilent bereits einen 
Reihenwiderstand von 10 kOhm eingebaut hat, d.h. dass weniger als 1,5 mA 
fließen dürften.
Kann ich unter diesen Umständen meine Diodenbrücke (vor den Eingängen 
A0, A1) weglassen? Direkt dahinter befindet sich schon eine und diese 
ist durch 10 kOhm strombegrenzt.
Wie gesagt, es geht mir darum, dass das teure ZedBoard bloß keinen 
Schaden nimmt.

: Bearbeitet durch User
von Armin L. (armin_l)


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Axel S. schrieb:
> Wenn man den Fehlerstrom auf der Vcc Schiene nicht abgeleitet
> kriegt,
> könnte man auch andere Schutzmaßnahmen als die übliche Klemmdiode
> vorsehen. Eine simple Z-Diode geht auch und leitet den Strom direkt nach
> GND ab, statt über Vcc. Oder man setzt die Z-Diode zwischen Vcc und GND.
> Dann machen die Klemmdioden ihren Job und die Z-Diode begrenzt den
> Anstieg der Versorgungsspannung im Fall des Falles.

Eine Z-Diode war sogar das erste was mir in den Sinn kam. Allerdings 
haben alle Z-Dioden, die ich z.B. bei Digikey für 3,3V-Schutz gefunden 
habe, keinen scharfen Übergang in den leitenden Bereich. Die zogen alle 
schon im Nennspannungsbereich meiner Schaltung (gegen 3,3V) etliche mA 
an Strom.
Aber wenn ich den oben genannten Reihenwiderstand sowieso an den Ausgang 
des Impedanzwandlers schalte (ich glaube ich nehme eher etwas in die 
Richtung 2 kOhm), dann macht deine Lösung wieder mehr Sinn als sich eine 
zusätzliche 3,3V-Rail in die Schaltung zu setzen.

Also was meint ihr: Z-Diode mit Widerstand am Impedanzwandler-Ausgang? 
Oder sollte ich mir die paar Cent an Bauteilen sparen, wenn Digilent 
sowieso einen Reihenwiderstand und eine Diodenbrücke an den Eingang des 
ADC-Boards geschaltet hat (siehe mein Beitrag direkt vorher)?

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