Hallo zusammen, nach vielen Jahren habe ich nun meinen ersten langjährigen Job bei einem KMU gekündigt und muss mir jetzt ein Arbeitszeugnis schreiben. Mein Sorgenkind ist dabei die Tätigkeitsbeschreibung. Diese fällt im Internet leider fasst immer der Anonymisierung zum Opfer, deshalb habe ich da aktuell keine Vorstellung, wie weit man hier ins Detail gehen sollte. Um die Sache mal konkreter zu machen hier mal ein paar Stichpunkte von mir: Schaltungsentwicklung und Entflechtung Firmwareentwicklung für Mikrocontroller Entwicklung und Wartung von Prüfadaptern und Prüfprogrammen für Funktions- und In-Circuit-Tests Fehlersuche, -analyse und Reparaturen an Baugruppen Unterstützung der Fertigung und des Einkaufs in technischen Fragen Ich war der einzige Entwickler im Haus und das Hauptgeschäftsfeld ist die Leiterplattenbestückung. Ich war das Mädchen für alles Technische. Mein Gedanke dazu ist, dass der Adressat des Zeugnisses ja primär Personaler sind. Diese wissen wahrscheinlich sie nicht mal was Eagle, Altium und KiCad sind. Oder kennen AVR und STM32 nicht. Bei der Unterstützung ging es um die technischen Fragen, wie erzeugen der Koordinatenlisten für die Automaten, prüfen von Kundendaten, Freigaben für Leiterplattenfertigern, Abkündigungen, Alternativbauteile, .. Andererseits würde diese Details die Fähigkeiten beurkunden, die man in den Lebenslauf schreibt. Wie handhabt ihr das? Ich bin für jeglichen Input und Denkanstöße dankbar. Vielen Dank schonmal
:
Bearbeitet durch Moderator
Juckt keine Sau was in deinem Arbeitszeugnis für Tätigkeiten stehen. Jeder weiss dass dieser Text bei Kackunternehmen vom Mitarbeiter selbst formuliert wird. Die Bewertungen im Arbeitszeugnis, die du nicht beeinflussen kannst jucken Personaler schon eher. Der Lebenslauf und das Anschreiben liest der Fachbereich und ist entscheidend. Da muss das Zeug und deine Details rein. Langjähriger Job und so naiv...? Die Uhren ticken in Konzernen anders.
Tätigkeitsbeschreibung ist Wichtigste Teil vom Zeugnis: Hier kannst Du alle Keywords unterbringen. Natürlich versteht der Personalfuzzy davon kein Wort, aber das ist egal. Er überprüft nur die wörtliche Übereinstimmung der Stellenanzeige mit Deinen Dokumenten. Also je mehr Produktnamen, Hersteller, Software, Libraries usw. Du da stehen hast, umso besser. Spätestens der fachliche Verantworliche wird sich über Übereinstimmungen freuen. Vieles steht ja auch nicht explizit in der Stellenanzeige. Aber konkrete Angaben sind einfach prägnanter. Damit triggerst Du eher das Kopfkino beim Adressaten. Der liest STM32 und denkt sich vielleicht „endlich mal einer, der nicht nur Arduino und Raspberry kennt“. Bedenke auch: Heute und in Zukunft noch mehr werden die Bewerbungen durch Wordprocessoren verarbeitet. Da kommt dann zum Schluss eine Zahl raus, welche Aussage darüber geben soll, wie gut Du auf die Stelle „matcht“.
Hi, ihr unterschätzt die Personalfuzzys. Ich bin mir sicher, dass fast alle genannten Stichpunkte von so einem Personalfuzzy irgendwie eingeordnet werden können. Bei uns werden die Bewerbungen von der Personalabteilung in die jeweiligen Bereiche verteilt. Daher sehr gerne mit Fachbegriffen. So etwas wie Schaltplanerstellung mit Eagle, Plattform AVR usw. ist sehr gut der Personalfuzzy versteht Schaltplanerstellung leitet die Bewerbung zu uns und wir können uns ein ganz gutes Bild vom Bewerber machen. Also Antwort beides - Die genannten Stichpunkte plus mehr Details. Und Peter schrieb: juckt keine Sau was da steht - sorry ich lehne regelmäßig Bewerber ab weil dort nicht das steht was wir brauchen. PS: ich lasse die Arbeitszeugnisse von unseren Azubis auch vorschreiben, die wissen doch am Besten was sie gemacht haben. Wird natürlich zusammen überarbeitet.
:
Bearbeitet durch User
Normal schrieb: > > Bedenke auch: Heute und in Zukunft noch mehr werden die Bewerbungen > durch Wordprocessoren verarbeitet. Da kommt dann zum Schluss eine Zahl > raus, welche Aussage darüber geben soll, wie gut Du auf die Stelle > „matcht“. Vielleicht in deiner Bude. Nicht in richtigen Unternehmen.
