Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik DHT22 vs Wetterstation, wem soll ich glauben


von sunshineh (Gast)


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Hallo,

bei uns im Keller war letztes Jahr ein Rohrbruch und die Luft dort fühlt 
sich heute noch feucht an (es ist ein Gebäude, dort ist der Keller noch 
nicht gefliest).
Nun habe ich eine Wetterstation unten aufgestellt, die zeigt mir heute 
morgen 53% Luftfeuchte an. Dazu habe ich einen Mikrocontroller mit DHT22 
Sensor, der zeigt mir eine Feuchte zwischen 70-80% an. Wem soll ich nun 
glauben?

von Walter K. (Gast)


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nimm ein normales analoges Hygrometer - so eines mit Pferdehaar - innen 
am Zeiger.

Dann legst Du das über nacht in total nasse Handtücher - kalibriert dann 
morgens auf 100% ..und machst Deine Keller Messung

von Harald W. (wilhelms)


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sunshineh schrieb:

> Nun habe ich eine Wetterstation unten aufgestellt, die zeigt mir heute
> morgen 53% Luftfeuchte an. Dazu habe ich einen Mikrocontroller mit DHT22
> Sensor, der zeigt mir eine Feuchte zwischen 70-80% an. Wem soll ich nun
> glauben?

Grundsatz jeder Meßtechnik: Miss niemals zweimal, denn Du weisst
dann nicht, welche der beiden Messungen richtig ist. :-)
Ohne drittes Meßgerät (Drei-Uhren-Problem) kannst Du keine
sichere Feststellung treffen.

von Philipp G. (geiserp01)


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sunshineh schrieb:
> Hallo,
>
> bei uns im Keller war letztes Jahr ein Rohrbruch und die Luft dort fühlt
> sich heute noch feucht an (es ist ein Gebäude, dort ist der Keller noch
> nicht gefliest).
> Nun habe ich eine Wetterstation unten aufgestellt, die zeigt mir heute
> morgen 53% Luftfeuchte an. Dazu habe ich einen Mikrocontroller mit DHT22
> Sensor, der zeigt mir eine Feuchte zwischen 70-80% an. Wem soll ich nun
> glauben?

Das kommt daher, dass die Luftfeuchtigkeit in Abhängigkeit zur 
Temperatur errechnet wird.

Daher - glaub der Wetterstation.

: Bearbeitet durch User
von Harald (Gast)


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Kannst du u. U. mit der lokalen Wettervorhersage vergleichen. Zumindest 
bekommst du einen groben Hinweis. Es gibt auch ein Datenblatt für den 
DHT22.

Welche Wetterstion hast du?

P. S. Hier sind es 75 % rel. F. ;)

von Harald W. (wilhelms)


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Philipp G. schrieb:

> Daher - glaub der Wetterstation.

53% "fühlen sich nicht feucht an".

von Georg G. (df2au)


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Man kann sich sehr einfach Prüflösungen machen und dann die Hygrometer 
vergleichen. Siehe http://www.s-elabor.de/k00002.html

Wenn du es genau haben willst, musst du dir ein Aspirationpsychrometer 
bauen. Das ist so aufwendig auch nicht.

von Philipp G. (geiserp01)


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Harald schrieb:
> Kannst du u. U. mit der lokalen Wettervorhersage vergleichen. Zumindest
> bekommst du einen groben Hinweis. Es gibt auch ein Datenblatt für den
> DHT22.
>
> Welche Wetterstion hast du?

Die kennen bestimmt den Keller vom TO.

von Markus Mayer (Gast)


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Die Variante mit den Prüflösungen ist Top. Die Lösung mit Natriumchlorid 
(NaCl, Kochsalz) sollte sich heute Abend in 30 Minuten herstellen lassen 
und ist für einen Kalibrierpunkt um 75 % (rel. Feuchte) bestens 
geeignet.

Auch ohne Laborbedingungen lässt sich dabei eine ausreichende 
Genauigkeit (-+5%) erzielen.

von Harald (Gast)


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Philipp G. schrieb:
> Harald schrieb:
>> Kannst du u. U. mit der lokalen Wettervorhersage vergleichen. Zumindest
>> bekommst du einen groben Hinweis. Es gibt auch ein Datenblatt für den
>> DHT22.
>>
>> Welche Wetterstion hast du?
>
> Die kennen bestimmt den Keller vom TO.

