Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Einfluss der Versorgungsspannung


von Jens (Gast)


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Hallo zusammen,

ich bin neu in der Mikrocontroller-Entwicklung und beschäftige mich 
derzeit mit einem System, das mit einer Batterie betrieben werden soll. 
Mein Fokus liegt daher auf der Reduzierung des Energieverbrauchs. Dabei 
ist mir die Möglichkeit zur Senkung des Leistungsbedarfs durch Senkung 
der Versorgungsspannung aufgefallen (P=U*I). Hat eine Senkung der 
Versorgungsspannung auch einen Einfluss auf die Arbeit des 
Mikrocontrollers? Ansonsten wäre es ja ein leichtes durch die Senkung 
der Spannung Energie zu sparen.

Danke euch für die Antworten!

von W.S. (Gast)


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Sowas ergibt sich aus dem Datenblatt. Alles andere ist nur wilde 
Vermutung.

Viel sinnvoller ist es aber, über die zur Aufgabe passende Taktfrequenz 
und die Sleep- Stop- und ähnliche Modi nachzudenken.

W.S.

von F. F. (foldi)


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Jens schrieb:
> Hat eine Senkung der
> Versorgungsspannung auch einen Einfluss auf die Arbeit des
> Mikrocontrollers?

Ja natürlich. Er muss in dem Spannungsbereich liegen, den der µC 
braucht.
Aber das alles ist erstmal irrelevant. Du brauchst erstmal die Energie 
für die Arbeit, dann musst du den Eigenverbrauch deiner verwendeten 
Bauteile dazu rechnen.

Sparen kannst du trotzdem und zwar am µC selbst. In dem du ihn in den 
Schlafmodus versetzt, wenn er nicht arbeiten muss. Somit sparst du auch 
an den angeschlossenen Sensoren.
Aber du kannst nicht einfach sagen, wenn ich die Spannung senke, dann 
brauche ich weniger Energie. Dein Basisverständnis ist noch 
unzureichend.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Jens schrieb:

> (P=U*I)

Ein Mikroprozessor ist kein Widerstand!

> Hat eine Senkung der Versorgungsspannung auch einen Einfluss
> auf die Arbeit des Mikrocontrollers?

Ja, er wird langsamer.

von Martin B. (ratazong)


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Harald W. schrieb:
> Jens schrieb:
>
>> (P=U*I)
>
> Ein Mikroprozessor ist kein Widerstand!

P=U*I gilt immer, auch wenn das Bauteil kein Widerstand ist.

Der Stromverbrauch von uCs entsteht im Wesentlichen durch die Umladung 
von internen Kapazitäten.
Näherungsweise gilt:

I proportional fTakt
I propertional Uversorgung

Wenn Du die Versorgungsspannung halbierst kannst Du grob mit dem halben 
Versorgungsstrom rechnen. P=U*I wird dann nur noch ein Viertel, die 
Energieeinsparung ist also enorm.

Das muss der Prozessor aber auch können. Die zulässige Taktfrequenz ist 
von der Versorgungsspannung abhängig. Also Datenblatt konsultieren.

Wenn Du z.B. einen AVR auf 1 MHz betreiben willst, kannst Du im 
Datenblatt nachschauen welche Spannung er mindestens braucht, um stabil 
zu arbeiten.

von Lurchi (Gast)


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Wie sich der Stromverbrauch als Funktion der Spannung verhält, ist je 
nach µC unterschiedlich. Im einfachen Fall (z.B. AVR, PIC1,...) kommt es 
mit Stromverbrauch etwa proportional zur Spannung hin. Das gilt so etwa 
auch für 74HC... und ähnliche.

Viele der ARM basierten µCs haben einen internen Regler für die 
Core-spannung. Da ändert sich der Stromverbrauch kaum noch mit der 
Spannung - der erlaubte Spannungsbereich ist auch oft recht klein, so 
dass man gar nicht so viel Auswahl hat.

Die AVRs sind mit zum Teil 1.8 V - 5.5 V auch schon eher die Ausnahme, 
dass man die Spannung über einen so großen Bereich variieren darf.

von Jens (Gast)


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Vielen Dank schon einmal für eure Antworten.

Also es geht mir nicht um die sonstigen Methoden, Energie zu sparen. Ich 
möchte nur fürs Verständnis wissen, welchen Einfluss die Senkung der 
Versorgungsspannung auf die Arbeit des Controllers hat.

