Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Schaltungsentwicklung und Mikrocontroller programmieren - welcher Studiengang?


von Niklas L. (mk123)


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Hallo,
Ich habe gerade meine Ausbildung zum Elektrotechnischen Assistenten 
abgeschlossen. Wer diesen Bildungsgang kennt weiß, dass dieser 
Bildungsgang sehr vielseitig ist.
Während der Ausbildung hat mich besonders das Entwickeln von eigenen 
Schaltungen und Prototypen interessiert. Auch das Programmieren von 
Mikrocontrollern lag mir sehr. Daher suche ich nun einen Studiengang, 
welcher am Besten sowohl das eine als auch das andere beinhaltet.
Ich habe mich bereits mit dem Bachelor in Elektrotechnik als auch mit 
dem Bachelor in der technischen Informatik beschäftigt.
Dabei konnte ich jedoch noch nicht ausmachen welcher Studiengang für 
mich eher geeignet wäre. Daher Frage ich Euch was ihr mir möglicherweise 
empfehlen würdet.
Wenn mir jemand seine Erfahrungen mitteilen würde oder mir einen Tipp 
geben würde an welcher FH ich mich nochmal näher erkundigen sollte wäre 
ich sehr dankbar.

von Dr. Seltsam (Gast)


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Ganz klar technische Informatik.
Ggf. noch EIT mit Schwerpunkt TI
https://www.studycheck.de/studium/elektro-und-informationstechnik

Beispiel für eine gute FH:
https://www.ee.hm.edu/bachelor/bachelorelektrotechnik/index.de.html

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Dr. Seltsam schrieb:
> Ganz klar technische Informatik.
Schaltungsentwicklung? Das wäre aber noch diskutabel...
Diese Beschreibung trifft es sehr gut:
"Technische Informatik ist interdisziplinär, auch die sogenannte 
hardwarenahe Systementwicklung gehört dazu."
https://www.ingenieur.de/karriere/bildung/studium/fuer-eignet-studium-technischen-informatik/
Und "hardwarenahe Systementwicklung" bedeutet in der Realität ganz 
einfach: "programmieren von Mikrocontrollern, die jemand anders auf eine 
Leiterplatte designt hat".

Mein Fazit: nimm Elektrotechnik und belege ein paar Fächer mit 
Mikrocontrollertechnik. Dann machst du wirklich Hardware und schreibst 
zusätzlich grundlegende Software (Treiber, Test- und Beispielcode) für 
diese Hardware.

von soso... (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Mein Fazit: nimm Elektrotechnik und belege ein paar Fächer mit
> Mikrocontrollertechnik. Dann machst du wirklich Hardware und schreibst
> zusätzlich grundlegende Software (Treiber, Test- und Beispielcode) für
> diese Hardware.

Ja, momentan stimmt das noch.

Die Frage ist, wie lange noch. Bei richtig großen µControllern wird es 
nämlich langsam zu komplex, um beides zu gut zu können. Dann sollte man 
sich entscheiden : Will ich programmieren oder Schaltungen entwickeln?

Ich habe zum Beispiel immer mehr Platinen, die Prozessoren wie i.MX6 
oder Controller wie STM32F7 enthalten. Beim Ersten ist die Hardware zu 
komplex für Informatiker, beim zweiten die Firmware zu komplex für 
E-Techniker. Sobald Ethernet, USB-Host und Grafik ins Spiel kommen, wird 
das ein Vollzeitjob für den Firmwareentwickler.
Und Platinen mit PMIC, GBIT-Ethernet und PCI-X sind nichts für 
Informatiker.

Die Frage ist, ob eine Niesche für Allrounder bleibt...

