Forum: Offtopic Sachkenntnis Wandputz - was ist "besser"?


von Robert B. (robertb)


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Zugegeben, etwas abseits der Elektronik, aber der ein oder andere 
Heimwerker wird sich hier tummeln:

In unserem Neubau hat sich an einer Stelle flächig der Putz gelöst. Die 
Stelle ist im Treppenhaus, exakt auf Höhe der angrenzenden Betondecke. 
Den losen Putz habe ich abgeschlagen, leider habe ich recht 
"oberflächennah" ein Armierungsgewebe (rotes Glasfasergewebe - hat dann 
ja nix geholfen...), was ich aber logischerweise auch nicht zerschneiden 
will.

Zum Neuauftrag steht bereit:
- Knauf Rotband (klassischer Innenputz, nach meiner Erfahrung 
"Qualität") (30kg/8Euro)
- Quick Mix "weiße Universal-Spachtelmasse" (4kg/8 Euro)

Der Rotband ist ein Gipsputz und natürlich für große Flächen vorgesehen. 
Für die Stelle brauche ich aber höchstens 1kg (200cm² mit max. 3mm 
Dicke) - ist der Quick Mix edler und auch besser? Ich finde im 
Datenblatt nur Hinweise auf "Zement", daher wohl auch für außen 
freigegeben - evtl. ist er "kunststoffvergütet" und nochmals haftstärker 
bzw. flexibler? Oder gleich einen Kunstharzputz nehmen?

Grüße
Robert

: Bearbeitet durch User
von Christian R. (supachris)


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Welcher Putz ist denn rings herum an der Wand? Und wieso ist das dein 
Problem? Hast du das selbst verputzt? Ich würde erst mal wenn möglich 
bei einer recht großen Fläche den original Putz benutzen. Bei kleinen 
Ecken kann man ja mal Rotband nehmen.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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natürlich ist da eine Gewebematte, ansonsten hat du da in 0,nix wieder 
einen Riss, da sind Bauteile die sich bewegen.
Christians Frage ist die wichtige: Mit welchen Materialen haben wir es 
zu tun?
Gipsputz wir sehr hart und reisst schnell, rührt man Zellulose ein , 
wird es etwas geschmeidiger.
Hartes und Starkes fällt von Weichem ab.

von Thomas (kosmos)


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wurde es mit mit Armierungskleber aufgezahnt?

von Georg A. (georga)


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Die Frage ist auch, warum sich bei einem Neubau schon der Putz flächig 
löst...

Träufel auf den "alten" Putz mal Essig/Zitronensäure. Wenn's schäumt, 
ist es Kalk(Zement)putz. Sollte es reiner Kalkputz sein (recht weich und 
die Brocken lassen sich zwischen den Fingern gut zerbröseln) sollte auch 
nur der wieder drauf und kein Kalkzement. Sonst fällt dir die Stelle 
wieder ab. Allerdings denke ich, dass du es wüsstest, wenn es reiner 
Kalkputz wäre. Sowas ist eher Sonderausstattung...

von L. H. (holzkopf)


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Nicht nur Heimwerker tummeln sich hier, sondern durchaus auch 
Spezialisten.
Ich bin sehr dankbar dafür, wenn solche mir mal "auf die Sprünge 
helfen", wenn ich von etwas nur "nebulöse" Ahnung habe. :D

Nimm es mir bitte nicht übel:
Deine Fragestellung ist per se prinzipiell grundverkehrt. :)

Denn es geht bei Wandputzen nur darum, was man erreichen können will!
Soll heißen:
Man kann die an sich x-beliebig je nach Anforderung "einstellen".
Insoweit gibt es keine Wandputze, die "besser" wären als andere, sondern 
nur solche, welche die Anforderungen erfüllen können ODER halt nicht.

Werden Die Anforderungen erfüllt, fällt normalerweise auch kein Putz ab.
Anderenfalls schon.

Also ist die Fragestellung eher die, WARUM der Putz eigentlich abfallen 
konnte.

Robert B. schrieb:
> In unserem Neubau hat sich an einer Stelle flächig der Putz gelöst. Die
> Stelle ist im Treppenhaus, exakt auf Höhe der angrenzenden Betondecke.
> Den losen Putz habe ich abgeschlagen, leider habe ich recht
> "oberflächennah" ein Armierungsgewebe (rotes Glasfasergewebe - hat dann
> ja nix geholfen...), was ich aber logischerweise auch nicht zerschneiden
> will.