Mad schrieb: > Normal schrieb: >> >> Bedenke auch: Heute und in Zukunft noch mehr werden die Bewerbungen >> durch Wordprocessoren verarbeitet. Da kommt dann zum Schluss eine Zahl >> raus, welche Aussage darüber geben soll, wie gut Du auf die Stelle >> „matcht“. > > Vielleicht in deiner Bude. Nicht in richtigen Unternehmen. Wenn du mit richtigen Unternehmen solche meinst, in denen man Urlaubsanträge noch auf Papier ausfüllt und auch sonst die meisten Anträge der schriftform bedürfen dann, ja. Moderne Unternehmen, die nicht von der Politik behütet und geschützt werden, müssen natürlich effizient arbeiten und setzen solche Techniken ein.
Auscheidender schrieb: > Diese wissen wahrscheinlich sie nicht mal was Eagle, Altium und KiCad > sind. Oder kennen AVR und STM32 nicht. Wer KICAD angibt, hat wohl zu viel Zeit zum Spielen gehabt? Firmen setzen dieses Tool gemeinhin nicht ein. Wenn keines dieser Tools nachher erwartet wird, hat man schnell die A-Karte gezogen. AVR/STM32 zeigen zumindest in die richtige Richtung, wenn dann aber PIC erwartet wird, genau der selbe Sche... Da sollte man auch die Werkzeuge, also Compiler/Assembler erwähnen und natürlich die Produkte, worin die Apps ticken, selbst wenn das für Personaler Bahnhöfe sind. Noch was, du schreibst hier nur was von "Job", aber nichts über deine Qualifikation. Wenn es der neuen Firma nicht in den Kram passt, wird dir die ganze Erfahrung nichts nützen, wenn die alte Firma sich nur mit Bestücken beschäftigt hat. Auscheidender schrieb: > nach vielen Jahren habe ich nun meinen ersten langjährigen Job bei einem > KMU gekündigt und muss mir jetzt ein Arbeitszeugnis schreiben. Hm, gekündigt ohne einen neuen Vertrag schon in der Tasche zu haben? Wer macht denn so was? Die ganze Geschichte kommt mir aber ziemlich komisch vor. Da passt so einiges nicht zusammen.
Cerberus schrieb: > Wenn keines > dieser Tools nachher erwartet wird, hat man schnell die A-Karte > gezogen. Das stimmt. Daher sollte man das Zeugnis nicht absolut sondern auch etwas offnener formulieren ohne zu lügen. Hat man mit KICAD gearbeitet könnte man so formulieren: gute Erfahrungen mit KiCAD aber auch einige Erfahrungen in anderen Tools wie CircuitMaker, xx,... - damit schmeisst man die Türe nicht gleich zu. Im Gegensatz zu "wir haben ausschliesslich KICAD verwendet". Es hilft bei Aufzählung "und weitere" zu schreiben. Die Bewerbung sollte sowieso auf die Stelle angepasst werden - sucht eine Firma jemanden mit Altium Erfahrung schreibt man in der Bewerbung dass man zwar hauptsächlich mit KICAD gearbeitet hat, dass aber man offen für andere Tools ist und man schon einiges ausprobiert hat.
Auscheidender schrieb: > nach vielen Jahren habe ich nun meinen ersten langjährigen Job bei einem > KMU gekündigt und muss mir jetzt ein Arbeitszeugnis schreiben. Yupp, kenne ich. "Wir kenne Sie nicht gut genug, um ein Arbeitszeugnis zu schreiben". Kam bei mir von einem Teamleiter. Nach geschlagenen 5 Jahren Tätigkeit unter ihm. Die Überraschung meinerseits hielt sich in Grenzen. Da wusste ich, mit meiner Kündigung liege ich goldrichtig.
Die ganze Beschreibung bringt nichts wenn die BWL Bitch nichts davon versteht und du schon beim sichten rausfliegst.
Im Übrigen sind die ganzen Keywords eine Hilfe bei der Formulierung des Bewerbungsanschreibens. Beispiel: - In der Stellenanzeige steht irgendwo „Labview. Du kannst dann im Anschreiben erwähnen: „Erfahrungen mit Labview sammelte ich während meines Praktikums/meiner Doktorarbeit/meiner Anstellung bei Firma XY“. So, der Personalfuzzy schaut dann kurz im Zeugnis nach, findet dort die Bestätigung, und Zack: hast Du einen Punkt gesammelt. Wenn Du das für 2 oder 3 Themen/Keywords machen kannst, ist das Anschreiben eigentlich gegessen. Brauchst dann nicht rumschwurveln a la bin Teamfähig usw. Von daher: Schau Dir Stellenanzeigen Deiner Traumjobs an, picke die Keywords heraus und baue sie in die Tätigkeitsbeschreibung in Deinem Zeugnis ein (muss natürlich der Wahrheit entsprechen, aber das dürfte klar sein).
Normal schrieb: > Von daher: Schau Dir Stellenanzeigen Deiner Traumjobs an, picke die > Keywords heraus und baue sie in die Tätigkeitsbeschreibung in Deinem > Zeugnis ein (muss natürlich der Wahrheit entsprechen, aber das dürfte > klar sein). Ob das realistisch ist? Für eine gegenwärtige Stelle mag das klappen, aber die Arbeitswelt ist ständig im Wandel. Die Anforderungen verändern sich ständig und wenn es aktuell nicht mit dem Wechsel klappt, wie soll das dann in Zukunft klappen? Die Halbwertzeit von Arbeitszeugnissen liegt auch nur bei ein paar Jahren. Da sollte man sich vielleicht überlegen, die Tätigkeitsbeschreibung den Verhältnissen anzupassen und nicht so absolut zu formulieren.
