Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kondensator laden


von Jens (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe eine Frage zur Ladung eines Kondensators.
Unzwar bestimmt sich die Ladung eines Kondensators in Abhängigkeit der 
Zeit nach dieser Formel: U=U0*(1-e^(-t/R*C))

Wenn ich diese Formel in die Gleichung der auf dem Kondensator 
befindlichen Energie einsetze (E=1/2*C*U^2) ergibt sich eine Gleichung, 
in der ich die auf dem Kondensator gespeicherte Energie in Abhängigkeit 
der Zeit errechnen kann: E=1/2*C*(U_0-U_0*e^(-t/τ) )^2

Wenn ich diese Formel nun einmal nach der Zeit ableite erhalte ich den 
Verlauf der Energie, die pro Zeiteinheit auf den Kondensator geladen 
wird. Sozusagen ist dies die Leistungsaufnahme des Kondensators. Wenn 
ich diese Formel noch einmal ableite, gleich Null setze und nach t 
umstelle ergibt sich:     E''=1/τ^2 *C*U_0^2*e^(-(2*t)/τ)-C*1/τ^2 
*U_0*e^(-t/τ)*(U_0-U_0*e^(-t/τ))=0

Durch Auflösung nach der Zeit erfahre ich, dass die aufgenommene 
Leistung immer dann maximal ist, wenn der Kondensator die Hälfte der 
maximalen Leistung aufweist. Ist dies irgenwie erklärbar? Oder sind 
meine Berechnungen nicht korrekt?

Gruß,
Jens

: Verschoben durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Jens schrieb:
> Sozusagen ist dies die Leistungsaufnahme des Kondensators.
"Leistungsaufnahme" hmmmmm....

Streiche in deinen Überlegungen das Wort "Leistung" und ersetze es durch 
"Energie". Dann sind weniger Fehler drin.

von Jens (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Dann sind weniger Fehler drin.

Es wäre schön zu hören, wo ich einen Fehler gemacht habe? Aus meiner 
Sicht ist es sehr logisch, wie ich das ganze hergeleitet habe! Unter 
Berücksichtigung deines Kommentars ist einfach bei der Hälfte der 
maximalen Ladung die pro Zeiteinheit vom Kondensator aufgenommene 
Energie maximal?!

von Sven B. (scummos)


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Jens schrieb:
> Lothar M. schrieb:
>> Dann sind weniger Fehler drin.
>
> Es wäre schön zu hören, wo ich einen Fehler gemacht habe? Aus meiner
> Sicht ist es sehr logisch, wie ich das ganze hergeleitet habe! Unter
> Berücksichtigung deines Kommentars ist einfach bei der Hälfte der
> maximalen Ladung die pro Zeiteinheit vom Kondensator aufgenommene
> Energie maximal?!

Ich hab das jetzt nicht nachgerechnet, aber es erscheint mir intuitiv 
erstmal nicht unplausibel. Die Erklärung hast du ja in gewisser Weise 
schon aufgeschrieben.

Intuitiv formuliert wird es (wenn dein Ergebnis stimmt) wahrscheinlich 
irgendwie so sein: ganz am Anfang steigt zwar die Spannung sehr schnell, 
aber die Energie nimmt mit der Spannung nur wenig zu; ganz am Ende nimmt 
zwar die Energie mit der Spannung sehr schnell zu, aber die Spannung 
steigt sehr langsam; die Gesamt-Rate ist das Produkt der beiden Kurven 
und die hat eben irgendwo zwischendrin ein Maximum. Offenbar in der 
Mitte der Ladung, wenn du richtig gerechnet hast.

von Jens (Gast)


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Interessant ist das ganze für mich, da ich mit einem Piezoelement nach 
dem Gleichrichten eine Leistung erzeuge und diese auf einem Kondensator 
zwischenspeicher. Und aus meiner Sicht merkwürdigerweise erzeuge ich 
eben genau bei der Hälfte der maximalen Ladung eine maximale Energie / 
eine maximale Leistung (U*I) mit dem Piezomodul. Ich kann mir das ganze 
einfach nur anhand meiner Rechnung erklären und dachte, es gibt 
eventuell eine logische Erklärung

von Elektrofan (Gast)


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>> Durch Auflösung nach der Zeit erfahre ich, dass die aufgenommene
>> Leistung immer dann maximal ist, wenn der Kondensator die Hälfte
>> der maximalen Leistung aufweist. Ist dies irgenwie erklärbar?
                 ********
>> Oder sind meine Berechnungen nicht korrekt?

