Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Auf Radartechnik spezialisieren?


von Thomas_R (Gast)


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Hallo,
ich studiere gerade an der Hochschule München im Bachelor und habe 
bemerket, daß es in meiner Nähe zwei Firmen gibt, die hin und wieder 
Ing. für Radartechnik suchen: ESG in Fürstenfeldbruck (Rüstung) und 
Autoliv in Dachau, beide in Fahrradreichweite. Autoliv zahlt anscheinend 
sogar nach Tarif, wobei es denen im Moment wohl nicht besonders gut 
geht. An der Hochschule gibt es einen Prof. Hiebel, der die Vorlesungen 
"Radartechnik" und "Bildgebende Untersuchungsverfahren" hält. 
Wahrscheinlich gehören Regelungstechnik und "Felder und Wellen" noch zum 
Themenkreis. Davon habe ich jetzt nur Regelungstechnik gehört, aber die 
anderen Fächer kann ich in den nächsten Semestern als Wahlpflichtfächer 
wählen.

Mit Menschen umzugehen ist ganz sicher keine meiner Stärken, deswegen 
bin ich wahrscheinlich auf einer Stelle ohne Leitungsaufgaben und wenig 
Kundenkontakt am besten aufgehoben. Vielleicht wäre eine 
Spezialistenstelle für ein nicht ganz alltägliches Gebiet, auf dem es 
nicht allzuviel Konkurrenz gibt, am besten. Ich möchte auch vermeiden, 
mein komplettes Arbeitsleben bei einem Ingenieursdienstleister zu 
verbringen.

Meint ihr, daß Radartechnik ein lohnendes Gebiet ist, mal angenommen, 
daß ich fachlich damit klar komme?

Danke, Thomas

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Thomas_R schrieb:
> Meint ihr, daß Radartechnik ein lohnendes Gebiet ist,

Naja, was heisst "lohnend" - Wenn du in einer der von dir derzeit 
favorisierten Firmen einen Job kriegst, dann wird's wohl nicht auf 1 EUR 
Basis sein. Und wohl auch nicht auf 450 EUR ;-)
Dafuer hast du aufgrund der Lage sicherlich entsprechen hohe 
Wohnungskosten, die sich negativ auf "lohnend" auswirken; spaetestens, 
wenn du nicht mehr in deiner derzeitigen Wohnung bleiben willst/kannst.
Und es sollte dir klar sein, dass Radartechnik eher nicht dazu verwendet 
wird, um bunte Teddybaerchen besser kuscheln zu koennen.
Das mit den Entwicklungen fuers  "betreute Fahren" wird sich wohl auch 
nicht so "lohnen", wie die olivgruene Entwicklung, vermut' ich mal 
stark.
Wenn dir das alles bewusst ist - warum nicht?

Gruss
WK

von Andreas (Gast)


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Thomas_R schrieb:
> An der Hochschule gibt es einen Prof. Hiebel, der die Vorlesungen
> "Radartechnik" und "Bildgebende Untersuchungsverfahren" hält.

Solche Vorlesungen sind nuetzlich um einen Ueberblick ueber das Thema zu 
bekommen, aber wichtiger ist es m.E. die dazugehoerigen Grundlagen gut 
abzudecken.

> Wahrscheinlich gehören Regelungstechnik und "Felder und Wellen" noch zum
> Themenkreis.

Weniger Regelungstechnik, eher die klassische Nachrichtentechnik, 
insbesondere Hochfrequenztechnik und vor allem digitale 
Signalverarbeitung.

von Thomas_R (Gast)


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Dergute W. schrieb:
> Naja, was heisst "lohnend" - Wenn du in einer der von dir derzeit
> favorisierten Firmen einen Job kriegst, dann wird's wohl nicht auf 1 EUR
> Basis sein. Und wohl auch nicht auf 450 EUR ;-)

Schlechte Formulierung, sorry. Ich habe "lohnend" nicht nur im Bezug auf 
Geld gemeint, sondern auch im Bezug auf vernünftige Arbeitsbedingungen. 
Wenn man schwer zu ersetzen ist, ist der Chef tendenziell freundlicher.

