Hallo,
wollte den vorigen Thread zum SDS1104X-E nicht hijacken, hier soll es
auch allgemein um Siglent gehen.
Meine Ausgangslage:
Möchte mein erstes Oszilloskop kaufen, bin Hobbyist, habe von meinem Opa
die Grundlagen zur Elektrizität mitbekommen (ab wann machts aua, plus
und minus, Kondensatoren, Widerstände, LEDs, bisschen Transistoren,
Bastelbausätze, Löten) und beschäftige mich seit ca. 2 Jahren wieder
intensiv mit Elektronik, hauptsächlich durch das Arduino Ökosystem inkl.
Wulst getrieben (Überraschung).
Bin wissbegieriger Leser und EEVBlog Anhänger. Zusätzlich Interesse an
Analogtechnik (Opamps, Transistoren, Linearnetzteile).
Scheinbar jeder hat in den vergangenen Jahren das Rigol DS1054z gekauft
und dann gepimpt (=Features freischalten, 100MHz) und bis vor kurzem
wäre meine Entscheidung auch dorthin gefallen.
Das Siglent SDS1104X-E scheint nun "the new kid on the block" zu sein
und viele scheinen begeistert zu sein. Sehr zu meinem Leidwesen, da mir
als Laie das Siglent auch sehr gut gefällt, hält mein "Mentor" überhaupt
nichts davon (Untertreibung des Jahrhunderts).
Punkte die er dagegen hält:
- Siglent ist allgemein Müll
- Siglent rostet
- Software ist Müll und wird nicht gefixt
- Brechreiz bei Siglent Geräten
- Ich soll doch das Rigol DS1054z kaufen, für mich als Anfänger eh egal
Was ich bisher herausfinden konnte:
- Im EEVBlog Forum gibt es einige Threads bzgl. Problemen mit der
Software am SDS1104X-E, die aber allesamt auf Userfehler zurückzuführen
waren
- Irgendwelche Siglent Geräte haben wohl tatsächlich mal gerostet
- Software hat tatsächlich den Ruf, beim Kunden zu reifen scheint aber
beim SDS1104X-E bereits die Kinderkrankheiten überwunden zu haben
- Das SDS1104X-E hat zwei ADCs und damit auch bei Nutzung von 2 Kanälen
noch immer 1GSa/s im Gegensatz zum DS1054z
- Siglent hat den Ruf wohl nicht umsonst, scheint sich aber schon
gebessert zu haben(?)
- Die Hardware der Serie ist für die 200 MHz Variante kaum geeignet,
daher würde ich zur 100 MHz Version greifen (SDS1104X-E)
- SDS1104X-E hat einen Serial Decoder, den das Rigol aber angeblich auch
haben soll?? Logic Analyzer habe ich aber sowieso auch...
- Der Lüfter beim Siglent ist recht laut, das Rigol dürfte aber auch
nicht lautlos sein
Persönlich tendiere ich nach wie vor zum Siglent. Würde ich damit einen
Fehler machen? Welches der beiden Geräte soll ich kaufen?
Danke!
Gruß
L. N. schrieb:> SDS1104X-E hat einen Serial Decoder, den das Rigol aber angeblich auch> haben soll??
Die DSO1000z-Reihe enthält eine Reihe von Softwareoptionen, die entweder
nach Geldeinwurf (d.h. Kauf eines Freischaltcodes) oder auf anderem Wege
aktiviert werden können.
Diese Optionen sind "Serial Decoder", "Advanced Trigger", "Memory
Option" (Verdoppelung des Sample-Speichers) und "Record-Module".
Batronix verkauft die Geräte derzeit inklusive dieser Optionen.
Auf anderem Wege (d.h. nicht per kaufbarem Freischaltcode) lässt sich
auch die softwareseitige Bandbreitenbeschränkung auf 50 bzw. 70 MHz
beseitigen und auf 100 MHz erweitern, denn alle Geräte haben das gleiche
analoge Frontend.
Das Siglent-Gerät ist wegen der zwei ADCs zu bevorzugen, wie gut und
brauchbar die Software im Gerät ist, müsste noch geklärt werden.