Mitdenken ist angesagt.

von Dieter F. (Gast)


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Die Dinger sind "Schätzeisen". Habe mal DH11, DHT22, BME280 und ein 
altes Temperatur/Feuchte-Messgerät von ELV miteinander verglichen 
(draußen).

Ordentliche Abweichungen in einer Breite von ca. 30 - 35 % Messwert.

Mit den Messwerten der lokalen Messtation (um die Ecke :-) ) abgeglichen 
hat sich herausgestellt, das das alte ELV-Gerat der Wahrheit am nächsten 
kam.

von Florian W. (florenzw)


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Hier wird das Kalibrieren von Luftfeuchtesensoren sehr schön 
beschrieben:
http://www.s-elabor.de/k00002.html

von Philipp G. (geiserp01)


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Dieter F. schrieb:
> Ordentliche Abweichungen in einer Breite von ca. 30 - 35 % Messwert.
>
> Mit den Messwerten der lokalen Messtation (um die Ecke :-) ) abgeglichen
> hat sich herausgestellt, das das alte ELV-Gerat der Wahrheit am nächsten
> kam.

Das kann ich nur bestätigen. In meiner Garage habe ich:

- Eine Wetterstation
- Einen Entfeuchter
- Eine WIFI Kamera, die mir auch noch Temperatur und Luftfeuchtigkeit 
anzeigt.

Während 'Temperatur' bei allen Geräten immer gleich angezeigt wird, 
scheint das Thema Luftfeuchtigkeit nicht so einfach zu sein.

Abweichungen bis zu 30% zeigen die durchs Band. Ich hatte noch nie den 
Fall, dass die auch nur annährend das selbe gezeigt hätten.

von Uwe D. (monkye)


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Das muss aber nicht zwingend nur am „bescheidenen“ Sensor liegen. Das 
Design für die Gehäuseintegration spielt auch eine Rolle.

Für meine Hütte habe ich 14 Funk-Sensoren gebaut, gemischt mit DHT22, 
DHT11, BME280 - mehr als 5% lagen die nicht auseinander.

Entweder hast Du ein Montags-Exemplar erwischt oder billige Fälschungen 
aus CN...

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

Uwe D. schrieb:
> Für meine Hütte habe ich 14 Funk-Sensoren gebaut, gemischt mit DHT22,
> DHT11, BME280 - mehr als 5% lagen die nicht auseinander.

ein FOST02 (China-SHT11 von 2009) und ein China-BME280 stehen auf dem 
balkon nebeneinander und verhalten sich ähnlich. Das Reaktionsverhalten 
beider ist ziemlich unterschiedlich bei relativ schnelle Änderungen sind 
sie sich meist erst nach 2 Stunden wieder einig.
Außerdem scheinen sie sich "abgesprochen" zu haben, es hat mehrere 
Wochen gedauert, bis dieser Zustand sich so eingespielt hat. Am Anfang 
stimmten sie um 50% nahezu überein, um 70% ging der FOST02 um etliches 
vor oder der BME280 nach.

Im Moment: BME280 11,0 Grad, 70%, der FOST02 10,6 Grad 67%.

Gruß aus berlin
Michael

von DHT (Gast)


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53% Luftfeuchte für eine Keller ist "Furztrocken"

http://www.kandrsmith.org/RJS/Misc/Hygrometers/calib_dht22.html

von Wolfgang (Gast)


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Walter K. schrieb:
> Dann legst Du das über nacht in total nasse Handtücher - kalibriert dann
> morgens auf 100% ..und machst Deine Keller Messung

Da kann man lieber eine gesättigte Natriumchlorid-Lösung (Kochsalz) 
nehmen. Die sollte bei Raumtemperatur in der Luft darüber 75% rH 
erzeugen.

von Dieter F. (Gast)


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Walter K. schrieb:
> Dann legst Du das über nacht in total nasse Handtücher - kalibriert dann
> morgens auf 100% ..und machst Deine Keller Messung

Na ja, das ist das, was man eigentlich "regenerieren" nennt (für 
Haar-Hygrometer).

Kalibrieren mit Salzlösungen.

von R.M. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Die Luftfeuchtemessung in den DHTs kannst du vergessen. Ich hatte eine 
Zeit lang einen DHT11 im Gartenhaus im Einsatz. Draußen hängt eine 
einigermaßen professionelle (wenn auch seit langem nicht mehr 
kalibrierte) Wetterstation. Drinnen einen DHT11. Eigentlich nur zur 
Temperaturmessung, die Luftfeuchtigkeit habe ich aber mit aufgezeichnet.

