Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Sallen Key Simulation


von Nico (Gast)


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Hallo liebe Elektronikfreunde,

ich stehe gerade vor folgendem Problem:
Ich möchte eine möglichst optimale/theoretische Simulation eines
Sallen-Key-Filter durchführen.
Die Berechnungen dazu habe ich schon angefertigt. Anbei der Ausschnitt 
aus Tietze Schenk, der genau meine Berechnung für den ersten Fall 
entspricht.
Das Problem: Führe ich die Simulation aus, habe ich einer Phase von 
-130° genau die durch 1/2piRC berechneten 5kHz, in meiner 
Dimensionierung der Schaltung bin ich aber von fg=7kHz ausgegangen.
Die 7kHz ereicht er genau bei -3dB.
Was genau ist nun meine Grenzfrequenz bzw. was berechne ich mit 1/2piRC 
und sind die 7kHz meine sogenannte 3dB Grenzfrequenz und die 5kHz meine 
"normale" Grenzfrequenz?
Kann ich irgendwie die 7kHz nochmal nachrechen, abseits der 
Dimensionierung?



Vielen Dank schonmal!!!

von Wolfgang (Gast)


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Nico schrieb:
> Das Problem: Führe ich die Simulation aus, habe ich einer Phase von
> -130° genau die durch 1/2piRC berechneten 5kHz, in meiner
> Dimensionierung der Schaltung bin ich aber von fg=7kHz ausgegangen.
> Die 7kHz ereicht er genau bei -3dB.

Bei der Grenzfrequenz eines Filters ist Realteil = Imaginärteil, was 
dann zu 3dB Dämpfung führt. Das Filter, was du aufgebaut hast, ist ein 
Filter 2.Ordnung, d.h. 1/2piRC hat nichts mit der Grenzfrequenz des 
Gesamtfilters zu tun.

von Nico (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Nico schrieb:
>> Das Problem: Führe ich die Simulation aus, habe ich einer Phase von
>> -130° genau die durch 1/2piRC berechneten 5kHz, in meiner
>> Dimensionierung der Schaltung bin ich aber von fg=7kHz ausgegangen.
>> Die 7kHz ereicht er genau bei -3dB.
>
> Bei der Grenzfrequenz eines Filters ist Realteil = Imaginärteil, was
> dann zu 3dB Dämpfung führt. Das Filter, was du aufgebaut hast, ist ein
> Filter 2.Ordnung, d.h. 1/2piRC hat nichts mit der Grenzfrequenz des
> Gesamtfilters zu tun.

Ja, das stimmt, habe es mit dem anderen Fall verwechselt.
Die Grenzfrequenz müsste dann aber über 1/2pisqrt(R1R2C1C2) berechenbar 
sein. hier komme ich aber auch auf unterschiedliche Ergebnisse

von Wolfgang (Gast)


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Nico schrieb:
> Die Grenzfrequenz müsste dann aber über 1/2pisqrt(R1R2C1C2) berechenbar
> sein.
Wie kommst du auf den Wert?

Guck dir z.B. diese Rechnung[1] an. Auf der zweiten Seite ist die 
Übertragungsfunktion so aufgedröselt, dass man Real- und Imaginärteil 
vernünftig getrennt stehen hat (Re: 1-w²R1R2C1C2 bzw. Im: w(R1+R2)*C2).
Bei der Grenzfrequenz müssen beide gleich sein.

[1]
http://www.dr-seifert-online.de/Downloads/NichtinvSallenandKeyTiefHochpass.pdf

von Helmut S. (helmuts)


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Nico schrieb:
> Wolfgang schrieb:
>> Nico schrieb:
>>> Das Problem: Führe ich die Simulation aus, habe ich einer Phase von
>>> -130° genau die durch 1/2piRC berechneten 5kHz, in meiner
>>> Dimensionierung der Schaltung bin ich aber von fg=7kHz ausgegangen.
>>> Die 7kHz ereicht er genau bei -3dB.
>>
>> Bei der Grenzfrequenz eines Filters ist Realteil = Imaginärteil, was
>> dann zu 3dB Dämpfung führt. Das Filter, was du aufgebaut hast, ist ein
>> Filter 2.Ordnung, d.h. 1/2piRC hat nichts mit der Grenzfrequenz des
>> Gesamtfilters zu tun.
>
> Ja, das stimmt, habe es mit dem anderen Fall verwechselt.
> Die Grenzfrequenz müsste dann aber über 1/2pisqrt(R1R2C1C2) berechenbar
> sein. hier komme ich aber auch auf unterschiedliche Ergebnisse

Die Formel
fg = 1/(2*pi*R1*C1*R2*C2)
gilt nur für das Butterworth Filter bei dem der Faktor (3-a)=sqrt(2) 
ist.
Mein Beispiel ist ein Butterworth-Tiefpass mit fg=5kHz.

