Guten Mittag, wie funktioniert denn bei Firmen, die maschinell Platinen bestücken, die Einrichtung derer Maschinen? Insbesondere würde mich interessieren, ob sie auch eine Liste von Koordinaten und Orientierungen der Bauteile brauchen. Gibt es Standard-Orientierungen, die bei den gängigen oft benötigten Bauteilen in den Libraries schon eingehalten werden und worauf man aber beim Zeichnen eigener Footprints aufpassen muss? Eigene Bauteile hatte ich immer symmetrisch zum Ursprung gezeichnet ... Was würde passieren, wenn das aber nicht der Fall wäre? Wie gehen Platinenhersteller mit den Platinen-Daten um? Müssen sie jedes Bauteil per Hand an der Maschine "einlernen"? Gibt es eine "Bestückungs-Simulator" Software, die Gerber-Daten usw schlucken und mir zeigen könnten, wie die Platine dann nach maschineller Bestückung aussehen würde? Viele Danke für eure Hilfe!, Mampf
> Insbesondere würde mich interessieren, ob sie auch eine Liste von > Koordinaten und Orientierungen der Bauteile brauchen. Das ist absolut zweckmäßig. Diese Listen haben meist ein CSV-Format und können von der Maschine importiert werden. > Gibt es Standard-Orientierungen, die bei den gängigen oft benötigten > Bauteilen in den Libraries schon eingehalten werden Ahängig vom CAD-System habe ich da schon viel Elend gesehen. Da war aller nur denkbarer Murks dabei. > und worauf man aber beim Zeichnen eigener Footprints aufpassen muss? Mein Automat will den Nullpunkt des Teils links unten sehen, ansonsten ist händisches Nacharbeiten angesagt. > Eigene Bauteile hatte ich immer symmetrisch zum Ursprung gezeichnet ... Ekelkotzwürg, zumindest bei mir. > Müssen sie jedes Bauteil per Hand an der Maschine "einlernen"? Wenn deine Liste (s.o.) i.O. ist, nicht, ansonsten ja. > Gibt es eine "Bestückungs-Simulator" Software, k.A.
> Mein Automat will den Nullpunkt des Teils links unten sehen
bei zweipoligem Kram: links.
> k.A.
Die Maschine hat das als Kontrollfunktion, aber kein Gerber, da wird
dann die Leiterplatte eingelegt und im Einzelschrittbetrieb werden dann
die Umrisse der Teile e i n z e l n angezeigt.
Das ist meines Wissens nach sehr unterschiedlich. Manche Firmen hämmern die Daten komplett händisch ein (das wird dir nur keiner sagen daß die nur mit Altgeräten rumfahren die zu nichts kompatibel sind was heute verwendet wird), andere nehmen dankend Bestückungsdaten und füttern ihre Maschinen damit. Andere sind gewissenhaft und kontrollieren anhand von Bestückungsplänen nochmal nach. Ich weiß von einem Fall, da wurden dem Bestücker sowohl Bestückungsdaten als auch Bestückungspläne (einfache Rechtecke mit Kreuz und Punkt) geliefert. Die Bestückungspläne enthielten einen Fehler, der in den Bestückungsdaten jedoch nicht vorhanden war. Die Platinen wurden dennoch ohne Nachfrage nach der fehlerhaften Variante bestückt.