Es geht jetzt hierbei allerdings noch nichtmal um die Präzision, sondern 
vielmehr darum, dass der DHT in den Wintermonaten anfing permanent auf 
100% festzuhängen. Anfangs erholte er sich noch, scheinbar, wenn er bei 
Wärme wieder trocknete. Später hing er dauerhaft. Allein das kann schon 
die Abweichung des DHTs bei dir erklären. Mittlerweile habe ich ihn 
durch einen BME280 ersetzt.

Die DHT Sensoren mögen für den Innenbereich geeignet sein, im 
Außenbereich oder in sehr feuchten Umgebungen wie deinem Keller würde 
ich sie aber nicht einsetzen.

von Florian W. (florenzw)


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Da hat einer einen ganz genauen Blick auf diese Problematik geworfen:
http://www.kandrsmith.org/RJS/Misc/Hygrometers/calib_many.html

von Uwe D. (monkye)


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R.M. schrieb:
>
> Die DHT Sensoren mögen für den Innenbereich geeignet sein, im
> Außenbereich oder in sehr feuchten Umgebungen wie deinem Keller würde
> ich sie aber nicht einsetzen.

Und genau das ist der Punkt: von 0-50^C und 20-90% RH steht im 
Datenblatt.

Und damit ist „Außen“ eher für Süditalien ohne Ätna geeignet :-)

von Jens (Gast)


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R.M. schrieb:
> Es geht jetzt hierbei allerdings noch nichtmal um die Präzision, sondern
> vielmehr darum, dass der DHT in den Wintermonaten anfing permanent auf
> 100% festzuhängen. Anfangs erholte er sich noch, scheinbar, wenn er bei
> Wärme wieder trocknete. Später hing er dauerhaft. Allein das kann schon
> die Abweichung des DHTs bei dir erklären. Mittlerweile habe ich ihn
> durch einen BME280 ersetzt.

Der BME280 hat bei mir nach einigen Monaten im Freien auch das 
100%-Problem.
Nach etlichen Tagen des Trocknens bei 25 °C und ~ 45% tut er offenbar 
wieder.
Für mich ist das Teil damit nicht grundsätzlich freiluftgeeignet. Die 
Spezifikation deutet das auch an.

Gruß
Jens

von Andreas B. (bitverdreher)


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SHT15 oder neuerdings SHT35. Kostet halt ein paar Pennys mehr, aber 
funktioniert sehr genau und zuverlässig. Läuft bei mir seit 2 Jahren auf 
den Balkon.

von MaWin (Gast)


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sunshineh schrieb:
> Wem soll ich nun glauben

Ist zwar älter, aber dem DHT22. Kommerzielle Wetterstationen sind oft 
Pfennigfuchserei und grottenschlecht.
Schon Temperaturen werden mit +/-2 GradC gemessen, legt man 10 digitale 
Thermometer nebeneinander erstecken sich die Messwerte über 4 GradC, vor 
allem kabelgebundene Fernthermometer zeigen unterschiedlichstes an wenn 
man das Anzeigemodul anders temperiert aber der Sensor gleich bleibt.
Bei Feuchte werden die billigsten Sensoren verwendet, z.B. Dew-Sensoren 
vergewaltigt als Hygrometer.

Grund: Die mechanischen Bimetall-Thermometer und Haarhygrometer waren 
noch schlechter, der Privatkunde ist also Schätzwerte gewohnt. 
Profiinstrumente waren besser aber auch teurer.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Nur mal so, was die SHTx5 so bringen. 2 SHT35 Sensoren zusammengebunden, 
5min gewartet und im Raum gemessen:
rH: 60.49 T: 23.57
rH: 60.04 T: 23.61

Dann als Vergleich mit dem SHT15 Sensor (vor ca. 10 Jahren gekauft) auf 
dem Balkon gemessen (alle zusammengebunden und 15min gewartet):

SHT 15: rH: 71.3 T: 21.6
SHT 35: rH: 69.89 T: 21.48
SHT 35: rH: 69.40 T: 21.51

Der SHT15 läuft doch schon 3 Jahre (Dez. 2015) auf dem Balkon und lag 
vorher einige Jahre in meiner Schublade. Die beiden SHT35 sind ca. 1 
Jahr alt und liegen drinnen.

Für die SHT15 hatte ich damals >25€ bezahlt. Die heutigen SHT35 sind 
noch besser und für knapp unter 10€ zu bekommen.
Wer sich da die DHT antut ist selber schuld.

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