Ich dachte, dass man als Radarspezialist sowohl in der Rüstung als auch 
im autonomen Fahren gefragt ist und man sich deswegen wenig Sorgen um 
den Arbeitsplatz machen muss.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Thomas_R schrieb:
> Meint ihr, daß Radartechnik ein lohnendes Gebiet ist, mal angenommen,
> daß ich fachlich damit klar komme?

Wenn du bei den Firmen als dualer Student reinkommst, dann ja.
Ansonsten ist das eine Nische, wo man  im Fall der fälle 
(Arbeitslosigkeit) wieder woanders als Anfänger anfängt.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Thomas_R schrieb:
> Schlechte Formulierung, sorry. Ich habe "lohnend" nicht nur im Bezug auf
> Geld gemeint, sondern auch im Bezug auf vernünftige Arbeitsbedingungen.
> Wenn man schwer zu ersetzen ist, ist der Chef tendenziell freundlicher.

Irrtum , "schwer zu ersetzen"!

von Rainer Z. (mrpeak)


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Thomas_R schrieb:
> Wenn man schwer zu ersetzen ist, ist der Chef tendenziell freundlicher.

Das ist erfahrungsgemäß stark Chef-abhängig. In sehr kleinen Firmen kann 
man schon darauf pokern. Bei Konzernen eher selten. Gar nicht mal weil 
die Bewerber wie Heu haben, eher weil die Vorgesetzten auch nur 
Angestellte mit entsprechender Mentalität sind. Im Zweifel arbeiten Sie 
gerade selbst am eigenen Absprung... nach mir die Sintflut.

von Thomas_R (Gast)


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Andreas schrieb:
>
> Weniger Regelungstechnik, eher die klassische Nachrichtentechnik,
> insbesondere Hochfrequenztechnik und vor allem digitale
> Signalverarbeitung.

Danke, werde ich mir ansehen.

Rainer Z. schrieb:
> Thomas_R schrieb:
>> Wenn man schwer zu ersetzen ist, ist der Chef tendenziell freundlicher.
>
> Das ist erfahrungsgemäß stark Chef-abhängig. In sehr kleinen Firmen kann
> man schon darauf pokern. Bei Konzernen eher selten. Gar nicht mal weil
> die Bewerber wie Heu haben, eher weil die Vorgesetzten auch nur
> Angestellte mit entsprechender Mentalität sind. Im Zweifel arbeiten Sie
> gerade selbst am eigenen Absprung... nach mir die Sintflut.

War mir nicht bewußt...
Ich hab zu wenig Berufserfahrung um sowas wirklich beurteilen zu können, 
wäre aber trotzdem lieber ein Spezialist für Irgendwas statt von vielen 
Teilgebieten jeweils ein bisschen Ahnung zu haben.

von C. A. Rotwang (Gast)


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Thomas_R schrieb:
> Hallo,
> ich studiere gerade an der Hochschule München im Bachelor und habe
> bemerket, daß es in meiner Nähe zwei Firmen gibt, die hin und wieder
> Ing. für Radartechnik suchen: ESG in Fürstenfeldbruck (Rüstung) und
> Autoliv in Dachau, beide in Fahrradreichweite.

Schau mal in Richtung des Münchers Südens:

+3. Astyx in Ottobrunn 
http://www.astyx.net/radar-assistenzsysteme/automobile-radarsysteme.html
+4. Airbus ottobrunn (ex-Cassidian, Ex-EADS)
+5. IABG Ottobrunn 
(https://jobboerse.iabg.de/engage/jobexchange/showJobOfferDetail.do?jobOfferId=2c9385024790868601479099bc7f000a&j=myjobexchange&organizationUnitId=)

Im weiteren Umkreis, beschäftigt sich in Ulm noch ne Firma mit 
Radartechnik,
Hensoldt (Ex-Airbus, EX-Telefunken): 
https://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/Aus-Airbus-wird-Hensoldt-id40759491.html

IMHO sollte man sich aber nicht auf eine Branche/Anwendung 
spezialisieren wie Radar sondern eher auf eine Technologie die in vielen 
Branchen eingesetzt wird bspw. allg. Mikrowellentechnik mit Anwendungen 
im bereich Kommunikation (Freiraum und Mediumgebunden (Glasfaser, 
Hohlleiter) oder bildgebende Verfahren (Bodenradar, Fernerkundung 
(SAR)).

von Wühlhase (Gast)


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Naja, nur weil dich jetzt ein paar spezielle Vorlesungen interessieren 
heißt das längst nicht, daß du dann darauf festgenagelt bist.