> Dann sind weniger Fehler drin.

Falls richtig abgeleitet wurde, gibt es einen Fehler (********).

---

Zur Zeit t=0 ist die "Leistungsaufnahme" des Kondensators 0
(alle Leistung geht in den Widerstand).

Nach unendlicher langer Zeit ist der Strom und damit die Leistung 0.

Also muss dazwischen ein Maximum sein.   ;-)

von Achim S. (Gast)


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Jens schrieb:
> Es wäre schön zu hören, wo ich einen Fehler gemacht habe? Aus meiner
> Sicht ist es sehr logisch, wie ich das ganze hergeleitet habe! Unter
> Berücksichtigung deines Kommentars ist einfach bei der Hälfte der
> maximalen Ladung die pro Zeiteinheit vom Kondensator aufgenommene
> Energie maximal?!

Das Endergebnis deiner Rechnung passt (die Formel habe ich nicht im 
Detail überprüft, aber die Aussage zur maximalen Leistung ist korrekt).

Allerdings hast du mit

Jens schrieb:
> wenn der Kondensator die Hälfte der
> maximalen Leistung aufweist.

wahrscheinlich gemeint "wenn der Kondensator die Hälfte der maximalen 
Ladung aufweist", oder?

Zu dem Zeitpunkt fällt die Hälfte der Spannung am Widerstand der Quelle 
ab. Und ja, da ist die Leistungsabgabe der Quelle (und die 
Leistungsaufahme des Kondensators) maximal. Wenn du in einem ohmschen 
Verbraucher die maximal erreichbare Leistung umsetzen wolltest, dann 
wählst du auch Verbraucherwiderstand=Quellwiderstand (so dass - wie in 
dem von dir betrachteten Zeitpunkt - die Hälfte der Spannung am 
Innenwiderstand der Quelle abfällt).

https://de.wikipedia.org/wiki/Leistungsanpassung

Jens schrieb:
> Interessant ist das ganze für mich, da ich mit einem Piezoelement nach
> dem Gleichrichten eine Leistung erzeuge und diese auf einem Kondensator
> zwischenspeicher.

Hm: die Betrachtung (und deine Ausgangsformel) gelten für eine ideale 
Spannungsquelle mit einem bestimmten Innenwiderstand, der die 
Zeitkonstante tau festlegt. Ob das so ein gutes Modell für einen Piezo 
ist bezweifle ich.

von Jens (Gast)


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@Achom, den Link zur Leistungsanpassung finde ich sehr hilfreich

Achim S. schrieb:
> Hm: die Betrachtung (und deine Ausgangsformel) gelten für eine ideale
> Spannungsquelle mit einem bestimmten Innenwiderstand, der die
> Zeitkonstante tau festlegt. Ob das so ein gutes Modell für einen Piezo
> ist bezweifle ich.

Das Piezoelement lädt den Kondensator in der gleichen Weise, wie dies 
ein Netzteil auch tut, das habe ich getestet. Dies kommt daher, dass ein 
Piezo einen Innenwiderstand hat. Jetzt ist mir aber auch klar, warum die 
maximale Leistung bei der Hälfte der maximalen Ladung erzeugt wird. 
Danke!

von Achim S. (Gast)


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Jens schrieb:
> Dies kommt daher, dass ein
> Piezo einen Innenwiderstand hat.

Ein Piezo hat primär einen kapazitiven Innenwiderstand. Dein berechnetes 
Netzteil hat einen ohmschen Innenwiderstand. Das ist ein Unterschied.

Wenn z.B. ein konstanter Strom in die Last fließt, dann bleibt beim 
Netzteil die Spannung konstant, beim Piezo sinkt die Spannung. Deswegen 
habe ich immer noch Zweifel an deiner Theorie.

Aber egal: wenn dir weitergeholfen ist, dann passt es schon.

von Jens (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Wenn z.B. ein konstanter Strom in die Last fließt, dann bleibt beim
> Netzteil die Spannung konstant, beim Piezo sinkt die Spannung. Deswegen
> habe ich immer noch Zweifel an deiner Theorie.

