Forum: Offtopic Forschung bis zur Produktreife in Deutschland


von Christian (Gast)


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Mir ist mal aufgefallen, dass in deutschland zwar viel geforscht wird 
und Forschung vom Staat auch viel gefördert wird. Allerdings kenne ich 
jetzt wenige Beispiele wo das zu einem am ende vermarkteten Produkt 
geführt hat. Das machen dann nämlich immer die USA.

Nicht falsch verstehen. Dieses Land finde ich gut und die haben von 
Firmengründung viel mehr Ahnung und sind Risikofreudiger. Das scheint 
hier nicht so zu sein. Daher wird aus der Forschung dann meist nichts 
außer ein Patent und vermakten soll es dann bitte jemand anderes.

Kritisch sehe ich auch die Förderung von kleinen Unternehmen. Da gibt es 
nämlich in der Regel genug zu tun und die machen dann von Steuergeldern 
bezahlte Forschung. Was brauchbares kommt da selten bei rum. Ganz im 
Gegenteil. Die Projekte werden in die Länge gezogen damit es 
möglicherweise mehr Geld gibt.

: Verschoben durch Moderator
von MikeH (Gast)


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Christian schrieb:

> Kritisch sehe ich auch die Förderung von kleinen Unternehmen. Da gibt es
> nämlich in der Regel genug zu tun und die machen dann von Steuergeldern
> bezahlte Forschung. Was brauchbares kommt da selten bei rum. Ganz im
> Gegenteil. Die Projekte werden in die Länge gezogen damit es
> möglicherweise mehr Geld gibt.

Habe bis letztes Jahr in einer kleinen 10-Mann Bude gearbeitet, die sich 
bis dato nur mit öffentlich geförderten Projekten über Wasser gehalten 
hat.
Die Projektanträge für drei Jahre mussten so utopisch gestellt werden, 
dass Google, Tesla & Co. große Augen bekommen hätten. Das alles mit drei 
richtigen Entwicklern und ein paar Leuten die proforma daran beteiligt 
waren.
Dass damit kein brauchbares Produkt rauskommen konnte, war 
offensichtlich. Wichtig war nur, dass irgendwie ein Fortschritt blumig 
präsentiert wurde und wie innovativ das ganze doch ist.

von Christian (Gast)


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MikeH schrieb:
> Habe bis letztes Jahr in einer kleinen 10-Mann Bude gearbeitet, die sich
> bis dato nur mit öffentlich geförderten Projekten über Wasser gehalten
> hat.

Geht das nicht irgendwann hoch. Mal angenommen jemand will jetzt mal 
wirklich Fortschritt sehen oder dreht den Geldfluss ab. Die können doch 
dann dicht machen.

von X4U (Gast)


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Christian schrieb:
> Mir ist mal aufgefallen, dass in deutschland zwar viel geforscht wird
> und Forschung vom Staat auch viel gefördert wird.
Was wird geforscht, im welchem Umfang und wie kommt der Vergleich zu 
Stande. Hast du belastbare Zahlen oder ist das eher dein Bauchgefühl?

> Allerdings kenne ich
> jetzt wenige Beispiele wo das zu einem am ende vermarkteten Produkt
> geführt hat.

Woher hast du deine Beispiel ? Hast du da eine besondere Position oder 
ist es das Bauchgefühl?

Welche Förderungen kennst du welche Veröffentlichungen hast du gelesen 
und wie sieht es mit deiner Übersicht über die Förderlandschaft aus?

> Das machen dann nämlich immer die USA.

Die sind aber eher mit Europa zu vergleichen als mit Deutschland. 
Außerdem hat jedes Land seine Schwerpunkte, Die "Förderungen" in den USA 
sind eher privatwirtschaftlicher Natur.

MikeH schrieb:
> Habe bis letztes Jahr in einer kleinen 10-Mann Bude gearbeitet, die sich
> bis dato nur mit öffentlich geförderten Projekten über Wasser gehalten
> hat.
> Die Projektanträge für drei Jahre mussten so utopisch gestellt werden,
> dass Google, Tesla & Co. große Augen bekommen hätten. Das alles mit drei
> richtigen Entwicklern und ein paar Leuten die proforma daran beteiligt
> waren.