Nimm die Vorlesungen ruhig mit, das Studium ist (auch) dazu da seine 
Interessen auszuleben. Und dann versuchst du es halt bei den Firmen.

Wenn es da nicht klappt: du kannst ja sicherlich nicht nur Radarkram, 
und wer weiß was dich in zwei Jahren noch so alles interessiert wenn du 
erst einmal eine entsprechende Aufgabe bekommst.

Auf Markthypes wie das betreute Fahren würde ich allerdings nicht 
schauen-wer weiß wie lange der Hype noch anhält. Außerdem dürfte die 
Radartechnik da eher noch eines der geringeren Probleme darstellen.

von Paul B. (paul_baumann)


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Radar ist eine Sache, die man lieben muß:
https://www.youtube.com/watch?v=-NzZ1mCNbNA

:)

MfG Paul

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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C. A. Rotwang schrieb:
> +5. IABG Ottobrunn

Dir ist schon klar, das die IABG  bestenfalls ein 
Entwicklungsdienstleister ist. Mit starker Tendenz zum 
Personaldienstleister!

von Radarius (Gast)


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Radar ist eigentlich geklärt und ausgelutscht. War vor 20 Jahren ein 
großes Thema mit DSPs und FPGAs, heute machen das die Intel-Plattformen 
und Microprozessoren in der Automotive. Da wollen jetzt viele rein, aber 
der Markt ist eigentlich zu. Conti und Valeo haben schon Probleme, sich 
da zu etablieren - Valeo probiert das seit gefühlt 10 Jahren!

Inzwischen kommen die Asiaten - auch mit Sony!

Ich mache schon länger nichts mehr mit Radar, kein Bedarf.

von C. A. Rotwang (Gast)


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Cha-woma M. schrieb:
> C. A. Rotwang schrieb:

> Dir ist schon klar, das die IABG  bestenfalls ein
> Entwicklungsdienstleister ist. Mit starker Tendenz zum
> Personaldienstleister!

Sicher das wir von der selben IABG sprechen?
Mag ja sein, das sich die Firma in den lezten Jahren erheblich gewandelt 
hat, aber ich hab die IABG weder als Personal- noch als 
Entwicklungsdienstleister kennen gelernt.

Ingenieur-Dienstleister ist nicht gleich Leihbude und eine Firma die im 
Auftrag von Bundesstaatlichen Institutionen Prüfaufgaben wie den Betrieb 
eine Dauertestzelle zu Gewährleistung der technischen Sicherheit von 
Passagierfliegern betreibt, würde ich keinesfall auf eine Stufe mit 
Brunel und Co stellen.
https://www.flugrevue.de/flugzeugbau/belastungstest-bei-iabg-in-dresden/477363
https://www.windkraft-journal.de/2016/09/28/germanischer-lloyd-bestaetigt-verfahren-der-iabg-fuer-die-erprobung-von-rotorblaettern/92708
https://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=12739.0

Aber vielleicht kannst Du ja detailierter von Deinen persönlichen 
Erfahrungen mit der IABG berichten und wie Du daraus schliesst dass die 
IABG ein Personaldienstleister wäre?!

von Thomas_R (Gast)


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Radarius schrieb:
> Radar ist eigentlich geklärt und ausgelutscht. [...]
> Ich mache schon länger nichts mehr mit Radar, kein Bedarf.