Mein Rat wäre es, sich einen Schwerpunkt zu suchen. Das soll nicht 
heißen, dass man nicht über den Tellerrand blicken sollte - 
Grundkenntnisse in C und Dinge wie debuggen sind sowieso Pflicht auch 
für Hardwareentwickler - aber man sollte schon eines der beiden Dinge 
richtig gut können, und nicht beides so lala.

von Olaf (Gast)


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Das Fach hiess mal Nachrichtentechnik.
Allerdings ist der Nachwuchs mittlerweile nicht mehr schlau genug um mit 
einem Studienfach sowohl Hardware wie auch Programmierung zu koennen. 
Daher wirst du heute wohl Nachrichtentechnik und technische Informatik 
studieren muessen. :-)

Wenn ich dir einen Tip geben darf, mach eher Hardware. Software ist 10x 
stressiger. Ausserdem gibt es immer weniger Leute die gut Hardware 
machen koennen. .-)

Olaf

von Tobias B. (Firma: Hochschule) (obsidar)


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Olaf schrieb:
> Das Fach hiess mal Nachrichtentechnik.

Wie Olaf schon geschrieben hat, gibt es einen Studiengang der sich 
oftmals Nachrichtentechnik  Informationstechnik  Elektronik nennt.

Ich selbst studiere auch in dieser Fachrichtung und kann dir sagen, dass 
dies wohl genau das sein wird, wonach du suchst.

Als reiner Elektrotechniker lernst zu nicht nur etwas über Schaltungen 
mit wenig Leistungen, sondern wirst dich auch im Bereich von einigen kV 
und kW bewegen.

Technische Informatiker bilden den Spagat zwischen Informatik und 
Elektronik, da du zwar nicht direkt die Hardware entwickelst, allerdings 
sehr nah daran arbeitest und dich genau darauf einstellen musst. 
Verschiedene Vorlesungen wie unter anderem Bildverarbeitung, 
Software-Entwicklung und Rechnerarchitekturen gehören zu diesem 
Studiengang.

Die Nachrichtentechniker hingegen sind quasi die Physiker unter den 
Informatikern und beschäftigen sich mit Werkstoffen, analoger 
Schaltungstechnik, digitaler Signalverarbeitung und gewissermaßen auch 
der Programmierung von Mikrocontrollern.

Was nun berufliche Vorzüge angeht bzw. was mehr gesucht wird, ob nun 
Hardware- oder Software-Mensch ist meiner Meinung nach schwer zu sagen.
Die Hardware stellt grundsätzlich die Basis der Informatik dar, 
allerdings baut man heutzutage auf sehr stark auf Software, da man 
aufgrund der Hardware sehr flexibel ist.
Wie Olaf allerdings schon sagte.. Es gibt immer weniger Menschen, die 
die Hardware-Entwicklung wirklich beherrschen und Informatiker wird es 
immer mehr geben.

Im Endeffekt liegt die Entscheidung natürlich bei dir

Gruß
Tobi

von Der Andere (Gast)


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soso... schrieb:
> Bei richtig großen µControllern wird es
> nämlich langsam zu komplex, um beides zu gut zu können. Dann sollte man
> sich entscheiden : Will ich programmieren oder Schaltungen entwickeln?

Oh komm, lass stecken. Dass ein Informatikstudium viel mit programmieren 
zu tun hat ist genauso ein Irrglaube wie daß Elektrotechnik was mit 
Platinenentwicklung zu tun hätte.
Und dass Informatiker die besseren SW-Entwickler sind wird hier zwar 
gerne matramäßig wiederholt ist aber trotzdem nicht wahr. Ich habe hier 
auch Physiker, Datentechniker, Elektrotechniker und Mathematiker in der 
Firma und die Informatiker stechen in keinster Weise hervor.

@Niklas:
Sei dir bewusst, daß ein Studium vor allem heisst Mathe, Mathe Mathe.
Die Praxis kommt ein bischen in dem einen oder anderen Laborpraktikum 
und in einem Praxissemester oder ggf. vorgeschriebenem Fachpraktikum. 
Ansonsten ist ein Studium ziemlich theoretisch.
Falls wirklich Hardwareentwicklung mit auf dem Plan steht würde ich an 
deiner Stelle auch ET studieren.

von ♪Geist (Gast)


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Olaf schrieb:
> Das Fach hiess mal Nachrichtentechnik.
Genau das war mein Studium.
>
> Wenn ich dir einen Tip geben darf, mach eher Hardware. Software ist 10x
> stressiger.
An sich schon, ein guter HW Entwickler bekommt für die 
Schaltplanerstellng und Layout die gleiche Kohle, nur der FW Entwickler 
muss sich mit immer komplexer werdenen uCs und FPGA's 
auseinandersetzen.....Man muss halt als FW Entwickler Spaß an der Sache 
haben, sonst läuft es nicht :)
> Ausserdem gibt es immer weniger Leute die gut Hardware
> machen koennen. .-)
Das würde ich jetzt so nicht behaupten, kenne einige unter 40, die gut 
sind. Die sind dann aber meist von guten TU's wo die theoretische 
Elektrotechnik und Elektronik sehr ernst genommen wird.