Es geht um Innenputz.
Was hat da denn ein Armierungsgewebe überhaupt zu suchen?
Schneid den ganzen Mist per Flex großzügig heraus, bis zum Beton.
Bis zum "nackten" Beton, der nämlich die Grundlage der Haftfähigkeit von 
Verputzungen ist.

Und zwar DIE Grundlage, welche (vergleichsweise mit Putzen) die höchste 
Festigkeit bietet.

Wenn Du den ganzen Mist "weggefetzt" hast, kannst Du Dir mal ansehen, 
welche Putz-Schichtdicke Dir zur Verfügung steht.

Derlei "Putzabfälle", wie von Dir beschrieben, basieren meistens auf 
unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten div. Bauteile.

Kompensieren kannst Du das am besten, wenn Du über solche 
"Verschiebungs-Flächen" großzügig Streckmetall-Matten nagelst und die 
danach "einputzt".
https://de.wikipedia.org/wiki/Streckmetall

Robert B. schrieb:
> Der Rotband ist ein Gipsputz und natürlich für große Flächen vorgesehen.

Hat mit großen Flächen eher nichts zu tun.

> Für die Stelle brauche ich aber höchstens 1kg (200cm² mit max. 3mm
> Dicke) - ist der Quick Mix edler und auch besser?

Was jetzt?
3mm-Pfusch über einen Pfusch "drüberziehen", der zum Abfall des Putzes 
führte oder was??

Grüße

von Thomas F. (igel)


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L. H. schrieb:
> Also ist die Fragestellung eher die, WARUM der Putz eigentlich abfallen
> konnte.

Schliesse mich dieser Frage an. Erst mal klären warum der alte nicht 
gehalten hat. Ein 3mm dicker Putz fällt nicht ab. Stimmt was mit dem 
Untergrund nicht?

Zur Auswahl des Putzes: Wie sieht denn der originale Putz drumherum aus?
Denn der neue soll sich doch wieder "ins Bild fügen".
Hat man z.B einen Putz mit Sand als Zuschlagstoff und schmiert dort die 
erwähnte Universal-Spachtelmasse drauf so sieht das fürchterlich aus. 
Der neue Putz soll schon die gleiche Zusammensetzung haben. Auch auf die 
Körnung der Zuschlagstoffe achten.

von Hubert M. (hm-electric)


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Irgendwie sagt meine Glaskugel, dass es ein Fertighaus ist. Sprich: 
Keller Beton, Wohnräume EG-DG Holzständer. Dann muss das da reißen, wenn 
keine Dehnungsfuge vorhanden ist.
Also: Putz abschlagen, so dass zwei Metallschienen Platz haben, zwischen 
den Schienen ca 5 mm Platz lassen. Dann hat man noch zwei Möglichkeiten: 
Die Fuge offen lassen (würde ich bevorzugen) oder mit Acryl füllen....

von Robert B. (robertb)


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Ok, danke für Eure Antworten. Ein paar hilfreiche Hinweise waren ja 
dabei. Leider scheint einschlägige Erfahrung mit Kunstharz-basierten 
Spachteln/Putzen nicht so verbreitet zu sein.

Damit nicht weiter Glaskugeln bemüht werden müssen:
- Massivhaus, "monolithisch" mit Porotonziegeln, also ohne WDVS. 
Innenwände auch Poroton, Decken Filigrandecken mit Ortbeton. Putz im 
ganzen Haus ist wunderbar, an der Stelle halt durch Setzrisse im Neubau 
umschön bzw. teilweise "weil der Platz ausging" aufgeworfen. Daher muss 
er da ab und neues drauf.
- Mein "Problem" da zu einem Zeitpunkt man irgendwann sagt "alle 
kosmetischen Schäden -> gib mir x Euro und wir sind fertig" - keine Lust 
wegen jedem Schönheitsfurz erst wieder mit GU und Handwerker hantieren 
zu müssen. Wenn die Decke einstürzt würde ich schon den GU anrufen.
- Aufgeflext etc. wird hier sicher nichts. Das Gewebe ist an der Stelle 
technisch korrekt und wohl auch mit eben einem Armierungskleber auf die 
Wand/Deckenseite aufgebracht. Lediglich die Überdeckung 
Gewebe-Oberfläche ist mit teilweise 1-1,5mm echt dünn. Bei einer 
Wandfläche an der Stelle von ca. 35qm aber glaube ich wird man irgendwo 
Kompromisse machen müssen, zumal davor eine frei hängende Treppe mit 
einem gleichmäßigen Wandabstand von 4cm hängen soll(te). Da kann der 
Putzer nicht zaubern.