Naja, trotz Wandel, viele Sachen gibt es schon seit Jahrzehnten, ob jetzt Visual Studio oder C oder FPGA oder oder oder. Schnell wandelt sich die Arbeitswelt vor allem für die Leute, die etwas von der Technik entfernt sind und immer nur die neuesten Buzzwords wiederkäuen können.
Hallo Ausscheidender, die Tätigkeitsbeschreibung ist wichtig, und kann der Türöffner sein. Hast du schon eine neue Stelle? Dann wird das Zeugnis sowieso erst für den nächsten Wechsel interessant. Hast du ohne neue Stelle gekündigt, dann richte den Text der Tätigkeitsbeschreibung nicht an die Personalabteilung sondern an den Fachvorgesetzen. Schaltungsentwicklung und Entflechtung kannst du mit Details auffüllen: Hast du LED-Blinker designed, oder war es anspruchsvoll, etwa rauscharm analog, mixed signal, high speed digital, HF oder Boards >1000 Bauteile oder >8 Lagen. Bei den Mikrocontrollern die Familien mit denen du gearbeitet hast benennen, aber kein Bullshit-Bingo. Also nicht alle erhältlichen µCs aller Hersteller auflisten, da fällt fällt der Fachvorgesetzte nicht drauf rein. Bei den anderen Punkten entsprechend die anspruchsvollen Teile der Arbeit zusätzlich erläutern. Viel Erfolg beim Formulieren!
Cerberus schrieb: > aber die Arbeitswelt ist ständig im Wandel. Richtig, dafür halte ich es für wichtig in der Bewerbung/Zeugnis zu erwähnen, dass man für andere Tools, Sprachen, Technologien offen ist. Wenn z.B. einer schreibt das er die letzten Jahren nur mit Eagle gearbeitet hat, sich kein anders Tools angeschaut hat und auch nicht schreibt dass er für andere Tools empfänglich ist - hat er sich schon disqualifiziert (weil wir kein Eagle benutzen). Gut ist immer Hauptkompetenz und dahinter die "Nebenkompetenz": "Habe Jahrelange Erfahrung in Kicad, habe mir aber auch andere Tools wie x,y,z angeschaut." "Große Erfahrungen in digital Technik.. plus einige Tätigkeiten und Projekte in Analog Hf...." Gut auch Aufzählungen offen zu lassen -> "Tool x,y, und noch weitere" "Einsatz verschiedener Technologien unter anderm x,y,z"
Man sollte nix vergessen, gewisse Details sollten schon klar sein. Damit ersparen viele die Arbeit. Eigentlich sollte man das immer mit der Fachabteilung 1 zu 1 umsetzen. Dann sollte man vielleicht auch überlegen, ob es solche "Fachkräfte" da draußen geben kann? Könnt Ihr denn einschätzen wer sich da einarbeiten kann oder nicht? Wie leitet Ihr das ab?
In meiner Firma (Medizintechnik) sind für technische Stellen Personaler faktisch nicht involviert. Wir, die Techniker im Team, sichten die Bewerbungen und nur wir (no na, wer sonst) haben die notwendige Kompetenz um eine Bewerbung im Vorfeld zu bewerten. Und ja, es ist sehr hilfreich zu wissen, welche MCUs man schon programmiert hat (ich bin z.B. beim MSP430 in Assembler stark) und je nach Firma kann die Frage nach KiCad oder Eagle auch ein Thema sein (wenn z.B. Altium zu teuer ist). Wenn in der Beschreibung auf der A4-Seite noch Platz ist, dann schreib' es auch detaillierter hinein.
Jürgen Wissenwasser schrieb: > nach Firma kann die Frage nach KiCad oder Eagle auch ein Thema sein > (wenn z.B. Altium zu teuer ist). Schon mal drüber nach gedacht, wenn man ein Tool ohne Support benutzt? Sollte es Probleme geben, steht der Mitarbeiter und die Firma möglicherweise ziemlich dumm dar. Daher sind die Preise für die Profi-Tools irgendwie wohl berechtigt.
Cerberus schrieb: > Jürgen Wissenwasser schrieb: >> nach Firma kann die Frage nach KiCad oder Eagle auch ein Thema sein >> (wenn z.B. Altium zu teuer ist). > > Schon mal drüber nach gedacht, wenn man ein Tool ohne Support > benutzt? Sollte es Probleme geben, steht der Mitarbeiter und > die Firma möglicherweise ziemlich dumm dar. Daher sind die Preise > für die Profi-Tools irgendwie wohl berechtigt. Kicad ist zwar toll aber auch in der Version 4.0.7 ist das Library management eine katastrophe. Für kleine Frickelbuden oder Hobby Projekte ist das alles brauchbar. Kicad ist nicht schlecht sondern für ein freie tool äußerst mächtig aber manches fehlt eben.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.