Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Elektrodenschweißen: Gute und schlechte Nähte unterscheiden


von Frank (Gast)


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Hallo zusammen,

ich arbeite hobbymäßig gerne mit Metall. Mit einem alten 
(AC-)Schweißgerät und Elektroden für Baustahl habe ich letzte Woche 
einen Rahmen aus Vierkantrohr zusammengeschustert.
Nach einiger Übung habe ich die Nähte so hinbekommen, dass sie ungefähr 
gleichmäßig geschuppt waren und ich keine Lufteinschlüsse mehr sehen 
konnte nachdem die Schlacke entfernt war.
Die Schweißerei hat mir wirklich Spass gemacht.
Leider bieten die Volkshochschulen in meiner Umgebung keine Schweißkurse 
mehr an :-( .

Auf youtube habe ich viele Videos gefunden, wie eine gute Schweißnaht 
aussehen soll. Ich würde auch gerne wissen, wie ein Naht aussieht, bei 
der etwas falsch gemacht wurde.

Da ich weiß, dass im Forum auch Metaller unterwegs sind, stelle ich hier 
mal meine Frage:

Woran erkenne ich, ob mit zuwenig/zuviel Strom geschweißt wurde oder der 
Abstand der Elektrode falsch war?

MFG

Frank

von bernte (Gast)


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hat mir Anfangs auch sehr geholfen mal die Anleitung der Hersteller 
durchzulesen, sofern man etwas Werbung verkraften kann findet man in 
diesen Handbücher genügend Infos

einfach die kostelosen pdf runterziehen und mal durchackern

gugle  Handbuch Elektrodenschweißen

von Der Andere (Gast)


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Frank schrieb:
> Woran erkenne ich, ob mit zuwenig/zuviel Strom geschweißt wurde

Zu viel Strom: Naht brennt zu tief ein oder es gibt Löcher
Zu wenig Strom: Naht liegt auf dem Material

Sehr wichtig ist die Wahl der richtigen Elektrode und Schweißposition.
Vermeide wenn möglich Fallnähte oder gar Überkopf
Wenn möglich nehme dickummantelte Rutilelektroden.
Und bei Billigelektroden habe ich auch schon von Problemen gelsen, die 
dann mit Markenware weg waren.

Mein Favorit sind Fincord von Oerlikon

Bin selbst blutiger Amateur.

von Olaf B. (omb)


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Schau mal hier:
http://www.hobartwelders.com/elearning/

Mittig auf der Seite ist ein Bild zu verschiedenen Schweißnähten und 
deren Fehlerursachen. Unter Stick Welding.

: Bearbeitet durch User
von Philipp G. (geiserp01)


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Der Andere schrieb:
> Sehr wichtig ist die Wahl der richtigen Elektrode und Schweißposition.
> Vermeide wenn möglich Fallnähte oder gar Überkopf

Da lacht der KFZ Spengler.

von Der Andere (Gast)


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Philipp G. schrieb:
> Da lacht der KFZ Spengler.

Ach und wo liest du was von einem KFZ Spengler?
Der schweißt auch nicht mit Elektroden, sondern Autogen und Mig/Mag

Ich würde gerne mal deine Schweißnähte sehen, oder ists eher Schweiß auf 
deinen Nähten?

von Christian M. (Gast)


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Und trocken müssen sie sein, die Elektroden, trocken!

Gruss Chregu

von Philipp G. (geiserp01)


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Der Andere schrieb:
> Philipp G. schrieb:
> Da lacht der KFZ Spengler.
>
> Ach und wo liest du was von einem KFZ Spengler?
> Der schweißt auch nicht mit Elektroden, sondern Autogen und Mig/Mag
>
> Ich würde gerne mal deine Schweißnähte sehen, oder ists eher Schweiß auf
> deinen Nähten?

ach lass mal. Ist das hier der Peltier Thread?

von Pascal (Gast)


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Bei einer guten Schweißnaht hebt sich die Schlacke bereits von alleine 
ab, dass ist schon ein sehr gutes Zeichen. Die Elektrode wird gezogen, 
damit der Lichtbogen die Schlacke nach hinten drückt und nicht in die 
Naht läuft. Zudem sollte man die Elektrode im 70° Winkel halten und 
darauf achten, dass man ganz locker lässt. Also der Arm und die Hand 
sollen nicht total angespannt sein.

Dann sieht man noch, ob das Material ineinander verläuft. Das erfordert 
aber sehr viel Übung, wie auch das Folgende. Wenn die Stromeinstellung 
nämlich zu hoch oder im allgemeinen die Schmelze zu heiß ist, kann man 
die Elektrode leicht zurückziehen. Da ist aber alles andere als trivial.

So hat es mir (in groben Zügen) ein Kessel und Rohrleitungsbauer mit 50 
Jahren Berufserfahrung beigebracht. Und der konnte wirklich schweißen, 
sowas habe ich noch nie erlebt!

von Manfred (Gast)


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Der Andere schrieb:
> Mein Favorit sind Fincord von Oerlikon

Solange das Teil dickwandig ist und keine großen Anforderungen an die 
Festigkeit gestellt werden, gut. Die geht "heiß", die Schlacke geht 
leicht ab, aber die Naht härtet furchtbar auf. Kurz unter Phoenix grün, 
die ich nun garnicht leiden kann.