Wenn Du ein Spezialgebiet wählen müßtest, welches würdest Du wählen?

von Johannes S. (Gast)


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Es gibt noch Innosent in Donnersdorf, Nähe Schweinfurt. Das ist auch ein 
nettes Mittelständisches Unternehmen, vielleicht einfach mal Anfragen 
wie die ihren Bedarf so sehen.

von Jürgen W. (Firma: MED-EL GmbH) (wissenwasserj)


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Radartechnik kann man für viele verschiedene Aufgaben brauchen:
* Luft- und Raumfahrt
* Geologie / Geodäsie
* Medizintechnik (auch z.B. Atmungsüberwachung am Bett!)
* Automobiltechnik (77 GHz)

So gesehen wird es immer was zu tun geben. Bitte aber am Ball bleiben, 
d.h. nicht nur ein paar Grundlagenvorlesungen machen, sondern auch 
lesen, was es an Neuentwicklungen gibt.

Aber: Nicht darauf versteifen, auch über den Tellerrand schauen und sich 
mit klassischer Elektronik und Schaltungstechnik vertraut machen, auch 
in Workshops u.ä.: Die Spannungsversorgung und Analogtechnik (Linear und 
geschaltet, OPV, etc. unterhalb 100MHz) wollen auch gemacht werden; 
ebenso Mikrocontroller für Steuer- und Rechenaufgaben (bitte kein AVR 
o.ä. - wenn schon, dann gleich ein Cortex-M4 oder höher) bauen sich 
nicht von alleine.

von Maik .. (basteling)


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Ich sehe in dem bereich in Industrieanwendungen doch noch einiges an 
Möglichkeiten. Dazu gibt es ja mittlerweile auch einiges an integrierten 
mm-Wellen Radarbausteinen - selbst mit integrierten Antennen. Das 
Einstiegshemmnis zur Verwendung sinkt, da der gesamte HF-Teil schon 
komplett fertig sein kann - und man nicht mehr zwingend auf das teuere 
Zusammenbonden von irgendwelchen GaAs Chips oder gehäusten 
Einzelbausteinen und das Entwerfen und fertigen(lasssen) von HF Platinen 
mit Spezialsubtraten angewiesen ist. Dadurch entfällt auch der Bedarf an 
teilweise sehr teuerer Messtechnik.

Andererseit kommt dann der Radarsensor auch aus der 
Applikationsschrifts- Tütensuppe direkt auf die Platine - und das können 
dann wieder viele...

von -gb- (Gast)


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Maik .. schrieb:
> Andererseit kommt dann der Radarsensor auch aus der
> Applikationsschrifts- Tütensuppe direkt auf die Platine - und das können
> dann wieder viele...

zu viele :-)

Inzwischen auch Asisaten. Komplette Micro-Radare aus Shenzen. Dank 
Auslagerung von Entwicklungsaufagben einer Firma aus dem Schwabenland in 
den Jahren 2010 .. 2018. Komplette SW, firmware, Layouts, PCBs, alles 
aus China imporitert und zunächst mal hinexportiert. Jetzt machen die es 
alleine.

von Wohlstand durch Technologie (Gast)


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Georg B. schrieb:
> Dank Auslagerung von Entwicklungsaufagben einer Firma aus dem
> Schwabenland in den Jahren 2010 .. 2018.

Darum gilt es europäisches Know How in allen Bereichen mit allen Mitteln 
zu verteidigen und jeden verdienten Cent zu reinvestieren.
Technologien müssen selbst entwickelt werden und dürfen keinesfalls 
einfach importiert werden, sonst passiert das was mit unseren Daten 
passiert. Mangels Alternativen und rechtzeitiger Initiative hat Europa 
die Kontrolle über die Daten seiner Bürger verloren. Das darf sich nicht 
wiederholen.
Ich will nie wieder hören, dass ein deutscher, französischer oder 
spanischer Entwickler zu teuer ist. Wenn wir uns keine Ingenieure mehr 
leisten wollen, dann verlieren wir vollständig den Anschluss. Unser 
Wohlstand hängt davon ab.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Vergiss die kindlichen Gedanken, du haettest dich nach einer Vorlesung 
spezialisiert ... 2 Wochenstunden waehrend einem Jahr, was mehr als 2 
semestern entspricht sind 100 Stunden, also etwa 3 wochen. Ohne 
Berufserfahrung...

Du hast mal was davon gehoert.

: Bearbeitet durch User
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