Bei meinem Studium, wurde gleichwohl die Programmierung, Elektronik, 
Messtechnik und Digitaltechnik serviert. Ich habe mich trotz einer 2 in 
C fürs Programmieren entschieden und bereue es nicht. Bin gut in der 
Welt herumgekommen, kann über mein Gehalt nicht jammern und es mach 
immernoch Spaß.

von Olaf (Gast)


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> auseinandersetzen.....Man muss halt als FW Entwickler Spaß an der Sache
> haben, sonst läuft es nicht :)

Das weiss ich. Ich mache ja noch beides. Aber bei neueren Leuten wird da 
heute staerker unterschieden. Die machen entweder Hardware oder 
Software.


> Das würde ich jetzt so nicht behaupten, kenne einige unter 40, die gut
> sind.

Ich sag ja auch nicht das es sie nicht gibt. Aber Programmierer gibt es 
wie Sand am Meer.

Der Unterschied ist nur wenn der Chef ankommt und sagt wir brauchen die 
neue Funktionalitaet XY, dann muss ein Programmierer das am besten bis 
morgen fertig stellen. Als Hardwareentwickler sagst du, ja kein Problem, 
ist ja nur ein Schalter und zwei Widerstaende, aber neues Layout, neue 
EMV, neue SIL oder ATEX zertifizierung und 50kEuro fuer HF oder Tuev. 
Dann erledigt sich viel. .-)
Mit anderen Worten da ueberlegt man sich alles vorher VIEL gruendlicher 
auch wenn es in der Software heute auch nicht mehr so locker abgeht wie 
vor 20Jahren.

Olaf

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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Würde es nicht versuchen mich weiterzuentwickeln ...

Die meisten Studierenden gehen nach dem Studium leer aus ...

Verlorene Lebenszeit, eventuelle Schulden ( BAFÖG , etc... )

FINGER WEG VOM MINTSTUDIUM , MEISTENS IST ES EINE SACKGASSE !!!

von AOA (Gast)


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Dipl Ing ( FH ) schrieb:
> Würde es nicht versuchen mich weiterzuentwickeln ...

Schaden würde es Dir nicht!

Ständig dasselbe hanebüchene Gejammer.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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> Ständig dasselbe hanebüchene Gejammer.

Tja , die Lage der Arbeitsmarkt im MINT Bereich ist alles andere als 
rosig ...

Traurig aber wahr !

Beitrag #5430662 wurde von einem Moderator gelöscht.
von W.S. (Gast)


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Olaf schrieb:
> Der Unterschied ist nur wenn der Chef ankommt und sagt...

Ach nö.
Bedenke mal, daß man (Fall A) entweder in einer Firma arbeitet, die 
tatsächlich Waren erzeugt und liefert - oder in einer Firma arbeitet, 
die (Fall B) Dinstleistungen für Fall A anbietet.

Im Fall A bist du irgendwann Entwickler, genau gesagt 
Produkt-Entwickler. Da bist DU derjenige, der schlußendlich die neuen 
Ideen hat (haben SOLLTE!) und der zum Chef geht, damit der ihm zuhört.

Im Fall B bist du eben der Dienste-Leister. Auftrag rein, Ergebnis raus, 
Streß mit "aber SOOO haben wir das nicht gemeint, sondern..."

Beide Seiten haben ihre Daseinsberechtigung, ihre Reize und ihre Bürden. 
Mein Fall war, ist und wird immer bleiben Fall A. Welchen Weg du 
beschreiten willst UND KANNST, solltest du selber abschätzen. Keiner 
kennt dich so gut wie du selbst - vorausgesetzt, du machst dir nix vor.

W.S.

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