Das ist imho das Problem in Old Germany (und in der EU). Die Förderung 
ist institutionalisiert und korrupt bis ins Mark. Manchmal habe ich den 
Eindruck das gar nicht dabei herauskommen soll.

von Dennis (Gast)


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Unmöglich wie sich die kleinen Bastelbuden mit sowas über wasser halten 
können ohne zu liefern. Die öffentliche Förderung bei sowas gehört 
gestrichen. Solche läden müssen verschwinden damit Platz für wirklich 
innovatives entsteht und sich die Geschäftsführer nicht ihr Konto mit 
Steuergeldern füllen.

von MikeH (Gast)


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Dennis schrieb:
> Unmöglich wie sich die kleinen Bastelbuden mit sowas über wasser
> halten können ohne zu liefern.

Unmöglich ist das nicht, hab es ja erlebt.

> Die öffentliche Förderung bei sowas gehört
> gestrichen. Solche läden müssen verschwinden damit Platz für wirklich
> innovatives entsteht

Das Problem ist nicht so einfach zu lösen. Es wäre ja widersinnig, den 
großen Konzernen das Geld in den Rachen zu schmeißen um die Aktienkurse 
in die Höhe zu treiben und die eh schon sprudelnden Gewinne - die nicht 
mal in D versteuert werden - noch weiter zu subventionieren.

Wichtiger wäre, dass realistische und nachhaltige Konzepte gefördert 
werden, die auch von wirklich unabhängigen Gutachtern streng bewertet 
und kontrolliert werden. Kleine und kleinste Firmen haben teilweise gar 
nicht die Kapazitäten um ein effektives Projektmanagement und 
Controlling durchzuführen. Da wäre z.B. eine fachliche Unterstützung 
angebracht.

Nicht zuletzt sind auch die Förderstellen dazu angehalten, die 
bereitgestellten Gelder auszugeben und dann natürlich auch verdammt 
dazu, Erfolge zu vermelden.

von Al3ko -. (al3ko)


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Christian schrieb:
> Mir ist mal aufgefallen, dass in deutschland zwar viel geforscht wird
> und Forschung vom Staat auch viel gefördert wird.

Kannst du Beispiele nennen, damit man weiß, was du unter dem Begriff 
"Forschung" verstehst?

Ich sehe in den F&E Abteilungen oftmals das Gegenteil:
Die Forschung liegt nahezu bei 0 und das große Augenmerk wird auf das 
Produkt gelegt.

Gruß,

: Bearbeitet durch User
von Christian (Gast)


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Al3ko -. schrieb:
> Christian schrieb:
>> Mir ist mal aufgefallen, dass in deutschland zwar viel geforscht wird
>> und Forschung vom Staat auch viel gefördert wird.
>
> Kannst du Beispiele nennen, damit man weiß, was du unter dem Begriff
> "Forschung" verstehst?
>
> Gruß,

Forschung war vielleicht falsch ausgedrückt. Man bewirbt sich bei 
bestimmten Förderern in Deutschland und man Entwickelt etwas zu ein paar 
gegebenen Buzzwords. Wirklich Forschung ist das nämlich nicht.

von Al3ko -. (al3ko)


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Christian schrieb:
> Forschung war vielleicht falsch ausgedrückt. Man bewirbt sich bei
> bestimmten Förderern in Deutschland und man Entwickelt etwas zu ein paar
> gegebenen Buzzwords. Wirklich Forschung ist das nämlich nicht.

Dem stimme ich zu. Wirklich "Forschung" im Sinne von "etwas Neues 
schaffen" habe ich im Bereich (Leistungs)elektronik bisher nur von 
Siemens und ABB erlebt sowie von einem Start-up Unternehmen (Spin-off 
einer Doktorarbeit).