Also ich habe beigefugt einmal einen Kondensator-Ladeverlauf, wenn ich 
diesen mit einem Piezo lade. Der Piezo wird dabei durch eine 
Vibrationsbewegung angeregt. Meine "Theorie" entsteht dadurch, dass der 
Verlauf der Kondensatoraufladung mittels des Piezos die gleiche Form 
hat, wie wenn ich ein Netzteil mit einer konstanten Spannung verwende. 
Die kleinen Wellen im Verlauf der Ladung entstehen dadurch, dass die 
Auslenkung des Piezos nicht gleichmäßig, sondern eben durch eine 
Vibration erfolgt.

von Jens (Gast)


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Eine kleine Ergänzung: Auch bei dem gemessenen Verlauf ist die 
Leistungserzeugung (also die dem Kondensator pro Zeiteinheit 
hinzugefügte Energie) bei der Hälfte der maximalen Spannung maximal. 
Sind dies nicht Indizien dafür, dass die Berechnungen passen müssten?

von Sven B. (scummos)


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Also ich kann in diesem Graph keine Kurvenform ablesen. Linearisier das 
doch mal anhand deiner These und dann schauen wir mal ob's passt.

von Jens (Gast)


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Sven B. schrieb:
> Also ich kann in diesem Graph keine Kurvenform ablesen. Linearisier das
> doch mal anhand deiner These und dann schauen wir mal ob's passt.

Naja das ganze sieht dann so aus wie im Anhang. Wie gesagt, die 
Wellenform kommt daher, dass das Piezoelement mit einer Vibration 
angeregt wird und dadurch im Zeitverlauf keine konstante Leistung 
erzeugt. Aber gerade bei der idealisierten Funktion kann man erkennen, 
dass die Ladekurve ist wie beim Laden eines Kondensators über ein 
Netzteil. Es kann folglich auch die Ladekonstante berechnet werden sowie 
dadurch der interne Widerstand bestimmt werden. Klingt doch logisch, 
oder?!

von chris (Gast)


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Schau mal nach Leistungsanpassung im Netz

Wenn der Widerstand des Piezos und des C's gleich sind hast du die 
maximale Leistung die der C auf sowie auch abgeben könnte...

von Sven B. (scummos)


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Jens schrieb:
> Sven B. schrieb:
>> Also ich kann in diesem Graph keine Kurvenform ablesen. Linearisier das
>> doch mal anhand deiner These und dann schauen wir mal ob's passt.
>
> Naja das ganze sieht dann so aus wie im Anhang. Wie gesagt, die
> Wellenform kommt daher, dass das Piezoelement mit einer Vibration
> angeregt wird und dadurch im Zeitverlauf keine konstante Leistung
> erzeugt. Aber gerade bei der idealisierten Funktion kann man erkennen,
> dass die Ladekurve ist wie beim Laden eines Kondensators über ein
> Netzteil. Es kann folglich auch die Ladekonstante berechnet werden sowie
> dadurch der interne Widerstand bestimmt werden. Klingt doch logisch,
> oder?!

Klingt logisch, stimmt aber meiner Erfahrung nach nicht. Du kannst an so 
einer krummen Kurve nicht gut ablesen, ob die Krümmung eher zu einer 
Exponentialfunktion oder zu 1/x^2 passt, vor allem ohne viele viele 
davon gesehen zu haben und mit dem Rauschen drauf und ohne Fit dran. 
Überlege dir wie du denkst dass es ansteigt, und teile die Kurve durch 
diese Funktion. Wenn die Überlegung stimmt, ist das Ergebnis eine 
Gerade. Wenn du dann noch eine Gerade durchzeichnest, sieht man ganz 
genau, ob z.B. die Krümmung stimmt, weil wenn nicht ist die 
resultierende "Gerade" eben keine.

Wenn du nur die beiden Graphen von Modellfunktion und Messwerten 
hintereinander anschaust und sagst "ja, sieht so ähnlich aus", kann man 
da bestimmt fünf relativ einfache, aber völlig verschiedene funktionale 
Zusammenhänge finden, für die man sagen würde "ja, sieht so aus wie das" 
(log, sqrt, 1/x^2, 1-e^-x, ...).