Für alle anderen Tiefpassfilter ist
fg = K/(2*pi*R1*C1*R2*C2)

K ist die Lösung der Gleichung
K^4 + (7-6*a+a^2)*K^2 -1 = 0


Bei deiner Schaltung ist am Opamp der Plus- und Minuseingang vertauscht. 
Das solltest du in deiner Schaltung korrigieren. In meiner Schaltung ist 
es bereits korrigiert. Damit das Symbol dann trotzdem passt muss man es 
spiegeln.
CTRL-e spiegeln
CTRL-r 90 rotieren

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Bei Hoch- und Tiefpassfiltern n-ter Ordnung gibt es im Wesentlichen zwei
Frequenzen, die sinnvoll als Grenzfrequenz definiert werden können:

1. Die Frequenz, an der die Amplitude auf -3dB (genauer gesagt auf 1/√2)
   abfällt: Das ist die allgemein übliche Definition.

2. Die Frequenz, an der die Phasenverschiebung in der Mitte zwischen den
   Phasenverschiebungen für f=0 und f=∞, also bei n·45° liegt: Das ist
   die mathematisch schlüssigere Definition, was sich u.a. darin zeigt,
   dass die zugehörige Formel für Filter höherer Ordnung meist einfacher
   ist als die der 3dB-Grenzfrequenz.

Für Filter 1. Ordnung fallen beide Definitionen zusammen, für Filter
höherer Ordnung i.Allg. nicht.

Im konkreten Fall ist die Grenzfrequenz nach der zweiten Definition

Die Formel für die 3dB-Grenzfrequenz ist etwas komplizierter, lässt sich
aber ebenfalls berechnen :)


Helmut S. schrieb:
> Für alle anderen Tiefpassfilter ist
> fg = K/(2*pi*R1*C1*R2*C2)
>
> K ist die Lösung der Gleichung
> K^4 + (7-6*a+a^2)*K^2 -1 = 0

Diesen Zusammenhang kannte ich noch nicht. Gilt er allgemein oder nur
für R1=R2 und C1=C2? Für den allgemeinen Fall fällt mit der Nachweis
gerade schwer. Aber vielleicht liegt es auch an der späten Tageszeit :)

von Possetitjel (Gast)


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Yalu X. schrieb:

> Bei Hoch- und Tiefpassfiltern n-ter Ordnung gibt es im
> Wesentlichen zwei

...eigentlich drei...

> Frequenzen, die sinnvoll als Grenzfrequenz definiert
> werden können:
>
> 1. Die Frequenz, an der die Amplitude auf -3dB (genauer
>    gesagt auf 1/√2) abfällt: Das ist die allgemein übliche
>    Definition.
>
> 2. Die Frequenz, an der die Phasenverschiebung in der Mitte
>    zwischen den Phasenverschiebungen für f=0 und f=∞, also
>    bei n·45° liegt:

3. Die Frequenz, bei der die Übertragungsfunktion erstmalig
   in das Toleranzband ein- bzw. letztmalig aus dem Toleranz-
   band austritt -- das ist die Definition, die bei Filtern
   mit Welligkeit im Durchlassbereich (Tschebyschow) üblich
   ist.

von Helmut S. (helmuts)


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Helmut S. schrieb:
>> Für alle anderen Tiefpassfilter ist
>> fg = K/(2*pi*R1*C1*R2*C2)
>>
>> K ist die Lösung der Gleichung
>> K^4 + (7-6*a+a^2)*K^2 -1 = 0

Yalu X. schrieb
> Diesen Zusammenhang kannte ich noch nicht. Gilt er allgemein oder nur
> für R1=R2 und C1=C2? Für den allgemeinen Fall fällt mit der Nachweis
> gerade schwer. Aber vielleicht liegt es auch an der späten Tageszeit :)

Diese Gleichung gilt nur für R1=R2 und C1=C2.

: Bearbeitet durch User
von Nico (Gast)


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Helmut S. schrieb:

> Bei deiner Schaltung ist am Opamp der Plus- und Minuseingang vertauscht.
> Das solltest du in deiner Schaltung korrigieren. In meiner Schaltung ist
> es bereits korrigiert. Damit das Symbol dann trotzdem passt muss man es
> spiegeln.
> CTRL-e spiegeln
> CTRL-r 90 rotieren

Hey, vielen Dank für die ganze Hilfe!!!
Hat mich sehr viel weiter gebracht!

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