Die anderen Firmen, deren F&E Abteilungen ich gesehen habe, hatten ihren 
Schwerpunkt auf ein fertiges Produkt eines bekannten Systems gelegt. Da 
geht man lieber den Weg des "Bekannten" statt des "Unbekannten".

Den Eindruck vernehme ich auch beim Durchlesen von 
Stellenausschreibungen. Viele Ausschreiben suchen offiziell für die F&E 
Abteilung, und die Aufgabe des Entwicklungsingenieurs beinhaltet 
ebenfalls den Übergang vom Prototypen zur Serienreife.
Das ist für mich persönlich nicht eng im Einklang mit F&E zu verbinden.

Gruß,

: Bearbeitet durch User
von Dennis (Gast)


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Wären auch noch die Fälle zu nennen wo die geförderten Projekte nur so 
nebenbei gemacht werden und die Mitarbeiter damit eher belästigt werden. 
Man will aber dennoch möglichts viel WInd machen und natürlich die 
Gelder abkassieren.

von Michael B. (laberkopp)


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Christian schrieb:
> Mir ist mal aufgefallen

Merkwürdige Wahrnehmung.

Hier wird eher wenig geforscht, grosse Firmen beschränken sich für 
Innovationen auf den Aufkauf von kleineren Firmen und deren Ideen weil 
BWLer sagen das wäre billiger als selbst die Fehler zu machen, wenn 
überhaupt sacken sich grosse Firmen lieber staatliche Gelder ein (siehe 
Transrapid, siehe Chipproduktion, siehe Elektro- oder autonome 
Fahrzeuge) ohne daß was bei rauskommt.

Wenn überhaupt, produziert Deutschland grosse Desaster, siehe BER, S21 
oder Elphi. Gross ist in Deutschland die subventionierte 
Agrarwirtschaft, wir exportieren weltweit ob Milch oder Hühnerflügel und 
unterbieten gar die Afrikaner im Preis. Low tech mit Lohndumping durch 
bulgarische Leiharbeiter in Massenschlachtbetrieben, darin ist 
Deutschland gross.

Geforscht bis zur Produktreife wird in Korea und China, dort steckt Geld 
dahinter und der Wille was Taugliches zu produzieren mit high tech, ob 
Flachbildfernseher oder Chips, ob Akkus oder riesen 
Strassenbaumaschinen. An Forschungsausgaben überholen uns nicht bloss 
die USA, sondern sogar Schweiz und Finnland.

In Deutschland werden die innovativen kleinen Unternehmen durch die 
gesetzesbestimmende Lobbymacht der Grossen Konzerne schon im Keim 
erstickt, siehe Umsetzung WEEE, so graben sich die Grosskotzerne selbst 
den Nachschub ab. Venture capital ist in Deutschland eher selten 
verfügbar, da musst du schon bei Höhle der Löwen gewinnen.

von Purzel H. (hacky)


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> Kannst du Beispiele nennen, damit man weiß, was du unter dem Begriff
"Forschung" verstehst?

Ja. Da war mal dieses Projekt an dem ich fast beteiligt war. Gesucht war 
eine schnelle Stromquelle, im einstelligen MHz Bereich bis vielleicht 5V 
& 20A.

Ich hab einen Vormittag verbraten fuer einen Prototypen. Das hat die 
betreffende Firma dann aber nicht verwendet, sondern einen Projektantrag 
geschrieben, ohne die triviale Beschreibung :

Patentgeschuetzte Problemloesung, Implementation fuer unsere Anwendung 
fehlt noch, Wichtig fuer weitere darauf aufbauende sehr innovative 
Produkte, Erwartetes Volumen mehrere Millionen Euro. Geschaetzter 
Aufwand knapp unter 200k Euro. Bla ..

Ohne zu erwaehnen, dass das erwartete Volumen die Produktepalette 
betraf, die damit haette verbessert werden koennen.

Sie bekamen etwas ueber 120k Euro. Haben ein halbes Jahr mit mehreren 
Leute drauf verbraten, um herauszufinden dass das Patent Schrott war, 
und so gar nicht funktioniert.