Pascal schrieb:
> Bei einer guten Schweißnaht hebt sich die Schlacke bereits von alleine
> ab, dass ist schon ein sehr gutes Zeichen.

Dann hast Du noch nie Oerlikon Citorex verschweißt. Die brennen 
schlecht, die Schlacke geht schwer ab, aber man erreicht eine sehr gute 
Zugfestigkeit.

Frank schrieb:
> Woran erkenne ich,

Ich habe mir mal einen Grundkurs DVS-E1 im Bildungszentrum der örtlichen 
Handwerkskammer gegönnt. Vorhin die Suchmaschine befragt, aktuell wärst 
Du wohl um 1200..1500 Euro Kursgebühren dabei.

von Bernd F. (metallfunk)


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Manfred schrieb:
> Der Andere schrieb:
>> Mein Favorit sind Fincord von Oerlikon
>
> Solange das Teil dickwandig ist und keine großen Anforderungen an die
> Festigkeit gestellt werden, gut. Die geht "heiß", die Schlacke geht
> leicht ab, aber die Naht härtet furchtbar auf. Kurz unter Phoenix grün,
> die ich nun garnicht leiden kann.
>
> Pascal schrieb:
>> Bei einer guten Schweißnaht hebt sich die Schlacke bereits von alleine
>> ab, dass ist schon ein sehr gutes Zeichen.
>
> Dann hast Du noch nie Oerlikon Citorex verschweißt. Die brennen
> schlecht, die Schlacke geht schwer ab, aber man erreicht eine sehr gute
> Zugfestigkeit.
>
> Frank schrieb:
>> Woran erkenne ich,
>
> Ich habe mir mal einen Grundkurs DVS-E1 im Bildungszentrum der örtlichen
> Handwerkskammer gegönnt. Vorhin die Suchmaschine befragt, aktuell wärst
> Du wohl um 1200..1500 Euro Kursgebühren dabei.

Die Fincord von Oerlikon ist die "Anfängerelektrode".
Damit kriegt man recht schnell feine Nähte hin.

Aber, wie sonst auch, es kommt darauf an.
Material? Dicke? usw.

Die eine Elektrode ist hier gut, die andere da.

Grundsätzlich gilt: Eine Elektrodennaht, die gut aussieht taugt was.
Beim Mig-Mag lassen sich Nähte zaubern, die optisch einwandfrei sind,
die aber nichts aushalten.

Grüße Bernd

von Bernd F. (metallfunk)


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Ansonsten: Schweiß mal Probestücke und mach Fotos.
Dazu noch Angaben zu Material, Elektrode und Einstellungen.
Das geht auch im Fernkurs:)

Grüße Bernd

von Skyper (Gast)


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Ich hab bei uns an der FH damals in der Schweißtechnik einen 2 Wochen 
Kurs gemacht... davon eine Woche Elektroden schweißen.

Wir haben damals nach dem schweißen die Nähte mit Hilfe einer großen 
Presse gebrochen. Dann konnte man sich anschauen, wieviel Einschlüsse es 
gab und ob die Naht sich richtig mit dem Werkstück verbunden hatte...

Was die Elektroden angeht, mit einer Cellulose-Elektrode sah jede Naht 
mehr als "gut" aus... unser Ausbilder hatte sie als 
"Schön-Schweiß-Elektrode" bezeichnet. Mit Basischen Elektroden war das 
schon anders...

von Manfred (Gast)


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Skyper schrieb:
> mit einer Cellulose-Elektrode sah jede Naht
> mehr als "gut" aus... unser Ausbilder hatte sie als
> "Schön-Schweiß-Elektrode" bezeichnet.

Nette Formulierung. Cellulose sind doch die Dinger, die furchtbar 
qualmen und Fallnähte geringer Festigkeit ergeben?

> Mit Basischen Elektroden war das schon anders...

Och, die Rutil-Basische Fincord gibt auch schöne Nähte, solange man 
waagerecht mit Wechselstrom brät. Im Bruchversuch sieht die vermutlich 
auch nicht so wirklich toll aus.

Egal, der Tisch für meine große Richtplatte hält, die am Motorrad 
abgerissene Halterung vom Seitenwagen habe ich aber nicht mit der 
Fincord repariert. Gehört aber oder auch leider zu den Dingen, die man 
in der Theorie vom Schweißlehrgang lernen muß.

von Skyper (Gast)


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Manfred schrieb:
> Skyper schrieb:
>> mit einer Cellulose-Elektrode sah jede Naht
>> mehr als "gut" aus... unser Ausbilder hatte sie als
>> "Schön-Schweiß-Elektrode" bezeichnet.
>
> Nette Formulierung. Cellulose sind doch die Dinger, die furchtbar
> qualmen und Fallnähte geringer Festigkeit ergeben?