Ich tendiere mittlerweile zu Knauf Rotband Flächenglätter 
(https://www.hornbach.de/shop/Rotband-Flaechenglaetter-KNAUF-5-kg/7928826/artikel.html) 
auf Harzbasis, da auch auf 0mm ausziehbar.

Grüße
Robert

: Bearbeitet durch User
von Max M. (zbmax)


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alles in allem. Wenn du nicht den gleichen Putz nimmst sieht es danach 
doch schlimm aus?

Ich habe hier überall den Rotband. An den Gipswänden 0 Riss, wirklich 
nirgends ein Hauch davon.

An einer kleinen, 5cm starken, vorgesetzten Wand aus Porenbeton habe ich 
zwei Haarrisse. Sieht nach Stirnseite von den Steinen aus.
Alles in allem würde ich also sagen der Rotband hat nicht die beste 
Flexibilität.
Es könnte aber auch sein das ich als nicht Fachmann die Dimension eins 
solchen Risses unterschätze und die Kräfte sind einfach generell zu 
stark.

Ein Setzriss eben.

Wenn sich da sogar der Putz aufgestellt hat hat da viel gearbeitet. 
Interessant wäre also zu wissen ob das so nochmal vorkommen wird oder 
jetzt erledigt ist.
Vermutlich kommt das nicht nochmal in dem Ausmaß vor, daher würde ich 
einfach den selben Putz wie an anderer Stelle drauf schmieren.
Danach in Baumarkt, Farbe holen und alles streichen.

Beim Rotband muss man ohnehin einmal streichen damit die kleinen Körner 
nicht abbröseln. Man kann auch gleich etwas Farbe mit in den Rotband 
mischen, dann müsste man nicht mehr streichen.
Mir hat das aber dann vom verarbeiten nicht mehr so zugesagt.

Und Grundieren finde ich tatsächlich sinnvoll, besonders bei Gipswänden.

: Bearbeitet durch User
von Christian R. (supachris)


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Hm, die wichtigste Frage ist immer noch nicht beantwortet: Welcher Putz 
ist denn Original drauf? Kalk/Gips?

von Robert B. (robertb)


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Gipsputz (laut Test und BLB)

von Christian R. (supachris)


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Reiner Gips sicherlich nicht, aber dann ist das ja quasi eine glatte 
Wand, da kannst du schon Rotband nehmen denke ich. Aber nur 1.5mm über 
der Armierung...naja...ich weiß nicht. Ich hab nur im Außenputz 
vollflächig Gewebe, das wurde in die erste Lage des Grundputzes 
gedrückt.
Dient das Gewebe bei dir als Kantenüberlappung zwischen Beton und 
Poroton?

von Max M. (zbmax)


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oder mal Bilder machen...

von L. H. (holzkopf)


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Robert B. schrieb:
> - Aufgeflext etc. wird hier sicher nichts. Das Gewebe ist an der Stelle
> technisch korrekt und wohl auch mit eben einem Armierungskleber auf die
> Wand/Deckenseite aufgebracht. Lediglich die Überdeckung
> Gewebe-Oberfläche ist mit teilweise 1-1,5mm echt dünn.

Du mußt selbst beurteilen können, was zum Abfallen des Putzes führte.

Normalerweise sind Putze mehrschichtig ausgeführt, um bestmögliche 
"Verkrallung" des Putzes zum tragfähigen Untergrund erreichen zu können.

1. Schicht:
Reiner Zement-/Sand-Spritzer (dünnflüssig), 1:3 (Volumenverhältnis)

2. Schicht:
a) bei Innenputzen i.d.R. Kalk-/Gips-Putze.
Wobei der Gips nur als "Abbinde-Beschleuniger" (in geringen Mengen) 
einem Kalk-/Sand-Mörtel (1:3) zugesetzt wird.

b) bei Außenputzen i.d.R.:
- Sockelverputz (ca. 40 bis 60cm hoch, wo Regenspritz-Wasser an Fassaden 
hinknallt): reiner Zementputz (1:4 bis 1:2)
- darüber: Mörtelgruppe II, die üblicherweise auch zum Mauern verwendet 
wird.
8 Sand-, 2 Kalk- und 1 Zementanteil.

Sowohl außen als auch innen werden weitere Schichten nur als 
Verfeinerungs-
oder Gestaltungsschichten aufgetragen.

Robert B. schrieb:
> Ich tendiere mittlerweile zu Knauf Rotband Flächenglätter...

Flächenglätter verwendet man i.d.R. zur Verfeinerung von 
Kalk-/Gipsputzen.
Regional kann das unterschiedlich sein.
Z.B. von Stuck bis hin zu Fertigschweiß.
Ist aber alles mehr oder weniger gipshaltig.

