Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Gleichstrommotor: variable Nennspannung und Drehzahl


von Charly (Gast)


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Liebe Elektromechaniker,

ich hoffe, jemand mit Erfahrung kann aus dem FF kurz erklären, was mich 
als Unbefleckten vor Rätsel stellt:
Wenn bei einem kleinen permanent erregten DC Motor die Nennspannung als 
Bereich angegeben ist (hier "6-9Vcc"), auf welche Spannung bezieht sich 
dann die Drehzahlangabe (hier "n=2000 Giri/1'")? 6 oder 9 Volt?

Vielen Dank!
Charly

von Jens G. (jensig)


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Das ist doch bestimmt ein Motor aus sowas wie Kassettenrekordern, 
Plattenspielern o.ä. Da ist eine Drehzahlregelung/-stabilisierung mit 
drin, die über einen gewissen Spannungsbereich die Drehzahl konstant 
hält.

: Bearbeitet durch User
von Charly (Gast)


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Ja, der Motor stammt scheinbar ursprünglich aus einem tragbaren 
Plattenspieler, wird aber aktuell (nicht der abgebildete, aber ein 
baugleicher) in einem anderen Kontext verwendet und ist dort defekt.
Ohne die Ansteuerung bereits gesehen zu haben, ist zu vermuten, dass die 
Drehzahl des Motors gesteuert wird. Es handelt sich hierbei um ein 
Medienkunstwerk und ich suche als Restaurator nach einem Ersatzmotor, 
falls es nicht oxidiert Bürsten oder eine klemmende Welle sind.

Wie meinst Du, ist die Drehzahl geregelt? Eine elektronische Regelung 
ist im Motor nicht verbaut. Oder meinst Du, dass bei 6V bereits die max. 
Drehzahl erreicht ist und bis 9v nicht mehr steigt?

von Jens G. (jensig)


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>Wie meinst Du, ist die Drehzahl geregelt? Eine elektronische Regelung
>ist im Motor nicht verbaut. Oder meinst Du, dass bei 6V bereits die max.

So? Wie kommst Du darauf? Schon mal unter den Deckel geschaut, wo die 
Kabel verschwinden?
Die Kabel haben übrigens nicht umsonst diese Farbgebung, denn die 
Motoren wollen dann nämlich auch nur mit einer bestimmten Polarität 
betrieben werden (falsch herum geht die integrierte Regelungselektronik 
kaputt)

: Bearbeitet durch User
von Charly (Gast)


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Ich habe selber nicht drunter geschaut, aber im angehängten Bild ist das 
verunglückte Innenleben zu sehen.

von Michael B. (laberkopp)


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Jens G. schrieb:
> So? Wie kommst Du darauf? Schon mal unter den Deckel geschaut, wo die
> Kabel verschwinden?
> Die Kabel haben übrigens nicht umsonst diese Farbgebung, denn die
> Motoren wollen dann nämlich auch nur mit einer bestimmten Polarität
> betrieben werden (falsch herum geht die integrierte Regelungselektronik
> kaputt)

In dem Motor ist keine Elektronik

https://www.lencoheaven.net/forum/index.php?topic=24762.msg334979#msg334979

von Charly (Gast)


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Jupp, das ist eine der wenigen Referenzen, die ich zu dem Motor finden 
konnte. Ich suche nach einem baugleichen, oder technisch (und möglichst 
optisch) passenden Ersatz. Das Problem ist, dass bei dem Medienkunstwerk 
alle Bauteile sichtbar sind und keine Vorwiderstände oder 
schaltungstechnische Veränderungen vorgenommen werden dürfen...

von Jens G. (jensig)


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>Ich habe selber nicht drunter geschaut, aber im angehängten Bild ist das
>verunglückte Innenleben zu sehen.

Nun gut, dann mußt Du eben andere Wissende fragen ;-)

von L. H. (holzkopf)


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Normalerweise hat ein DC-Mot. eine Nennspannung.
Auf die sich seine max. Drehzahl bezieht und bei der er auch 
betriebssicher dauerhaft betreibbar ist.

Variabel ist die Nennspannung nur insoweit, daß man sie kurzfristig auch 
mal "überziehen" kann, ohne daß der Mot. dann gleich "abraucht".
Grenzwertig ist das aber jedenfalls.

"Unterschritten" werden kann die Nennspannung aber jederzeit und auch 
dauerhaft, ohne daß der Mot. dabei geschädigt wird.
Er dreht halt dadurch nur langsamer und auch nicht mit seiner 
Nenn-Leistung.