Genau, durch den Cellulose-Anteil gab es kaum/wenig Schlacke und hübsche 
Nähte, aber die Festigkeit war dann aber auch nicht wirklich hoch... das 
die Dinger starkt gequalmt haben kann ich aber nicht sagen.

von F. F. (foldi)


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Es kommt nicht nur auf das Aussehen der Schweißnähte an.
Richtiges heften, damit sich das Werkstück nicht verzieht, auch muss die 
Schweißnaht genug Schweißgut haben. Bei großen Werkstücken muss ggf. 
eine Wurzellage geschweißt werden.
Das ist nicht nur mit gutem Aussehen erledigt.

von Bernd F. (metallfunk)


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Alles richtig:

Grundsätzlich ist es aber so, dass Schweißnähte mit Elektroden,
wenn sie gut aussehen, auch gut sind.
Das gleiche gilt für WIG- Nähte.

Nur beim Mig-Mag sind Nähte möglich, die gut aussehen und nichts
aushalten.

( Wir verwenden in unserer Schlosserei alle Verfahren.
Es kommt immer darauf an, was es werden soll.)

So ist das Autogenschweißen zu Reparatur 100 Jahre alter Zierblätter
am Schmiedegeländer unschlagbar.

Grüße Bernd

von Bernd F. (metallfunk)


Angehängte Dateien:

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Hier ein aktelles Projekt aus der Werkstatt:

Ein Balkon, ca. 110 Jahre alt.
Komplett ohne Schweißnähte, bis auf ein paar Feuerschweißungen
an den Schnörkeln.

Das Geländer war ja noch recht gut, die tragende Stahlkonstruktion
war unter der Rubrik "Fehlt" einzuordnen.

Grüße Bernd

: Bearbeitet durch User
von Jürgen von der Müllkippe (Gast)


Angehängte Dateien:

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Bernd F. schrieb:
> Hier ein aktuelles Projekt aus der Werkstatt:

Das sieht doch schon gut aus. Tipp: Für evtl. zukünftige aufwendigere 
Verschnörkelungen kann man auch aus Kugeln, aus alten großen 
Kugellagern, Weintraubenstauden herstellen und diese mit ins Geländer 
als Verzierung einschweißen.

Bild: Kerzenständer aus Eisenschrott.

von Manfred (Gast)


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Bernd F. schrieb:
> Grundsätzlich ist es aber so, dass Schweißnähte mit Elektroden,
> wenn sie gut aussehen, auch gut sind.

Das streite ich mal ab! Da ich in der Firma nicht selbst durfte, musste 
Kollege "Mechanikpfuscher" dran, mit viel Strom eine I-Naht angelegt. 
Dauerte wenige Wochen, war das Teil neben der Naht gebrochen.

Ich habe ihn dann genötigt, eine mehrlagige V-Naht zu erzeugen, 
natürlich mit Elektroden, die er nicht mag ... das Teil ist nie wieder 
gerissen.

Bernd F. schrieb:
> Hier ein aktelles Projekt aus der Werkstatt:

Gefällt mir! Ich hatte als Bekannten einen Metallbauer (aka Schlosser) 
und habe immer bewundert, was der mit Winkelschleifer und Schweißgerät 
für tolle Sachen konnte.

Probleme seiner Motorradelektrik und auch mal eine Lötverbindung waren 
aber nun garnicht sein Ding, das kann ich ordentlich. Im Gegenzug hätte 
er mir die Schweißelektrode sofort aus der Hand genommen und mich als 
Dilletant bezeichnet.

Hat wohl einen Grund, dass es Berufe und Ausbildungen gibt.

von Frank (Gast)


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Ich freue mich über die zahlreiche Resonanz auf meine Frage;
das Schweißen von kunstvollen Geländern oder KFZ Spengler sind 
ausserhalb meines Fokus.

Danke für die Tips bzgl. Schweißpositionen, Elektrodenwahl und Lagerung!
Mit geht es um Dinge wie z.B. ein Untergestell für eine Werkbank aus 
Vierkantrohr mit Wandstärken > 2 mm.

Ich werde morgen ein paar Bilder machen und diese hochladen.

MFG

Frank

von Bernd F. (metallfunk)


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Frank schrieb:
> Ich freue mich über die zahlreiche Resonanz auf meine Frage;
> das Schweißen von kunstvollen Geländern oder KFZ Spengler sind
> ausserhalb meines Fokus.
>
> Danke für die Tips bzgl. Schweißpositionen, Elektrodenwahl und Lagerung!
> Mit geht es um Dinge wie z.B. ein Untergestell für eine Werkbank aus
> Vierkantrohr mit Wandstärken > 2 mm.
>
> Ich werde morgen ein paar Bilder machen und diese hochladen.
>
> MFG
>
> Frank

Frank, viel Üben hilft. Probier dich erst mal an Resten des Materials.
Spiele mit Stromstärken und Schweißgeschwindigkeit.

Du wirst sehen, du wirst immer besser.

Viel Erfolg
Bernd

von F. F. (foldi)


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2 mm Material schweißt man üblicherweise nicht mehr mit Elektroden.
Wenn man ein gutes Schweißgerät hat, geht das noch, aber ist schon 
schwierig.

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