: Bearbeitet durch User
von Achim S. (Gast)


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Ein Piezo liefert bei Belastung zunächst mal eine Ladung, die 
proportional zur einwirkenden Kraft ist

Q = k F

Je nachdem, wie der Piezo extern beschaltet ist, führt diese 
Ladungsverschiebung zu Strom- oder Spannungsänderungen. Die Extremfälle 
sind dabei:

- im Leerlauf führt die Ladung zu einer Spannungsänderung der 
Piezokapazität
U_L = Q / C_Piezo = k F / C_Piezo
- im Kurzschluss führt die Ladung zu einem Kurzschlussstrom, dessen 
Integral grade der Ladung Q entspricht

In dem System des TO, das in der Summe seiner Beiträge so langsam mal 
erkennbar wird, steigt erst mal die Spannung so weit an, bis die 
Spannung des externen Kondensators erreicht ist. Dann fließt ein Strom 
über den Gleichrichter in den externen Kondensator und transferiert die 
"restliche" Ladung dorthin. Die Spannung steigt dabei nur noch 
geringfügig an (entsprechend dem Kapazitätsverhältnis von Piezo zu 
externem Kondensator C_ext).

Ein einzelner solcher Aufladevorgang (ein einzelner Belastungspuls am 
Piezo) ist also zunächst mal überhaupt nicht vergleichbar zum Aufladen 
des externen Kondensators an einem Netzteil. Wenn man den Piezo aber 
periodisch belastet und das System auf einer Zeitskala betrachtet, wo 
über viele solche Einzelpulse "gemittelt" wird, dann ergibt sich daraus 
schon eine Aufladung, die man durch Spannungsquelle mit Innenwiderstand 
modellieren kann. Die "Leerlaufspannung" der Quelle ergibt sich wie oben 
beschrieben aus
U_L = Q / C_Piezo = k F / C_Piezo

Der äquivalente Innenwiderstand der Quelle (entsprechend einem ohmschen 
R_i) ergibt sich aus der Piezokapazität und der Schaltfrequenz f

R_i = 1 / (C_Piezo * f)

Jens schrieb:
> Naja das ganze sieht dann so aus wie im Anhang.

Was bedeutet "idealiserte Kurve"? Sind das deine Messwerte nach einer 
Verarbeitung/Filterung bzw. eine geifittete Kurve? Oder ist das die 
berechnete Theoriekurve?

Sven hat nicht vorgeschlagen, dass du deine Theoriekurve auftragen 
sollst. Sondern dass du deine Messkurve so auftragen sollst, dass nach 
Theorie eine Gerade daraus wird. Also im Endeffekt: Berechne die 
Differenz zwischen dem Endwert deiner Kurve (~4V) und den Messwerten und 
trage das ganz logarithmisch auf.

Damit kannst du prüfen, ob die Messwerte sich an deine Theorie halten 
oder nicht.

von Jens (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Was bedeutet "idealiserte Kurve"? Sind das deine Messwerte nach einer
> Verarbeitung/Filterung bzw. eine geifittete Kurve? Oder ist das die
> berechnete Theoriekurve?

Ich habe die gesamte Kurve mittels einer Trendlinie in Excel bearbeitet. 
Im Anhang findet ihr aber nun die benötigte Darstellung (Alle Punkte 
sind mit dem Faktor 10 skaliert, also die Y-Achse ignorieren). Der nicht 
mehr lineare am Ende der Entladung erklärt sich dadurch, dass der 
Kondensator sich stetig selbst entlädt und wieder geladen wird. 
Ansonsten sieht der Verlauf aus wie der Verlauf einer berechneten Kurve 
nach der Kondensatorladungsformel.

von Sven B. (scummos)


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Hä, was hast du jetzt gemacht? Einfach die y-Achse auf log gestellt? Ok, 
sieht ungefähr exponentiell aus in dem Fall. Das mit dem Faktor 10 
verstehe ich nicht (also ich verstehe was du machst, aber nicht warum).

von Wolfgang (Gast)


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Sven B. schrieb:
> Hä, was hast du jetzt gemacht? Einfach die y-Achse auf log gestellt?

Dann hoffen wir mal, dass die Messpunkte in regelmäßigen Zeitabständen 
liegen.

Für soetwas nimmt man eine xy-Darstellung

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