Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Piezo (PKGS-Reihe) Verstärkerschaltung


von Tim (Gast)


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Hallo zusammen,

ich möchte für meinen Piezo Sensor (PKGS-00GXP1-R) eine 
Verstärkerschaltung entwerfen, die es mir ermöglicht bei ca. 3G 
Beschleunigung meinen Spannungsbereich von 0V bis 3,3V zu nutzen.

Hierzu orientiere ich mich am Manual der Murata PKGS Sensoren.
http://www.farnell.com/datasheets/74780.pdf

Schritt 1: charge to voltage transformation, setting HPF
Charge sensitivity: Qg = 0,35pC/G
Capacitance: Cf = 480pF

C1, R1 und den OPV habe ich wie folgt gewählt:
C1 = 330pF
R1 = 15MOhm
OPV: OPA2376AIDGKR

Somit sollte sich eine Grenzfrequenz von ca.32Hz einstellen.
Für Vout komme ich auf invertierte ca.1mV/G.

Nachdem ich diese geringe Spannung nicht mit dem Oszi messen konnte, 
habe ich Schritt 2 des Manuals befolgt: Verstärkung durch Rückkopplung.

Schritt 2: Amplify signal
Für R3 habe ich 20kOhm und für R2 1kOhm gewählt. Dies sollte mir eine 
Verstärkung um den Faktor 21 generieren.

Zum Testen habe ich eine +-1,65V Spannung an den OPV angelegt. Später 
möchte ich ihn nur mit 3,3V und Masse betreiben und das Piezo Signal um 
1,65V einstellen.

Als ich beim Testen keine Spannungen am Oszi messen konnte und nach 
mehreren Versuchen zu keinem Ergebnis kam, wurde ich nachdenklich und 
bin auf die folgenden Punkte gestoßen:

- Kann man die Piezo Sensoren der PKGS Serie einfach so verbauen? Bei 
allen "nicht kommerziellen" Projekten sehe ich immer nur die Piezo 
Discs?!

- Ist mein verwendeter OPV wirklich geeignet?

- Sind die Ströme und Spannungen zu klein, um auf einem Steckbrett 
vernünftig übertragen zu werden?

- Habe ich den Piezo Sensor beim Löten eventuell kaputt gemacht? Kann 
dieser schnell Schaden nehmen?

- Muss ich weitere, eventuell offensichtliche, Dinge beachten?


Ich würde mich über Anregungen, Erklärungen und Tipps freuen, die mich 
in meinem Projekt weiter bringen und die Fehlersuche beschleunigen.


Gruß
Tim

von Achim S. (Gast)


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Wie hast du denn die Beschleunigung/Vibration zum Testen erzeugt?

Bist du sicher, dass du den Sensor in der richtigen Richtung 
beschleunigt hast? War die Frequenz der Vibration deutlich über der 
Grenzfrequenz von 32Hz, auf die du deine Schaltung dimensioniert hast?

von Tim (Gast)


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Hallo Achim,

danke für die Antwort.

Achim S. schrieb:
> Wie hast du denn die Beschleunigung/Vibration zum Testen erzeugt?

Mit einem ungewuchteten Rotor auf einem ca. 100Hz-300Hz Motor.

Achim S. schrieb:
> Bist du sicher, dass du den Sensor in der richtigen Richtung
> beschleunigt hast?

Der Sensor war mittlerweile in jeder nur möglichen Lage montiert :D

von Achim S. (Gast)


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Tim schrieb:
> Mit einem ungewuchteten Rotor auf einem ca. 100Hz-300Hz Motor.

Hast du eine Idee, wie groß die Unwucht ist (damit du die tatsächliche 
Beschleunigung ausrechnen kannst)?

Aber schaun wir mal, ob wir vielleicht anderswo ein Problem finden für 
den Fall, dass das Testsignal passt.


Der OPV und seine Versorgung sollten nach deiner Beschreibung der 
Schaltung eigentlich passen. Was siehst du denn am OPV-Ausgang, wenn du 
"kein Signal" siehst? Liegen tatsächlich 0V am OPV Ausgang? Oder klemmt 
er in der Nähe einer Versorgungsspannung fest? Siehst du eine Menge 
Rauschen, von dem sich das Sensorsignal nicht abhebt? Dann hilft es 
vielleicht, ein Triggersignal vom Motor abzuleiten und die Messung auf 
die "Unwucht zu triggern".