Hi, > Gibt es eine "Bestückungs-Simulator" Software, https://gerbplacer.enktro.de Du kannst mit dieser Software die Platine und Bestückungsdaten übereinander legen und alles kontrollieren, sowie die Positionen anpassen. Falls du keine Positionsdaten hast, kannst du Sie damit auch anlegen, ist aber etwas aufwendig. Wenn alles soweit passt, kannst du die pick&place wieder exportieren und dem Hersteller beistellen. Gruß
Mampf F. schrieb: > Guten Mittag, > > wie funktioniert denn bei Firmen, die maschinell Platinen bestücken, die > Einrichtung derer Maschinen? > > Insbesondere würde mich interessieren, ob sie auch eine Liste von > Koordinaten und Orientierungen der Bauteile brauchen. In der Regel ja. Falls Du EAGLE oder ähnlich verbreitete CAD-Tools verwendest, können sie diese Liste oft selbst aus den Daten herausziehen. > > Gibt es Standard-Orientierungen, die bei den gängigen oft benötigten > Bauteilen in den Libraries schon eingehalten werden und worauf man aber > beim Zeichnen eigener Footprints aufpassen muss? Meines Wissens nein. > > Eigene Bauteile hatte ich immer symmetrisch zum Ursprung gezeichnet ... > Was würde passieren, wenn das aber nicht der Fall wäre? Dann gibt es einen Versatz. Der aber korrigiert werden kann (siehe unten). > > Wie gehen Platinenhersteller mit den Platinen-Daten um? Versuchen daraus eine Pick&Place-Datei zu erstellen und in ihre Maschine einzulesen. > > Müssen sie jedes Bauteil per Hand an der Maschine "einlernen"? Jein. Ich habe schon mehrfach einer Siplace in Programmierung und Betrieb zugesehen. Da gibt es einerseits Gehäusebilbliotheken, andererseits Kameras die die Platinenoberseite und die Beinchen von einem Bauteil angucken und überlagern. Dann gibt es Bilderkennungsalgorithmen die versuchen das übereinanderzubringen, also den Versatz (der dadurch entsteht ob man den Mittelpunkt oder Pin 1 in den Pick&Place-Daten hast - aber auch durch etwas unpräzises Greifen des Bauteils) zu korrigieren. Manchmal versagt die Automatik, die Maschine bleibt stehen und dann kann der Bediener das per Pfeiltasten "justieren". Dann geht es weiter. Schwierig, weil nur selten automatisch erkennbar, ist die Rotation ("Wierumität"). Das ist dann auch der häufigste Fehlerfall. Manchmal geht auch das: manche QFN haben auf der Unterseite eine abgeschrägte Ecke für Pin 1 oder bei BGAs ist ein einzelner Ball aus der Matrix weggelassen, was sich evtl. mit der Pad-Geometrie zusammenbringen läßt. Gefährdet sind alle mechanisch aber nicht elektrisch symmetrischen Bauteile, vor allem Dioden und Chips und manche Stecker. Besonders lästig ist es dass es auch eine Rolle spielt, wie herum die Bauteile im Gurt geliefert werden. Wenn sich das zwischen first und second source dreht, kann es auch zu sehr unerwarteten Fehlern kommen... > > Gibt es eine "Bestückungs-Simulator" Software, die Gerber-Daten usw > schlucken und mir zeigen könnten, wie die Platine dann nach maschineller > Bestückung aussehen würde? Maschinen wie die Siplace können das auch "simulieren". D.h. man fährt eine Platine ohne Lötpaste durch und "bestückt". Dann kontrolliert man das alles und kann die Bauteile hinterher (unverzinnt und unverlötet) wieder herunternehmen. Ein guter Fertiger vergleicht das nochmal von Hand mit dem ausgedruckten Bestückungsplan. Dennoch passiert es auch dann, dass Bauteile um 180° oder 90° verdreht bestückt werden. Daher sollte man nicht gleich 10000 Stück fertigen lassen sondern erst mal eine Handvoll Prototypen und die auf Herz & Nieren testen. Wenn die Ok sind, dann wird das Bestückprogramm für die nächsten 10000 Stück wiederverwendet.