Hat man nun eine Angabe wie bei Dir:
6 - 9V und dabei immer 2000 U/min, geht das niemals ohne 
Drehzahlregelung.
Die muß auch nicht unbedingt im Motor selbst sein.
Es reicht auch aus, seine Drehzahl irgendwie zu kontrollieren.
Bzw. sicherzustellen, daß er zwischen 6 und 9V dadurch immer den Strom 
bekommt, damit er bei einer Spannung x in diesem Bereich 2000 U/min 
liefert.

Wenn Du die Nennleistung des Mot. aktivieren können willst:
Betreib ihn mit 9V.

Grüße

von Charly (Gast)


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Jens, vielen Dank fürs Mitgrübeln.
Ich finde diese Praxis "Nennspannung als Bereich" und Drehzahlangabe 
ohne Bezug auf Spannung bei vielen Anbietern, meist ohne Datenblätter 
die Aufschluss geben könnten. Diese Praxis scheint eine Regel zu 
haben...

von Jens G. (jensig)


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Dieser Motor scheint auf der Vorderseite auch einen abnehmbaren Deckel 
zu haben, was meiner Meinung nicht sehr üblich ist. Wer weiß, was sich 
da für ein Trick verbirgt ...

von Charly (Gast)


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Danke Holzkopf für die Erläuterung. Die Ansteuerung/ Regelung des Motors 
ist durch eine unorthodoxe Schaltung eines Medienkünstlers gegeben 
(fliegend verdrahtet) und integriert interaktive Elemente, wie 
Photodioden, die über Relais und DC Motoren auf akustischen Instrumenten 
in Musik umgesetzt werden.
Ich möchte und darf die Ansteuerung des Motors nicht verändern und suche 
einen Ersatz mit den möglichst gleichen Spezifikationen und 
Ansteuerungsverhalten. Dafür habe ich momentan leider nur das 
Typenschild als Auskunftsgeber und meine, dass sich die Drehzahlangabe 
entweder auf das Min oder Max der Nennspannung beziehen MUSS...

von Charly (Gast)


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Der Motor ist auf seiner Vorderseite lediglich auf ein Blech geflanscht 
und die Welle mit einer Riemenscheibe ausgestattet. Die Anschlüsse 
münden im 2. Bild sichtbar direkt in den Bürsten für den 3 teiligen 
Trommelanker.

von Jens G. (jensig)


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>Der Motor ist auf seiner Vorderseite lediglich auf ein Blech geflanscht

Ich meinte das Blech, welches noch als Nase/Lasche vorn in der 
Aussparung am Rand des runden Gehäuses sichtbar ist (so wie man auch vom 
hinteren Blech die Lasche seitlich rausgucken sieht)

von Charly (Gast)


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Der Motor ist aus den 60/70ern da ist keine SMD Technik drin. Das sind 
Buchsen/ Gleitlager für die Welle.

von L. H. (holzkopf)


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Charly schrieb:
> Die Ansteuerung/ Regelung des Motors
> ist durch eine unorthodoxe Schaltung eines Medienkünstlers gegeben
> (fliegend verdrahtet) und integriert interaktive Elemente, wie
> Photodioden, die über Relais und DC Motoren auf akustischen Instrumenten
> in Musik umgesetzt werden.

Was "Medienkünstler" so treiben, weiß ich nicht.
Und ob die etwas unorthodox oder fliegend womit verdrahten, interessiert 
eigentlich auch nicht, wenn es funktioniert.

Eines verstehe ich bei dem, was Du hier beschreibst, allerdings von der 
reinen Logik her nicht:
Wie willst Du denn per Relais und DC-Mot. auf akustischen Instrumenten 
etwas in Musik umsetzen können?
Blasinstrumente mit "geregeltem" Luftmassenstrom??

Ist es denn meistens nicht genau umgekehrt?
Ein akustisches Instrument, z.B. eine E-Gitarre, generiert zunächst mal 
eine "Basis-Musik".
Die aber dann durch allerhand elektrische/elektronische Maßnahmen 
"manipuliert" werden kann.
Z.B. in Tremolos oder Nachhall usw. usw.

Ich verstehe davon nicht viel, habe aber einen guten Bekannten, der 
Gitarrenunterricht gibt.
Er hat jede Menge hochwertiger E-Gitarren und motzt/optimiert auch 
ständig bestens "bewährte" Verstärker von ihnen auf.
Scheut dabei auch keine Mühen und Kosten. ;)

Hätte auch kein Problem damit, ihn dazu mal näher zu befragen.