An die des Rigols kann man sich gewöhnen, aber auch die hat etliche
Stellen, die man auch anders hätte lösen können. Ich fände die
Möglichkeit, die Menüs rechts und links ausblenden zu können, sinnvoll,
denn dann könnte man mehr vom Signal sehen, statt dauerhaft ca. ein
Fünftel der Displaybreite zu verlieren.
Wenn man sich auf die auf anderem Wege zu besorgende
Bandbreitenbeschränkungsbeseitigung verlässt, kostet das DSO1054Z etwa
100 EUR weniger als das SDS1104X-E.
Der serielle Decoder des Siglent-Gerätes ist den Katalogangaben zufolge
dem des DSO1054Z überlegen, da er auch CAN und LIN decodieren kann. Wer
vorhat, sich damit zu beschäftigen, sollte das berücksichtigen.
Ohne Bastelei auf 100 MHz zu kommen, wäre mir ehrlich gesagt lieber.
Dass Batronix das DS1054z dzt. inkl. Optionen verkauft ist eine gute
Sache, wenn dem nicht so wäre, würde meine Präferenz noch eindeutiger
zum Siglent tendieren. Habe kein Interesse daran, mein Oszi zu "cracken"
o.ä., wer garantiert mir, dass die Funktionalität nach einem
Softwareupdate nicht verloren geht weil die illegalen Keys gesperrt
wurden, o.ä.?
Die 100€ sollen nicht das Entscheidungskriterium sein, insofern ist das
auch kein Argument (für mich).
Mit CAN wollte ich schon mal was machen (habe etliche Transceiver hier)
und LIN hatte ich auch mal am Schirm. Ob der Dekokder das hält was er am
Papier verspricht, steht natürlich wieder auf einem anderen Blatt.
Hmm also meine Tendenz geht noch immer zum Siglent. Mal schauen, wer
sich hier noch aller mit Input meldet.
Danke vorerst mal!
L. N. schrieb:> Ohne Bastelei auf 100 MHz zu kommen, wäre mir ehrlich gesagt lieber.
Das ist nachvollziehbar; ich wollte den "Keygen" auch nicht empfehlen,
sondern nur erwähnen, daß es ihn gibt (was auch Rigol mit Sicherheit
schon lange bekannt ist).
Das Problem beim Vergleich solcher relativ komplexen Geräte ist die
"Software-Haptik", die nicht mit Katalogangaben oder Bedienhandbüchern
dargestellt werden kann. Das ist im Grunde genommen nur mit einer halben
Stunde ausprobieren erfahrbar, am besten im direkten Vergleich beider
Kandidaten.
Der sonst recht umtriebige Dave Jones hat leider in letzter Zeit seine
Schwerpunkte auf banaleres Zeug verschoben (Taschenrechner, Billig-DMMs
etc.), so daß man aus dieser Ecke keinen "Shoot-Out" erwarten kann.
Was Vorlieben in der Bedienung betrifft, bin ich ja noch ein
unbeschriebenes Blatt. Ob es nun gut ist, wenn ich mich an Siglent
gewöhne und das UI Design dann "gut finde", sei mal dahingestellt :-)
In einem Video hat Dave Jones die 1000 oder 1100er Serie von Rigol mit
der aktuellen 1200er Serie von Siglent verglichen und dabei erwähnt,
dass ihm die Position der Tasten und die GUI beim Siglent besser gefällt
als beim Rigol.
Zu einem gewissen Teil ist das bestimmt auch eine individuelle
Geschmackssache, sofern die GUI nicht einfach nur schrecklich ist (was
beim Siglent aber nicht der Fall zu sein scheint).
Ein paar Kleinigkeiten die nerven, hat wohl fast jede Software. Wenn es
in Richtung Perfektion gehen soll, sprechen wir wohl von einer anderen
Preisklasse, daher hab ich auch keine Erwartungen in die Richtung.
Mir würde auch eine halbe Stunde ausprobieren nichts bringen, da ich
sowieso erst die allerersten Gehversuche machen würde, hab noch nie
selber ein Oszi benutzt. Habe allerdings gelesen, dass das Siglent einen
Undo Button für den Auto Button hat, falls man da mal versehentlich
dranlangt ;-) Soll angeblich lebensrettend sein :-)
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