Hallo Mampf. Mampf F. schrieb: > Insbesondere würde mich interessieren, ob sie auch eine Liste von > Koordinaten und Orientierungen der Bauteile brauchen. > Ja, die werden benötigt, nur wie die aussehen sollen, steht auf einem anderen Blatt. > Gibt es Standard-Orientierungen, die bei den gängigen oft benötigten > Bauteilen in den Libraries schon eingehalten werden und worauf man aber > beim Zeichnen eigener Footprints aufpassen muss? Verbreitet und nach einer IPC Empfehlung sind: Bei SMD Bauteilen das Symmetriezentrum. Sofern eins existiert. Bei THT Bauteilen Pin 1. Bei zweipoligen unipolaren Bauteilen ist das der linke Pin, wenn Du das Bauteil waagerecht vor Dir hast. Aber das ist nur eine Empfehlung, keine Norm. Worüber es überhaupt nichts gibt, ist die Form, in der die Daten in der Datei liegen. Meist eine Art von CSV Dateim, wobei aber offen ist, wie der Feldtrenner aussehen soll, ob ein Dezimalpunkt oder ein Dezimalkomma verwendet wird (Verbreitet sind Komma als Feldtrenner und Dezimalpunkte), ob die Einheit mm, inch oder mils ist, und die Reihenfolge. X-Werte vor Y-Werten sind üblich, und meist steht der Referenzbezeichner am Anfang. > Eigene Bauteile hatte ich immer symmetrisch zum Ursprung gezeichnet ... Bei SMD ist das auch ok. > Was würde passieren, wenn das aber nicht der Fall wäre? Es sollte hoffentlich vor der Bestückung auffallen und korrigiert werden. > > Wie gehen Platinenhersteller mit den Platinen-Daten um? Du meinst die Bestücker? Da, wo ich das mal gesehen hatte, für SMD, der nam die Pick und Place Daten und fing an, eine Musterplatine im Einzelschrittverfahren zu bestücken. Wenn er gesehen hat, das was falsch lief, hat er auf manuell umgeschaltet und den Automaten von Hand in die richtige Position gebracht. Der Automat hat das aufgezeichnet und die Pick und Place Daten entsprechend angepasst. > > Müssen sie jedes Bauteil per Hand an der Maschine "einlernen"? Siehe oben.....es gibt also wohl auch die Möglichkeit, das lediglich in Härtefällen zu machen. Überprüft werden sollte das sowieso. Aber das muss nicht immer so sein. Hängt wohl am Maschienenpark und dessen Alter. Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic http://www.l02.de
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Hallo Mampf, Mampf F. schrieb: > Insbesondere würde mich interessieren, ob sie auch eine Liste von > Koordinaten und Orientierungen der Bauteile brauchen. Ja, benötigen wir. Die X-Y-Koordinaten sollten Mittelpunkt-Koordinaten sein, da die Vakuumpipette der Maschine das Bauteil "in der Mitte" aus dem Gurt nimmt. Kommt in der Regel aus dem CAD-System und nennt sich meistens Centroid-Data. Für EAGLE gibt es hier eine URL, "MOUNT-SMD". Mampf F. schrieb: > Gibt es Standard-Orientierungen, die bei den gängigen oft benötigten > Bauteilen in den Libraries schon eingehalten werden und worauf man aber > beim Zeichnen eigener Footprints aufpassen muss? Nein, gibt es nicht. Wir halten uns an den Siemens-Standart (Siplace-Maschinen), und definieren so die Gehäuseformen. Der Kunde muß uns einen Bestückungsplan zusenden, damit wir die Orientierungen der Bauteile prüfen können. Wir wissen nicht, wie der Entwickler die Bauteile definiert hat. Der Bestückwinkel wird bereits im Vorfeld geprüft und korrigiert. In dem Bestückungsplan müssen alle gepolten Bauteile dargestellt sein, +-Zeichen bei Elkos, Katoden bei Dioden, Pin 1 bei IC´s usw. Mampf F. schrieb: > Müssen sie jedes Bauteil per Hand an der Maschine "einlernen"? Nein, nicht jedes Bauteil, aber jede neue Gehäuseform (GF). Die GF wird im Vorfeld generiert und in der Bibliothek abgelegt, der Maschinenbediener korrigiert die Daten und speichert sie in der Maschine. Nikolaus S hat das bereits beschrieben. Mampf F. schrieb: > Gibt es eine "Bestückungs-Simulator" Software, die Gerber-Daten usw > schlucken und mir zeigen könnten, wie die Platine dann nach maschineller > Bestückung aussehen würde? Ja, wir könnnen die bereits bestückte Leiterplatte im Vorfeld schon sehen und Fehler korrigiern. Hier besteht die Möglichkeit, die Gerberdaten der Lotpastenschablone oder eine eingescannte Leiteplatte zu hinterlegen. Die eingescannte Leiterplatte wird über die Passmarken scaliert, so könnnen wir die genauen Positionen überprüfen. Gruß Squeegee
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