Ich betreibe derzeit einen ATmega-Mikrocontroller mit einer Taktfrequenz 
von 1MHz. Nach dem Datenblatt kann dieser in einem Spannungsbereich von 
1,8V-5V arbeiten. Hat eine Senkung der Spannung von 5V auf 1,8V also 
wirklich gar keinen Einfluss? Das scheint mir dann eine sehr sehr gute 
und auch einfache Möglichkeit, den Leistungsbedarf zu senken! Oder wird 
der Mikrocontroller wie von Harald beschrieben tatsächlich langsamer? 
einen solchen Hinweis kann ich im Datenblatt aber nicht finden.

von Jens (Gast)


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Lurchi schrieb:
> Da ändert sich der Stromverbrauch kaum noch mit der
> Spannung

Wenn die Stromstärke also bei unterschiedlichen Spannungen die gleiche 
bleibt, steigt der Leistungsbedarf doch aber proportional mit der 
Spannung (P=U*I)!

von Martin B. (ratazong)


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Jens schrieb:
> Ich betreibe derzeit einen ATmega-Mikrocontroller mit einer Taktfrequenz
> von 1MHz. Nach dem Datenblatt kann dieser in einem Spannungsbereich von
> 1,8V-5V arbeiten. Hat eine Senkung der Spannung von 5V auf 1,8V also
> wirklich gar keinen Einfluss? Das scheint mir dann eine sehr sehr gute
> und auch einfache Möglichkeit, den Leistungsbedarf zu senken! Oder wird
> der Mikrocontroller wie von Harald beschrieben tatsächlich langsamer?
> einen solchen Hinweis kann ich im Datenblatt aber nicht finden.

Der sollte nicht langsamer werden. Vielleicht ein bischen, vielleicht 
wird er auch leicht schneller. Aber nichts Dramatisches.
Ob Du allerdings 1 MHz bei 1.8 Volt Versorgungsspannung laufen lassen 
kannst steht im Datenblatt. Meist ist da eine Grafik fTakt gegen 
Uversorgung drin. Musst Du für Deinen speziellen AVR nachgucken.

von Jens (Gast)


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Martin B. schrieb:
> Musst Du für Deinen speziellen AVR nachgucken.

Speed Grade:
– 0 - 4MHz @ 1.8 - 5.5V
– 0 - 10MHz @ 2.7 - 5.5V
– 0 - 20MHz @ 4.5 - 5.5V

Passt also!

Gilt das gleiche für ein Funkmodul? Bei gleicher Sendeleistung und auch 
sonst allen identischen Einstellungen hat ein Funkmodul unabhängig von 
der Versorgungsspannung dieselben Charakteristika (Natürlich wieder im 
erlaubten Spannungsbereich).

von Martin B. (ratazong)


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Beim Funkmodul geht ein erklecklicher Anteil des Stromverbrauchs auf die 
(analogen) HF Verstärker. Die arbeiten meistens mit relativ konstantem 
Strom. Du sparst hier nicht ganz so viel wie bei einem Prozesssor, wenn 
Du die Spannung verringerst.

von Jens (Gast)


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Martin B. schrieb:
> Die arbeiten meistens mit relativ konstantem
> Strom.

Wenn der Strom weitestgehend konstant ist, sinkt der Leistungsbedarf 
dennoch proportional zur sinkenden Spannung. Habe ich das mit dem 
Energieverbrauch richtig verstanden?

von Stefan F. (Gast)


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Wenn du den A/D Wandler verwendest, dann beachte, dass dieser bei 
niedrigen Versorgungsspannungen nur eingeschränkt bis gar nicht 
verwendbar ist.

von Georg M. (g_m)


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Jens schrieb:
> Ich betreibe derzeit einen ATmega-Mikrocontroller mit einer Taktfrequenz
> von 1MHz. Nach dem Datenblatt kann dieser in einem Spannungsbereich von
> 1,8V-5V arbeiten. Hat eine Senkung der Spannung von 5V auf 1,8V also
> wirklich gar keinen Einfluss?

von Martin B. (ratazong)


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Jens schrieb:
> Martin B. schrieb:
>> Die arbeiten meistens mit relativ konstantem
>> Strom.
>
> Wenn der Strom weitestgehend konstant ist, sinkt der Leistungsbedarf
> dennoch proportional zur sinkenden Spannung. Habe ich das mit dem
> Energieverbrauch richtig verstanden?

Ja

von Jens (Gast)


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Martin B. schrieb:
> Ja

Genial! Wofür man die Schulphysik noch gebrauchen kann :)

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