Der Laden hatte damals 20 Mitarbeiter.

: Bearbeitet durch User
von Bürovorsteher (Gast)


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Nachdem wir Zonendödel Anfang der 90er in Sechserreihen von unserem 
Betrieb zum Arbeitsamt marschiert sind, weil die Treuhand den Laden 
dicht gemacht hatte, kamen mir nicht die geringsten Gewissenbisse, mich 
an der Fördermittelabfasserei in großem Stile mitzubeteiligen.
Ein leerer Magen macht auch dich charakterlos.

Hört auf mit der Jammerei, das ist staatlicherweise so gewollt.

von Dennis (Gast)


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Schön wenn das staatlich gewollt ist. Dann soll man aber auch besser 
verteilen und nicht den Chefs von kleinen 10MA Bastelbuden die Taschen 
füllen wo der Mitarbeiter mit wenig nach Hause geht.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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@Dennis/Christian:

Es wäre der Diskussion sehr zuträglich, wenn Du Dich endlich mal auf 
einen Nick festlegen würdest.

Das ist nicht der erste Thread, in dem Du den Nick wechselst.

Danke.

von Dennis (Gast)


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Oh jemand hat die gleiche IP und benutzt einen Chrome Browser. Sehr 
verdächtig das muss die gleiche Person sein.

von Bürovorsteher (Gast)


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Und noch ein Nachtrag dazu. Zwischenzeitlich war ich für zwei Jahre 
unselbständig beschäftigt. Da war es mir auch ganz recht, dass der Chef 
Kurzarbeitergeld Null beantragt hatte und der Laden sich dann wieder 
erholen konnte. Wir haben trotzdem voll weitergeschindert.
Wäre es besser gewesen, wenn die Firma den Bach runtergegangen wäre?
Sie existiert 15 Jahre übrigens immer noch und erfreut sich guter 
Umsätze und Gewinne und kann zehn Mitarbeiter bezahlen.

Von der hohen Warte des satten Konzernangestellten lässt sich wohlfeil 
Moral predigen.

von SW I. (sw-ing)


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Die USA ist doch gerade bei Risikokapital und der Unterstützung kleiner 
Unternehmen viel besser aufgestellt als Deutschland. Dort herrscht 
nämlich eine generell ein Do-It-Yourself Gründergeist und nicht wie 
hierzulande die negative Einstellung gegenüber Veränderungen und 
Innovationen.

Das so manches kleines Unternehmen sich mit öffentlichen Geldern über 
Wasser hält, ist sicher auch eine Krankheit der "Förderung, aber gerade 
unsere großen Konzerne erschleichen sich ständig Subventionen, die dann 
in der Konzernbürokratie verloren geht und das in gewaltigem Ausmaß und 
obwohl sie genug Gewinne einfahren. Öffentlich geförderte Forschung ist 
total kaputt, allgemein steht es um den Wissenschaftsbetrieb schlecht.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Dennis schrieb:
> Oh jemand hat die gleiche IP und benutzt einen Chrome Browser.
Und schreibt im selben Thread mit ähnlich nichtssagenden Email Adressen 
und dem selben Account auf dem gleichen Rechner ähnlich polemische 
Posts....

> Sehr verdächtig das muss die gleiche Person sein.
Diese Vermutung liegt dann schon recht nahe, richtig.

: Bearbeitet durch Moderator
von Michael B. (alter_mann)


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Michael B. schrieb:
> Grosskotzerne

War das Absicht?
Wenn ja - sehr treffende Wortschöpfung.
Und so passend zum Thema! Großkotzigkeit ersetzt zunehmend echte 
Leistung.

von Pandur S. (jetztnicht)


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A propos Foerderung von Firmen ...
- Abwrackpraemie ?
- Energiefoerderungen ?

Dagegen ist Forschungsfoerderung von Kleinfirmen - "Staub"

von Michael B. (laberkopp)


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Michael B. schrieb:
> War das Absicht?

Nee, Autokorrektur....

von Falk B. (falk)


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