> Ich möchte und darf die Ansteuerung des Motors nicht verändern und suche
> einen Ersatz mit den möglichst gleichen Spezifikationen und
> Ansteuerungsverhalten. Dafür habe ich momentan leider nur das
> Typenschild als Auskunftsgeber und meine, dass sich die Drehzahlangabe
> entweder auf das Min oder Max der Nennspannung beziehen MUSS...

Denke, Du solltest Dich zunächst mal bei den "Medienkünstlern" darüber 
informieren, wozu der DC-Mot. überhaupt dienen soll.
Das Typschild sagt nur (vermutlich) aus, daß er zwischen 6 und 9V 
problemlos auf einer Drehzahl von 2000 U/min "gehalten" werden kann.

Es könnte aber auch sein, daß er "Verzerrungen" jedweder Art eines für 
Musik maßgeblichen akustischen Instrumentes ermöglichen soll.

Ob das aber der Sinn der Sache ist, weiß ich nicht.
Und so lange auch Du das nicht weißt, ist es wenig sinnvoll, hier 
darüber zu spekulieren. :)

Grüße

von Charly (Gast)


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Der Sinn der Sache ist mir als Restaurator besser bekannt, als die 
schaltungstechnische Umsetzung. Aber die Elektromechanik ist einfach: 
ein Motor dreht mit Unwucht einen Klöppel über gespannte Saiten, eine 
Relais - oder besser eine Elektromagnet mit Klöppel haut auf eine 
Trommel oder Glocke. Das Ganze mit Photodioden als Interface und Timern, 
Quantisierung und ICs. Davon ganz viele et voilà: Musik.

von Der Andere (Gast)


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Entweder man lebt damit daß ein "Medienkunstwerk" mit bewegten Teilen 
verschleisst und irgendwann kaputt ist, oder man lagert als Künstler 
genügend Ersatzteile ein oder man verbaut nur Ersatzteile von denen man 
weiss daß sie noch 50, 100 oder mehr Jahre geliefert werden.

So bist du der arme Kerl der den "Scheiß" dieses "Künstlers" wieder in 
Gang bringen soll.
Viel Glück, aber ich weiss leider auch nicht wo du so einen Motor 
herbekommst.

von M.M.M (Gast)


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Charly schrieb:
> Wenn bei einem kleinen permanent erregten DC Motor die Nennspannung als
> Bereich angegeben ist (hier "6-9Vcc"), auf welche Spannung bezieht sich
> dann die Drehzahlangabe (hier "n=2000 Giri/1'")? 6 oder 9 Volt?

Vermutl. 2000 1/min bei Vollast (9V), aber:

> Der Sinn der Sache ist mir als Restaurator besser bekannt, als die
> schaltungstechnische Umsetzung. Aber die Elektromechanik ist einfach:
> ein Motor dreht mit Unwucht einen Klöppel über gespannte Saiten, eine
> Relais - oder besser eine Elektromagnet mit Klöppel haut auf eine
> Trommel oder Glocke. Das Ganze mit Photodioden als Interface und Timern,
> Quantisierung und ICs. Davon ganz viele et voilà: Musik.

Was passiert denn da genau: Es sitzt quasi ein Nocken auf der Welle des 
Motors? Wenn der Motor angeschaltet wird, dreht er sich x Umdrehungen 
(wie viele?) und hält dann wieder an. Der Nocken bewegt dabei den 
Klöppel?

Da wird er sich kaum mit 2000 1/min drehen. Je nach Last ist der Motor 
beim Anlaufen deutlich langsamer. Vermutlich reicht es aus, einen Motor 
ähnlicher Größe mit ähnlicher Umdrehungszahl für die vom Erbauer 
vorgesehene Spannung zu kaufen. Dann kann man hoffen, daß man ein 
ähnliches Verhalten hinbekommt.

Datenblatt vom Originalmotor hat man sowieso nicht, kann also nicht mit 
einem neuen Motor vergleichen. Feintuning muß man dann halt an den 
Sensoren und "Timern" vornehmen. Wird der Erbauer auch so gemacht haben.

Alternative wäre, genau den gleichen Motor zu kaufen oder den alten 
Motor zu zerlegen und restaurieren. Evtl. reicht ja Reinigen.

MfG

von L. H. (holzkopf)


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Charly schrieb:
> Der Sinn der Sache ist mir als Restaurator besser bekannt, als die
> schaltungstechnische Umsetzung...

Beinhaltet Restaurator, daß Du nur Original-Ersatz-Teile oder 
"aufgemotzte" Original-Teile einsetzen darfst?

Grüße

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