Robert B. schrieb:
> Gipsputz (laut Test und BLB)

Gipsputz ist ein recht dehnbarer Begriff.;)
Welche Putz-Gesamt-Stärke hast Du denn auf der Wand?

Grüße

von L. H. (holzkopf)


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Robert B. schrieb:
> In unserem Neubau hat sich an einer Stelle flächig der Putz gelöst. Die
> Stelle ist im Treppenhaus, exakt auf Höhe der angrenzenden Betondecke.
> Den losen Putz habe ich abgeschlagen, leider habe ich recht
> "oberflächennah" ein Armierungsgewebe (rotes Glasfasergewebe - hat dann
> ja nix geholfen...), was ich aber logischerweise auch nicht zerschneiden
> will.
>
> Zum Neuauftrag steht bereit:
> - Knauf Rotband (klassischer Innenputz, nach meiner Erfahrung
> "Qualität") (30kg/8Euro)

Optimales "Verputzwetter" für Innenputz kommt auf uns zu. :)
(Habe auch noch jede Menge davon zu erledigen.)

Deshalb nochmal zurück zum Anfang.

Sicher sind Knauf-Produkte gute Qualität.
Sie deshalb aber als klassischen Innenputz zu bezeichnen, ist falsch.

Denn Haftgipsputze (Gelb- bzw. Gold- und Rotband) kamen erstmalig Anfang 
der 1960er Jahre auf den Markt.
Sie zeichnen sich durch enorme Haftfähigkeit aus und sind v.a. deshalb 
bei Heimwerkern so beliebt.
Weil sie weniger mit Verputzen zu tun haben als viel mehr mit 
"Aufziehen" auf Flächen.

Demgegenüber stehen aber wirklich klassische Verputze, für die man aber 
den Kellen- oder Pfännchen-Anwurf auf Flächen beherrschen muß.
Diese Putze sind und waren weitestgehend auf Kalk-Gips-Basis.
Weit über 2000 Jahre überliefert und praktiziert.

Was auch gute Gründe hat, die mit (erwünschter) Wasserdampf-Aufnahme und 
-Abgabe in Innenräumen zu tun hat.
Wird auch häufig als "angenehmes Wohnklima" bezeichnet.

Zur Beseitigung Deines Risses:
Gib Dich bitte keinen Illusionen hin.

Wenn der auf immer wiederkehrenden Bewegungen des Baukörpers beruht, 
hast Du nur eine einzige Chance, das "kaschieren" zu können.
Indem Du den Riß komplett freilegst und ihm "Bewegungs-Spielraum" 
verschaffst.

Durch einen Putzträger, der gewissermaßen nur "vorgeblendet" ist.
Dahinter kann dann die Bauwerk-Bewegung stattfinden, ohne daß der Putz 
erneut reißt.
Wenn Du Glück hast, wird sich das einstellen.

Wenn nicht, mußt Du Dir eine andere "Kaschierungs-Lösung" einfallen 
lassen, weil Du gegenüber Bauwerks-Bewegungen schlicht und einfach 
"machtlos" bist.

Die größte Schwierigkeit bei der Beurteilung von solchen Bewegungen 
liegt darin, sie irgendwie quantifizieren zu können.
Weil man eigentlich immer nicht so recht weiß ob es sich dabei um 
thermisch abhängige Bewegungen oder Setzungs-Bewegungen handelt.

Setzung kann sich allmählich legen und beenden.
Thermische Wechselwirkungen treten immer wieder konstant auf.

Um das einigermaßen bei Bauwerken einordnen zu können, ist es gängige 
Praxis, Glas-Streifen zur Kontrolle davon einzugipsen.

Das ist wesentlich sinnvoller als über "bessere" Putze nachzudenken, 
bevor man Risse zu beseitigen gedenkt. ;)

Auf annähernd 0 kannst Du übrigens nur Stuck verreiben.
Sowie als Zuschlagstoff auch nur feiner Quarzsand vorhanden ist, geht 
das nicht mehr.
Und sowie Du nur ein Korn des Unterputzes losreisst, gibt es "Würmer" im 
Putz.

Noch eines:
Wenn Du sowieso schon erkanntest, daß das rote "Armierungs-Gewebe" 
seinen Dienst versagte - was hindert Dich daran, sinnlosen Mist 
gnadenlos zu entfernen?

Wie lange hielt denn der Putz auf diesem sinnlosen Krampf?

Grüße

: Bearbeitet durch User
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