Die weitere Fehlersuche würde ich wohl auftrennen nach Sensor und 
Verstärker.

Um den Sensor alleine zu prüfen würde ich ausnahmsweise mal probieren, 
den im Spannungsmode auszuwerten (also getrennt von Verstärkerschaltung, 
einfach auf den 10MOhm-Tastkopf des Oszis geben). Für quantitative 
Messungen taugt das zwar nichts, aber man sollte zumindest sehen können, 
ob der Sensor noch lebt. Kommt dabei ein Signal am Oszi an? Zur Not 
setze testweise einen nicht-invertierenden OPV-Spannungsverstärker 
dahinter, um die paar mV um 1-2 Größenordnungen anzuheben. In dem Fall 
klemm noch ein paar MOhm parallel zum Sensor, damit der n-inv OPV seinen 
input bias current bekommt.
Sieht man jetzt das Testsignal auf dem Oszi? Wenn sich immer noch nichts 
tut, ist dein Sensor wohl hin.

Zum Test der Verstärkungschaltung würde ich ein Sinussignal über einen 
passenden Vorwiderstand im kOhm-Bereich in den Ladungsverstärker 
einspeisen und schauen, ob das Signal vom Verstärker passend 
aufintegriert wird.

Wenn entweder Sensor oder Verstärker nicht gehen, weißt du, wo du 
weitersuchen musst. Wenn beide gehen, war wohl deine Testbeschleunigung 
doch noch nicht so groß, wie du erwartet hast.

von Henrik V. (henrik_v)


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Zum Testen würde ich mir eine Sensornachbildung bauen:
Die soll etwa 1pC Ladungsverschiebung bei 1kHz erzeugen, und 
idealerweise die Impedanz des Sensors haben.
Ladungsquelle: Einen Spannungsgenerator mit 10pF in Reihen, und zu 
beidem 470pF parallel. Nach Q=C*U mit 100mV~ speisen ..
Die Kondensatoren (ebenso wie Cf) sollten hochwertig (Sehr gut 
isolierend) sein. Mica/Glimmer  oder Poly.

Der OP ist mit 10nA Bias eher schlecht, aber da geht weniger (pA, heute 
sind fA Bias OPs in solchen Anwendungen üblich ). (Bei 15M Rf  150mV 
offset, den ein nachfolgender HP wegbügelt).

1pC ist nicht so viel.. also alles peinlich saubermachen. Pertinax ist 
da auch nicht das PCB Material der Wahl. Den Ladungeingang am besten 
frei in in die Luft hängen. OP Deadbug auf die Platine kleben oder das 
Beinchen hochbiegen, kurzes Drähtchen zur (BNC?)Buchse und Cf/Rf dran. 
Flußmittel abwaschen!

Ich würde den Cf (der die 'Verstärkung' bestimmt) eher kleiner machen. 
<=100pF und den Rf größer.


Achja, Das Anschlußkabel ist da auch schon kritisch :)  Triboelektrische 
Effekte .. Wenn der Ladungsverstärker läuft, die Sensornachbildung ohne 
Generator dran (oder den Sensor in die Luft hängen), das Kabel um den 
Motor wickeln oder vor einen Lautsprecher hängen und wundern :D

Gruß Henrik

: Bearbeitet durch User
von Achim S. (Gast)


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Henrik V. schrieb:
> Der OP ist mit 10nA Bias eher schlecht

??

Ich les im Datenblatt an der Stelle maximal 10pA (und typisch 200fA)

http://www.ti.com/lit/ds/symlink/opa2376.pdf

von Henrik V. (henrik_v)


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Sorry, hast recht, bin im OPA237 datasheet gelandet ....

OP OK :)  Würde aber den 376 nehmen(oder den zweiten OP sauber 
terminieren) und für die letzte Anpassung einen eigenen OP spendieren.

Steckbrett für die erste Stufe vermeiden, eher etwas (GND) Platine an 
eine BNC Buchse , SMD OP deadbug (Ich nehm da gerne einen Tropfen 
Sekundenkleber) und dann Luftverdrahtung. Nochmal: Gut sauberwaschen!

Wenn keine Generator da ist, einfach die Soundkarte nehmen. Audacity 
misst dann auch die Übertragungsfunktion :)

Gruß Henrik

: Bearbeitet durch User
von Pandur S. (jetztnicht)


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Den Piezo nicht gegen GND laufen lassen, sondern gegen Vcc/2 um sicher 
im Eingangsbereich zu sein.

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